Volltext Seite (XML)
SGS Londons Strafanstalten stehen leer Historische Gesängnist« unter der Spitzhacke. Der britische Innenminister Sir Samuel Hoare plant eine umfassende Strafvollzugsreform, darunter den Abbruch von drei historischen Gefängnissen und die Einrichtung eines Frauen lagers Di« Engländer lieben es, konservativ zu bleiben. Mag es sich nun um Gesangsbiicher, die Heiligkeit des Sonntags, die Prügelstrafe oder den Bau von Gefängnissen handeln, nach Mög lichkeit soll immer alles beim alten bleiben. Ist es deshalb verwunderlich, wenn in England das letzte neue Gefängnis vor 50 Jahren gebaut worden ist, in London das Pentonville-Ge- Reife Feigen an -ev Vergstrahe Bensheim (Bergstraße), 11. August. In Alsbach a. d. B. steht ein reichtragender Feigenbaum, der bereit» reis« Frücht« trägt; ein Zeichen für das milde Klima der Bergstrasse, denn selbst In Italien, dem klassischen Land der Felgen, rechnet man mit einer um etwa vier Wochen späteren Ernte. den Wurs auf die Felder prasseln liehen. Diese Versuche MM ebenso vergeblich geblieben wie alle anderen Versuche, da» Wetter irgendwie zu beeinflussen. Sicher kann man, wie wir an dem Beispiel von USA sehen, durch große Abholzun gen ein Klima langsam ändern, aber man ist kaum in der Lage, auf direktem Wege ein gerade bevorstehendes Wetter ereignis in irgendeinem gewünschten Sinne zu beeinflussen. Vielfach verwechselt man Hagelschlag mit den viel kleineren und völlig harmlosen G ra u p c l f ä l l e n, die häufig t« Frühjahr mit Aprilschauern auftreten. Hagel ist aber regel rechtes, hartes Eis, dessen einzelne Stücke unter Umständen taubencigrotz werden können. Seiner Entstehung nach ist er nur an die warme Jahreszeit gebunden, wobei man die Beobachtung machen kann, daß solche Wetterlagen bevorzugt werden, bei denen es in Erdbodennähe sehr heitz und in Höhe der Gewitterwolken recht kalt ist. Wenn die heißen Bodenluftmassen, wie es bei Gcwitterlagen immer der Fall ist. wirbelartig in die Höhe steigen und in einigen hundert Metern Höhe sich schon in Wolken umwandeln, um bei genügen der Treibkraft von unten schließlich zu den mehrere tausend Meter hohen Gewitterköpfen anzuwachsen, dann ist die nächste Etappe die, daß diese auswirbelnden, von der Bodenmärme er zeugten Wolken in die Höhen Kommen, wo es auch im Sommer- noch friert. Bis zu einem gewissen Grade kann die aussteigende Luft die sich bildenden Hagelschlosscn schwebend erhalten, schließ lich aber werden sie so schwer bzw. die Tragkraft der Lust massen nimmt ab und der Hagel schlägt zu Boden. Im übrigen sind über Größen von Hagelstiicken Ansichten vorhanden, die meistens einer Berichtigung bedürfen, nament lich auch deshalb, weil für die berühmten Hühner- und gänseeigroßen Hagelstücke noch keine Beweisexem plare vorgezeigt worden sind. Sie dürften zu den landläufigen Uebertreibungen gehören, die so leicht beim Erzählen Uber Un wetterkatastrophen sich elnschlclchcn. Taubeneigroße Hagelstücke sind an und für sich, schon eine Seltenheit, und wenn sie, wie leider auch in diesen Tagen, in Massen austreten und womöglich mit Sturm verbunden niederprasseln, dann ist die betreffend« Fcldfrucht unwiderruflich verloren, dann sind sämtliche Bäume von den Hagelstiicken entlaubt und alle Fensterscheiben und Dächer zerschlagen. Man mutz bei einem taubeneigrotzen Hagel stück berücksichtigen, daß es aus mindestens 4 0 00 Meter Höhe herunterfällt und eine Fallgeschwindigkeit und Durchschlagskraft besitzt die der einer Gewehrkugel nahekommt. Man übertreibt In dieser Hinsicht auch nicht, wenn man einen stark ausgebildeten Hagelschlag mit einem Maschinengewehr- seuer des Himmels vergleicht, und die Wirkung dieses Eis kugelregens Ist bekanntlich so stark, daß außer den bekannten Schäden an der Feldfrucht auch ein Mensch, der sich mit unge schütztem Kopf in das Unwetter begibt, gefährliche Verletzungen erhält. Auch manch mal bekannt werdende Einzelheiten von Hagelwctterkatastrophcn, wonach Kleinvieh wie Hühner, Enten und dergleichen vom plötzlichen Hagelschlag getötet wurden, sind durchaus als wahr anzusehen. fängnis, erbaut Im Jahre 1813, noch immer als mustergültige Strafanstalt angesehen wurde? Die Rückständigkeit des eng lischen Strafvollzuges wurde jetzt dem englischen Jnnenmini- ster Sir Samuel Hoare zu bunt. Er befahl, drei historische Strafanstalten, darunter das Pentonville-Gesängnis. das Rea- ding-Gesängnis, von Oscar Wilde in der „Ballade vom Rea ding-Kerker" verewigt, und das Jrauengesängnis Hollaway in Nord-London abzureißcn. Außerdem plant er den Bau eines Frauenlagers und in gewissen Fällen eine Anpassung der Hast an morderne technische Errungensä)«sten. Die Reformpläne Hoares haben, wie nicht anders erwartet werden konnte, beträchtliches Aussehen erregt. Aber der Mi nister wußte seine Pläne durch die Vorlage von stichhaltigem Zahlenmaterial zu rechtfertigen. Diese Zahlen besagen nicht mehr und nicht weniger als eine ganz bedeutsame Abnahme der Kriminalität in den letzten 30 Jahren. Londons Strasan- stalten stehen danach in gewissem Umfange leer. Die Zahl der Gefängnisinsassen nahm in den letzten 30 Jahren nach Hoares Mitteilungen von 211010 auf 47 019 ab. Was lag also näher, als der Gedanke, die schaurigsten unter den Londoner Gefäng nissen mit der Spitzhacke dem Erdboden gleichzumachen, so ver teidigt sich der Innenminister gegen seine Kritiker. Das Pentonville-Gesängnis wurde nach dem englischen Parlamentsmitglied Henry Penton benannt. Die Baukosten be trugen nahezu zwei Millionen RM. Es galt unter den strengen Viktorianern lange Zeit als Musterbeispiel eines vollkomme nen Gefängnisses. Der Distrikt, in dem es steht, spielt in den Romanen Charles Dickens eine bedeutsame Rolle. In aller Leute Mund geriet das Pentonville-Gesängnis, als im Welt krieg der Ire Robert Cascment darin hingerichtet und im Ge fängnishof in einer Kalkgrube begraben wurde. Das Robert- Casement-Gedächtnis-Komitee in Dublin hat deshalb, als «s von Hoares Plänen Nachricht erhielt, sofort den Antrag gestellt, die Gebeine des irischen Nationalhelden, sofern sie noch erhal ten sind, auf irischen Boden überführen zu dürfen. An Stelle der der Spitzhacke verfallenen Strafanstalten sollen nach Mitteilung Hoares städtische Bauten und Siedlungs häuser errichtet werden. Uebrigens kann sich der britisch« In nenminister aus Beispiele seiner Vorgänger berufen und daraus Hinweisen, daß seit 1914 30 Strafanstalten mangels Verbrechern geschlossen werden mutzten. So richtet sich die Kritik seiner Gegner auch weniger gegen den Abbruch der historisch grwor- denen Gefängnisse als gegen den Plan, den Sträflingen «ine mildere Behandlung zuzugestehen. Es heitzt, man wolle den Verbrechern bessere Kleidung, bessere Nahrung, den Gebrauch einer Bücherei zubilligen, sie ihre Strafe seltener In Einzelhaft abbiitzen lassen, elcktriscl>es Licht in den Zellen anbringen und sie vor allen Dingen körperlich trainieren. Hierüber wird t» der veffcntlichkcit lebhaft gestritten. Der italienisch- Gast am Ehrenmal Am Mitwoch vormittag legte Lustmarschall Balbo am Berliner Ehrenmal Unter den Linden einen Kranz nie der und nahm anschließend den Vorbeimarsch einer Lust- wasfenformation ab. — Mar schall Balbo (links) und General der Flieger Milch während des Vorbeimarsches. sPresse-Hoffmann, Zander-N.) Erkennungszeichen — Handgeäber Dem Gießener Forscher Dr. Enno Freerksen gelang «» unlängst, durch vergleichende Studien mit Hilfe der Infrarot photographie Näheres über die Anordnung der Hautvenen des menschlichen Handrückens zu ermitteln. Danach besitzt jeder Mensch sein typisches, ganz bestimmtes Hautvcnenmuskr. Die Handruckenvenen unterscheiden sich vor allem in ihrer Verlaussrichtung und In ihrem Durchmesser. Sie treten, wie Dr. Freerksen feststcttcn konnte, bald mehr, bald weniger stark hervor. Auffällig ist dabei die Vielheit Ihrer Querverbindun gen. Man erkennt gewisse Mustcrtypen. Sie ähneln sich bei spielsweise bei einigen, nicht bet allen Zwillingen, sind Im übrigen nicht vererbbar. Auch glaubt der Forscher bestimmt« Beziehungen zwischen Körperbau und Vencnverzweigung ge sunden zu haben. Dom 15. bis 20. August findet in Berlin unter Teil nahme von 000 Gelehrten aus 50 Ländern ein Interna tionaler Kongreß für Insektenkunde statt. Von allen Schöpsungsarten, die den Erdball bevölkern, steht das Reich der Insekten als das auserlesenste der Schöp fung an der Spitze. Wir kennen etwa eine Viertelmillion In sektenarten, von denen sich die meisten ungeheuer rasch ver mehren und ost in Millionenheeren austreten. Wolken von Stechmücken bevölkern die Sumpfgegenden tropischer Länder, die Zahl der Termiten In den Urwäldern geht in die Milli arden. Die Vermehrungskraft mancher Insektenarten ist ganz phantastisch. Ein Blattlausweibchen ist imstande, in einer ein zigen Frühlingswoche einer Milliarde Kindern und Kindes kindern das. Leben zu geben. Zum Glück sorgt aber die Natur dafür, daß diese Riesenvölker von Insekten in grohen Mengen zugrunde gehen, bevor sie sich entwickeln. Wäre dies nicht der Fall, so würden sie in kurzer Zeit den ganzen Erdball über decken und uns die Luft zum Atmen nehmen. Die Heerscharen der Wanderheuschrecken sind ost von un vorstellbarer Größe. Wie Gewitterwolken kommen sie aus dem Süden lllier Aegypten dahergezogen. Aus Johannesburg in Südafrika wurde berichtet, daß dort einer der größten je beobachteten Heuschreckenschwärme auftauchte, dessen Länge mindestens 250 Kilometer betrug. — Wo sich ein solcher Wan derzug niederlätzt, wird die Ernte binnen kurzem bis auf den letzten Halm vernichtet, kein grünes Blatt bleibt mehr aus den Bäumen, und nur das weiße Geäst der blatt- und rinden losen Bäume und Sträucher reckt sich trostlos zum Himmel. SchmetterNnge besiegen ein Flugzeug Auch andere Insektenarten unternehmen ihre Wander züge ost in MilliarlKnscharen über Länder und Meere. So wurde einst die Stadt Wismar von einem Schwarm von Kohl weißlingen heimgesucht, der wie eine riesengroße Wolke die Stadt bedeckte. Hauptsächlich ist Afrika das Land, das gewisse Schinetterlingsarten in ungeheuren Massen hervor- vringt. Man hat in den WUstenländern Schmetterlingszüge beobachten können, die über eine Woche dauerten. In einem Fall, wo ein Flug von ungcsähr 72 Stunden Dauer beobachtet werde und die Fluggeschwindigkeit aus 12 Kilometer in bei Stunde geschätzt werden konnte, ließ sich die Länge des ganzen Schwarmes aus rund 800 Kilometer abschätzen. Bemerkens wert ist. daß die Schmetterlinge auch über das Meer und so gar gegen den Wind, ja bis in die arktische Zone hinein ihren Flug aussühren, von wo sie nie wieder zurückkehren. Flieger haben in Höhen von 6000 bis 8000 Meter große Scharen von Schmetterlingen beobachten können, die wie eine Wolke dahin zogen. Ein bei Barl in Italien ausgestiegenes Flugzeug geriet einst in einen dichten Schwarm von Schmetterlingen. Zu Tau senden prallten die Insekten gegen die Scheiben, drangen durch die Ventilationsöfsnungen in den Motor, blendeten den Flieger und nahmen ihm jene Sicht. Der Pilot konnte sich nur noch durch Abspringen mit einem Fallschirm retten, wäh rend das Flugzeug am Boden zerschellte. Im August 1022 überschüttete in Bad Reinerz plötzlich ein riesiger Schwarm von Nonnenschmetterlingen den ganzen Orchesterraum, überdeckte die Instrumente, Noten, Pulte und Stühle in zusammengeballten Mengen und jagte die Musiker in die Flucht. — Im Mai 1880 flog ein Libellenschwarm, der drei Tage lang anhielt, über Warschau. Zu vielen Tausenden flogen die Tiere gegen die Fensterscheiben und bedeckten die Straßen. Die Panik war so groß, daß die Schulen geschlossen werden mußten. Eintagsfliegen stürmen ein Elektrowerk Wie ein gewaltiges Heuschrcckenheer zog eines Abends gegen neun Uhr eine riesige, summende Wolke von Eintags, fliegen Uber das Iaasttal hinweg, um dann unwiderstehlich angczogen von dem Hellen Schein vieler Lampen, gegen das lm Fluhtal liegend« Elektrizitätswerk des Ortes vorzustohen. Es sah in den Augen der erschrockenen Bürger von Möckmühl au», als ziehe ein ungeheures Schneegestöber herauf. Durch die weit geöffneten großen Fenster des Elektrizttätsiverkes drangen die vom Licht angelockten Fliegen zu Tausenden und aber Tausenden In das Innere des Gebäudes ein. Nur der Geistesgegenwart der dort tätigen Arbeiter, die sofort die Fenster schlossen und dadurch eine weitere Fliegeninvasion verhinderten, war es zu danken, daß keine Betriebsstörung eintrat. Dor den Mauern des Werkes brach sich dann die Welle des Fliegensturmes. Fast einen halben Meter hoch lagen Millionen von toten Insekten auf dem Boden. - Eine seltene Naturerscheinung konnte man eines Tage» lm August 1033 über Graz, Steiermark, beobachten. In ziem licher Höhe flog in nördlicher Richtung ein endloser, dichter und in seinem Kern etwa 15 bis 20 Meter breiter Mücken schwarm, der aus einzelnen Knäueln bestand und den Ein druck zarter Schäferwölkchen machte. Der Vorbeiflug des Mückenschwarmes dauerte etwa eine Stunde: während dieser Zelt war die Sonne wie von einem dichten Schleier verdeckt. — Im Mai 1034 wurde die Hafenstadt Antofagasta In Chile von Riesenspinnen überfallen. Ueberall tauchtsn große und sehr giftige Spinnen auf, die mit überraschender Verwegen heit auch Menschen angrifsen und ihnen Bisse beibrachten, die an Messerstiche erinnern. Diele Personen wurden ln das Krankenhaus eingellefert. Die Tiere tauchten plötzlich wäh- Wie entsteht der Hagel? Menschliche Abwehv gegen Eisgewtttev aussichtslos In den letzten Tagen sind über ganz Deutschland die lm Hochsommer sehr seltenen sogenannten Eisgewitter, Gewitter mit Hagel niedergeqangen. Unter den- zahlreichen Wettererelgnissen, die im Jahres ablauf uns berühren, gehört der Hagelschlag zu den schwer wiegendsten insofern, als mit seinem Auftreten Folgen und Be gleiterscheinungen verbunden sind, die die fruchtbringenden Kul turen zerstörend Heimsuchen. Hagelschlag ist jenes Naturereig nis, demgegenüber der Mensch noch vollkommen hilflos ist. Selbst wenn man stundenlang vorher wüßte, über dieses oder lenes Feld wird die Hagelwolke ziehen und ihren eisigen In halt entladen, hätte man kein Mittel, dem drohenden Unheil zu begegnen, es zu mildern oder gar abzulenken. Die Hagelwolke wandert durch die Atmosphäre, hier harm los und gemächlich wie jede andere Wolke, plötzlich für den Laien in Naturvorgängen ganz unmotiviert, ändert sie ihr Ver halten. Sie wird wuchtig und geballt, türmt sich höher und Höher, als wenn giftige Gase in ihrem Innern sie aufquellen ließen. Von unten gesehen scheint sie zu kochen und zu wirbeln. Wenn diese Wolken an heißen Sommertagen am Himmel er scheinen, ist meistens das Gewitter schon so gut wie fertig. Der Sprung vom Hagelschlag ist dann nur noch ein Augenblick, der von den regionalen Derhält.sissen, namentlich von der Bod;n- lorm in gebirgigen Gegenden sowie von den Luftströmungen innerhalb der Gewltteratmosphäre hervorgerufen wird. Aus dieser Tatsache heraus, daß Hagelwolken so urplötzlich am Himmel stehen und sich ebenso überraschend über einzelne Gebiete entladen, während sie andere unauffällig überqueren, entwickelte sich schon in alter Zeit der Gedanke, die Hagelwolke auf irgendeine Weise zu bekämpfen. Mit keinem Wettercreig- nis hat der Mensch den Kampf so persönlich ausgenommen wie mit Hagelschlag. Als man nach der Erfindung des Schieß pulvers in der Lage war, menschliche Werke zu vernichten, glaubte man mit den gleichen Mitteln gegen die Feinde am Wolkenhimmel vorgehen zu können. So gab cs im Mittelalter in allen Teilen Deutschlands, namentlich auch in den Alpen ländern, Hagelkanonen. Sie wurden aus hohen Bergen aufgestellt, einmal mit dem Zweck, um die heranziehende Wolke früh genug zu erkennen, dann aber auch, um ihr möglichst nahe zu sein und damit die Wirkung des Schusses zu stärken. Un massen von Pulver sind in früheren Jahrhunderten In die Lüfte gebollert. Der Knall sollte die drohenden, schwefelgelben Hagelriescn am Himmel in die Flucht jagen und zur Auslösung bringen, ehe sie ihre Truppen, die Hagelschlosscn, lm vernichten- Insektengefahr! Bedrohen die Aerbttere die menschliche Weltherrschaft? — Von Alwin Vretzler rend der Nacht auf. und es war nicht möglich, ihre Herkunft festzustellen. — In Kalifornien erlebte man vor einigen Jahren eine Panik, als plötzlich eine giftige Spinnenart, die- „schwarze Witwe", auftrat, an deren Bissen mehrere Personen starben. Das massenhafte Auftreten dieser gefährlichen Gift spinne rief bei den kalifornischen Gesundheitsbehörden große Besorgnis hervor. — Im Juli 1035 wurden ganze Landschaf ten In Holland von Grünmiicken überfallen. Das Land war stellenweise auf weite Strecken hin von Tieren bedeckt. Die Schiffe in der Nähe der Oranje-Schleuse hatten Mühe, den An griffen der Mücken erfolgreich entgegenzutreten. Es mußten Mannschaften bereitgehalten werden, um die Tiere, die in vier Zentimeter dicker Schicht das Dach bedeckten, herunterzusegen. Bei dieser Arbeit trugen die Mannschaften und Offiziere Ge sichtsmasken, um sich vor Stichen zu schützen. Ist es ein dunkler Instinkt, der die Tiere zwingt, in Massenzügen ihre Reise anzutreten, oder ist es der Hunger, Ihr Freßtrieb? — Wir wissen es nicht. Vielleicht trägt ihre ungeheuer rasche Vermehrung dazu bei, sich in Riesenscharen zusammenzuschlletzen und neue Futterplähe aufzusuchen: denn der Appetit, den die Insekten entwickeln, geht zur Genüge aus der Feststellung hervor, daß zehn Prozent der Welternte und zwanzig Prozent der Ernte der Tropenländer ihrer Gefrässig keit zum Opfer fallen. Das sind Millionenwerte, die der Menschheit jährlich verlorengehen.