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671 Hülse, als Gefahr von der Tücke im Innern. Wir haben, ich will nicht sagen Verräther, wenigstens aber einen Spion in unserer Mitte, dessen Leib uns die Römer wiedergcgeben haben, seitdem er Geißel in Rom war, seine Herz haben sie behalten. Die Augen von beinahe allen Makedoniern sind auf ihn gerichtet, und sie glauben, sie werden keinen andern König haben, als den ihnen die Römer geben. Dadurch wurde das schon ohnedem verwundete Gemüth des alten Mannes gereizt, und es gingen ihm diese Beschuldigungen mehr zu Herzen, als sein Gesicht verrieth. 6. Zufällig trat die Zeit der Musterung des Heeres ein; dabei besteht folgende Feierlichkeit. Der Kopf und das Vordertheil eines in der Mitte zerschnittenen Hundes wird zur Rechten, der Hintere Theil mit den Eingeweide» wird zur Linken des Wegs gelegt, zwischen die sem getheilten Opserthier werden die bewaffneten Truppen dnrchgesührt. An der Spitze des Zuges werden vorgetragen die ausgezeichneten Mas sen aller Makedonischen Könige vom ersten Ursprünge an; hernach folgt der König selber mit seinen Kindern, dann das königliche Gefolge und die Leibwache, den Schluß des Zuges bildet die übrige Masse der Makedonier, zu beiden Seiten des Königs gingen seine erwachsenen Söhne, Perseus, der schon im dreißigsten Jahre stand, und Demetrius um fünf Jahre jünger; jener in der vollen Kraft der Jugend, dieser in der Blüthe, die gereifte Nachkommenschaft eines glücklichen Vaters, wenn er vernünftig gewesen wäre. Es war die Sitte bei der Muste rung , wenn das Opfer vorbei war, daß das Heer in zwei Schlacht reihen getheilt zu einem Scheinkampf gegen einander rannte. Die zwei königlichen Prinzen wurden zu diesem Kampfspicl zu Anführern ernannt; übrigens war es nicht nur ein Bild des Kampfes, sondern, gleich als ob um den Thron gekämpft würde, so rannten sie gegen einander, und viele Verwundungen mit Pfählen fanden statt, und außer dem Eisen fehlte Nichts zu dem Bilde eines ordentlichen Kampfes. Die Abtheilung, welche unter Demetrius stand, hatte bei weitem die Oberhand; da das Perseus übel empfand, freuten sich seine verständi gen Freunde und sagten, gerade dieser Umstand werde Veranlassung bieten, den Jüngling zu beschuldigen. Jeder hielt an diesem Tage ein Gastmaht mit seinen Genossen, welche bei dem feierlichen Aufmarsch waren zugegen gewesen, da Perseus, von Demetrius zum Gastmahl eingeladcn, es abgelchnt batte. An dem scstlicbcn Tage verleitete die