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Einleitu ng. ^ie Baukunst ist dasjenige Ergebniß menschlicher Thätigkcit, durch welche, von den frühesten Zeiten her, in mächtigen Bauwerken Denkmäler entstan den sind, deren Ausführung den Geist, welcher den veredelten Menschen beseelt, in seiner ganzen Größe verkörpert darstcllte. Sie ist unstreitig die erste aller Künste, welche die geistige Entwickelung, die vollendetere Aus bildung, mit einem Worte die Intelligenz der Völker befördern hals, das Entstehen und Ausbildcn anderer Künste zur uothwcndigen Folge machte und, in geringem Keime genährt, zur größten Erhabenheit aufblühete. Doch nicht bei jedem, sich wohl außerdem durch Kenntnisse auszeich nenden Volke entstanden gleich wichtige und gediegene Bauwerke, indem der Ausbildung der Baukunst und der mit ihr in Gemeinschaft stehenden Künste manchfaltige Hindernisse entgegenstanden und entgegengesetzt wur den , welche deren Ausbildung einen schleppenden Gang nehmen ließen; denn es ging die Kunst ost nur von den Fürsten und anderen Mächtigen aus, mit deren verschwindender Macht sie dann auch eben so oft in ihre frühere Unvollkommenheit zurücksank, Kunst zu sein aufhörte. Zuweilen war sie aber auch nur, wie z. B. bei den Indiern, Aegyp- tcrn, im Besitz der Priester, welche an alten festgesetzten Formen festhielten, alle ihre Kenntnisse und ihr Wissen für Andere außer ihnen in ein mysteriöses Dunkel hüllten, um dadurch an Verehrung und Achtung bei dem Volke zu gewinnen, wodurch aber natürlich alles lebendige Fort schreiten in der Kunst unter der Gesammtheit verhindert werden mußte. Aber auch da, wo die Kunst, wie in späteren Zeiten namentlich bei den Römern, nur dem Lurus und der Prachtlicbe fröhnte, gewissermaßen zu einem Gegenstände der Mode herabgewürdigt wurde, konnte sie sich unmöglich zu einer hohen würdigen Stufe erheben. Es muß die Kunst mit dem Leben und dem Geiste des Volkes innig verwebt sein, und in den durch ihre Anwendung geschaffenen Werken mit solchen übcrcinstimmcn, wenn sie zu einer Vollendung, zu einer würdigen und ergreifenden Größe gelangen soll. Dieß fand aber in möglichster Annäherung bei den Griechen der früheren alten Zeit, so wie auch bei unseren Vorfahren, den Deut schen, statt; bei diesen besonders in der letzten Hälfte des sogenannten Mittelalters, also vom 12. bis zu Anfang des 14., oder richtiger Ausgang des 13. Jahrhunderts. Die Kunst von damals giebt uns in ihren Werken ein lebendiges Bild der geistigen und sittlichen Cultur beider Heine, allg. Vaukunde. 3. Auf!. 1