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674 mehr als durch ihre brüderliche Eintracht ihr Königreich dem meinigcn, dem des Antiochns und eines jeglichen Königs unseres Zeitalters gleich gemacht haben. Nicht einmal das Beispiel der Römer habe ich ver schwiegen, die ich gesehen oder gehört hatte, des Titus uud Lucius Quinctius, die mit mir Krieg gesührt haben, des Publius und Lucius Scipio, welche den Antiochns besiegt haben, ihres Vaters und ihres Oheims, deren beständige Eintracht im Leben auch der Tod besiegelt hat. Weder hat euch das Verbrechen der einen und der dem Verbrechen ähnliche Ausgang von der unsinnigen Zwietracht abschrecken, noch die gute Gesinnung der andern und ihr günstiges Geschick zur Vernunft bringen können. Während ich noch lebe und athmc, habt ihr Beide mit ruchloser Hoffnung und Wunsch über meine Erbe entschieden. Ihr wollt, daß ich so lange lebe, bis ich den einen von euch überlebe, den andern durch meinen Tod unzweifelhaft zum König machen werde. Ihr mögt weder euren Vater noch euren Bruder leiden. Nichts ist theuer, nichts ist heilig, an die Stelle alles Andern ist die unersättliche Be gierde der königlichen Herrschaft getreten. Wohlan, macht die Ohren eures Vaters theilhaftig eurer Verbrechen, kämpfet mit Beschuldigun gen, um bald mit Eisen zu kämpfen; saget öffentlich, was ihr in Wahr heit sagen könnt, oder was euch zu erdichten beliebt, meine Ohren sind geöffnet, welche später gegen die geheimen Beschnldigungen des einen gegen den andern werden verschlossen sein. Da er dieß wüthend vor Zorn gesagt hatte, brachen Alle in Thräncn aus und lange herrschte ein finsteres Schweigen. 9. Daraus Perseus: ich hätte wohl in der Nacht sollen die Thüre öffnen, die Nachtschwärmer einlassen und meinen Hals für das Eisen Hinhalten sollen, weil nur ein begangenes Verbrechen geglaubt wird, und ich höre, wenn schon durch Nachstellungen bedroht, dasselbe was ein Räuber und Weglagerer. Nicht vergebens sagen sie, daß du nur einen Sohn, den Demetrius, habest, und daß ich unterschoben und von einem Kebswcibe geboren sei. Denn wenn ich wie ein Sohn von dir geachtet und geliebt würde, so würdest du nicht gegen mich wütheil, der ich über offenkundige Nachstellungen Beschwerde führe, sondern gegen den, der es gethan hatte, und mein Leben iväre dir nicht so werth los, daß weder die überstandene Gefahr einen Eindruck auf dich machte, noch die bevorstehende, wenn die Nachstellung unbestraft bleibt. Wen^