Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 05.04.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194104055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410405
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-04
- Tag 1941-04-05
-
Monat
1941-04
-
Jahr
1941
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 05.04.1941
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
welche Völker leben in Jugoslawien? alt, dcr gcu. Die Fenster auf, die Herzen auf! chw Lin kleines Frühlingskapitel ii NW', seiner »gü, mn . EvwNc.j» >ei>csin>kji. «»icc An- 'Anchl in )c n roß- s«. chc ioil» Ui , die ;ri:iz onca in«! ml Groß- 4' sei- au» astcr . äir hing .'itizc i>uei- Ita- äcka'I n>>. Ü'r 'Itrndcn. !nu e-: 7: Am,«« nnis und s. Alm- m;ci >ni< d im iälc:i, e Bi- ed.rn über !> > In 'N- z.ü'kn- > durch mb« irr nlcilen» Nb ncnnn 8c i Bc mb« «> chwchl' en lni »cs I, das aiN mnycr All de «us dcn hr «dcr in kükcwn !>2I uns M. L>« hcc 14,S I'ldxnnjl. von 7,>7 ivclcnt- jcrmnnn, !chlc-i«>„e >«klc zu. ttiyndiw! Null Iwi! tienwKlü« ntamnardt^ hoher ein. !>n Markl- ick)«l lagen letzte Notiz 1) Sal^l- drr ck-emi- l an. Gold- Renten»«- 160',» am r FranIuA Man also auch vom Himmel hoch sich immer ivieder eine weihe Decke breiten über Held und Flur, mögen auch die Aeste der Bäume noch lange über den kalendermäßigen Friihlingsbcginn bahl bleiben, mag die bräunlich-rote Farbe der Wiesen und Saatfelder noch nicht verschwunden sein, überall regt es sich und keimt und sprosst und drängt mit der llrkrast der Natur empor ans Licht. Die ersten Frühlingsboten, die Schneeglöck chen. wollen schon langsam verblühen, der Seidelbast schick,t seine köstlichen Düste nach allen Seiten aus, und kecker und frischer lärmen, zwitschern, ja singen sogar die Vögel Im kahlen Geäst. Ungestümen Uebermutes voll schäumen Bäche und Flüsse zu Tal und dokumentieren nachdrücklichst, daß doch das Winterkleid dünner wird, das sich monatelang über die Erde gebreitet hat. Zwischendurch läßt uns wohl ein verirrter zelnen Gebieten sehr verschieden. Gegenden und daneben Gebiete, wo ein starker Geburten rückgang zu verzeichnen ist Im allegmeinen sind die inner jugoslawischen Gebirgsgegenden, wo die Menschen am bcdürf- tigungslosesten leben, die kinderreichsten, während in einigen reickxeren Außenbezirken die Kinder fehlen. Der durchschnitt liche Geburtenüberschuß beträgt fiir Jugoslawien noch zwischen 1t bis 12 auf 1000 Einwohner. Auch bei den Deutschen schwankt infolge der verschiedenen Lebensweise der Gebur tenstand. In der Batschka steht er tief, mährend im Banat noch teilweise 25 auf 1000 Einwohner kommen. In dem konfessionellen Bild Jugoslawiens überwiegen die 6,8 'Millionen Orthodoxen, die zum allergrößten Teil von den Serben gestellt werden. Daneben gibt es über 6 Millio nen abendländisckre Christen, zu denen die Kroaten, Slowenen und die nichtslawischen Völker zu rechnen sind Schließlich gibt es in Jugoslawien noch 1,5 'Millionen 'Mohammedaner. A. dcrs in Marburg, Cilli und Pettau. Nur die Sprachinsel Gottschee ist rein bäuerlich geblieben, aber das Bauernleben ist hier wegen der nicht sehr großen Fruchtbarkeit des Bodens sehr l-art, so das; von den Gottscheer Deutschen viele auswan- dcrten (im vorigen Jahrhundert allein gegen 30 000 nach Amerika). Die Gottscheer Insel ist bereits 600 Jahre alt, und sie besteht aus 170 zum Teil rein deutschen Dörfern mit ins gesamt 10 000 Deutschen. Die wenigen Deutschen in Bosnien führen ebenfalls ein hartes arbeitsreiches bäuerliches Leben. Der volksmäßige Zuwachs in Jugoslawien ist in den ein- Es gibt sehr kinderreiche Vor wenigen Wochen wurde iu Jugoslawien die Gesamt- zahl der Bevölkerung neu ermittelt. Danach zählt Jugosla wien heute rund 10 Millionen Einwohner auf einem Flächen rann, von 248 000 Quadratkilometer, der etwa 40 Prozent der Zieche Deutschlands entspricht. Von de» 15 Millionen sind HZ ! Prozent eigentlickze Jugoslawen, das heißt, Südslaiven, die die dritte große Gruppe der Slawen überlMlpt bilden, neben den Ostslawen (Russen, Polen) und den Westslawen (Tschechen, Slowaken) Diese Jugoslawen teilen sich in 6 Kruppen auf: in Serben, Kroaten, Slowenen, Bosnier, Herze- Wviner und Montenegriner. Die Serben zählen jetzt rund 8 Millionen Köpfe, die Kroaten 3,2 Millionen, die Slonrenen 1.1 Millionen, die Bosnier 1,4 Millionen, die Herzegowiner 27ZOOO und die Montenegriner 500 000. Hierbei ist zu be rücksichtigen. datz die drei kleinen Völker, die Bosnier, Herze« ipwiner und Montenegriner, seit dem Weltkrieg ivegen ihrer engen Blutsverwandtschaft mit den Serben, einfach zu den letzteren gerechnet wurden, weshalb bei der jetzt erfolgten Er mittlung insgesamt 8,2 Millionen „Serben" verzeichnet wur den. Nichtserben im engsten Sinne sind also nur die Kroaten und Slowenen, die auch während der Völkerwanderung als getrennte, besondere slaivisck;« Stämme zum Balkan kamen, und zwar vor den Serben. Nun ist es von Interesse, wie diese südslawischen Völker sich im Königreich Jugoslawien rein gebietsmäßig verteilen. Es gibt In Jugoslawien 9 Banschafteu (Provinzen) und ein insonderes „Staatsgebiet" Belgrad. Aber diese Banschaften jö>eiden die einzelnen Völker nicht voneinander, sondern in allen Banschasten mischen sie sich. Man erhält den besten llcberblick, wenn man die Grenzen der alten Länder Serbien, Kroatien, Slowenien, Bosnien, Herzegowina und Montene gro zugrunde legt, wobei allerdings auch hier die Völker sich noch mischen. Das eigentliche Serbien nimmt von den 248 000 Quadratkilometer Gesamtjugoslawiens etwas über 100 000 Quadratkilometer für sich in Anspruch mit rund 7 Millionen Mnsckß'n. Von diesen sind gegen 5 Millionen reine Serben, gi denen 100 000 Kroaten kommen und dann noch an nicht- llawischen Volksgruppen 750 000 Ungarn. 500 000 Deutsckp! und 500 000 Albaner. Die Deutsck>en und Ungarn wohnen in Norden, während die Albaner im Südwesten anzntrcsfen sind. Tic Einwohnerzahl der serbischen Hauptstadt Belgrad ist auf M000 gestiegen. Dieses Altscrbien übt über sämtliche übrigen Lander, mit Ausnahme von Kroatien, das im vorigen Jahr die Verivaltungsautonomie erhielt, die staatliche Verwaltungs oberhoheit aus. Das benachbarte Bosnien hat auf einem ver- Wlnismüßig grossen Flächenraum von 42 000 Ouadratktlo- ! mcter nur 1.6 Millionen Bewohner, die als „Bosnier" zu den -erben zählen, die sich aber konfessionell sehr stark unterschei den. indem hier im Gegensatz zu Allserbien nur etwa 45 Pro zent Orthodoxe sind, 35 Prozent mohammedanisch und etwa N Prozent abendländisch-christlich. Auch in Bosnien leben 2,WO Deutsche. Die Hauptstadt Sarageivo hat das erste IM 000 erreicht. Montenegro, das nur 14 000 Quadratkilo meter misst, hat eine halbe Million Einwohner, und zwar fast nur Serben und einige Albaner. In der Hauptstadt Cetinje, dcr ehemaligen montenegrinisck>en Königsstadt, wohnen nur MO Menschen Die Herzegowina, das kleinste von den drei I engeren" serbischen Nebcnländcrn, mit nur 9000 Quadrat- I Kilometer», zählt auch entsprechend nur 280 000 Einwohner. I die als Herzegowiner ihrerseits zu de» Serbe» rech»«». Ihr« I gonpliladt, die 22 000 Ei»woh»er hat, ist Mostar. Außerdem I itchl Slowenien unter altserbischer Verwaltung. Slowenien, I des ja nm weitesten nordwesttvärts gegen Deutschland zu vor- I lmingt, ist etwas grösser als Montenegro, mit 16 000 Quadrat- I iälowctern und t,2 Millionen Einwohnern. Hier wohnen nur I Slowenen und keine Serben oder Kroaten, aber es gibt etwa I.'4 000 Deutsck;e, und zwar im Gebiet um Marburg. Cilli uud I m der Gottschee. Die Hauptstadt Laibach (Ljubljana) ist auf I über 80 000 angestiegen. Das 6. und letzte Land, Kroatien, I lm» die Selbstverwaltung erhielt, misst ungefähr den vierten I Tril (Oesamtjugoslawiens, nämlich 66 000 Quadratkilometer mit I t I Millionen Einwohnern. Dieses Kroatien umfatzt neben dem I eiten kroatischen Kernland um Agram l-erum, wo etwa 80 I Prozent der 2,75 Millionen starken Bevölkerung rein« Kroa- I len sind und die übrigen zumeist Serbe» und auch Deutsche, I lei' dcr Verwaltungsneuordnung auch das südwärts sich an- I Meßende Dalmatien am Adriatischen Meer, wo unter den I MOOO Einwohnern 65 000 reine Kroaten sind und im übrigen I ebenfalls Serben. Autzerdem kamen noch kleinere Anteile von I > Banschaften zu dem neuen Kroatien, wodurch der heutige I c.rbättiiisinätzrg hohe Gebictsstand und die hohe Bevölkerungs- I M erreicht wurde Von den 4.4 Millionen Einwohnern dieses I cnen Kroatien sind etiva 3,1 Millionen reine Kroaten und I MOOO Serbe», neben denen es die kleineren nichtslawischen I PMsgruppen gibt, darunter die Deutschen und Italiener. Die I Ml der Deutschen In Kroatien beträgt gegen 180 000, die I i> dcr Hauptsache in Altkroatien uud dem im Nordosten sich I anschließenden Slawonien (altkroatische Teillandschaft) woh- I mn Die kroatische Hauptstadt Zagreb (Agram) ist die zweit- I cwßlc Stadt Jugoslawiens und zählt bereits 200 000 Ein- D inohncr. I'NI, ÄM- : .ncuacn In» >e. WIL: hcln )0MN! .!l.g bis Mon- MN'M und In diesen 6 alten Kernländern Jugoslawiens überwiegt also jeiveils das »ach den Ländern benannte jugoslawische Volk. Die nichtslawische Einwohnerschaft Jugoslawiens macht rund 15 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, und es werden insgesamt gezählt annähernd 800 000 Deutsche, 750 000 Albaner, 500 000 Ungarn und kleinere Gruppen von Rumänen und Slowaken. Was das Hauptstedlungsgebtet der Deutschen im eigent lichen Serbien anbelangt, so liegt dieses in der nördlichen so genannten Wojwodina, die an Ungarn und Rwnänien grenzt. Die Wojwodina teilt sich ivieder auf in die jugoflaw. Batschka, in das Banat und die Baranja, wo die Deutschen überall vertreten sind. Ihr Mittelpunkt ist die größere Stadt Neu satz. Die deutsche Besiedlung der Wojwodina erfolgte im 18. Jahrhundert hauptsächlich von fränkischen und schwäbischen Bauern zusammen mit Serben und Ungarn, als die Türken das Land verliehen. Der „Schwäbisch-Deutsche Kulturverein" mit etwa 80 000 Mitgliedern wurde die eigentliche Volksorga nisation der Deutschen in Serbien. Die in Kroatien (Sla wonien) wohnenden Deutsck;en wanderten zum gröhten Teil erst im 19. Jahrhundert als Bauern aus dem Banat und der Batschka ein und schlossen sich ebenfalls organisatorisch im Schwäbisch-Deutsck-en Kultur-Verband zusammen. Das Deutschtum Sloweniens ist das der alten Untersteiermark, das vorwiegend in Städten wohnt, nicht auf dem Laude, beson- groh neuer Seelenbercitschaft zu erleben, haben die Menschen aller Zeiten und aller Zonen aufs tiefste gefühlt. In allen war die tlrosfen barung lebendig, in allen hat sich ein Stück« des Paradieses, der paradiesischen Gnaden erhalten, die der erste Mensch so leichtfertig van sich warf. Ob wir die wundervollen Verse der Psalmisten lesen, worin diese die Wunder der Schöpfung seligen Herzens schildern. Ob wir die beschwingten Gedickte und andere schriftlichen Dokumente der Kulturvölker lesen, die längst vor uns. vor Christus lebten. Ob sie heute noch in geringen Ueberresten ihrer einst gewaltigen Gröhe existieren oder von der Erde verschwunden sind Ob es sich um primitive Urvölker handelt, ist dabei vollkommen gleichgültig. Iu allen treibt diese Gottesgabe ihre wundersamen Blüten, und so pri mitiv oder so erhaben und schön auch ihre Ausdrucksfarmen sein mögen, alle beseelt das gleiche Gefühl, die gleiche Gnade aus der Urasfenbarung. In ihren Sitten und Gebräuchen spiegelt sich diese Gnabe wider, und man weih ast nicht, ab man den primitiven Gliicksäuherungeu der 'Naturvölker oder den köstlichen Schriftdenkmälern höchster Kulturvölker den Vorrang geben soll. Keinem Volke, keiner Nation ist der Ge danke au die Urofsenbarung fern, sondern aus allen leuchtet sie nach heute herrlich und klar hervor, so sehr sie auch oft von dem Gestrüpp nebelhafter Vorstellungen nmrankt ist Vei allen Völkern und Nationen aller Zeilen bestand und Heftel«! kein Zweifel darüber, das; die Kraft Gottes hier wirksam ist und diese Wunder hervorbringt. In der Natur uud im Meu- schenherzen. lind wer sich mit den spärlichen lleberresien der Vergangenheit unseres Volkes beschäftigt, findet beglückt und froh die Auffassungen ivieder, wie sie überall vorgeherrscht und die Menschcnherzen mit Gefühlen und Gedanken gesegnet haben, die nicht"selten in die überirdischen Regionen vorsiohen. Sicherlich sind die meisten Menschen bereit, nicht nur die Fenster ihrer Wohnungen, sondern auch die Fenster ihrer Herzen weit aufzureihen, um den Frühling mit seiner Schön heit nnd seinem Glück, aber auch mit seiner Gnade in die Herzen einziehen zu lassen. Au die Griesgrämigen wendet sich wohl das Wort: „Die Fenster auf — die Herzen aus." Aber die Griesgrämigen haben die Fenster ihres Herzens schon geöffnet, wenn sie es auch ost selbst vor den nächsten Freunden verbergen möchten. Es gelingt Ihnen nur schlecht oder über haupt nicht Aus dieser Fülle der Natur selbst dringt dec Appell, die Herzen zu öffnen, sv eindringlich zu ihnen, dah sie es tun hundert erwähnt. Denn was die Tanne fiir die Weihnachts zeit, das sind die Palmzweige fiir die österliche Zeit. An Stelle der Palmen werden Weidenkätzchen, Buchsbaum. Wacholder, Stechpalmen, Eiben und auch Tannen- und Buchenäste ver wendet. Am Selfkant an der holländischen Grenze nimmt man Sträuhe von Zweigen des Rautenslrauches (Rut), des Bosch booms (Buxbaum) und der Weide. Die Zweige werden ent weder zu Bündeln zusammengefaht oder auf Stecken und Stangen aufgespieht und mit Aepseln. Eiern, Blumen, Bän dern. gefärbten .Hobelspänen und Rauschgold verziert. Um bei der Weihe die Palmbuschen möglichst hoch hallen zu können, damit sie bei der Weihe möglichst viel mitbekämen, erreichten sie oft eine recht stattliche Höhe: so gingen sie im Inntal ost über das Dach der Kirche hinaus. In manchen Alpengegenden trägt jeder vom kleinsten Knirpse bis zum hochgewachsenen Burschen stolz seinen Palmbaum zur Kirche. Und da ist natür lich ein Streit und Wetteifer, wessen Baum höher oder schöner ist. Noch in der Kirche drinnen miht man lie Bäume. Wenn sich dann der Umzug in Bewegung gesetzt hatte, entstand ein Mansche», als wenn ein ganzer Waid sich ausgemacht hätte. Altgermanlsche Heldenlieder erzählen ja auch von solchen wan delnden Wäldern, indem die Krieger sich durch Baumreifer deckten und so gegen den Feind zogen. Indem uralter Glaube an den Zweigsegcn aus diesen Palmzweigen als Zeichen der Verehrung Scgensträger machte, die kirchliche Weihe empfingen, ist unsere heutige volkstüm liche Palmsonntagsfeier entstanden. Es sind meist nur kleine Sträuße, die heute zur Weihe in die Kirche gebracht werden. Die geweihten Zweige verteilt man dann im Haus, befestigt sie hinter dem Kruzifix und dem Weihwasserkessel, bringt sie in den Stall, auf das Feld, auf den Acker der Toten: alles soll eben an dem geholten Segen teilhaben. Nach der Volks meinung erhofft man Segen und Gedeihen fiir Haus, Feld und Stall und Schutz vor drohendem Unheil. Uraltes deutsches Brauchtum Ist die Ackerweihe am Palmsonntag. In Schons- bcrg In Westfalen werden am Palmsonntag die Reiser geweiht, mit denen man am Nachmittag des ersten Ostertaaes den Acker „krönt". Die geweihten Palmzweige werden auf die Saaten gestreut. Aus ihnen wird auch die Asche für den Aschermitt woch des nächsten Jahres bereitet. Dr. R Nach dem Kalender hat der Frühling bereits am 21. März begonnen. Die Natur jedoch kümmert sich nicht um kalender mäßige Festsetzungen. Sie kümmert sich auch nicht um meteo rologische Aufsätze der berühmtesten Wetterpropheten. Selbst die zartesten lyrischen Blüte», die dem berühmtesten Sänger munde entquellen, machen keinen Eindruck. Der März hat seine eigene Note, und der April macht das Wetter, ivie er will. Das ist eine alte bäuerliche Wetterregel, und bäuerliche Wetter regeln sind gewöhnlich zuverlässiger als die gewiegtesten Wet terpropheten. Uns Menschen bleibt also weiter nichts anders übrig, als geduldig zu warten, was die Natur uns beschert nnd wann sie es tut. Ueber kleine Ausweichsmöglichkeiten ver fügen wir ja ohnehin. Lacht uns die Sonne nicht ins Fenster und wärmt sie uns nicht mit ihrer wunderbaren Kraft, dann kehren wir reumütig zu dem Ofen zurück. Und Heizen ihn wieder mit einem Seufzer der Ergebung, aber auch dcr Er leichterung deswegen, daß er uns die Wärine spendet, die uns die Sonne versagt. Das werden wir geduldig so lauge weiter führen müssen, bis der Zeiger des Wetterglases nicht immer aufgeregt und wetterwendisch nach oben und nach unten schlägt, sondern sich eine geruhsame und stetige Bewegung angcwöhnt. Daß wir auf den Frühling warten müssen, läßt sich nicht ändern. Aber in unserer Hand liegt es. auf ihn zu warten, ivie wir wollen. Das Herz und die Sinne aufnahmebereit zu machen und seinen Glanz, seine Schönheit, alle seine Trieb kräfte in uns aufzunehmen in alter und immer wieder neuer Freude und Seligkeit. Der Herrgott hat uns ja glücklicherweise die Fähigkeit ins Herz gelegt, den Sonnenschein unseres Her zens und unseres Wesens nicht von der Sonne abhängig machen zu brauchen, die er an seinem Himmel für uns und seine ganze Schöpfung erscheinen läßt. Selbst wenn Winterstiirme mit Eis nnd Schnee und grimmiger Kälte durch die Lande rasen, kön nen wir die Sonne unseres Herzens hell leuchten lassen, Heller noch und fruchtbarer als das Himmelsgestirn. Ueberdies steht uns die Hoffnung zur Sette, die uns durch die Erfahrung zur Gewißheit geworden ist: „Und dräut der Winter noch so sehr Mit trotzigen Gebärden, Und streut er Eis und Schnee umher. Es muß doch Frühling werden." Frühlingstag schon alle Wonnen der kommenden Zeit vorans ahnen, wo das Blühen nicht enden will. Vor allem aber: Der gütige Schöpfer hat uns mit einer Eigenschaft, mit einer Fähigkeit begabt, die so tief und ur eigen in uns schlummert, daß viele ihrer nicht gewahr werden. Freuden und Genüsse, die das Leben uns bietet, werden nns meistens bald langweilig, wir werden ihrer häufig recht über drüssig. Und wem äußere Güter in solch einem Ansmaße be- schieden sind, daß er sich mühelos alle Freuden und Annehm lichkeiten der Welt verschaffen kann, sie werden ihm doch bald langweilig und gleichgültig. Ja, manch einer wird ihrer so überdrüssig, das; er allen änßeren Glanz von sich abitreist und in stiller Zurückgezogenheit jene unvergänglichen Freuden und Glückseligkeiten sucht, die ihm die Welt mit al! ihren Schätzen nicht zu bieten vermag. Es gibt keine Speise, kein Gericht, und seien sie auch noch so lecker und begehrt, daß «vir sie ost eines Tages nicht mehr mögen und der Gedanke daran uns schon schüttelt. Dieser Ucberdruß ist ja ein beliebter Vor wurf der Dichter, dcr Denker und Psychologen. Aber ein» wird uns nie zuwider: Das ist die Hoffnung auf den Frühling, die Freude am Frühlingserwachen. Hundert Jahre mögen wir alt werden und darüber. Hun dert Jahre mag der Mensch schon in vollem Bewußtsein, schon mit vollen wachen Sinnen den Frühling erlebt haben. Die rätselhafte Spezies Mensch, der homo sapiens, mag noch so blasiert sein, das Horazische „nil admirari" oder spöttisch gelangweilt ein anderes Wort murmeln, im Frühling fällt all dieser eingebildete Plunder von der Seele wie ein welkes Blatt vom Baume. Da gibt es niemanden, der nicht von den ersten Schneeglöckchen entzückt wäre. Der nicht selig den Dnst des Seidelbastes cinzöge. Der nicht täglich die Knöspchen und Knospen betrachtete, die langsam dicker schwellen und jeden Tag ihre klebrige Hülle durchbrechen wollen. Der nicht ent zückt lauscht, wenn die Amsel ihr erstes begeistertes Frühlings lied hinausschmettert, und nicht einmal schimpft, wenn er da durch aus dem Schlafe geweckt wird. Der nicht mit höchster Seligkeit das wunderbare erste Grün sprießen sieht und an der vieltausendsältigen Fülle uud Pracht der Gärten. Wiesen, Felder und Wälder seine Augen und seine Seele weidet. Jede» Jahr bringt uns der Frühling die gleichen Gaben. Jedes Jahr haben ivir dasselbe Erlebnis, Und doch ist alles uns jedes Jahr wieder wie neu, Jedes Jahr dünkt es uns schöner und präch tiger als das vergangene Jahr, und jedes Jahr wird das Glück und die Freude am Frühling und seinen Gaben nicht kleiner, sondern immer größer. Ob wir mit jedem Jahre diese (gaben tiefer empfinden? Ob in uns unbewußt jährlich tiefer und klingender das Bewußtsein des Glückes mitichwingl. immer ivieder in der Fülle der Schöpfung die Hand des allmächtigen und gütigen Schöpfers besser und greifbarer zu erkennen? Ich iveiß es nicht Aber eins weis; ich. daß dies eine Gottes gabe ist. die unser Leben so reich macht, ihm jedes Jahr neue Farbe uud Frische gibt, uns jedes Jahr in dem stillen und tiefen Genus; dieser köstlichen Frühlingszeit glücklicher werden läßt. Vielleicht auch, weil unsere Seele hier einen Vorgeschmack ein unvollkommenes Abbild zwar, aber immerhin ein Abbild der Freuden und Seligkeiten ahnt, die der Herr in Güte dem 'Menschen einst schenken wird. Diese herrliche Gottesgabe, die verschwenderisch artigen Geschenke göttlicher Huld immer aufs neue, in Die Falmweihe Scharen wallen, Scharen ziehen hinauf zu der Stadt «ms dem Berge. Hosianna rufend: denn ein König ziehet ein... Aber nur zu rasch war dem jubelnden „Hosianna" das iMcrsiilltc „Kreuzige" gefolgt; schon einige Tage später sah die gleiche Stadt den Herrn den Weg zum Tode gehen, zum lode am Marterholz der Schmach . . . Zur Erinnerung an den letzten Einzug Jesu in Jerusalem, dm Palmen tragende Volksscharen umjubelt haben, hat sich die in unsere Tage die Sitte der Palmsonntagsprozession er holten. Dcr sehnliche Wunsch der Gläubigen, die in der Kar- iroche die Leidenstage des Herrn miterleben, nach einer Dar- ii'llung jener Vorgänge hat schon im 4. Jahrhundert in Ieru- lolcm zur Einführung einer solchen Prozession geführt. Bald mndc dieser schöne Brauch in Nom heimisch, wo man in feier lich« Prozession zu den vier Hauptkirchen zog. und verbreitete sch von hier über das Abendland. Diese Prozession wird in lmtschlond wegen Ihres Vorbildes in Rom die römische Fahrt ed r auch die Römerfahrt genannt. In feierlichem Zuge pflegt sch die Prozession nach der Palmonweihe in Bewegung zu l.tzkn. in der Palmenziveigc oder ähnliche Gewächse mitgetra- Nn werden. Die Prozession, die von Kirche zu Kirche zog — »cist waren cs deren sieben — erfreute sich im Mittelalter dnchcr Beliebtheit. An manchen Orten wurde das Evangclium- i^ch oder ein Kruzifix, auch das Allerheiligstc, mitgcführt. z« vielen Gegenden Deutschlands, besonders im Süden und Külcn. bestand die Sitte, eine hölzerne Christussigur, auf tt icm Esel reitend, den sogenannten Palmesel, mitzutragen tt:r milzufahren, der dann an einem geeigneten Platz in der knchc ausgestellt und durch Absingen von Liedern und durch Mücl'cugen den ganzen Tag über verehrt wurde. Von diesem limizcu 'Brauch erfahren wir das erstemal in dcr Lcbcns- Imchrcibung des hl. Ulrich (gest. um 972). Manchmal wurde Ick diesen Umzügen der göttliche Heiland durch einen Geist- Ilchc« dargestellt. Dieser schöne 'Brauch des Palmesels hat sich I°i- ins beginnende 19. Iayrhundert erhalten, an den noch in laichen 'Museen wertvolle Palmesel erinnern. I Dcr Brauch, die zur Prozession verwendeten Zweige zu Il'Sneii, die Palmmeihe, wird zum ersten Male im 7. Jahr-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)