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Sächsische Volkszeitung : 09.08.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193908098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19390809
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19390809
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-08
- Tag 1939-08-09
-
Monat
1939-08
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.08.1939
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Sächsische Dvlkszeilung Nummer 185, Sette 3 Mittwoch, 9. August 1989 ' Vor 60 Jahren begonnen — Vov 25 Jahren vollendet! sich lösen —: des Ruhmes Millionen aufgebracht worden — und waren fort. der in der Ncben- er besitzt die höchsten ihn zum Präsidenten der Jahre 1889, Rian täuscht Wirklichkeit nama-Gesellschast an: die Geldlcute, die wackeren Optimisten, die Gutgläubigen, die Verbissenen, die Abenteurer, die Hoch stapler — die Gelder rollen in unheimlichem Tempo davon, hin ein in tausend Taschen — man muh viel investieren, um mehr zu gewinnen! — und so werden Parlament, Regierung, Presse und Parteien in gigantischem Ausmaß bestochen. Die riesenhafteste Bestechung der Weltgeschichte gelingt! —: die Regierung versperrt sich plötzlich nicht mehr — noch einmal posaunt eine gekaufte Presse Lesseps' Ruhm und erzählt Wun derdinge von dem Gigantonwerb in Panama, trommelt Gene- ralmarsch —: „Auf zur neuen Zeichnung! Geld für den Kanal — doppelt und dreifach wird es der Kanal euch lohnen!" Mit breiter Geste wirst die Panama-Gelellschaft ihre große Lotterie-Anleihe auf den Markt. Und nun weigern sich die alten Aktionär«, die für den Bau des Schleusenkanals notwendigen Obligationen in der Höhe von zunächst 720 Millionen zu zeichnen — Frankreichs Sporer sind mißtrauisch geworden — neue Geldgeber und Spe- kulanlen finden sich nicht trotz allen Geschreies und Getrom mels ... Da sieht Lesseps. bebenden Herzens und mit einem Male völlig verlassen von aller bis dahin künstlich gesteigerten Le benskraft, endlich die tödliche Lawine Alle« ist verloren! Er hat den Suez-Kanal gebaut. Ehrungen der fünf Weltteile, man hat Geographischen Gesellschaft ernannt, eine Gcdenktasel ist an sei nem Geburtshaus angebracht worden. Straßen tragen seinen Namen — und nun stürzt dies gewaltige Gebäude donnernd zusammen. Die Anleihe ist ein riesiger Fehlschlag Im vor nunmehr 80 Jahren, steht man vor dem Ende, zwar in Panama noch einige Tätigkeit vor — in aber wird das Werk verlassen, die Maschinen verrosten, der Ur wald frißt sich gierig von neuem heran, verschlingt die Baracken städte, schluckt das Menschenwerk ein, alles wird wieder ein verpesteter Sumpf, in dem man 1.'-4 Milliacden Spargelder hin eingeworfen hat! Langsam sickert die furchtbare Wahrheit nach Europa. Hunderttausend«: krallen in letzter Verzweislungshosfnung die Fäuste —: „Unser Geld — unser sauer erarbeitetes und Grosck-en für Grosck-en erspartes Geld!" In Paris macht die Panama-Gesellschaft die letzten Ver suche, zu retten, was noch zu retten ist — aber es ist nichts mehr zu retten — das Ende ist da. (Schluß folgt.) Staatsunion sämtliche von Ukrainern bewohnten Gebiete untri die polnische Oberhoheit gekommen waren, vor sich ging. Dieser Teilprozeß aber genügte den neuen Herrschern, den Polen, nicht. Es zeigte sich sogleich die polnische Unklugheit, indem man mit teilweiser Gewalt nun alle Ukrainer aus ihrer alten Kultur loslösen wollte, womit jedoch nichts weiter erreicht wurde, als daß auch dort, wo die Ukrainer freiwillig dem Abendland sich zuwandten, die größten Mißstimmungen einsctzten. Besonders verharrten nun alle Ukrainer jenseits des Dnjcpr, wo sie der polnischen Hoheit weiter entrückt waren, um so hartnäckiger in ihren Anschauungen. Ja, als Polen entlang den weiten Ufern des Dnjepr slawische Grenztruppen ausstellte, Grenzwachen gegen die Tataren, aus denen sich alsdann die gefürchteten Kosaken heere bildeten, da erhoben sich auch diese Kosaken mit den jen seitigen Ukrainern gegen Polen und gründeten am anderen Dnjcprufer einen freien Staat: die Helman Ukraine. Dieses Staatsgebilde schien im Ansang vom Glück begünstigt zu sein, jedoch als es sich später an das großrussische Reich anlchnte, um mächtiger gegenüber den Feinden zu sein, erhielt cs zwar die Autonomie zugesprochen, aber die Großruben lösten niemals ihr Versprechen ein, sondern suchten die völlige Unterwerfung der Ukrainer. Darauf folgten die erbitterten und endlosen Kämpfe der Kosaken und Südrussen mit den Großrussen, jene Kämpfe, die schließlich in den drakonischen Maßnahmen des zaristischen Rußlands erstickt wurden, wobei der Freiheitskampf der Ukrai ner einen vorläufigen Abschluß fand. Alle außerhalb Rußlands seßhaft gewordenen Ukrainer bliebe» 200 Jahre lang bei Polen. Und diese hatten — nach ihrem anfänglichen Aufschwung, wobei schon die erwähnten gro ßen Mißhclligkeiten eintraten, — später, a!s Polen seiner eige nen inneren Auflösung enlgegenging. immer hartnäckigere Kämpfe zu führen. Als dann in der zweiten Hälfte des t8. Jahr hunderts die Dreiteilungen Polens üatljanden. da wurde» alle diese Ukrainer ganz neu aufgeteilt. Folgendermaßen. Diejenigen, die unmittelbar diesseits des Dn,epr wohnten, kamen in einem Gebietsumsang, wie die jenseitige Helman Ukraine, nun auch an Rußland so daß der Dnjcpr die Milte des neuen, von Ukrai nern bewohnten, südrussischen Gebietes bildete. Damit entstand die heutige Ukraine. Alle jene Ukrainer in diesem Gebiet aber, die vorher entweder unter dem Druck Polens oder frei willig ihre östliche orthodoxe Weltanschauung ausgegeben hatten, wurden nun aufs neue vom zaristischen Rußland unter grausam sten Verfolgungen zur Wiederannahme der russisclr-ösllichen Ge dankenwelt gezwungen. Es begann auch für diese Ukrainer jener Leidensweg, der sich durch das ganze 18. und 10. Jahrhundert dahinzog, solange das alte Zarentum die Zügel führte. Mit dem Ausgang des Weltkrieges, als die Ukraine sich sür kurze Zeit selbständig gemacht hatte, erfolgte dann die Eingliederung in das heutige Rußland. Die übrigen Ukrainer, die bei den Teilungen Polens nicht an Rußland fiele», nämlich, die in Galiizien. in der Karpatho- Ukraine und in der Bukowina, kamen zu Oesterreich. Sic ver harrten bis heute etwa zur Hälfte in der östlichen und zur Hälfte in der abendländischen Kultur, nahmen aber alle eine ausgespro chene Grcnzstellung gegenüber dem „anderen Osten" ein. Diese Ukrainer mußten all jene Unbilden und Entbehrungen auf sich nehmen, die den Grenzvölkern von Natur aus zugemessen sind, und blieben gegenüber den neueren Entwicklungen der Kultur weit zurück Immerhin entstand aber schon im vorigen Jahr hundert unter österreichischer Herrschaft eine Bewegung im ukrainischen Volk, die aus die kulturelle Selbständigkeit ab zielte, und sie sand ihren ersten Ausdruck in der Schcwtschenko- Bewogung in Galizien. Gleichzeitig trat auch das Karpotho- ukrainische Ukrainern»» damals hervor; Alexander Duchnowitz gründete in Prcschow einen „Kulturvcrein" und bemühte sich, all- gemein verständlich und geistig wertvolle Schriften sür das Volk herauszugebcn, wobei jedoch der Mangel an Volksschulen äußerst hindernd war. Auch gab es noch keine Schriftsprache, in der das Volk sich allseitig hätte verständigen können. Man schrieb ein schlechtes, mit Kirchcnslawisch durchsetztes Russisch. 1891 wurde der erste Zeitung in der Karpatho-Ukraine herauo- gegebcn, Listok genannt, was „Blatt" bedeutet, aber auch diese hatte nur geringen Erfolg, bis später die volkstümlicl>e „Nauka" („Unterricht") herauskam, die in der ukrainischen Volkssprache geschrieben wurde. Auch dieser blieben die Kämpfe nicht erspart, zumal der Helmatdialekt als Schriftsprache nur schwer vcrivend« bar war. Darum schuf der Ukrainersührer Voloschyn endlich eine eigene ukrainische Schriftsprache, und zwar in Anlehnung an den Schriftgebrauch der gallzisck»en Ukrainer, wobei er in unga rischer Sprache (wegen der Zugehörigkeit zu Ungarn und der geht durch die Kordilleren, und schon vor Beginn des Werkes forderten viele Ingenieure einen Schleusenkanal. Lesseps wei gerte sich diesem künstlichen Plan. Er wollte einen freien Gleit weg von einem Ozean zum anderen — er vermochte nicht ad- zutun, was ihm, unter gänzlich anderen Bedingungen, dergestalt beim Suezkanal gelungen mar. Jetzt erst, im Jahre 1887, kommt die Erkenntnis: alles war ein furchtbarer Irrtum! Und so entschloß sich Lesseps zum ersten Rückzug seines Lebens. Er holte sich den Ingenieur Eissel, den berühmten Erbauer des eisernen Turms zu Paris. Der er bot sich, den Bau eines provisorischen neuen Kanals mit acht Schleusen in drei Jahren, bis 1890, durchzuführen. Dazu waren noch einmal ungeheure Summen erforderlich — darum noch einmal: Generalangriff auf -ie Sparer rind Vie französische Regiernng Man gesteht der Regierung einen Teil der ungeheuren Schwierigkeiten aller Art ein. Man weist hin auf das Prestige Frankreichs, das ungeheuerlich leiden würde, wenn man ge zwungen märe, das Werk abzubrechen — und den Konkurs an zumelden! Die Panama-Gcsellsck-aft, Staat im Staate, kämpft ein gigantisches Duell mit dem Staat! Schon früher war zur Behebung der finanziellen Schmie rigkeiten der Plan einer großen Lotterieanleihe ausgetaucht. Die Regierung hatte sich ablchneiü) verhalten. Jetzt aber geht cs ums Ganze — und geht aufs Ganze . , » Frankreich hat eine parlamentarische Negierung, sie besieht aus einer großen Front von Persönlichkeiten, als da sind die Minister, die Abgeordneten, die Parteien, Parlament und Senat und — die Presse! Gegen die Front stürmt die Horde der Pa- . das zu entfernen war, hatte man falsch beurteilt. Teils ivar es weicher Tuff, teils härtester Trachyt, der Tuff ivar „fließend" und hielt nicht, -er Trachyt mußte mit schwerster Mühe gesprengt werden. Acht Kilometer lang war beim Cerro Culebra eine Höhe von 80 bis 100 Meter zu durchbrechen, was man aus unver ständlichen Gründen nicht vorausgesehen oder einfach vernach lässigt hatte. Wie leicht war cs dagegen gewesen, In dem Sand der Wüste zu graben. 20 000 Neger, ferner Gelbe und auch Weihe — Abenteurer oder Europamiide oder ziveiselhaste Existenzen — arbeitete» jahrelang in dieser Hölle. Hier gab cs nur einen Ver gleich: grausigste Strafkolonie! Vie tödliche Lawine Man wühlte sich von Colon her dbrch den Isthmus — und kam nicht weiter . . . Tausende starben. Eine Million Sparer stierte von Frankreich aus fasziniert und herzklopfend auf das ferne Werk — und immer milder blähte sich in Paris die Kanal- baugcsellschast »uf, immer mehr Dotationen flössen in die Ta schen von Tausenden von Individuen, die von dieser Moloch- Gesellschaft angesogen und verschlungen wurden . . . Wie eine gigantische Lawine wuchs das dieser Gesellschaft anvertraute und von dieser Gesellschaft ausgegebene Kapital an. Mar.n würde die Lamine l)erniederstürzen? Lesseps, fast ununterbrock-en mit seinem Sohn Charles, einem der zahllosen Direktoren der Gesellschaft, hin und her reisend zwischen Paris und Panama trotz seines hohen Alters, begann dock) langsam im zähen Ablauf dieser schrecklichen Jahre mit immer sich steigerndem Entsetzen zu beobachten, wie sich über seinem weißen Kopf die Lawine ballte, der auszuweichen nun kaum noch möglich schien. Noch flössen, nicht mehr bereitwillig, aber gezwungen von der Erwägung, man könne doch das einmal investierte Geld nicht verloren geben, die geforderten Kapitalien aus Europa. Aber jede neue Akticnzeichnung drosselte den Atem des alten Mannes. Was muß er empfunden haben, wenn man ihm mit teilte, daß in einer Nacht 80 000 Kubikmeter Gestein von einem Punkt des Kanalrandcs abgerutscht waren, wenn er die Zahlen der täglichen Toten erfuhr, die man auf dem Friedhof unter namenlosen Nummerkreuzen bestattete? Ader das waren Opfer, die jedes große Werk erforderte! Noch h'elt Lesseps die Begeisterung der Patrioten aufrecht, auch wenn er allmählich sich immer tiefer und tiefer in die Ab gründe eines erstickenden Alptraumes versinken fühlte. Denn was hier in Panama — und gleichzeitig drüben in Paris — ge schah. mar nichts mehr als ein «assnd«« Wettrennen ans Vein gleichen Platz Genau wie im Traum entfernte man sich trotz atemlosen Dorwärtsstiirmens immer weiter vom Ziel, immer dichter ver nebelte sich die Zukunst. Wie lange noch würden sich die immer ungeduldiger werdenden Aktienbesitzer vertrösten lassen, denen die allmonatlichen Unglitckssälle zu Ohren kamen? Wie lauge noch würde cs vor allem möglich sein, die Ansprüche von Hun derten fast unbekannter Menschen, Politikern. Journalisten, Bankleuten, die sich Rechte anmaßten und Geld wollten, zu be friedigen? Jedes Jahr mußte neues Kapital verlangt werden. Man gab Aktien auf Aktien aus. Im Jahre 1880 waren sogar noch einmal 860 Millionen aufgebracht worden — und waren fort. Dabei immer neue Katastrophen, Immer neue Veruntreuungen vor allem. Zuviel Abenteurer und Glücksritter waren mit Kanalbaugesellschaft verguickt. Jetzt lächelte Lesseps nicht mehr. . » Wenn der hock-gewachsene Mann im schlohweißen Haar mit den Ingenieuren nach einer Zeit der Abwesenheit wieder die Zone befuhr und sah, daß fast nichts vorwcirtsgebracht worden war, während der Rio Chagres etwa ein Viertel des neuen Staudammes, der 1400 Meter breit hat!» werden sotten, weg gerissen hatte, wenn er die gehässigen Blicke der Neger, die lauernden der Aufseher sah, dann mußte sich sein Herz zusam- menzlehcn in lähmender Angst vor dem Kommenden. Dev evfte Rückzug Niemand weiß, wie lange das noch so gehen soll. Der Ka nal wird jedenfalls nicht so fertig werden, wie ihn der Trium- phator von Suez allzu leichten Herzens geplant. Der «anal „Volk auf fremder Erde Dev LUV«u«N»eg verr Ukrainer» Das Volk der Ukrainer gewinnt mehr und mehr das Interesse der übrigen Welt. Außerhalb des ukrainisck-en Mutter landes, im Süden Rußlands, leben die Ukrainer als zweilstärk- stes Volk in Polen, wo sie von Tag zu Tag im SUdosten des Staates stärker hervortreten. Alle Ukrainer zusammen weisen seit Jahrhunderten einen Leidensweg auf, und so groß ihre Zahl gegenwärtig ist, nirgends wohnen sie in einem eigenen selbstän digen Staat. Der Osten der alten Tschecho-Slowakei, die Kar- patho-Ukraine, die heute zu Ungarn gehört, ist ebensalls ukrai nisches Wohnland, und ebenso die sich anschließende Bukowina, der Norden Rumäniens. Dazu treten ukrainische Volksteile im alten Ungarn und in Südslawien, und außerdem lebt ein beacht licher Teil in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und in Kanada. Selbst in dem fernen Sibirien fristet eine kleine Gruppe ihr Leben. „Volk auf fremder Erde" ucnnen sich die Ukrainer selbst, „Zerstreute auf -em Erdkreis", die mit Sehnsucht und Treuer an ihre Mutter, die Ukraine i» Rußland denken, wo ihre Wiege stand. Die Gesamtzahl aller Ukrainer wird heute auf über 48 Millionen geschätzt, von denen in Rußland über 38 Millionen leben, In Polen annähernd 7 Millionen, in Rumänien 1 Million, in der Karpatho-Ukraine 54 Millionen und ebenso viele in den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Das ukrainische Volk ist das am nächsten mit den Russen verwandt« Volk. Vor 1000 Jahren bewohnte es den Süden Ruß lands am Dnjepr und bildete das eigentliche russische Kerngebiet der Friihzeit, noch bevor die Großrussen hervortraten. Daher nennen sich heute noch die Ukrainer Russi, was „die Russen" be deutet, oder auch Rußniaken und Russinen. In iher Urheimat entstand das erste russische Staatswesen, das in -er Geschichte austaucht, und sein Mittelpunkt war Kiew, wo Wladimir der Große, der mächtigste Herrscher, sein Volk zur Höhe führte. Die ser Fürst aber teilte sein aufbliihendes Reich unter seine zwölf Söhne auf, was sür den jungen Staat zum folgenschweren Ver hängnis wurde. Wohl behauptete sich das Reich noch über ein ganzes Jahrhundert wie eine Einheit, aber als die Knmanen und Pclschenegen, zwei Tatarcnstämme. in das Dnjeprgebiet ein brache» und Kiew völlig verwüsteten, war die Stunde der Prü fung gekommen. Der Mangel an einer einheitlichen Führung ließ die Stärke der einzelnen Stämme nicht mehr zur Geltung lwmmen, und man erlag damals dem Feinde. Eine große Zahl von Ukrainern aber mußte westwärts flüchten, in das Gebiet des heutigen Galizien hinein, das damals noch ein unbewohntes und zum Süden Rußlands gehörendes Land war. wo man sich eine neue Heimat suchte. Die am Dnjebr Zurückgebliebenen aber gründeten, als die Tataren abzogen, eine neue siidrussische Hauptsta-t, die Stadt Wladimir, um die Horum sie sich neu nic- derließen. Doch inzwischen hatte sich auch der Stamm der Groß russen erhoben und suchte von Norden aus ebenfalls die Ukrai ner zu unterjochen. Moskau wurde von diesen als die Hauptstadt ganz Rußlands auc-gerufcn. Diese Großrussen waren damals fchon nicht mehr ganz reiner Rasse, denn sie hatten sich als Sla wen mit den umwohnenden Finnen vermischt, wenn auch nur erst zu einem geringen Teile. Trotz ihrer Uebermacht aber konn ten die Grrßrussen -och nicht die südlichen Ukrainer überwälti gen und diese verteidigten nun lange Zeit ihre neue Unabhängig keit. Bis schließlich die in zahlreiche Kleinsürstentümcr aufgespal- tene Ukraine dem Vordringen der Polen und Litauer im 14. Jahrhundert abermals erlag. Tie ersteren nahmen das ukrai nische Galizien in Besitz und die letzteren die übrige Ukraine. Und nun fluteten zum zweiten Male große Massen der Ukrai ner westwärts, -en schützenden Alpen zu. den Wällen der Kar pathen, in die heutige Karpatho-Ukraine hinein, und ließe» sich hier nieder. Es begann überhaupt jetzt die eiaentliche große Zerstreuung der Ukrainer unter die fremden Völker, und der Leidensweg, der damit verbunden war, hob an. Von den Groß russen wurden die Ukrainer von -a an nur noch die Kleinrussen genannt, während umgekehrt die Ukrainer den Großrussen den Namen „Moskowiter" (nach der Hauptstadt Moskau) gaben, der noch im vorigen Jahrhundert allgemein in nanz Europa In Ge brauch war. wogegen die Ukrainer zur selben Zeit noch „die Russen" hießen. Mit der Zerstreuung der Ukrainer über die Völker trat etwas Besonderes ein. Die Ukrainer hatten der byzantinischen Kultur angehört, iveil sie von Byzanz aus ihre Bildung erhalten hatten, doch nun drangen in ihre westlichen Wohnsitze auch die abendländischen Einflüsse immer stärker ein. Da sie von Haus aus bereits Keime des Verfalls in sich tragen, so entschloß sich ein Teil der westlich Wohnenden, d. h. feuer, die diesseits des Dnjepr lebten, zur Annahme der äbendländisck>en Bildung, ein Prozeß, der seit dem Jahre 1895, als nach der litauisch-polnisck-en v Hschstaplevtzvama uin I 4 ein gigantische« Werk Ferdinand von Lesseps ... Genie, Vlnsfer oder Betrüger? — Line Million Sparer verlieren anderthalb Milliarden Die ersten Aatastrophen Auf der ganzen Erde ist kaum ein Land, das, wie die Kanalzone, in fo vollkommener Weise alle Schrecken der Tropen vereint: wilde Tiere und Schlangen und, was viel schlimmer ist u.ld wogegen cs keine Abwehr gibt: ununterbrochene Hitze von durchschnittlich 30 Grad Roaumur — und die Malaria. Es gab keinen Landstrich der Welt, wo In jenen Jahren noch die Malaria und das Gelbe Fieber verheerender wüteten. Alan hatte noch nicht erkannt, daß die Moskitos die Träger der tödlichen Bazillen waren. Man kannte keinen Kampf gegen sie, nahm sie nur als unausweichlick-e Unannehmlichkeit, mußte nicht, daß sie die Ursache der grauenhaften Sterblichkeit waren, die alsbald nach Wcrksbeginn unter den Weißen und Gelben wü tete und sie zu Tausenden ins Grab riß — gleich jenen 68 000 Chinesen, die an der Bahnstrecke über die Landenge begraben lagen. Daneben bedrohten die weißen Ameisen und anderes Klein- tier die Arbeiter und Ingenieure. Die Güsse der Regenzeit unterwuschen und rissen fort, ivas eben erst gebaut wurde, mo natelang mußte dann die Arbeit eingestellt werden. Rost zer mürbte und zerfraß die Eisenteile der Maschinen. Der Urivald wuchs und wuchs, über Nacht verschwanden Wege unter wuck-ern- dem Unkraut, das in 24 Stunden nm mehrere Zentimeter auf schoß. Hitze der Hölle lieh die Menschen erschlaffen und demora lisierte auch die Kraftvollsten. Die Sterblichkeit stieg schnell auf ungefähr 10 v. H. Von 27 gemeinsam cingetrossenen jungen französisck-en Ingenieuren er lagen z. B. mehr oder weniger schnell 19 den mörderischen Tropen. VorhüngnisvolleV Ivvtuin Bald mußte auch Lesseps die Gefahr erkennen, die er lange unterschätzt hatte. Und die Feindschaft der tödliche» Natur wurde durch die Irrtümer der Techniker unterstützt. Man hatte sür den Weg des Kanals etwa die Straße der alten Panamabahn gewählt — und nun mußte Lesseps erkennen, daß der Lauf des Rio Chagres, den man hatte benutzen wollen, durch kleinere Kanäle abgeleitet werden mußte, da dieser Wildstrom Regenzeit alles zerstörte. Hohe Dämme und ungeheure arbeiten waren notwendig. Aber auch die Beschaffenheit des Gesteins selbst.
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