Volltext Seite (XML)
678 verbrecherische Weise, welcher sich beeilt, die Ordnung des Alters, der Natur, der Sitte der Makedonier, des Völkerrechtes zn überschreiten. Es steht der ältere Bruder im Weg, welchem von Rechtswegen auch nach dem Willen des Vaters die Regierung gehört; er mag ans dem Wege geräumt werden! — ich werde nicht der erste sein, der durch Brudermord die Herrschaft gesucht hat. Der Vater, alt und seines Sohnes beraubt und allein, wird mehr für sich selbst fürchten, als den Tod seines Sohnes rächen. Die Römer werden sich srenen, werden das Geschehene billigen und es vertheidigen. Diese Hoffnungen sind ungewiß, aber nicht eitel, denn so verhält es sich. Du kannst die Ge fahr von mir abwendcn, indem du die bestrafst, die das Schwert er griffen haben, um mich zu tobten; wenn ihre That gelingt, wirst du nicht im Stande sein, meinen Tod zu bestrafen." 12. Nachdem Perseus seine Rede beendigt hatte, richteten sich die Augen aller Anwesenden auf den DemelriuS, als ob er sogleich antworten würde. Hernach war es lange Stille, da es allen offenbar war, daß er wegen eines Stromes von Thränen nicht reden tonnte. Endlich überwand die Nothwendigkeit selber den Schmerz, da sie ihn ausforderten zn reden, und er Hub also an: „Alle Hülfsmittel, welche früher die Angeklagten gehabt halten, Vater! hat mir der Ankläger vorweggenommen. Durch erheuchelte Thränen zu dem Verderben sei nes Nächsten hat er meine wahren Thränen dir verdächtig gemacht. Während er selber, seitdem ich von Rom zurückgekehrt bin, durch ge heime Unterredungen mit seinen Anhängern Tag und Nacht aus Nach stellungen sinnt, will er den Schein gegen mich erregen, als wenn ich nicht nur ein Auflauerer, sondern ein offenbarer Räuber und Mörder wäre. Er erschreckt dich durch seine Gefahren, damit er seinem unschul digen Bruder eben durch dich schleimiges Verderben bereite. Er be hauptet, nirgends in der Welt eine Zuflucht zu haben, damit ich nicht einmal bei dir ein wenig Hoffnung übrig habe. Mich, der ich umstrickt, allein, hlllflos bin, belastet er mit dem Haß fremder Gunst, welche mehr schadet als nützt. Wie anklügerisch ist schon das, daß er die Be schuldigung dieser Nacht mit der Anklage meines übrigen Lebens ver mengt, damit er einestheils diese, von der du bald wissen wirst, von welcher Art sie sei, durch die andere Haltung meines Lebens verdächtig machte, anderntheils jene nngegründete Beschuldigung meiner Hoffnung, meiner