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609 ihr nicht vorbeugt, Quinten, so wird dieser am Hellen Tage gehaltenen und gesetzmäßig vom Consul berufenen Versammlung eine nächtliche gleichkommen können. Jetzt fürchten euch jene, die Einzelnen die Ge- sammthcit, während ihr mit einander taget; bald, wenn ihr euch in eure Häuser und auf das Land zerstreut habt, und jene zusammen kom men, werden sie zugleich über ihre eigene Rettung und euer Verderben rathschlagen, dann werdet ihr vereinzelt die Gcsammtheit fürchten müssen. Also jeder von euch muß wünschen, daß alle die Seinigen eine gute Gesinnung haben. Wenn Einen die Wollust, der Wahnsinn in jenen Abgrund hinabgeriffen hat, so muß er urtheilen, er sei nicht der Scinige, sondern er gehöre zu jenen, mit welchen er sich zu jeder Unthat und Schandthat verschworen hat. Ich bin nicht ganz ohne Sorgen, daß auch einer von euch aus Jrrthum straucheln mag. Denn Nichts ist dem Acußern nach trügerischer als verkehrte Gottesverehrung. Wo das heilige Wesen der Gottheit zum Vorwand genommen wird, da durchdringt die Furcht das Gemüth, daß wir durch Bestrafung mensch licher Frevel etwas vom göttlichen Recht, was beigemischt ist, verletzen mögen. Von diesem Gewissensscrupel befreien euch unzählige Be schlüsse der Oberpriester, Senatserkenntnisse, endlich Bescheide der Opferbeschauer. Wie oft ist zu den Zeiten unserer Väter und Groß väter den Obrigkeiten der Auftrag gegeben worden, sie sollten keinen fremden Gottesdienst dulden, sie sollten Opserpriester und Wahrsager vom Markte, von der Rennbahn und der Stadt fernhalten; sie sollten die Schriften der Wahrsager aufsuchen und verbrennen; alle Anlei tung zum Opfern außer nach römischem Brauche abschaffen. Denn es urtheilten jene im göttlichen und menschlichen Rechte erfahrenen Män ner, daß Nichts so sehr die Auslösung des Glaubens befördere, als wo nicht nach vaterländischer, sondern nach fremder Sitte geopfert würde. Das habe ich geglaubt vorausschicken zu müssen, damit nicht etwa Aberglaube eure Gemüther beunruhigte, wenn ihr uns die Opfer stätten der Bacchusfeier zerstören und die ruchlosen Versammlungen auseinander jagen sehet. Wir werden Alles mit dem Beistand und der Hülse der Götter thun, welche, weil sie unwillig waren, daß ihre Heiligkeit durch Verbrechen und wollüstige Handlungen besudelt wur den , diese aus verborgener Finsternis; au's Licht gezogen haben i und LiviuS. IV. Vd. 41