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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.08.1921
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1921-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19210805018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1921080501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1921080501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-08
- Tag 1921-08-05
-
Monat
1921-08
-
Jahr
1921
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Sie Resirm der M-reW-lihmmMW Derselbstündlgung der unteren Dienststellen — Erweiterte finanzielle Befugnisse Ei« Sarltgmg de; ReIch;»erSehr;»iWerI«W Das AotchSvcrkc-r-ministerium übrrscndet d«r Press« «acktolgenö« Ausammrnftellung der von tom durch» oeiNdrlen oder vorderrttetcn Rcsonnmaknabmen. .Neben der Prüfung, inwieweit «ine Neuordnung der ReichS- eifenbahnverwaltong im großen zweckmäßig und erforderlich ist, ist das Relchsverkehrsmtnisterluin seit langem bemüht, den Verwal- tungsorganismus dadurch wirtschaftlicher und beweglicher zu gestalten, daß Befugnisse, die bisher dem Ministerium vorbehalten waren, auf die Eisenbahndirektionen, und Befugnisse dieser Behörden auf di« Eisenbahnämter oder die Dienststellen übertragen werden. Diese AbwälzangderBefogntsse auf die unteren Organe des Ver- waltimgskvrpers ist eins der wirksamsten Mittel, die von allen Seiten mit Recht geforderte Dezentralisation der Verwaltung herbei- zuführen. Dadurch, daß so die selbständige Entscheidung in die Hände derjenigen Beamten gelegt wir-, die die Unterlagen für diese Entschei dung aus eigener Anschauung kennen, wird zugleich das Verantwortungs gefühl und di« Entschlußfreudigkeit dieser Beamten gestärkt und das Schreibwerk zwischen den verschiedenen Instanzen der Verwaltung ver mindert werden. Schon im Jahre 1920 hak die Eisenbahnverwaltung in diesem Sinne eine Anzahl wichtiger Maßnahmen getroffen, von denen hier nur zwei erwähnt seien. Durch die erst« wurde die Zuständigkeit der Verkehrsämter und größeren Güterabfertigungen zur selbstän digen Erledigung von Schadenersatzansprüchen wegen Beschädigung und Verlustes von Frachtgütern erhöht. Früher war diesen örtlichen Stellen die Entscheidungsbefugnis nur bei ganz geringen Objekten überlassen. Heute find alle größeren Güterabfertigungen zur selbständigen Entscheidung von Erstattungsanträgen dis zu 300 und die Verkehrsämter von solchen bis zu 3000 befugt. Durch diese Dezen tralisation find etwa 40 Proz. aller bisher bei den Eisenbahndirektionen behandelten EntschädigungSanträge auf die örtlichen Wellen über gegangen. Die andere Maßnahme, die für die weiten Kreise von Handel und Industrie von Bedeutung werden wird, die als Lieferanten der Eisen bahnverwaltung arbeiten, ist di« Erweiterung der Zuständig- kett der Eisenbahndirektionen für di« Feststellung von Kostenanschlägen zum Abschluß von Lieferungsverträgen und zur Zuschlagserkeilung bei Verdingungen. Die Eisenbahndirektionen find künftig berechtigt, Entwürfe und Kostenanschläge ohne Mitwirkung des Ministeriums endgültig festzustellen, die den Betrag von 500 000 «tl (bisher SO 000 im einzelnen nicht übersteigen, Lleferungs- und Ar^ bettsverträge bis zu 500 000 -K (bisher 100 000 -tt) abzuschließen und bei öffentlichen Verdingungen bis zum Betrage von 3 000 000 (bisher 500 000 -en Zuschlag zu erteilen. Neben diesen einzelnen Maßnahmen ist die Verwaltung aber auch mit der systematischen Neuordnung ihres Verwal- tungskörpers eifrig beschäftigt. Als erste» Ergebnis dieser Arbeit, die an verschiedenen Punkten in Angriff genommen ist, und über die in Kürze mehr zu sagen sein wird, ist ein Erlaß des ReichsverkehrS- ministerS erschienen, der, zunächst für daS Gebiet der ehemals preußisch- hessischen Eisenbahnen, die Stellung der Dienststellenvorsteher aller Art (Bahnhöfe, Güterabfertigungen, Bahnmeistereien, Betriebswerkmeiste relen usw.) erweitert. Der Erlaß überträgt eine Reih« bisher bei den Eisenbahnämtern liegender Verwaltungsbefugnifse an alle Dienststellen 1. und ü. Klasse, d. h. auf etwa 6000 Dienststellen, bet deren Leitern nach -er bestehenden Personalorganisation eine gewisse Vorbildung und um fastende allgemeine Dienfkkenntnis vorausgesetzt werden darf. Auf dem Gebiete des Personakwesens wird diesen Dienst- strllenleitern eine Reihe von Geschäften selbständig übertragen. Am wichtigsten ist, daß sie künftig gewisse praktisch« Prüfungen selbständig abzunehmen haben. Vor allem aber erhalten diese Dienststellen eine Art eigenen Wirtschafttetat, indem ihnen von -em vorgesetz ten Eisenbahnamt bestimmte Mittel zur selbständigen Bewirtschaftung überwiesen werden. Der Dienststellenleiter hat im Rahmen dieser Mittel selbständig für die Unterhaltung aller zu seiner Dienststelle gehörigen Einrichtungen zu sorgen. Er darf Stoffe und Geräte bis zum Elnzel- betrage von 500 selbst beschaffen, selbständig Lieferungen bis zum gleichen Bettage vergeben und mit den Magazinen -er Verwaltung zwecks Anforderung von Bau- und Werkstoffen aller Art verkehren, ohne die Genehmigung des Eisenbahnamts elnholen zu müssen. Auf anderen Gebieten wird ihm die Abnahme wiederkehrender Material prüfungen, sowie di« Verfolgung von Unregelmäßigkeiten übertragen. Student und Ausland In Leipzig hat das .Deutsche Korrespondenzberreau für ausländische Universität»- und Studentenangelegenhettcn' seinen Sih. daS sich die Anbahnung der durch die Kriegsoerhehung verschütteten Beziehungen zu den außerdeutfchen Studierenden zum Z el gesetzt hat. E» hat durch seinen aufopfernd tät gen und geschickten Leiter LipS schon manchen stillen Erfolg errungen: vor allem dürft« das Verhalten der neutralen Studentenvertreter auf dem Prager Studentenkongreß zum Teil auf seine sachlich«, aufklärend« Arbeit zurückzuführen sein. — In der klaren Erkenntnis von der Bedeutung des gedruckten Worte» und der Presse ist das Bureau jetzt zur Herausgabe einer eigenen Monotsschr ft .Stu dent und Ausland" übergegangen, deren erste» Heft vom Juli 1921 vor liegt. Dienst am deutschen Volke und an -er gesamten Menschheit tst ihr Programm: in sachlicher Weis« di« Fragen -er Studentenschaft zu erörtern, di« Möglichkeiten und Schranken -es internationalen Zu sammenwirken» klar zu erkennen und -lese Erkenntni» zu verm tteln, tst ihre Arbeit. Für die erstrebte möglichst« Vollkommenheit bürge« neben dem Herausgeber und der Schriftleitung, de in den Händen von Ger hard K » tzscher liegt, die Persvnl chkrlten der Verfasser, denen wir im ersten Heft begegnen, und die weiterh n in Aussicht genommen find. Unsere Einstellung zu den zwischenvölkischen Gegebenheiten behandeln emig« bekannte deutsche Itnioersttätsprofessoren. Von ihnen desprlcht der Leipziger Walter Goetz di« Verflechtung der deutschen Kultur mit anderen Völkern und Zeiten; Stier-Somlo kennze chnet tn über zeugender Wels« den Wert, den dos Studium und da» Nachempfinden «oberdeutschen Geiste» für die Reifung des Urteil» der deutschen Stu- Leuten hat; er führt aut. zu welch verhängnitvollen Trugschlüsse« b »her mangelnd« Aaslondstenntnis geführt hat. Mendelssohn-Bar- tholdy, der Hamburger Völkerrechttiehrer, trltt für den Gemein- schaftsgedanken der weihen Völker «in und zeigt, daß dieser auch tn englische« Kreisen wieder stark gewonnen hak. Daß noch andere inter nattonal« Probleme »pn deutscher Seite besprochen werden, mag hier imr rühmend erwähnt fein. Daneben hat auch eine Anzahl van Autländern, die mit ihrem he mischen Studentenleben vertraut find, da» Wort ergriffen, um di« Stellung der Norweger, Holländer, Tschechoslowaken, Bulgaren, der Diese Neuordnung der sachlichen Befugnisse der Dienststellenleiter tst Han- in Hand mit einer Hebung ihrer Stellung im Rah men der Besolduugsordnung gegangen. Eine große Anzahl von ihnen tst zu Eisenbahnoberinspektoren und Eisenbahnamtmännern befördert worden, um auch dadurch eazuzeigen, welchen entscheidenden Wert die Verwaltung auf die Besetzung dieser Stilen des .äußeren Dienstes legt." Aus diesen Mitteilungen des Reichsverkehrsministers jjehf hervor, daß die hier mitgetelklen Maßnahmen nur einen Aus schnitt aus einer größeren und umfassenderen Reform des Be triebes -er Reichseisenbahnen bilden. Die Maßnahmen dieser .kleinen" Eisenbahnreform enthalten aber so viel Züge, die charak teristisch sind für die Fehler, die bisher bet -er Behandlung der verkehrspolitischen Lebensfragen des Reiches gemacht wurden, daß man befürchten mutz, die schwebenden .Erwägungen" über die große Eisenbahnresorm werden nicht zu -en Ergebnissen führen, die den Minimalforderungen -er deutschen Volkswirtschaft und der Finanzlage des Reiches entsprechen. An -er kleinen Eisenbahnreform stimmt der überall zutage tretende Grundsatz besonders bedenklich, dah auf dem Wege der Verselbständigung der unteren Dienststellen alle wertvollen Er rungenschaften einer Vereinheitlichung des Verkehrswesens durch -en Äebergang der Staatsbahnen an das Reich pretsgegeben werden. Bisher schon war festzustellen, daß die Generaldirek- lionen und Venraltungsabteilungen der Lauder, die zwischen dem Aeichsverkehrsministerium und den unteren Dienststellen ein geschaltet sind, nicht ausführende Organe einer Aeichsverkehrs- polilik bilden, sondern hautpsächlich die Förderung der ver- kehrspolittschen Sonderforderungen ihrer Gebiete betreiben. Menn -en unteren Dienststellen jetzt erheblich erwei terte Befugnisse übertragen werden, so bedeutet dies yichks an deres, als die Verewigung und Dezentralisation jenes Ver kehr s p a r t l k u l a r i s m u s, den -er Begriff der Reichseilen bahnen aus der Welt schaffen sollte. - . Die Bestimmung, dah -en einzelnen Dienststellen in Zukunft erheblich erweiterte finanzielle Befugnisse ein geräumt werden sollten, ohne daß durch Festlegung sttengex Spar- samkeiisgrundsätze ein Gegengewicht gegen die Auffassungsver- schledenheiten über den Begriff «rationelle Finanzwirtschaft" geschaffen ist, erscheint angesichts -er Finanzlage des Reiches überaus bedenklich. Sie eröffnet der willkürlichen und ungleich mäßigen Gestaltung der Ausgaben Tür und Tor, und sie ist ge eignet, die Wirkung großzügiger Ersparnism-ahnahmen, wenn diese in ihrer Ausführung untergeordneten Instanzen überlassen tteiben, von vornherein unwirksam zu machen. In jedem Groß unternehmen gehört die Flnanzverwaltung und die Er ledigung der grundsätzlichen Fragen des Personalwesens zu den Obliegenheiten der Zentraloerwaltung. Wenn man die kleine Eisenbahnresorm als Ganzes würdigt, so kann man nur feststellen, daß es sich um einen schlecht gelun genen Versuch handelt, die Zentralstellen, die in der Tat viel zu groß sind, zu entlasten. Logischerweise hätte die Abwälzung aller jener Befugnisse, die -em Aufbau eines wirtschaftlichen Unter nehmens der Zentralverwaltung obliegen, mit der Aufhebung des Reichsverkehrsministeriums abgeschlossen werden müssen. Dieser neuen Behörde ist es bisher immer noch nicht gelungen, die Zen tralstelle einer einheitlichen Verkehrspolitik zu sein, und sie scheint nach den Gedankengängen der kleinen Eisenbahnreform auch nicht geneigt zu sein, die organisatorische Zusammenfassung einer ein- heittichen Betriebsverwaltung eines großen Mirtschaftsunker- nehmens zu bilden. Die luxemburgisch-belgische Zollunion. Die luxemburgische Kammer hat soeben einen neuen Zolltarif ver- abschiedet, der völlig mit dem belgischen Zolltarif übereinstimmt. Da durch tritt die kürzlich in Brüssel vereinbarte luxemburgisch-belgische Zollkonventton, die auf 50 Jahre abgeschlossen ist, sofort in Kraft. Chinesen und Deutfchvsterreicher zur gemeinsamen Arbeit -arzustellen. Da aut cülen der Wille zur nüchternen und kritischen Sachlichkeit hervorgehk, so berührt doppelt angenehm der überall durchkl ngende Ton der Achtung für die deutsche AkaLemikerfchaft. Ts mag -les al» ein «rfte«liche» Zeichen dafür genommen werden, daß die Hindernisse, an deren Bese tigung dies« Monatsschrift mühelfen will, nicht unüber windlich find. — Lin ge kürzere Aufsätze und kleine Mitteilungen gaben Nachrichten über di« Arbeite« Le» KorvespondenzburrauA und über rrjirtschaftl che UntersWtzüngsletskMzen deutscher akademischer Ein richtungen. Schon nach diesem Heft ist es nicht zuviel gesagt, wenn man die Zeitschrift .Student und Ausland" e nen wertvollen Kulturpionier d«S Deutschtums und ein wichtiges Bindeglied in der Internat onalen Studentenbewegung nennt. Nach den vorstehenden Ausführungen braucht es kaum gesagt zu werden, daß sie weil über dis student fchen Kreise hinaus di« aufmerksame Betrachtung jede» außenpolitisch und kulturpolit sch Interessierten in vollem Maße verdient. 8t. Der Zniemettonale Tuberkulose-Kongreß. Die zweite Versammlung der Internationalen Vereinigung gegen Tuberkulose hat vor kurzem m Westminster in England stattge,unden. Die erste Sitzung dieser Ver- Uni arm g, die ein« Äiachkriegsgründur.g ist, fand im vorigen Jahr in Park» statt. Vor dem Kriege hatte die Internationale Vereinigung regen Tuberkulose ihr Hauptquartier in Berlin, und die Sitzungen wurden alljährlich, ein Kongreß alle drei Jahre dort abaehalten. Nun mehr steht Deutschland außerhalb diese» NienschheiisbmweS, obwohl der englisch« Minister Lord Curzon in feiner EröffnungSred« betont«, Latz Menfchenfreundtichkrlt und Wissenschaft keine Grenzen kennen und daß alle Völker in dieser Aufgabe zusammen arbeiten müssen. E» waren über 100 Abgeordnete von ^9 verschobenen Ländern anwesend. Der englische Gesundheilsminister Sir A. Mcnd gab einen Uebrcblick über die Fortschritte der Tuberkulosebekämpfung in Großbrita.rnien. England besitzt gegenwärtig 412 Armenapotheken, 341 Beamte zur Bekämpfung d«r Tuberkulose und 18 050 Betten zur Aufnahme von Kranken, die in den nächsten zwei Jahren um 3500 Betten vermehrt werden. Et waren im Lrhr« 1920 28000 Lubekkulosesälle und 7700 Todesfälle durch Tuber kulose weniger alt 1914. Nach Mitteilungen anderer Delegierter ist di« Todesziffer durch Tuberkulose in Frankreich sehr groß. Allein im Kriege starben 68 000 französisch« Soldaten an dieser Krankheit. Besonders furchtbar wütet auch di« Tuberkulose in Spanien und Rußland. Lin« der schwersten Gefahren wird durch die überall herrschende Wohnungs not heran fbrschworen, da man festgestrlki hat, daß di« Todesziffer durch Senator France über Rußland BerU«, 4. August. Der amerikanische Senator I. 2. France, ein führendes Mit glied der republ dänischen Partei, dessen Name ft, Deutschland besonder» durch die hervorragend« Rolle bekannt geworden ist, die er bei den Cenatskämpfen gegen den Versailler Vertrag spielte, hat auf -er Rück kehr von einer längeren Studienreise nach Sowjekrußland i« Berlin. kurzen Aufenthalt genommen. Im Gespräch mit einem Mitarbeiter der' Vossischen Zeitung mrcht« der Senator über seine Eindrücke in Sowjet rußland Mitteilungen, die sich folgendermaßen zufammenstellen lassen: Senator France hat die Ueberzeugung gewonnen, daß bei -en russi schen Wirren der Wille der einzelnen nur «ine ganz untergeordnete Rolle gespielt Hot, -aß e» sich vielmehr um eine zwangsläufige Entwicklung handelt. Ein alles, überlebtes System sei zusammen gebrochen, und in der Entw cklung zu einer neuen Ordnung habe der Kommunismus ein« vielleicht unvermeidliche Phase dargestellt. Aus demselben Grande hält aber der Senator den Kominunlsmus auch nicht für eine ble bend« Erscheinung. Die Gesetze, nach denen sich die mensch liche Wirtschaft seit Jahrtausenden aufbauk, und die durchaus auf -le Privatwirtschaft weisen, gelten auch für Rußland. Der Kommunismus als dauernde W rkfchafksform ist eine Utopie. Das haben auch die Moskauer Machthaber, insbesondere Lenin, wohl begriffen. Auch in den Perioden der schärfsten .Diktatur -es Proletariats" hat sich die privatwlrtschaftliche Ordnung behauptet. Ja, gerade in dieser Zeit hat sich der bäuerliche Privatbefitz — 80 v. A. der russi schen Bevölkerung sind Dauern — konsolidiert. Auch der private Handel und d e private Industrie haben niemals völlig ausgeschaltek werden können. Die Sow'etregierung hak diese tatsächlichen Verhält nisse, an denen keine Macht der Welt etwas hätte ändern können, durch ihre letzten Dekrete nur legalisiert. Damit ist aber nach Ansicht deS Senators France der wichtigste Schritt zur Stützung ihrer Macht geschehen. Obwohl die Bauern auf ökonomischem Gebiet natürlich durch- aoS konservativ gesinnt sind, stellen sie -le stärkste Stühe der Regierung bar, seitdem das Damoklesschwert der drohenden Beschlagnahme von ihren Häuptern entfernt ist. D e Naturalsteuer, die bei den am günstig sten gestellten Bauern bis zu 10 v. H. der Erträge steigt, wird durchaus nicht al» drückend empfunden. Und der Vorsitzende des Zo-itral- Exekutiv-Komitees. Kalinin, von Haus« aus selbst Bauer, tre bt unermüdlich Propaganda, um die Bauern von dem Wohlwollen der Sowjetregierung zu überzeugen. Die Folgen der Dekrete über d e Wiederherstellung des freien Han dels — Geschäfte eröffnen dürfen bisher nur die über 45 Jahre alten, Personen — treten von Tag zu Tag mehr in die Erscheinung. Be sonders LuxuSwaren kann man wieder in offenen Läden erwerben. So gibt es z. B. wieder zahlre che Juwelier- und Puhgeschäfte. Aber auch —Artikel des täglichen Bedarfes gehen schon wieder durch den freien Handel. Besonder» fallen die Schuhläden auf, in denen man Schuh werk von einfacher, aber auch von luxuriöserer Ausstattung erwerben kann. Dagegen fehlen z. B. Kle dergeschäfle, was sich aus dem völligen Mangel an Textilen erklärt. Die bürgerlichen Mittelschichten, denen sich wieder Erwerbsmöglichkeiten bieten, beginnen aufzuatmen. Von ihrer Sette hak nach Herrn France die Regierung schwerlich etwas zu befürchten. Die Hauptopposition geht vielmehr von den Links radikalen aus, die von keinerlei Konzessionen an den vermaledei ten Kapital smus etwas wissen wollen. Während die Sowjekreglerung also roch Ansicht Les amerikanischen Polit kers im Inneren keinerlei ernste Gefahren zu befürchten hat, hängt, wie France ausführte, die zukünftige Entwicklung Rußland» in sehr hohem Maße davon ab, ob und wann die Großmächte aus den ge gebenen Verhältnissen die Konsequenz ziehen und d e Sowjetregierung anerkennen werden. Weniger wegen politischer Gründe als wegen der ökonomischen Folgen. Eine anerkannte russische Sowjetregierung würde angesichts der natürlichen russischen Reichtümer kreditfähig sein und nach Frances Ansicht Anleihen zu normalen Bedingungen auf den großen Geldmärkten der Welt unkerbringen können. Jin Zu sammenhang mit diesen Anlelhefragen war die Bemerkung des Senator» interessant, Amerika sei zwar ein reiches, aber kein blühen de», Land (a rieb dut uot u prospsrou« countr^). Di« im Auslande verbreiteten Nachrichten über die Hungers not in Rußland hält Herr France für übertrieben, wenn es sich auch tatsächlich um eine Katastrophe handelt, die in ihrem Umfang« und ihren Auswirkungen über die Bedeutung der Hungersnot von 1891 hinaus geht. France ist der Ansicht, daß sich ein großzügiges internationales Hilfswerk angesichts de» während und nach dem Kriege geschossenen Unterstützungsapparales wohl mit gutem Erfolge werde durchführen lassen. Für die nächsten Nlonate würden die Erträgnisse der neuen Ernte wohl ausreichend sein, und bis diese aufgezehrt seien, ließe gewiß mancherlei tun, um ein Massensterben zu verhüten. Tuberkulose in demselben Matze wächst, wie sich der Luftraum verringert, der in den Wohnungen auf den einzelnen kommt. B. Deutsche Aerzte in Griechenland. Wie dem Reichswanderungsamt auS Akoen mftgeteill wird, sind die Aussichten für tüchtige deutsche Aerzte, di« sich in Griechenland niederlassen wollen, al» günstig zu bezeichnen. Ein Erholungsheim für geistige Arbeiter und Künstler. Der Verein Berliner Künstlerinnen hat beim Magistrat Berlinden Antrag gestellt, da» von der Stadt vor einer Reihe von Jahren erworbene Herrenhaus Buch zu einem Erholungsheim für geistige Arbeiter und Künstler zu be stimmen. Der Magstrat Hai das Gesuch jetzt abgelehnt. Trotzdem darf man hoffen, Lotz es mit dieser Ablehnung nicht sein Bewenden hat. Das Herrenhaus, ein wunderschönes Landschlößchen, dient seit der Amtszeit des Oberbürgerme sters Kirschner als Sommersih des jeweiligen Stadt oberhauptes, und wird zurzeit noch vom Oberbürgermeister a. D. Wer muth bewohnt. Hochschul«acheichte«. Wie wir hören, ist der außerordentliche Pro fessor und Adleilungsvorsteher am Physiologischen Institut der Universität Breslau, Dr. Ernst Schmidt, zum ordenti. Professor daselbst ernannt worden. — Dem Privatdozenten für deutsche Sprach- und Kultur geschichte an der Universität Köln, Studienrat Dr. Adam Wrede, ist ein Lehrauftrag zur Veriretung der rheinischen Volkskunde erteilt worden. Henry Alberts. Aus Paris drahtet unser Korrespondent: Der elsässische Schriftsteller Haug, der unter dem Namen Henry Albert schrieb, ist heut« vormittag plötzlich in Straßburg ge storben. Er war dieser Tage von Paris nach dein Elsaß gereist, um dort seinen Urlaub zu verleben. Albert war Mitarbeiter de» Journal de» DöbatS und de» Mercure de France. Er ist besonder» durch die Uebersetzung der Werk« Nietzsches in» Französische be kannt geworden. Londoner Kunstauktlonen. Ein geheimnisvolle» Bild ist im letzten Augenblick von der Versteigerung in Christies Londoner Awktionshau» wieder zurückgezogen worden. Ls handelt sich um ein Gemälde, da» in dem Kalolag al» .SophoniSbe" von Paolo Veronese be zeichnet war. DaS Bild ist erst zU Beginn deS Kriege» der Oesfentlich* * «eil bekannt geworden. E» befand sich, vergessen und ohne Nahmen, unter einer Menge anderer Bilder, die al» wertlose» Gerümpel bei seite gerämmt waren, »nd ging dann in den Besitz eine» Herrn Hogton z» Bromley i« Kent über. Inzwischen ist nun «in« Publikation »an A. L. Ravina erschienen, die da» Bild Raffael, und zwar al» Porträt der Viktoria Colonna zuspricht. Ebenfalls bei Lhristie ist ein Manu skript von Rodert Burns' berühmter Hexengeschicht« .Tam O'Shanker", zwölf Seiten umfassend, zum Verkauf gelangt. E» trägt auf der Rück seite den Vermerk «Ottginalmaimflkript von Robert Burns'; 1790 von ihm A. M. Dttrdonel Lawson geschenkt. Die Handschrift ging für SO Pfund Sterling fort. . «.
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