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Sonntags-Ausgabe Be,«gsor«!s: IN M »Ik,«,II«drtlch M. SLV «Ir Addoler «»narttch M. L.7V: »«rch »»«<r» cu' :,llg«v glllal«a tn» Hau« ,«d,acht »»»«stich M. LL, »«aaial Itchnich M.SL0: d»kch »>» V»ft t»n»rbald D,ullchland< <S«I««,«-A»««-» ,,»»! i<>> -N. 7L>. »I«rl«llüdrllch -7N. 67»: Mora«»-U»1^d« M. «^ ßlba»^-A»«^d, M. ü.r». S»in»«»at-Ä»4g,d« M. 0H0 »—«Mch <ai>«lchu»bstch D»Iidtst«ll,«tzLhr). Aaoplschriflielter: Dr. Erich Everkh, Leipzig. brr StL-t Leipzig UL Jahrgang Aa,erg«N>r«ls: LLLK'L »"'L'i.L LW ^»»Ua«« ». M«tz»«s«« I» «»st. r,l> dl« K»lo«ali«st, Ui Pf. ».,»«». »t ps: dl«la« dl, g»l»»«l»u« so Pf- ,»«»« l« SL PLj »*Ich«st«s»H«l«a» »U platzvoklchklsta» l» prell« «rtz-dt. B«Üa,«nr D«la»la»st««» «. 7.— d«« L«»I«»» aadlchl. V»!»e«»«-e. gi^»,e^»«« l> P«. — v»»»- „» geßtag« I» Pf. E«»^k4ch-B»Icht»e«^I4««L «41« «»» »4»»«. —p,st,ch«chtz,„, TZgg SchrttNaU»», »«» »«IchSst»».!«: Zada»»l«^all« R«.S, Verlag: Dr. Reinhold L To, Leipzig Nr. 101 Sonntag, den 74. Februar 1818 Der Dormarsch im Oste» vkb-BerUn, 23. Februar abends. (Amtlich.) Am Harimannsweilerkopf und wefWch Mül hausen tagsüber erhöhte GefLchlslätlgkeit. Me Operationen im Osten nehmen den erwartete» Verlauf. vtb. Berlin, 23. Februar. (Drahlbericht.) Iw Osten sehen bis deuischcn Truppt« in schnellem Tempo ihren Vorma.sch fort. Me werkoolle Beule, vor allem an ungeheuren Geschühmengen und rollen dem Material, sowie die ausfallend große Zahl an Gefangenen, höheren und niederen Ossizieren, beweisen den tragischen Zusammenbruch des eirisiiaeu tapferen russischen MillionenheereS, dessen Wiedergeburt für absehbare Zeit nicht möglich sein wird. Weimar wurde nach kurzem Gefecht nach vorangegangene« Ge waltmärschen erreicht. 300 Gefangene »nd erheblich«- Zngmalcrkl wurden erbeutet. Blutige Verluste hatte nur der Feind. In Wolmar und Wenden war di« Dankbarkeit der von den Bolschewik! befreiten Bewohner groß und aasrichlig. Ihr Leben war unerträglich, die Will kür der Roten Garde enlsetstich. Noch im letzten Augenblick wurden hundert angesehene Bürger Wolmars arreliert und zum Teil im Wa de erschossen, darunter eine 62 jährige Frau. Die Landsitze bei Mvlmar find sämtlich längst geplündert und leer bis auf die Mauer«. Einige wurden noch gestern niedergebrannt. Die Kirche tu Wolmar war durch die Bolschewik« erbrochen und verwüstet, der Gottesdienst verboten, der Pfarrer verbannt. Der deutsche Vormarsch vollzog sich in beschleunig- lrm Tempo unter größten Entbehrungen und Anbringungen. Die Truppen biwakieren bei 13 Grad Kölle und geben in ununterbrochenen Lagemä'rsche» iyr Aeuhcrfies her. Haltung und Stimmung ist vorzüg lich, obwohl das Nachkommen der BerpslegungSkolonnea im völlig aas geraubten Gebiet auf große Entfernung uod schneeverwehten Straße» ungeheuer schwierig ist. Ganze Bataillone opfern ihr« Nachtruhe für Herstellung der Straßen. Nur ein Wille ist vorhanden: schleunigst dem unmenschlich«» Treiben der Noten Garde ein Ende zu machen und di« zu Tode geängstigte Bevölkerung za erlösen. Nur so war es mögIch, dstz am 2t. Februar alle Marschziele zwischen dem Rigaer Meerbuse» nnd dem Allnkat See erreicht wurden. Bormarsch und Befreiung g^heu plan.:«Üßig schnell weiter. 3m Westen sehen Engländer und Franzosen ihr« gewalt sam«» Erkundungen oft uuter Einsatz stärkster Kräfte fort. Durch den Beschuh von Moorseele erlitten die Einwohner neue Bee- i,sie. Desgleichen wurden in Gegend St. Quentin durch feindliche Bombenabwürfe in der Nacht vom 21. zum 22. Februar sine Zivilperson gelötet und vierzehn verwundet. Oesterreichisch-rm ^arischer Heeresbericht Wien, 23. Februar. Amtlich wird gemeldet: Keine besonderen Ereignisse. Deutsche Truppen haben Dobno besetzt. Der Chef des Generalslabes. (W. T.B.) Telegraphische Vorbesprechungen mit Petersburg Wien, 23. Februar. (Eigener DrahkberichtZ Mil der russischen Regierung sanden auf telegraphischem Wege Vor besprechungen über die Wiederausnahme der Verhandlungen stakt. Von ihrem Ergebnisse hängt es ab, h ob und wann die Verhandlungen in Brest-Litowsk wieder beginnen werden. «- Wien, 23. Februar. (Eigener Drahkberlchk.) Dle Korrespondenz Rundschau meldet: Ein Teil der österreichischen Diplomatie, die sich zuletzt in Brest-Litowsk in Begleitung des Grafen Czernin befand, verbleibt vorläufig in Wien, um sich, wenn die Verhandlungen in Brest-Litowsk wieder ausgenommen werden sollten, sofort dorthin zu begeben. Dle Ver treter Oesterreich-Ungarns wären in diesem Falle Botschafter Merey und Gesandter Ritter von Wiesner. Schweizer Grenze, 23. Februar. (E i g. Drahlbericht.) Me «Moralng Post' berichlet aus Petersburg: Der Gedanke, Peters burg zu verteidigen, wurde ausgcgedrn, weil die Besefllguugswerk« in schlechtem Zustande sind. Dle Räumung Nevals ist beendet. Trotzki soll di« Absicht haben, sich persönlich nach Dünaburg zu be geben, um bei den Deutschen bessere FrlrdenSbedingangea durchzüsetzea. Unsere Forderungen an Rumänien Dudavefk, 23. Februar. (EigenerDrahtberichk.) Das Blatt «Alkotmani' veröffentlicht eine aus eingeweihten Kreisen stammende Information, in der es heißt: Daß wir militärische und wirtschaftliche Sicherungen von Rumänien verlangen werden und dle Forderung erheben müssen, daß Rumänien auch in Zukunft nicht gegen uns arbeitet. Die Sieben Berge, die Dobrudscha und die Frage der unteren Donau werden im Vordergrund der Verhandlungen stehen. Es ist fraglich, ob die Ukrainer zu den Verhandlungen bezüglich Beharabiens zu- gszogen werden oder ob Rumänien mit der Ukraine gesondert ver handeln wird. .Pesti Napio" fordert, daß Rumänien nicht ge stärkt aus dein Frieden hervorgehe. Das Blatt verlangt Erweite rung Siebenbürgens und das Zustandekommen einer Nachbar schaft zwischen uns und Bulgarien nicht nur auf Kosten Serbiens, sondern auch auf Koster« rumänischen Gebietes. Wlen, 22. Februar. (Drahkberichl.) Die .Nea« Frei« Presse' meldet: Czernin und Kahlmann werden heute gemeinsam die Fahrt nach Rumänien antrelen, um die Frirdensverhandlungen zu be ginne««. Der deutsche Staatssekretär sprach tm Reichstage sowie un HauplauSschuß wlederhclt mii großer Wärme von dem Verhältnis zur Monarchie. Bei ihm Ist das echte, bleibende lleberzeugung. Er Kennt Wien und besten politische Verhältnisse sehr genau und weiß, daß auch -ter das Bündnis aus granitenen Unterlagen ruht. Um- triebe können es. da es eine geschichtliche Notwendkakelk ist und in U»Doo1erfolge im Mittelmeer 22000 Brutto-Reg-Tonnen Vtb. Berlin, 23. Februar. (Am'lich.) Ein etwa 6008 To. großer bewaffneter tief beladener Frachtdampfer mit Passagierdeck wurde aus Zerstörern und Sichldampferbedeckung, der bewaffnete lief beladene Transportdanipser .M ajar , 7200 Br.-Reg.-To-, wurde ans dem stark gesicherten Geieilzug herausgeschossen. Unter den übrigen versenkten Schiffen konnte der bewaffnete, erst 1917 erbauie französische Dampfer «Ville de Verdun' feslgestellt werden, der mit Erdnüssen von Darkar nach Marseille unterwegs war. Der Kapitän des Dampfers wurde gefangen genommen. Der Chef des Admiralslabes der Marin«. * Der neoerbaute mrd schon wieder verseirkte Dampfer Ville d« Verdun ist nur ein Beispiel unlcr vielen für das Mißgeschick, das die französische Handelsflotte seit KriegSbegln» verfolgt. Wäre es nicht unser Vorteil, «vlr köanken asfrichtigsies Mitgefühl empfinden für den klägliche» Untergang der französischen Seewirlfchasl. 1SI4 zählte die französische Hande Sslolte 2>s Millionen Brulkoregisterkonnen, 1916 immerhin »roch 2,2 Millionen, aber Ende 1917 gab sie der Uulerstaakssekretär LLrnery In der Kammer mit kaum 18 Millionen Drolloreglsterlvnnea an. Me Derlnste im Jahre 1917 beziffert« Fray Play vom 3. Januar nach einem Aufsatz von de Roasfler, als doppelt so hoch wie 1916, nämlich 699 048 gegen 318 580 Bruttoreglslerlonaea. Allein im letzten Jahre wurden demnach 28 v. H. des Frledeasbestandes oernichlel, und seit Kriegsdeglan bei nahe dle Hälfte. Ohne di« Un'erflühung durch England mit 1Z Mil lionen und 0,7 Millionen neutraler Brulloreglflerlonaen könnte dle französisch« Regierung nicht t» entferulestc» ihre» Schlfssraam- bedarf, den de Money am 29. Dezember 19!7 in der Kammer aus 7k Millionen Brutloregisterlonne» schätzt«, befriedigen Interessant ist di« Tatsache» daß England noch vor «i»«m haken Iah« Frankreich mit 2 Millionen Bruiloregiflerioaae» anshelsen konnte. Bou den oben genanalen 1H Millionen Brnlloreglsterlonnea hat England sür seine eigenen dringlichen Zwecke du Laufe des letzten Halbjahres 700 000 Brnltoregistertv»»«» zurückgezogen »nd wird undarmhcrM weiter« Brr- Kürzungen folgen lassen, de»» was KSckawrv die englischen Machthaber die Schwierigkeiten der französische» Rohstofsnot, wenn der U-Boolkrjeg ihr« eigen« Eins»bewirtschaft «KU de« Zusammenbruch bedroht. Ein französisches U-Boot vermißt Parts, 22. Februar. (HavaL.) DaS Unterseeboot «Ber- nouilli", das vor einigen Tagen zu einer Kreuzfahrt ausUef, ist bisher nicht an seinen Stützpunkt zurückgekehrt. * Ladix, 22. Februar. (Renker.) Der Dampfer Claudia Lop'es landete 28 Schiffbrüchige, dle zur Bemannung des spanischen Dampfers MarvoS Pia aus Bilbao gehörten, der am Sonnabend durch ein deutsches U-Boot durch Geschühfeuer versenkt wurde. diesem Kriege seine Feuerprobe bestand, nicht schädigen. Deutschland und die Monarchie haben, umgeben von Haß und Eifersucht, so viel Gründe, fest zusammenzuhalken, daß schleichende Ränke, dle nirgends fehlen, diesem Verhältnis nichts onhaben können, noch weniger der offen« Angriff. Dem Bündnisse Ist es zu danken, daß die beiden Staatsmänner fehl nach Bukarest fahren können, um die Arbeit für den dritten Sonderfrieden zu beginnen. Schwedens Schutz der Alandsinseln Stockholm, 23. Februar. (Evenska Telegram-Byran.) Die Regie rung hat heute dem Reichstag zwei Vorschläge überreicht, dle durch die Lage auf den Alandsinseln veranlaßt sind. Der eine betrlstt das Recht, Wehrpflichtige außerhalb des Reiches za gewissen Zwecken za verwenden, der andere Mikkel zum Wachtdlenst der schwedischen Mannschaft auf Aland. Der Ministerpräsident betonte, daß beide Vorschläge durch eia Uebereinkommen zwischen den Kämpfenden aaf Aland veranlaßt sind and nur vor übergehende, biS 1. März 1919 dauernde Maßnahmen zum Schuhe der Infelbevölkerung beabsichtigten. Ste schlössen also gar keine politischen Absichten ein. Stockholm, 23. Febraar. (Drahkberichl.) Svenska Telegram Byraa meldet am (ich: Unter schwedischer Vermittlung ist zwischen der Weihen Garde uad de» Rusten aus Aland, sowie zwischen den Rusten und der Bevölkerung von Aland über die ASomuag der Inselgruppe «in Abkommen getroffen worden. Stockholm, 23. Febiuar. (Svenska Telegram Byran.) Me Erste Kammer genehmigte ohne Erörterungen die beiden Regie rungsvorlagen betreffend die A l a n d S i n s e l n, und zwar über die Absendung einer Mannschaft für -en Wachkdlenst und über dle Mittel dafür. Die Zweite Kammer genehmigke nach Opposition der Ltnkssozialisten die erst« Vorlage mit 13l gegen 15 Stimmen, die zweite ohne Abstimmung. Ein franzSfische« riu-Lfchiff explodiert Paris, 22. Februar. (Haoas.) Ein französisches Lenkluftschiff, das am Mittwoch morgen im Aermeikanal aus -er Höhe von Salnle Adresse Erkundungen vornahm, hatte einen Ausfall mit dem Steuer und stieß gegen eine Klippe bei Le Havre. Es kam zu einer schrecklichen Explosion, wo durch Major Fleury sowie ein Funkentelegraphist auf der Stelle getötet wurden. Ein abstürzender Unteroffizier brach sich den rechten Arm. Infolge des Auffloßens platzten di« an Bord des Luftschiffes befindlichen Bomben und verletzten mehrere Perfonen, die herbelgeellt waren. Das Luftschiff wurde voll ständig zerstört. Die Engländer in Jericho Loado», 22. Februar. Amtlicher Bericht aas Palästina: Am Morgen des 21. Februar nahmen unsere Truppen, dle östlich von Jerusalem operierten, nach einer ereignislosen Nacht ihren Vor marsch gegen Jericho wieder auf. Nach geringem Widerstande rückte um 8,20 Uhr morgens australische Kavallerie in das Dorf ein. NaLionaMberale Gewissensnot Von Dr. W!lh. Blanckcnburg-Zeitz, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. Es war gewiß nur eine informatorische Abstimmung, lediglich in der Kommission, obendrein erst in erster Lesung, noch wird viel Wasser den Berg herunkeriausen biS zum entscheidenden Plenar beschluß der dritten Lesung — und doch spürte jeder Teilnehmer und Hörer am Mittwoch, den 20. Februar, abends 6 Uhr, da man im Saal 8 des Abgeordnetenhauses erstmalig über den entscheiden den Paragraphen 3 abslinnnte, etwas von der Bedeutung der Stunde, gleich dem Herzoglich Weimarischen KriegSrat von Goethe, als er am Abend der Kanonade von Vaimy auf der Trommel sitzend also sinnierte: «Heute beginnt eine neue Epoche der Welt geschichte, und Ihr könnt sagen, Ihr seid dabeigewcsen.' Und als Paragraph 3 der Regierungsvorlage mit 20 gegen 15 Stimmen siel, da meinte ein an der ganzen Sache nicht unmaßgeblich be teiligter Veteran der preußischen Politik im Hinblick aus das Ver halten seiner Parteifreunde: «Diesen Tag wird man dereinst noch bereuen.' Aller Blicke aber lenkten sich nach der Mitte, wo dle 6 nationalliberalen Ausschußmltglieder durch pflichtgemäße iüo w p»rtes vor aller Welt das Unvermögen ihrer Partei offenbarten, i» der wichtigsten innerpolitischen Frage Preußens und Deutschlands eine einheitliche Stellung einzunehmen. Das Verhältnis 4:2, durch vorherige Fraklionsberatung nochmals bestätigt und erhärtet, entspricht wohl durchaus der augenblickU chen Stimmung in der nationalliberalen Landtagsfrakkion, die bisher nur ein Drittel ihrer Mitglieder als überzeugte Anhänger der Regierungsvorlage vorweisen kann. Die Oessenklichkeit hat recht behalten, wenn sie in den Nationailiheralen das Zünglein an der Wage sah. Dle Zu rechnung der 4 widerstrebenden Stimmen zur Gegenseite hätte die Annahme des Paragraphen 3 mit 19 gegen 16 Stimmen bedenket: selbst wenn der Abgeordnete Hausmann fest geblieben wäre, wäre das gleiche Wahlrecht gerade noch mlt eileer Nasenlänge -archs Ziel gegangen. Di« naklonallideral« Landtagsfraktlo» wird also vsr dem Lande dse Verantwortung für die Ablehnung des Kern stücks der preußischen Verfassungävorlagen zu tragen haben, und sie sperrt sich auch nicht dagegen. Doch war dies eigentlich nicht die Sensation des TageS, als welche vielmehr das plötzliche und unerwartete restlose Ein- schwenken der Zentrumsvertreter zugunsten der Re gierungsvorlage anzusehen ist. Taktisch zweifellos ein Meisterstück der klugen Opportunisten rings um Herrn Porsch. Wie trefflich und gesinnungstüchtig bezeugt man plötzlich «restlos' Vertrauen zum Volke, nachdem man vorher Lurch den Mund des Grafen Strachwitz so wacker geschmäht! Wie glaubhaft wird der Ueber- gang ausgepolslert durch Herausstellen des christlichen Arbeiter sekretärs Gronckvski! Wie klug schätzt man die Imponderabilien gewisser im Volke umlaufender Stimmungen und Verstimmungen ein, wenn man im letzten Augenblick die Nationalliberalen mit den Konservativen allein läßt und mit dem Odium der Volksfeindlich- keil belastet! Dle Wahlagitakoren der München-Gladbacher Schule werden sich bei kommenden Kämpfen diesen Trumpf schon nicht ent gehen lassen, und unsere rheinisch-westfälischen Parteifreunde wer den es ausbaden müssen. Dabei hat man sich im Zentrum «grund sätzlich' gar nichts vergeben, denn das einstimmige Eintreten für den Paragraphen 3 erfolgte nur .vorläufig'; später auflrejende Bedenken gestatten diesem oder jenem vom feudal-agrarischen Flügel der Lo« und Strachwitz, Lurch gelegentliches Zurücktreken jein Gewissen zu wahren. Wie stehen demgegenüber die Nakionalliberalen da? Mit A-Mehrheit hatte noch am Mittwoch vormittag die Fraktion be schlossen, den Weg über das Pluralwahlrecht nochmals zu versuchen, obwohl Dr. Friedberg, wie schon vorher als Staatsminisler, so auch als neugewählker Abgeordneter für Solingen warnte un- Wider spruch erhob. Den Ball hatten ihr am 9. Februar die Konser vativen zugeworfen, als sie sich entschieden hatten, an dem so genannten «Juni-Abkommen' festzuhalten. Eine imponierende Mehrheit aus Konservativen, Freilconservatlven, Nationailiberalen un- ZenkrumSleuten sollte der Regierung dieses fertige Kompromiß -arbieken in der Hoffnung, daß sie das parlamentarisch — aber auch nur parlamentarisch! — leicht zu verdauende Gericht schlucken werde. Nun sich aber dle treuherzigen Nationalliberalen mit ihren drei Weggenossen zu gemeinsamer Beschreitung des Pluralwahl- rechks aufmachen wollten, da bekamen sie nur gar bald Gelegenheit zur Klage: «Doch ach, in des Weges Mitte verliehen die Begleiter mich; sie lenkten seitwärts ihre Schritte . . .' Glaubt jemand lm Ernste, daß die noch restieren-e Koalition der zum Biegen oder Brechen entschlossenen Regierung sonderiic.- imponieren wird, zumal da noch gar nicht feststehk, daß alle die jenigen Nakionalliberalen und Fretkonservativen, die heute den Vormarsch angetreten haben, ihn auch bis zum Aeußersken fort sehen? So gewiß eS unter den Mitgliedern dieser beiden Parteien Kämpen gibt, die kein Trommelfeuer schreckt, und wenn die Re gierung das 42-Zcnkimeler-Geschütz der Auflösung auffahren liehe, so gewiß auch solche, die gar keinen ernsten Konflikt wollen, die den Vormarsch wohl gern mitmachen auS Neigung und um ihr Gewissen zu beruhigen, ihn aber stoppen, wenn eS hart auf hart geht, und sich im übrigen an daS treffliche Kommandowort «lacci» leroce!' (d. I. «Gebt euch einen ungebärdigen Ausdruck!') der weiland neapolitanischen Armee halten. Noch verharrt auf der freikonservattven Seite Ser kluge Führer Freiherr Okkavlo von Zedlitz, den seine intransigenten Ge folgsleute vielleicht m seinem Heile nicht in die Wahlrechts kommission gewählt haben, in Reserve. Er dürfte zurzeit kaum noch auf dem Standpunkt deS sogenannten Juni-Kompromisses stehen, narl'dem ihm inzwischen seine besonders feinfühligen «poli tischen H5bnLi"-gen' so manchen innerpollttschen Wetterwechsel zutreffeno k"^e»nndigk haben. Der Tag kann kommen, da nicht