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Kskkss ISsttck »rirek Lrstklasslß« Qualltü^sn bMlxst Cigsns mocisrns 6 ro Ü rü s ts ns i Orksr psstr 0rv»«lvv, Varkau? nur ^ovannvrrlraav S lUSK« aso-8p!»tr) r»I»fon 1VVS1 SS. Fortsetzung. Er setzte sich zu ihr hin, und das Erbarmen für sie, aber auch, weil er sich zumindest vor seinem Herrgott gradso tief hat nunterducken wollen wie die Stasi er zählte er der erschütterten Frau von der Schlacht, die er nicht hatte vergessen können. Wie er nach dem Kämpfen, als schon keine Gefahr mehr war, dennoch den Serben ge würgt hat. Auch über Stasi lief ein Erschauern. Solch ein Er barmen war jetzt in ihr, daß es ihr fast das Herz und die Seele gesprengt hätte. „Ich mein' aber", sagte sie, als er verstummte, „so ein Krieg, der braucht schon eine Wut; dös kann nur grad unser Herrgott wissen, wieviel Wut als der braucht; da kann man mit'm richtigen Aufhörn net mehr parat sein." Wastl lieh auch jetzt noch nicht seinen Blick aus dem ihren. „Dös derfst schon glauben'' und ein lastend-tiefer Ernst verlieh jedem seiner Worte oesonderen Nachdruck — „du derfst es schon glauben, mich g'reut's. Mancherlei g'reut mich in dera Stund." Stasi legte dem Manne die Hand auf die Hand, und dies war zwischen ihnen wie ein Schwur. Tief auf atmete der Wastl. Seine Reue, die war schon aut, und die blieb. Und gut war, dah er die Zenzi lebendig hat aus seinem Hause gelassen; dah er den Schorsch hat können wie ein Bruder bedenken. Gut auch war es, dah die Stasi selber beim Bürgermeister gewesen ist. „Noch is net der letzte Tag mit uns zwei", sagte er, und er lacht«. Wie er abermals die Hand nach ihr ausstreckte, pochte Stasi noch immer das Herz zum Springen. Mit einem Jubeln schloß sie die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich. Wenn Wastl in den nächsten Tagen auf seinen Feldern werkte, kiel ihm oftmals ein, wie derweil die Stasi waltete im Hause; er wandte ein Atemholen lang den Kopf nach den Stubenfenstern. Sooft er an st« dachte — vielmals im Tage —, gärte ihm das Blut in Dankbarkeit und Glück. Wahrhaftig, gut ist es schon, dah sie seine Bäuerin war, diese Blitzsaubere, diese Fleißige und Aufrechte. Er lächelte vor sich hin; jetzt haben sie schon wirklich um einander gewußt. Da haben die im Markt reden dürfen, so viel es ihnen gelüstet. Der Zenzi ihre Wut — über die freilich haben die Leute boshäftig gelacht. Ein Gesinde, das von einem großmächti» gen Hof gejagt ist, das hat allemal was zum Erzählen; das ist schon so, seit die Welt Bauernhöfe hat und schlechte Alm dirnen und Knechte. Und der Bürgermeister hat am Biertisch erzählt, wie die Stasi bei ihm vorgekommen ist — und daß in wenigen Tagen auf ihr Verlangen ein neuer Gefangener werd auf ziehen bei ihr.... Wie doch die Stasi das Bübel anlockte und hegte — und letztens am vesten ihn selber — und die Blumenstöcke! am Sims — alles Lebendige! Sie schon — sie hat das Lebendige ^Schier wär' zuviel, er hätte einen eignen Sohn; daß er aber keinen batte, dies verschmerzte er freilich nicht voll ends, der Wastl — auch heute noch nicht Hätte er den aber, vielleicht hinge sich sein Herz mit allzu ungestümer Freude an sein Stückel Erde und sein Ge höft — und er möchte gar nimmer hinaus in den Krieg, wohin er doch bald wieder hat fortziehen müssen ... In diesen selben Tagen vergaß die Stasi den Krieg und alle Leiden und Widerwärtigkeiten, di« er den Menschen brachte. Sie lebte tiefatmend in einem ganz besonderen Lande und Reich. Eigentlich allein mit dem Manne, dem Bauern. So hatte sie es damals bei ihrer Hochzeit vermeint — und jetzt war es ihr doch noch geworden. Sie stand am Herd, stach die Nadel in grobes und keines Zeug, scheuerte die Eimer und Tiegel, warf den komsn von Clarke ^melle von 6odln Ves<»g ^onrken > verdviin Hühnern verstohlenerweise Körner vor — aber die Glieder lvaren ihr schwer und leicht, auf eine merkwürdige Art, von ihrem seligen Blut und Herzen her. Ob im Markt ein Gerede ging über sie und den Bauern — oder nicht — kaum wandle sie darauf ein flüch tig Gedenken. Nur — sooft es ihr beifällt, daß der Wastl wieder hinaus soll in den Krieg und in die Gefahr — dann er wacht sie zu einer brennend-tiefen Qual. Kann denn das sein, daß sie von ihm gerissen werden darf und soll? „Werd denn derselbige Krieg gar nimmer aus?" sagte sie eines Abends abgewandten Gesichtes zu Wastl. Wastl besann sich: Jetzt hat auf einmal der Krieg auch ihm als ein Schreckliches gegolten, schrecklich schier Uber Menschenvermögen. Sein Blick ging hin über die Frau, durchs Fenster, auf seine Wiesen und zu Stasi wieder zu rück. „Da kann man halt nix machen, erwiderte er still. Am selbigen Tag kehrte gegen Eebetläuten der Herr Dekan ein im Seebaldhof. Allerhand Reden waren bis in den Pfarrhof gedrungen, zuletzt aber doch auch, was ihn erfreute: daß der Wastl des kranken Knechtes gepflegt hat, daß die Stasi sich einen andern Franzosen ausbat beim Bürgermeister und dort mächtig auftrumpfte für ihren Mann. Da hat er halt so schöne Dinge bei seinen Sorgen kindern doch selber in Augenschein nehmen wollen. „Nach'm Schorsch möcht ich Nachschau halten", begann er freundlich beim Eintreten, gleich auf den ersten Gruß. „Der is scho wieder vollends beinand", sagte die Stasi. „Ich mein', der verstirbt Überhaupts noch net so bald, der Schlawiner", ergänzte lachend der Wastl. Er hat jetzt seinen Herrn Pfarrer mit einer ganz an deren Freude sehen können, als er ihn durch manches Jahr im Markt gesehen hat, und besonders in seinem eigenen Hause. „Dös hör ich gern; muß halt auch Franzosen geben auf der Welt." Aber Wastl wurde sogleich wieder ernsthaft. „Ich muß wieder fort in etliche Tilg", brach ihm von den Lippen. „Ich hab' eh scho in'n Psarrhos kommen wollen davor — und ich kimm auch. An bsondern Segen täten mir auch brauchen." Frei blickte er seinem greisen Seelsorger ins milde Angesicht. Bereitwillig gab danach der Herr Dekan dem Wastl und Stasi den ganz besonderen Segen, wie sie hinknieten vor ihm. . Was wird'denn jetzt die Vierlingerin sagen? fuhr es ihm dabei durch den Kopf. Der Herrgott ist halt doch um einiges schlauer und weiser sogar als die Klösterlmeierin Das wird er ihr nächstens schon nahelegen — der Veronika. Danach besann sich der Herr Dekan, wie er die Mäuler im Markt zum Stillstehen bringen könnte; denn das Ge schwätz um die Seebald verdroß ihn gar sehr. Er faßte einen absonderlichen Plan und führte ihn aus. Als die Predigt am Sonntag zu Ende war (der Wastl hatte davor beim Dekan so ausführlich und demlltiglich gebeichtet wie seit seiner Bubenzeit nicht mehr), blieb der greise Pfarrherr eine Weile still und stumm aus der Kanzel stehen. Als die Berchtesgadener sich gerade zu verwundern be gannen, fing er nochmals zu sprechen an, aber mit einer ganz anderen Stimme als die, mit der er vorher Uber die Güte der lieben Himmelsmutter gesprochen hatte. „Bei uns im Markt sind da etliche Leut", sagte er streng, „Uber die ich mich als euer alter Seelsorger mit unter äraerlick verwundern muß. Unsere Soldaten Und kForttekung toiat.i ausgezogen und haben zu unserem Stolz ihre Pflicht als Christen und Deutsche und Bayern getan. Einige haben gar durch eine besondere Tapferkeit unseren Markt zu einem überaus guten Namen gebracht. Aber da gibt', Leimsieder bei uns, denen das schein«'» nicht paßt. Die möchten, kommt mir vor, überall selber die Besten fein, wo Ne die Allermindesten find. Also fallen sie über di« beson ders Tapferen her und studieren an ihnen herum, ob sie nichts ausfindig machen könnten, was so schiech ist wie sie selber. .Der hat 's Eiserne " sagen sie; .aber das hat er bloß, weil er von Geburt her gleichsam ein Mörder ist; dem wird's leicht, der möcht gar nichts anders als ein Ab- krageln; was Vessers, das versteht er nicht. Und sein Weib — habt ihr's gsehen, wie die die Nas in die Höh haltet? Die hat's grad nötig...' Und jetzt kommen sie mit ganz ab- scheulichen Lügengeschichten über die fleißige Frau, die ihrem Mann im Feld seinen Acker und Hof in bester Ord nung erhält." Hier machte der Herr Dekan eine Pause. In der Kirche hätte man schier ein Papierblattel niederfallen hören. Dann fuhr er mit einer Donnerstimme fort, die die Berchtesgadener nicht mehr an ihm gehört hatten, seit da mals am Königsee drei besoffene Bauernburschen eine Jungfrau überfielen: „Diele miserablen Schandmäuler und Teufelslügner, diese Ehrabschneider und hundsniederträchti gen Undeutschen — die sind eine Schmach und Schande für unseren Markt. Wenn sie's nicht lassen, ihr Geschwätz, nacher werd ich von der Kanzel ihre Namen verlesen. Blondre Zeiten — bsondere Umstand. Ich hab' euch gwarntl" Da wollte aus einmal in ganz Berchtesgaden keiner mehr von denen sein, die über den Wastl und oie Stasi je mals etwas Schlechtes gewußt halten. Als sich nach dem Hochamt der Vrennerwirt mit seiner Wirtin heimwärts wandte, lüftete ein jeder seinen Hut be sonders tief und freundschaftlich vor ihnen. Am Montag aber nach diesem denkwürdigen Sonntag rückte der Wastl wieder ein bei seinen Leibern. Nach drei Wochen schrieb ihm die Stasi: „Den Schorsch Ham s' eintauscht; ich hab' einen Russen. Den hab' ich schon anglernt. Laßt sich nix Schiachs von eam sagen. Der Mi- tusch is neinkommen ins Lager. Der Herr Dekan hat keine Leut von der Kanzel verlesen brauchen." 24. Schon drei Monate stand der Wastl wieder im Felde. Diesmal aber ließ er die Stasi nicht mehr um Nach richt schmachten; oftmals schrieb er ihr, manchmal gar einen langen Brief. . . Immer wußte sie, wie es um ihn beschaffen war, und daß er sich zur rechten Zeit nach ihr sehnte. Es ging ihm gut, zuerst in Tirol und dann gar drunten in Italien, wo die Leiber für einen besonders harten Kampf mit den anderen Aelplern eingesetzt worden sind. Schon sagten die Kameraden vom Wastl, er sei gegen die Kugeln gefeit, und die vielerlei Krankheiten, das Fie ber, der Typhus, wagten fick auch nicht an ihn heran. An viele andere haben sie sich hingewagt. Im Oktober hat der Lenzer - Quirin dranglauben müssen. Die Ruhr fiel ihn an, und weil er, wie schon ge sagt, von klein aus ein Durstiger war, hat sie ihn auch über, macht. Er hat sich gar nicht lang erwehren können. Als sie diese Todesnachricht erfuhr, härmte sich Stasi um den Quirin noch viel mehr als um jeden andern der Freundschaft — allein den Ändert ausgenommen. Ihr war so, als höre und sehe sie ihn noch, wie er ihr dazumal Nack- richt zubrachte vom Wastl. Mit einer solchen Freude hatte er vom Wastl seinem Eisernen erzählt! . . . Auch der Photograph vom Marktplatz, dem st« Im August das Nasenspitze! ausgeschossen halten, der fiel, kaum ,var er wieder draußen, schon im November. Jetzt freilich konnte er nimmer über den Wastl räsonieren. Die Stasi betete um seine ewige Ruh und gönnte sie ihm von Herzen, Mensch ohne Schatten / Er ist sicher die eigenartigste Gestalt unter den deutschen Dichtern. Französischer Emigrant und preußischer Offizier, Dichter und Botaniker, Versasser einer phantastischen Novelle und Wcltumsegler, ist sein Dasein lange von einer schwebenden Unwirklichkeit. „Denkt an das Solide!" hat er als ironische Moral einer Ausgabe des „Peter Schlemihl" vorangesetzt. Aber ist Ironie nicht immer eine Ueberlegcnheit, die der Schwää>e ent springt? Louis Charles Adelaide Graf von Chamisso stammt aus der Champagne. Sein heimatliches Schloß wurde in den Stür men der Französischen Revolution zerstört; der Pflug ging über den Boden, und nur ein deutsches Lied kündet von dem mittel- alterlick-en Zauber des Schlosses Voncourt. Den Knaben, der mit der geflüchteten Familie nach Deutschland gekommen ist und in Bayreuth sein Leben als „wohldressierter Blumenver- sertiger und -Verkäufer" fristete, nimmt die Königin Luise als Pagen an den Hof. 17V8 wird er Fähnrich; 180t erhält er sein Leutnantspatent. Er mag nicht gerade eine Zierde der Armee gewesen sein. Noch zwanzig Jahre später ängstigt ihn ein Traum, er sei ohne Degen zur Parade erschienen. Er arbeitet sich durch den Homer, schreibt Sonette für einen Musenalmanach. Und es gab wohl ein seltsames Bild, wenn der junge Leutnant mit der vertra genen Unlsorm und den löcherigen Stieseln seine literarischen Freunde in der Wachstube am Brandenburger Tor versammelte zum „poetisäien Tee". Der Feldzug 1808, den er im preußischen Heere mltmacht, stürzt ihn in schwere Bedenken. Wenn er tn Gefangenschaft gerät, wird er ats Landesverräter von den Franzosen binnen 24 Stunde» erschossen Aber schwerer noch wiegen die Innerlichen Gründe. Er mar schon neun Jahre alt, als er Frankreich ver ließ. Nie hat er gelernt, fließend deutsch zu sprechen. Seine Gedichte, ganz aus deutschem Empfinden erwachsen, hat er stets I» französischer Prosa entworfen, und wenn er 1818 in dem „Heimkehret aus fernen Landen..." ein erschütterndes Be kenntnis zur Heimat Deutschland ablegt: Blut Ist stärker als Gefühle. In seinen Fieberträumen slüftert der Sterbende vom Schloß Boncourt. Als er dann 1807 sein« „Pilgrimsfahrt" nach Frankreich antr'tt, „wohin mich zu ziehen Gewicht an Gewicht sich hängt", muß er erkennen: „Je suis Francais en Allemagne et Allemand en France." Mensch ohne Vaterland. „Nirgends bin ich klotzi ger deutsch gewesen als tn Paris", schreibt er später Fouquö. Zweiunddreißig ist er, als er sich als Student der Medizin in die Matrikel der Berliner Universität einträgt. „Bergessen habe ich schon, daß ich je ein Sonett geschrieben." Dann kamt 1813. Wieder geht ein Nitz durch sein Leben. „Die Zeit hat kein Schwert für mich!" klagt er. Starren ihn nicht alle an. diesen Menschen ohne Sckmtten? Diesen Fran zosen ohne Vaterland? Diesen ehemaligen preußischen Leut nant mit der Bolanisiertrommel? Er flüchtet sich in die Stille des Gutes Kunersdorf bei Berlin. In einem Zimmerchcn, zwischen einem Skelett und einem Bündel getrockneter Pflanzen, kritzelt er ein kleines Heft voll, das er seinem Freunde Hitzig schickt: Peter Schle- mihls wundersame Geschichte": das Buch, das — in alle Spra chen übersetzt seinen Weltruhm begründen sollte. Schlemihl Ist der arme Kerl, der sich vom Teufel seinen Schatten weg- eskamotieren läßt und dadurch unglücklich wird. Und das ist die Moral: besser Steine karren, als von den Straßenjungen angegasft auf dem Pegasus durch die Friedrichstraße reiten; man kann sich nicht ausschließen aus der bürgerlichen Welt, wenn man nicht nur „seinem bessern Selbst" leben will. Auch der Schatten ist wichtig, denn er ist Zeichen des Körperlichen, Festen, des Soliden. Chamisso hat das an sich erfahren. Sind seine pfianzen- kundlichen Studien etwas Solides? „Was würde aus mir, wenn mir das Heu zu widerstehen anfinge!" Er ergreift die Gele genheit, als Fachbearbelter für Botanik die Weltumseglung der Brigg „Rurlk" mitzumachen. Nach drei Jahren kehrt er zurück. Gelehrte haben eiken Laufkäfer und eine peruanische Pflanzenort nach Ihm benannt. Eines Tages sitzt er wieder aus dem alten Kanapee-In der Bude seines Freundes Hitzig, lauscht dessen Pitaval-Geschichten und erzählt, in Tabakswolnen Ken gehüllt, von Albatrossen und SUdsee-Insulanern. Doch geht seine schattenlose, unbttrgerliche Existenz nun zu' Ende. Das Interesse Friedrich Wilhelms IV. an dem Dich tergelehrten begünstigt sein« Bewerbung um das Amt des Kustos beim Botanischen Garten. Endlich kann er «inen Haus stand gründen. Jetzt hat er, der „Dekan der Schlemihle", einen dreifachen Schatten sogar, den Schatten des Preußenaars, den Schalten der Bäume des Botanischen Gartens und Antonie. Einundvicrzig Jahre alt, schreibt Chamisso einem Freunde nach Paris: „Ich sollte, da wir Jünglinge waren, ein Dichter sein. Du machtest auch deutsche Verse. Du hast wohl diese Flügel sinken lassen? Ich nicht ganz. Ich singe noch ein Lies, wenn es mir gerade elnfällt und sammle sogar diese Zeltrosen zu einem Herbarlo für mich; aber es bleibt unter den vier Pfählen, wie es sich gehört." Das blieb es nun nicht. Cha- misso wurde Mitglied der „Mittwochsgesellschaft", der di« be kanntesten Männer des damaligen geistigen Berlin angehörten: Hegel, Scl-adow, Eichendorfs, Alexis und E. Th. A. Hoffmann. Man gewann ihn als Herausgeber des deutsck-en Musenalmanachs. So end°t, ein heitres Spiel des Lebens, seine Dtchterlaufbahn, wie sie begonnen hat: mit einem Musenalmanach. Während «r Gewächshäuser inspiziert, Torfmoore in Meck lenburg untersucht, Schulherbarlen anlegt und ein „sehr dickes Buch Uber Botanik für Nichtbotaniker" schreibt, liest man in ganz Deutschland sein« Gedichtet Das Loblied auf „Die alte Waschfrau", die „Tragische Geschichte" von einem, dem's zu Herzen ging, daß ihm der Zopf so hinten hing; man liest di« Versschwänke vom „Rechten Barbier" und von den „Braven Weibern zu Wlnsperg", vom „Bösen Markt" und „Hans im Glück", die kauzige Anekdote vom „Szekler Landtag'' und von Abdallah mit den achtzig Kamelen, der überresch und blinder Bettler wurde an einem Tage. Und nicht lange, so werden sentimentale Damen zu Schumanns Tönen singen: „Er. der herrlichste von allen!" Es geschieht das Wunderbare, daß für Geburts-, Christ- und Brautgeschenk« alljährlich „tausend Uhlands und fünfhundert Chamissos" verbraucht werden. Und In von Glücksgefühlen durchzittertem Zweifel fragt der Fünf zigjährige erschüttert: „Ich glaube fast, ich bin ein Dichter Deutschlands." Als er gar erfährt, man habe einige seiner Gedichte in dl« Schullesebllck-er ausgenommen, da prophezeit er sich lachend fünfzig Jahr« Unsterblichkeit. Nun sind es hundert Jahre her, daß man ihn in seiner Wahlheimat, in Berlin, auf dem Friedhof vor dem Höllischen Tor zu Grabe getragen hat. Und noch immer liest man sein« schönen Terzinen, noch immer lernen die kleinen Schulmädchen: „Siehst du geschäftig bet den Linnen..." Diel« seiner berühm ten Zeitgenossen sind längst vergessen; Chamisso lebt: «in deut scher Dichter.