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Sächsische Volkszeitung : 20.08.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193808202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19380820
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19380820
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-08
- Tag 1938-08-20
-
Monat
1938-08
-
Jahr
1938
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 20.08.1938
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Sonnabend/Sonntag. 20./21. August 1988 Süchstfche Vvlkszettung Nummer 198. Seite 8 MM—SSSMSSSSSS Gin Vorkämpfer des Auszendeutfchtums um das Jahr jvVO Dor einigen Wochen fand in Hildesheim die Neunhundert» jahrseier zu Ehren des Andenkens an Bischof Godehard statt. Die deutsche Geistesgeschtchte der Gegenwart ist gekenn zeichnet durch eine Ncubestnnung auf die Quellen des deutschen Wesens in der Geschichte. -„Zurück zu den Quellen!" Mehr noch als zur Zeit des Humanismus gut dieser Ruf in unserer Zeit. Die glänzenden Epochen der Vergangenheit unseres Vol kes mit ihren überragenden Führergestalten sinden heute in allen Volkskreisen eine lebendige innere Anteilnahme, wie man sie — abgesehen vielleicht von der Zeit der Romantik — bisher kaum kannte. Auffallend ist bei dieser ehrfürchtigen und volksbewußten Hinwendung zur grossen völkischen Vergangenheit nur eines: Man übersieht zu leicht und unterschätzt die Kulturleistungen und die Kulturgestalter der Jahrhunderte, in denen sich Deutsch tum und Christentum auf germanischem Boden erstmalig begcg- neten. Noch fehlte der sichere Matzstab, an dem die Person und das Werk eines Karls des Grohen, Ottos des Grotzen, Hein richs II. des Heiligen, eines Bischofs Bernward, einer Ros witha von Gandersheim, eines Bischofs Godehard — um nur wenige Namen herauszugreifen — zu messen sind. Mangels eines solchen Maßstabes wahren viele deutsche Zeitgenossen die sen mächtigen Kulturgestaltern und ihren Leistungen gegenüber einen ungerechtfertigten Abstand. — zum Schaden der geistigen Vertiefung unserer völkischen Kultur. Mit anderen Worten: Viele Deutsche, die bewußt aus den Quellen des völkischen Wesens leben, wissen nichts anzufangen mit jener Epoche, die wir als die romanische bezeichnen. Das Gesagte wird an einem kleinen Beispiel deutlich: der 900. Todestag des großen Hildesheimer Bischofs Godehard, am 8. Mai 1V38 ist von der deutschen Oeffentlichkeit kaum be achtet worden, während Gedenktage viel geringerer Bedeutung in der gesamten deutschen Presse Widerhall fanden. Das ist um so ausfallender, als Bischof Godehard, der um das Jahr 901 zu Altaich an der Donau (Vaycrn) geboren wurde, zu den Freunden und Vertrauten Kaiser Heinrichs II. gehörte und nicht nur um die deutsche Kultur, sondern auch gerade um das Grenzlauddeutschtum hervorragende Verdienste hatte. Dafür einige Beispiele: Daß sich etwa 33 Kilometer südöstlich von Hersfeld (Fulda) ein nach seinem Namen genanntes Dörfchen Gotthards findet, ist leicht zu verstehen: Godehard, seit VW Abt des Bcncdiktinerklofters Niederaltalch (Bauern), wurde im Fahre 1008 von Heinrich II. beauftragt, das Kloster Hersscld- Fulda zu reorganisieren. In Hersfeld ebenso wie in Nie- dcraltalch und Tegernsee entfaltcte Godehard eine — auf nahe zu allen Gebieten der damaligen Wissenschaft und Kunst, Archi tektur und des Kunsthandwerks, Verwaltung und Wirtschaft, noch mehr frcilick der Erziehung und Seelsorge, — kultur schöpferische Tätigkeit von erstaunlichem Ausmaße. Der Kunst geschichtler Sighart nennt Godehard einen der größten Bau herrn und Baumeister, die aus Bagern hervorgegangen seien. Als Abt von Hcrsfeld soll er. nach zeitgenössischen Berichten, tätig mitgcholfen haben, Steine, Holz und Mörtel heranzuschaf- fcn. Unter Godehard entwickelte sich in Tegernsee die (schon vorher bestehende) berühmte Glashütte zu Tegernsee, deren Gemälde in alle deutschen Lande kamen: er überwachte persönlich den Fortschritt der Kunst des Erzgusscs, sa sogar die Pcrgamentgerberel nnd die Tintenbcreltnng. Das Pergament und die Tinten von Tegernsee wurden bald so berühmt, daß sie eine gesuchte Handelsware wurden. Unter ihm schufen der Klosterdichter Froumund und höchstwahrscheinlich auch der un bekannte Dichter des Heldenliedes „Ruodlicb" Ihre Werke. In Hcrsscld, dessen Kloster Godehard sieben Jahre nebenamtlich leitete, stehen heute noch die gewaltigen Ruinen der einst so majestätischen Stiftskirche. Auffallender ist. daß gerade Im deutschen Grenzlandgebiete der Name Godehards im mer wieder auftaucht. Der St. Gotthard bezeichnet eine Grenze zwilchen deutscher und welscher Schweiz; Szent Gotthard an der südöstlichen Grenze des deutsch-österreichi schen Burgenlandes gegen Ungarn bezeichnet eine Grenze zwi schen Deutschtum und Madjarentum; zwischen Beuthen und Kö- Gedanken übe« Bischof Godehard / Von Professor Otto Urbach nigshlltte, also im deutschen und polnischen Grenzgebiet, gibt es einen Gotthards-Schacht; und noch einmal taucht ein „G o t t h a r d s" be r g im schlesisch-böhmischen Grenzgebiet, nördlich vom Hohen Iser Kamm und westlich von Hirschbcrg auf. In Vorst (Rheinland) bei Krefeld, unweit der holländischen Grenze, besteht seit vielen Jahrhunderten eine „Litanei vom Heiligen Godehard". In Norditalien, das ja während des Mit telalters lange Zeit zum Reiche gehörte, namentlich in Mailand und Genua, gibt es St. Gotthard-Kirchen. Als Seltsamkeit mag noch erwähnt werden, daß in einem Dorfe Arnöke in franz. Flandern, zwischen Dünkirchen und Hatzcbrouk, die Le gende geglaubt wird, Godehard (flämisch Göewart) sei dort — vor seiner Berufung als Abt von Niederaltalch — zwei Jahre Pfarrer gewesen. Gegen Hüftweh und unheilbare Krankheiten verwendet man dort seltsamerweise noch heute rine Anrufung zum heiligen „Gocwart!" Wie ist diese Verehrung des Bischofs Godehard säst Im ganzen volksdeutschen Grenzlande — zu dem einst ja auch Arnöke gehörte — zu erklären? Godehard hat als Abt Niederaltaichs unermeßliche Verdienste nm die Urbarmachung u. wirtschaftliche Aufschließung namentlich der bäurischen Ostmark. Sümpfe und Urwälder verwandelte er in Ackerland. Wein berge, Obstpflanzungen, Gärten und Fischteiche legte er an. Unter drei Kaisern und Königen — Otto III., Heinrich II. und Konrad II. — war er einer der maßgebenden Männer des Reiches. Heinrich II., der in der kaiserlichen Pfalz Grona (Grone) an der Leine, unweit Göttingens, residierte, berief ihn 1022 als Nachfolger Bischof Bernwards. Auf der Kai- In diesem Jahre, da Sachsens alte Bergstadt Freiberg das Jubiläum der 750 Jahre sächsischen Erzbergbaus feiert, mag es erlaubt sein, die Erinnerung zu wecken an die ersten deutschen Bergleute, die vor vierhundert Jahren n a ch Amerika kamen. Es waren sächsische Bergknappen; einige von ihnen hatten in dem nahe der Grenze liegenden Ioachimsthal in Böhmen ihre Arbeitsstätte. Sic sind es ge wesen. die in Amerika als erste Erzvorkommen bergmännisch erschlossen. Akten, die das sächsische Hauptstaatsarchiv ausbe- wahrt hat, berichten von dieser abenteuerlichen Fahrt sächsischer Facharbeiter in eine eben erst entdeckte Welt . . . Der indische Handel der Welser Es ist nicht allgemein bekannt, daß an der wirtschaft lichen Erschließung der von den Conquistadoren für die spanische Krone gewonnenen Länder in der Neuen Welt sich in recht beträchtlichem Umfange die deutschen Handelshäuser der Fug ger und Welser beteiligt haben. Diese Augsburger Millionäre, Kaiser Kärl des Fünften verläßliche Finanzberatcr, witterten in den Entdeckungen jenseits des Weltmeeres die Möglichkeit großer Geschäfte. Während sich aber die Fugger vorsichtig zurückhtcltcn, interessierten sich die Welser mehr und mehr für den „indischen" Handel. (Kolumbus glaubte ja, in Indien gelandet zu sein; so nannte man die Bewohner des neuen Erdteils „Indianer", die für die Verwaltung der neuen Gebiete zuständige spanische Behörde hieß der „Indienrat".) Der Rück schlag in den indischen Geschäften hat schließlich den Anstoß zum Zusammenbruch des Handelshauses -er Welser gegeben. Von den Unternehmungen der Welser in Amerika ist am bekanntesten die Erschließung Venezuelas, die aus einem am 27. März 1528 mit der spanischen Krone geschlossenen Ver trage beruhte. (Daß Kaiser Karl V. Venezuela den Welfern als Faustpfand für erhaltene Kredite überlassen habe, ist eine serpflaz Grona fand die Dischofsweihe statt. Hildesheim war damals im ganzen Abendlands berühmt durch die herrlichen Kunstwerke seiner Erzgietzcr, Goldschmiede, Paramentensticker- innen, Glasmaler und Buchschrciber. Zahlreiche prächtige Kir chenbauten Bischof Godehards in Stadt und Land Hildesheim überdauerten die seither verstossenen mehr als neun Jahr hunderte und sind steinerne Zeugen der gewaltigen romanischen Zeit. Mit Godehard erreicht die sog. bernwardinische Kunst epoche den Höhepunkt. — Obwohl Godehard nicht „Staats mann" im eigentlichen Sinne ivar, wie z. B. Willigis oder Godehards Lehrer — der im „Nibelungenliede" erwähnte — Bischof Pilgrim von Passau, wurde er mit mancher politisch bedeutsamen Mission betraut. König Konrad II. besuchte ihn nachweislich am 18. Januar 1025. Godehards Schüler und späterer Vertrauter, der Einsiedler Günther, war im östlichen Grenzlande des Reiches — namentlich in Böhmen — und im be nachbarten Ungarn als Missionar tätig; er spielte in den Krie gen Heinrichs III. gegen die Böhmen die wichtige Rolle eines Vermittlers. Godehards Rcformbestrebungen und seine aufs Praktische gerichtete Rührigkeit, sein schöpferischer Kunstsinn und seine Volkstümlichkeit, seine Sorge um die Erziehung und Ausbil dung des Nachwuchses und seine ausopferungsbereite Hingabe an das Reich machten Hildesheim für Jahrzehnte zu einem kul turellen Mittelpunkte des Reiches. Namentlich die Grenzland- deutschen erfuhren — im völkischen Daseinskampf — die Seg nungen dieser Wirksamkeit. Von diesem Kuliurmittelpunkte aus waren durch die Persönlichkeit Bischof Godehards unzer reißbare Vcrbindungssädcn gesponnen nach Niederaltalch, Kremsmiinstcr, Tegernsee und Hersfeld. Von dort aus zogen die Männer, die das Grenzlanddeutschtum zu betreuen hatten, Die für die kommenden Jahrhunderte segensreichste Tatsache war aber dis, daß durch die überragende Persönlichkeit dieses Mannes gleich in den Anfängen des ersten Reiches zwei mäch tige deutsche Vruderstümme — die Bagern und die Niedersachsen — geistig zusammengeschlossen wurden. Fabel.) Viel bedeutsamer als das Unternehmen in Venezuela, das zwar von geschichtlicher Bedeutung siir Südamerika, wirt schaftlich betrachtet aber für die Welser ein Verlustgeschäft war, ist der Anteil am Handel mit der Neuen Welt siir das Augs burger Haus gewesen. Seit 1525 besaßen die Welser das kaiser liche Privileg, das ihnen für den Verkehr mit den überseeischen Gebieten alle Rechte zucrkannte, welche den spanischen Unter tanen zustandcn. In dem dann folgenden Jahrzehnt bis 1535 haben die Welser ein Sech stel des gesamten Schiffs verkehrs zwischen Spanien und der Neuen Welt beherrscht. Zeitweise segelte sogar ein Drittel aller aus diesem Wege ver kehrenden Schisse unter der Flagge der Welser. Einer dieser Schissstransporte war die U e b e r s ü h r u ng von fünfzig deutschen Bergleuten nach Santo Domingo. Sie wurde 1528 in einem Vertrage vereinbart, den der Beauftragte der Welser. Hieronymus Sailer, in Sevilla mit der spanischen Krone schloß. Die deutschen Bergleute soll ten als Lehrmeister und Vorarbeiter siir die Kolonisten und die eingeborenen Hilfskräfte dienen. Die Anwerbung der Berg leute im sächsischen Erzgebirge und im benachbarten Ioachims thal führte Hieronymus Waltherr durch, der Vertreter de« Welser-Hauses in Leipzig. Die erste deutsche Frau in Amerika Es spricht für den hohen Rus, den schon damals der säch sische Bergbau in ganz Deutschland genoß, daß die Beauftrag ten des Augsburger Handelshauses die für Amerika bestimm ten Bergleute gerade in Sachsen anwarbcn. Und eg bezeugt den Wagemut und die Unternehmungslust, die den obersäch sischen Stamm von jeher ausgezeichnet haben, daß es ohne Schwierigkeit gelang. 40 Bergleute für ein so ungewöhnliche» und unter den damaligen Reisevcrhättnissen auch gefahrvolles Unternehmen zu gewinnen. Mußten sich doch die Vergleute ver- pslichten, während der Ucbersahrt als Matrosen und notsall» auch als Kriegsleute Dienste zu tun . . . wachsen begannen Amerikas Bergbau Vor HOO Jahren halfen Deutsche bei Erschließung der Schätze der Neuen Welt Stuhlweiszenburg / Aug-»"*"""" In Stuhlweißenburg, ungarisch Szekesfehervar, ist wie eine Besiegelung großer Geschichte, wie ein Mal der Rückbesin nung auf sie, ein hochragendes Reiterdenkmal des heiligen Königs Stephan enthüllt morden. Keine Stadt in Ungarn ist mit dem Leben und den Taten dieses Herrschers so eng ver bunden wie Stuhliveißenburg, um keine auch rankt sich inniger die Erinnerung, das lebendige Wissen eines Volkes um den Ruhm und die Fülle seiner Vergangenheit. Außerhalb Ungarns ist es wohl wenig bekannt geworden, was diese Stadt, die heute das schlichte Dasein einer Mittelstadt, einer Stadt im Lande, führt, für Ungarn selbst bedeutet, für ein Volk und einen Staat, die so stark sich an die Tradition gebunden und Ihr verpflichtet fühlen, die aus der Geschichte wirkende Kräfte und Antriebe als Welser an den Weg in die Zukunft stellen. Früher als Budapest die lange schon weitaus größere Stadt, ist Stuhlweißenburg eine der echten Kulturstäten und Kraft- guesten des Landes gewesen. Stets blieb dieses Gedenken leben dig im Lande, ob sich auch das Gewicht der Gegenwart ver lagerte; denn es war die Stadt des Königs und Heiligen Stephan, sie verwahrt in silbernem Schrein die Reliquie seines Hauptes, sie erhielt das erste Mahnmal an die Helden des ,roßen Krieges unter den Städten des Landes. Nächst der Landeshauptstadt Budapest, erst seit einem guten Jahrhundert unbestritten das geistige Zentrum Ungarns, ist keine andere Stadt so reich an Denkmälern, sichtbaren un unsichtbaren. An den Nationaldichter der Magyaren, den großen Lyriker und Freiheitssänger Alexander Petöfi, erinnert eine Marmortafel an dem Hause, In dem er arbeitete. Die mächtige Kathedrale, errichtet zu Ehren des weit Uber die Grenzen der Heimat hinaus berühmten Bischofs Ottokar Prohaszka, sucht schon rein in den Maßen ihresgleichen auf dem Kontinent. Gewaltig wölbt sich ihre Kuppel über die Stadt und das fruchtbare Land (nlt seinen Gärten und Weinbergen. Reich sind die Ernten um Stuhlweißenburg an Korn und Wein, unter den Städten des Landes ist sie die Stadt der Blumen. In aste Welt gehen von hier die bunten zarten Kinder Floras aus; es ist noch nicht lange her, daß die Stadt London aus Stuhl- weißenburg sich die Blütengewächse kommen ließ, die ihren Hyde-Park schmücken sollen. Diese Stadt, nur eine Bahnstunde von Budapest ent fernt, tn der Mitte des westungarischen Seengebietes gelegen, nicht gar so fern des mächtigen Balaton, des Plattensees, schöpft heute wie seit tausend Jahren ihre stete Lebendigkeit aus der ruhigen Fülle und Dauer des ungarischen Landes. Sie ist eine der ältesten Städte des Landes, viel ist Uber sie gekommen, Zerstörung und Fremdherrschaft, nicht viel erinnert also mehr an ihre größten Zeiten. Sie erlebte diese Römer siedlung, als Stephan der Heilige am Werke war, Ungarn zu einem Staat eigenen Gepräges zu machen und diesen Staat in das geistige und politische Gefüge des Abendlandes ein zureihen. Im überkommenen lateinischen Namen Alba Regia ist der Sinn des Königlichen enthalten. Die Römer, die Herr scher Pannoniens, gründeten hier eine Kolonie, die erobernden Ungarn sanden das Land wohl geeignet für die Jagd, siir den Fischfang und den Ackerbau, und daher nahm ihr Fürst Arpad es in Besitz für sich und seine Erben. Dann machte König Stephan um das Jahr 1000 die wachsende Stadt zu seiner Resi denz, hier hielt er Hof, erbaute sich seinen Königspalast und eine Basilika, eine Krönungskirche, die er reich ausstattete. Es ist noch nicht lange her, daß Reste dieser Bauten in Stuhl weißenburg der Erde entrissen wurden; immer wieder im Laufe der Jahrhunderte stand der Feind vor dieser Stadt, mehrere Male wurde sie fast bis auf den Grund zerstört. In einem halben Jahrtausend wurden hier mehr als 30 Könige und Königinnen von Ungarn gekrönt. In ihrem alten Mauerring fanden 29 große Reichsversammlungen statt, unter ihnen die berühmte des Jahres 1222, während derer König Andreas II., vor der berühmten Magna Charta Englands noch, mit der „Goldenen Bulle" seinem Volke die erste europäische Verfassung gab, durch die die Rechte des Königs gegen die seiner Untertanen abgegrenzt wurden. Dann kam die Türken zeit auch über diese Stadt. Soliman der Große eroberte sie im Jahre 1543, und es sollte anderthalb Jahrhunderte mähren, bis die Türkensieger von Wien auch Stuhlweißenburg wieder dem Islam entrissen. Der 250. Jahrestag dieser Befreiung ist kürzlich feierlich begangen worden; ein großes Rclies wurde aus diesem Anlaß enthüllt, eingefügt in die Mauern des Fran ziskanerklosters, das eben an der Stelle heute steht, wo einst der Königspalast sich erhob. In diesem Königsschloh ist Emerich (Imre) geboren wor den, der fromme Sohn des heiligen Stephan, früh gestorben im Rufe der Heiligkeit, kurz bevor ihn der Vater zum König krönen lassen wollte. Mit dem Vater ist er im gleichen Jahre heiltggesprochen worden. Die Jugend Ungarns sieht in diesem Königssohn ihren besonderen Patron und Beschützer. Die Mon golen haben auf ihrem Gewaltzuge durch Europa vergeblich diele Stadt, wenige Jahre nach Stephans Tode, berannt. Kaiser Maximilian, der letzte Ritter, hat sie einmal eingenom- men, und im Jahre 1001 erstürmte sie ein christliches Heer, das gegen die Türken kämpfte; die fast vollständige Vernich tung der Stadt war die Folge. Maria Theresia, die große Kaiserin, hat viel für die Stcrdt getan; sie war es auch, die hier ein Bistum gründete, die den Bau des Barock-Doms, dem heiligen Stephan geweiht, förderte. Größe und Vernich tung, Steigen und Fall, Glanz und lange bauerndes Elen hat Stuhlweißenburg erlebt in seiner tausendjährigen Ge- schichte. Und solche Schicksale sind es, die Städte einem Volke fest ans Herz legen. Im übrigen aber waren die Bedingungen des in Leipzig mit Hieronymus Waliherr geschlossenen Vertrages für. die Bergleute sehr vorteilhaft. Es wurden ihnen die gleichen Bedin gungen zugesichert wie den in den Minen von Galicien (Nord- westspanien) tätigen Bergleuten. Deutsche Bergknap pe» haben also damals im 10. Jahrhundert auch in Spa nien gearbeitet, zweifellos um den dortigen Erzbergbau nach deutschem Muster zu verbessern. Die nach Amerika gebrachten Bergleute sollten nach dem Vertrage aus allen Inseln und «n allen kolonialen Provinzen nach Erzlagerstätten forschen uno zu deren Erschließung beitragen. Je nach der Art der Arbeit sollte von einem Vertreter der Vergleute und einem Vertreter der Welser an Ort und Stelle der Anteil der Bergleute am Gewinn festgesetzt werden. Einer der Bergleute muhte sich verpflichten, seine Frau mit nach Santo Domingo zu nehmen, damit ,-ie Gesellen aste Kochens und Waschens halben einen tröst von ihr haben möchten". Diese Vergmannsfrau, die die abenteuerliche Fahr? nach der Neuen Welt mitgemacht hat, ist, soweit uns Berichte vorliegen, die erste deutsche Frau gewesen, die nach Amerika kam. 109 statt 1900 Gulden . . . Goldene Berge hatten sich die sächsischen Bergknappen offenbar von Amerika versprochen. In einer nach ihrer Rückkehr an das Gericht gesandten Eingabe erklären sie, daß sie gehofft hätten, in Amerika bald 1000 Gulden verdienen zu können. Die Wirklichkeit war freilich ganz anders. Wie so viele deutsch« Amerikafahrer späterer Zeit wurden auch diese ersten schon bitter enttäuscht . . . Im Herbst 1528 waren 24 und im Frühjahr 1529 25 Berg leute von Leipzig nach Sevilla abgefertigt worden. Im Oktober 1529 lief die Welser-Flotte unter -em Befehl von Nikolaus Feder mann aus Ulm, dem Pionier des deutschen Koloni- sationsversuchs in Venezuela und Entdecker Neu-Granadas (heute: Columbien) von Sevilla nach dem Westen aus. Feder mann ermähnt in seiner „Indianischen Historia" ausdrücklich die Bergleute. In Santo Domingo wurden sie durch Sebastian Rentz, den dortigen Faktor der Welser, in Empsang genommen und weitergcleitet. Zur Erschließung welcher Erzvorkommen die sächsischen Bergleute im einzelnen eingesetzt worden sind, erwähnen die Akten nicht. Doch spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Cotoy-Minen aus der Insel Espanola zu den von den sächsischen Knappen erschlossenen Erzvorkommen gehörten. Wenigstens waren die Welser noch 1550 an diesen Kupfer minen beteiligt. Auch ist anderweit bezeugt, daß die Entdeckung der Minen durch einen ersahrcnen deutschen Bergmann erfolgt ist. Auch die Silbergruben von Zultepeque in Mexiko, die schon bei Eindringen der Spanier den Eingebo renen bekannt waren, sind nach dem Zeugnis spanischer Quel len von deutschen Bergleuten ausgebaut worden. Die Annahme liegt wohl nicht sern, daß auch hier die von den Weisern nach
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