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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.02.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191802245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19180224
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- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19180224
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-02
- Tag 1918-02-24
-
Monat
1918-02
-
Jahr
1918
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Militördebatte im Reichstag Stimmungsbild <Drahtb«richt unserer Berliner Schrlftleitung.) (2 Berlin. 23. Februar- Bor leeren Bänken wird heute eine Frage verhandelt, die der Teilnahme der weitesten Kreise des Volkes sicher ist. Die Abgg. M ti l l e r - Meiningen, Fehrenda ch, Dr. Stresemann und Stückten haben zu dem Bericht des Hauptausschusses über militärische Angelegenheiten einen Antrag eingebracht, dafür zu sorgen, daß die Entlassung der Jahrgänge 1 8 ü 9/7 0 aus dem Heeresdienst so bald als möglich geschieht, daß aber auf jeden Fall diese Jahrgänge dauernd aus der vor dersten Linie zum Militärdienst in der Heimat zurück gezogen würden. Diejenigen Mannschaften des Landsturms, die seit Kriegsbeginn unausgesetzt im Felde stehen und seit einem Jahr in der Front eingesetzt sind, sollen zu den Ersatztruppenteilen im Heimatsgebiet verseht werden. Der Antrag wird zunächst von Herrn Stückten und dann von dem Abg. Müller-Meiningen mit reichlichem Material begründet. Dann erhebt sich General von Wrisberg und erklärt, mit dem Anträge, würden ossene Türen eingelausem Alles, was in ihm verlangt würde, werde auch von der Heeresverwaltung an gestrebt, und was zu dem Ende erforderlich sei, sei auch bereits eingelötet. Die 45-Jährigen würden jetzt schon zurückgezogen. All gemach gehe man weiter herunter mit den Jahrgängen, Biele Tausende seien bereits aus den vordersten Linien zurückgezogen worden. Daß daneben noch Etnzelsälle vorkämen, wo es nicht geschieht, sei richtig. Aber unter Millionen würde es immer Ausnahmen geben. Aus alle Fälle betätige sich die Heeresverwal tung bereits mit Ernst und Eifer in der Richtung des Antrages. Prinz Schönaich-Carolath sprach seine Genugtuung aus über die Erklärungen des Generals Wrisberg. Der konservative Abgeordnete von Graefe aber sicht in dem Antrag nur eine Wirkung des Revolutionsbazillus, der bei uns grassiere. Die Konservativen würden dem Anträge zustimmen, weil er Selbstverständliches verlange und weil schon so oder so danach gehandelt würde. Die Behauptung deS Abg. Ayssel, daß aus politischen Gründen Micderemziehungen stattfänden, wird von General Scheuch aufs schärfste zurückgewiesen. Nur solche Leute würden eingezogen, die sich als Hetzer herausstellten. Wer nur aus Geheiß seiner Drahtzieher Hetze, erfülle die Bedingung für die Zurückstellung nicht mehr. Der konservative Abg. Frommer kann sich über den Ton der vaterlandslosen Reden nicht be ruhigen. Man müsse sich ernstlich fragen, ob man mit den Sozial demokraten noch weiter verkehren könne, wenn man auch in wirtfachstlichen Fragen zum Wohle des Vaterlandes manchmal gern ein Stück mit ihnen zusammengegangcn wäre. Nach einer kurzen Rede des Abg. Dr. Wirth, der die Kritik der Kon servativen am Anträge als oberflächlich bezeichnete, ergreift Ge neral Wrisberg das Wort, um in temperamentvoller Rede seine Gegner von der Linken aus dem Felde zu schlagen. Herr Ryssel hätte noch seiner Anschauung seinen Zweck erreicht, und das feind liche Ausland, für das seine Rede bestimmt war, würde mit dem Beisatt nicht sparen. * (Schluß aus der gestiigen Abend-Ausgabe.) Abg. Werner-Gießen (Dlsch. Frkt): Wenn Baler und Sohn an der Front stehen, muß unbedingt der Vater zurückgezogen werden. Leute, die vier- bis fünfmal verwundet worden sind, sollte man nicht mehr hinausschicken. Sie haben genug geleistet. Abg Ryssel (U. Soz.) fordert Auskunft über die Ergebnisse der Strosrrchtspstege im Kriege. Die Herren von der Vaterlandsparte, sollten in d>e Schützengräben hinauszsycdann würden str ernüchtert werden. Nicht nur die Offiziere auch die Feldwebel und Küchenunter- osfizlere «chosten dauernd Lebensmittel nach Hause. Das sind die Mengen die den Soldaten widerr-y-Ich entzogen werden. Einzelne Kam-ante r werden geradezu als Haag« -rom^ani?» bezeichnet. Dieser Schi«.ictvrndel der Offiziere muß beendet werden. Ts tst das System in diesem Kriege, daß jeder sich aus Kosten des andern be- reichern will (Vizepräsident Dr. Paasche weist diesen Vorwurf gegen die Arme? zurück.) Eine parlamentarijche Kommission sollte die Kriegs- gerichtSurteile nachprüsen. General Scheuch erwidert ausführlich dem Vorredner. Aus po litischen Gründen finden Wiederctnziehungen nicht statt. (Gelächter bei den U. Soz.) Erst recht nicht wegen Zugehörigkeit zu einer politischen Partei. (Erneutes Gelächter bei den U. Soz.) Aber solche Leute ziehen wir wieder ein, die sich als Hetzer Herausstellen. (Großer Lärm bet den U. Soz.) Die Zurückstellungen erfolgen zur Aufrechterhaltung und zur Erhöhung der Produktion in der He mal. im wesentlichen für die Nüstungsbetricbe. Werden die VorauSschtzungen nicht mehr erfüllt, sind die Leute für die Arbeit nicht mehr verwendbar, dann wir- die Zurückstellung aufgehoben. (Beifall.) Was wir für die Landwirtschaft getan haben, will ich im einzelnen nicht aussühren. Die ganzen Versüngungen, die erlassen sind, um der Landwirtschaft die nöligen Arbeitskräfte zuzu führen, beweisen unser Interesse für die Landwirtschaft. Bei den Ber- schiebungen der Kriegsgefangenen verfahren wir mit der größten Vor sicht. Dos werden mir die Landwirte selbst zugeben. Wo wir die Kriegsgefangenen wcgnehmen, schassen wir möglichst bald Ersah. Die Rüstungsindustrie, die Kohlenförderung und die Landwirtschaft stehen für uns aus gleicher Stufe. Wir müssen dir verschiedenen Interessen gegeneinander abwägcn. Ilm die alten Lent« an der Front durch jüngere Reklamierte z« ersehen Haden wir zwei Quellen: Einmal die Bureaus, und als weniger er giebige Ouelle, die bald erschöpft sein wird, die Kriegsgeseli- schaften. 3n den Bureaus ist die Zahl der k. v. Persönlichkeiten in folge der Bemühungen des KriegSamkes um ein Drittel gesunken: in den KriegSgeselischasten beträgt die Zahl der k. v. Persönlichkeiten nur noch 3 Prozent. An weiblichen Hilfskräften sind in den Kriegsgesell- schasten jetzt 60 bis 70 Prozent, und sie werden hoffentlich noch weiter steigen. Sehr schwierig ist die Frage, für di« eiagczogcnen Persönll h- ketten aus den BureauS Ersatz zu schaffen. Wir haben uns stets be müht, dem nachzukommen, was das warme Empfinden für unsere Leute vorn an der Front und ihre persönlichen und wirtschaftlichen Interessen bedingen. (Beifall.) Sächsischer Bevollmächtigter Oberstleutnant Schnlh: Den Ausfüh rungen der Abg. Dr. M ü l l e r - Me'ningen und Ryssel, daß die Angaben des sächsischen Kriegsministeriums sich nicht mit den Tatsachen deckten, muß ich entschieden widersprechen. Die Anschauungen der sächsischen Militärverwaltung sind völlig die gleichen, wie sie General von Wrisberg hier auszesührt hat. Wenn Beschwerden vorlicgen, bin ich gern bereit, sie entacgenzunehmen. Auf die vorgetragenen Einzel- sälle kann ich nicht eingchen, da sie mir nicht bekannt waren. Abg. Frommer (Kons): Nach solchen hetzerischen Reden muß man sich fragen, ob man überhaupt im Deutschen Reichstage ist. Wir sind empört über diese vale'.landsloscn Reden. In Wirlschastssragen gehen wir gern mit der Sozialdemokrat,? zusammen, wenn es zum Nutzen des Vaterlandes ist, aber jetzt muß man sich doch fragen, ob man mit solchen Herren überhaupt noch verkehren kann. Kein Wort tst stark genug gegen des? aus sicherem Port geschleuderten Angriffe. Ich möchte den Herren raten, einmal hivavszngcben. Da herrscht ein ganz anderes kameradschaftliches Verhältnis. Daraus können Sie Gift nehmen. Abg. H»ex! (Cis.) werdet sich gegen die Ausnahmedehandlung von Elsah-Lotbr ngern bei Ilrlanbserlrilung und Entlassung. Auch völlig bienstrusähige -lsah-Lothrlnger werde« nicht entlaste», und vor jedem Urlaub muß die politische Zuverlässigkeit des Betreffenden polizeilich bescheinigt werden. Abg. Dr. Wirth (Zentr.): Aos den Frontdriefen kann man sich kein richtiges Bit- d« wirklichen Zustände machen. Alles, was hier be sprochen wird, kommt beim Etat wieder. Wie kann Herr v. Graefe einen wohlbegrändeten Antrag der anderen Parteien als oberflächlich bezeichnen? Etwas kollegial« Rücksichtnahme sollt« man doch nehmen. (Zustimmung.) Die Anregung auf Revision der badisch-preußische« MMtärkonventio» ist hervorgegangen ans zahlreiche» Beschwerden badischer Staats angehöriger, die in preußischen Regimentern gedient haben. Redner weist dann eine Broschüre vor, die einen Bortrag enthält, der im Deutschen Wehrverein gehalten wurde und der schwere Angriffe gegen den Reichstag enthält. Ls ist bedauerlich, daß in der Zeit der Papier not eine solche Druckschrift im Reichstage zugelassen wurde. General voa Wrisberg: Wir Haden uns bemüht, den badischen Be schwerden abzuhelsen. Der Unfug der Bezahlung des Urlaubs wird rücksichtslos auSgerottet werden. Wir bitten, unS alle Fälle zu nennen. Die Rede deS Abgeordneten Ryssel war eine Beleidigung für unser Offizierkorps. Ich weise sie mit aller Entschiedenheit zurück. Der Ab geordnete Ryssel hat es gewagt, unserem braven Ossizierkorps vor- zuwersen, daß es sich auf Kosten der Untergebenen bereichere. Gegen diese Verallgemeinerung erhebe ich entschiedensten Einspruch. Er mag einmal hinauSgehen, da wird er sehen, wo die Waren hinkommen. Herr Ryssel hat dann versucht, einen Geg nsatz zwischen Offiziere^ und Mannschaften hervorzuzaubern. DaS ist durchaus unrichtig. Einzelne Beschweren mögen vorkommen, aber auch hier muß ich mich gegen jede Verallgemeinerung wenden. Im Heere herrscht die alte d utfche Dienstsreudlgkeit. Nur einen Triumph hat der Abgeordnete Ryssel erreicht: er findet Beifall draußen — bei den Feinden! (Lachen des Abg. Lohn, Unabh. Soz.) Sie können darüber lachen. Ich spreche, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Unser heldenhaftes Offlzierkorps und unsere braven Soldaten sind über solche Anschuldigungen erhaben. (Beifall.) Abg. Dr. Paasche (Natl.): Der Abgeordnete Dr. Wirth hat sich darüber beschwert, daß hier als nichtamtliche Drucksache eine Schrift verteilt worden ist, die den Reichstag tatsächlich angegriffen hat. Hätte ich den Inhalt der Schrift gekannt, so hätte ich sie nicht verteilen lassen. Die Arbeitskraft des Präsidenten reicht aber nicht aus, um alle Druck schriften durchzulcscn. Auch machen mir die Kollegen Zurückweisungen von Druckschriften schwer, da in jedem Falle Reklamakwnen kommen. Trotzdem werde ich aber in Zukunft in der Zulassung noch strenger sein als bisher. Abg. Schöpft!« (Soz.): Da auch den begründeten Beschwerden nicht abgeholfen wird, bleibt uns schließlich nichts anderes übrig als öffentliche Kritik. Die Zahl der Off'Ziersburschen schätze ich aus mindestens drei Armeekorps, und sie werden oft zu geradezu lächerlichen Dingen ver- wendet. In Swinemünde hat ein Obergesreiter mit vier Mann die Kohlköpfe deS Herrn MojorS und Bataillonskommandeurs tagelang zu bewachen. Eine Hurrastimmung herrscht draußen nicht mehr. Der General Scheuch sagt, es werde nicht aus politischen Gründen eingezogen, aber die Hetzer würden eingezogen. Das ist ein sehr böses Work. Wer soll denn darüber entscheiden? Der Unternehmer? Die Polizei? Alle Hetzer von Berlin haben nicht so viel Erbitterung erzeugt wie der Generaloberst von Kessel. Hetzt den« Herr von Oldenburg nicht, wenn er mit dem Gedanken spielt, daß auf «inen Kanzler geschossen würde? Warum geht man nicht auch gegen solche Hetzer an? General Scheuch: Der Vorredner Hal in einer Art und Weise gegen einen hochverdienten Militär gesprochen, der in schwerer Zeit an ver antwortlicher Stelle seine Pflicht tut, daß ich das im Namen des Heeres unbedingt zurückweisen muß. Ich will ihm sagen, was ich unter Hetzern verstehe. Wenn Arbeiter, die Soldaten waren und zurück geschickt wurden, um eine andere Pflicht, aber zu dem gleichen Zwecke zu erfüllen, ihr« Hauptaufgabe nicht darin sehen, zu arbeiten, wie «S ihre Pflicht ist, sondern ander« von der Arbeit abhalten und zur Ar beitseinstellung schüren — dann gehen wir vor, indem wir ste unschäd lich machen. Wie wir daS feststellen? Dafür haben wir die Organe der Kommandogewalt und auch der Polizei. Für unS sind ste zuverlässig genug. Ein Fehlgriff kann Vorkommen, aber das tst lange nicht so schlimm wie daS, was Hundert« anstellen würden, die ihre Heharbeil fortsehen, wenn sie nicht eingezogen werden. DaS größere Uebel rotte ich aus: das tst meine Pflicht. Vizepräfldeut Dr. Paasch«: Die Morte des Abg. Schöpflln habe Ich trotz seines lauten Organs hier hinten am Vorstandstisch nicht ver stehen können. Wenn in dem Stenogramm etwas steht, das der Ord nung zuwider läuft, werd« ich Remedur schaffen. Abg. Dr. Müller-Meiningen (Fortschr. Vpt.): Die Stimmung wird von Stunde zu Stunde erbitterter. DaS sollte der Militärverwaltung zu denken geben. Sie täuscht sich über die Stimmung von Grund aus. Die maßgebenden Stellen im Kriegsministerium wollen gewiß das Beste, wir werden aber geradezu von der Fülle der Beschwerden nieder gedrückt. Mir hoben den Eindruck: es gibt Steilen, die vertuschen, und dagegen muh man vorgehen. Dem Abg. Ryssel war es nur darum zu tun, daS Ausland gegen uns aufzuhehen. (Widerspruch bei den Unabh. Soz., lebhaste Zustimmung.) Was das Ausland auS seiner Rede machen wird, wird den Krieg nicht verkürzen. Ich muß mich dagegen- wenden, daß der Abg. Graefe unserer Resolution partcitaklifche Er wägungen unterschiebt. Allem, was Abg. von Graefe zugunsten der Landwirtschaft gesagt, stimmen wir zu. Wir wollen nur eine Gleich, slelluug des Kleingewerbes mit der Landwirtschaft. Di« größt«« Mißstände der Drückebergerei bestehen in den militärische« Bureaus selbst. Dort werden k. v. Leute kurzerhand zu g. v. Leuten umgeschrieben. Mir schreibt ein Major mit einem alten preußischen Namen: .Zu tausend findet man auch die Drückeberger in unseren militärischen Ver- waltungen und auch besonders im Kriegsministerium selbst.' (Heiter keit.) Immer noch werden Soldaten zu ganz unwürdigen Privatzwecken benutzt, im Norden wie im Süden. Sie müssen immer noch die Kinder- Mädchen spielen. Die Logik der Ausführungen deS Generals von Wris- berg müßte eigentlich dazu führen, unseren Antrag auch auf die Land wehr anszudehnen. Daß die Sache schon eingeleitet ist, kann uns nicht genügen. Wenn alle Verordnungen draußen in die Tat umgeseht wür den. brauchte eS unserer Anträge und Hilfe nicht mehr. Ich kann nur dringend davor warnen, die weite Mißstimmung zu unterschätzen. Denken Sie nicht optimistisch über die Stimmung an der Front. Vizepräsident Dr. Paasch« ruft den Abg. Schöpflin wegen seiner Musterungen über den General von Kessel zur Ordnung. General Scheuch: Gegenüber den Ausführungen des Vorredners, in den militärischen Bmeauä wären noch unendlich viele k. v. Leute, kann ich nur auf die Maßnahmen verweisen, die im Gange sind, diese Leute aus den Bureaus herauszuziehen. Solange nicht der Beweis da- sür erbracht ist. daß in den militärischen Bureaus k. v. Leute als g. v. Leute umgeschrieben werden, muß ich dos als eine Verdächtigung durch aus zurückwe-sen. Abg. Lcdebonr (ftnabh. Soz.): Man sucht unsere Kritik dadurch zu entkräften, daß man ans vorwirft, w»r beabsichtigten, das Ausland auf- zuhehen. Generös Scheuch: Ich hab« vor einigen Tagen befohlen, dost über die Verwendung des vom Unternehmer bei Militarisierung der Betriebe ersparten Lohnes eine Regelung getroffen wird. DamU schließt die Aussprache. Die Anträge des Ausschußes und der Antrag Dr. Müller- Meiningen werden angenommen. Damit ist die Tagesordnuizg erschöpft. DaS Haus vertagt sich. Montag 3 Uhr: Erste Lesung d«S Reichshaushaltplanes. Schluß. 6 U» Sächsische Nachrichten vr«sde», 23. Februar. * Das Programm -es Kirchllch-sozial«« Kongrestes, der vom 2. dts 4. April tagen wir-, steht nunmehr in den Hauptzügen fest. Es werde» sprechen: Unrversitätsprofessor v. P f e n n > g s d o r s - Bonn über .So zialismus und Kirche', Staatsminister a. D. Graf Posadowsky über .Arbeiter- mr- StaatSgedanke', UniversitätSproiessor Sprang« r- Leipzig über .Das Bii-ungsstreben des deutschen Arbeiters'. Die Fest predigt in der evang. Hofkirche wird Pfarrer Dr. Jeremias- Leipzig hollem * Znr Zwangsversteigerung gelangte am Donnerstag das von der Firma Dedr. Alsberg benutzte Haos König-Albert-Passage in der Wilsdruffer Straße und Großen Brüdergosse. Das Grundstück ist mit 538 000 bei der Landesbrandkasse versichert und der Wert wird auf 1519 830 geschätzt, während die hypothekarische Belostang 2 541 000 beträgt. Eigentümer ist biS jetzt der Holeldirektor Rudolf S « ndig in Berlin. Das Meistgebot gab die Firma Geb r. AlSberg mit 1 400 000 ab. Der Zuschlag wurde bis Ende d. I. vertagt. * Die EinkausSgcscllschasl für Ostsachsen, deren beide Geschäftsführer vor acht Tagen verhaftet wurden, enthob in der am Donnerstag ein berufenen Versammlung diese Männer von ihren Posten und wählte als neue Geschäftsführer den priv. Kaufmann Heinrich Nürnberger (Pramann 8- Lo.) sowie den Kaufmann Max P u t s ch e r. — In nichts öffentlicher Sitzung befaßten sich am Donnerstag abend die Stadtverord neten mit der Angelegenheit, durch die die Gesellschaft einen .kolossalen Stoß' bekommen habe. * * Meerane, 23. Februar. Vom Tode überrascht wurde Herr Bau meister Georg Kein, Hierselbst, als er ein hiesiges Zahnatelier betrat. Als Todesursache wurde ein Schlaganfall festgestellt. * RempeSgrün, 23. Februar. Ein nettes Früchtchen ver spricht der 11jährige Seidel zu werden. Er wurde in der Wohnung seiner Großeltern mit zusammengedundenen Armen und Beinen und mit ver bundenem Munde aufgcsunden. Er gab an, daß zwei etwa 17jährige Burschen von ihm Geld verlangt hätten, waä er ihnen verweigert hab«. Daraufhin hätten die beiden Burschen ihn geknebelt. Jetzt hat sich herausgestellt, daß der Seidel die ganze Sache nur erfunden hat. * Zittau, 23. Februar. Der hiesige Freie Aerztevcrein hat einstimmig beschlossen, mit Rücksicht auf die Zeitumstände die ortsüblichen Hono ra r s ä h e der Privatpraxis um 50 Prozent zu erhöhen. kl. Löbau, 22. Februar. Die Nesselsammlung im Bezirke der AmtShauptmannschast Löbau hat im Jahre 1917 ein Gesamtergebnis von 73 Zentnern Trockengut gehabt, was 600 bis 700 Zentnern grünen Nesselstengeln gleichkommt. Das meiste, 60X- Zentner, trugen die Schulen ein. Auf den Kopf des einzelnen Schülers kamen bis zu fünf Pfund Sammelgut. Durch Zuweisungen der Handelskammer Zittau und deS Webereiverbandes der Sächsischen Oberlausih konnte die Kgl. AmtShauptmannschast den einzeliren Schulen Geldpreise in Höhe von 10 biS 50 M. auShändigen. Thüringen und Provinz Sachsen --- Altenburg, 28. Februar. Zur 1lnk-;rbringung von schwächlichen und kränklichen Kindern aus den: Lairdc stritte der Herzog den Betrag von 10 000 M. zur Verfügung. — Zum Direktor des Schlachthofes wählten die Stadtverordneten den Tierarzt Frick in Emden. * Halberstadt, 23. Februar. Der Samenhändler, jetzt Landsturm mann, Theodor Rath in Quedlinburg hatte wegen übermäßiger Preis steigerung beim Verkauf von Kümmel einen Strafbefehl über eine hohe Geldstrafe bekommen, weil er fünf Zentner für 15 000 zum Kauf angeboten hat, während der angemessene Preis 2500 sein sollte. Er erhob Einspruch, wurde aber vom Schöffengericht zu 6250 Geld strafe, oder für je 15 »tt ein Tag Gefängnis bis zum Höchstbettage von einem Jahre, verurteilt. Seine hiergegen eingelegte Brusung wurde von der hiesigen Strafkammer verworfen. * Eckartsberga, 23. Februar. Vom Apoldaer Landgericht wurde eine Landwirtssrau aus RrnSdorf zu 50 Geldstrafe verurteilt, weil sie ihre Gänse ohne Erlaubnis selbst abgcschlachtet hatte, anstatt sie dem Aufkäufer abzuliefern. j * Elgersburg, 23. Februar. Im Walde zwischen Elgersburg unli Manebach auf einem Seitenwege im oberen Moortale wurde der gut bekleidete Leichnam eines unbekannten alten Herrn mit grauem Haar aufgesunden. DaS Gesicht der Leiche, die wahrscheinlich schon längere Zeit an der Fundstelle gelegen hat, ist durch Raubtier« an gefressen. Vermutlich ist der alte Mann vom Hauptwege abgekommen, in hohen Schnee geraten und dort erfroren. * Arnstadt, 23. Februar. Die von der nationalliberalen Partei Thüringens beschlossene Herausgabe einer Denkschrift über die Thüringer Frage ist jetzt so weit gefördert, daß in absehbarer Zeit mit der Druck legung gerechnet werden kann. — In Sondershausen trat der Landtag zu einer neuen Kriegstagung zusammen. Staatsministsr von der Recke hielt eine Ansprache, in der er auf die Bestrebungen zur Vereinheit lichung der thüringischen Gesetzgebung und Verwaltung cinging. In Thüringen sei der Gedanke, die thüringischen Lande unter einer Regie rung zu vereinigen, schon in thüringischen Landtagen besprochen worden. Für die schwarzburgischen Fürstentümer liege die Frage ihrer eigenen Vereinigung näher, deren Wetterführung nur der Krieg verhindert habe. * Weimar, 23. Februar. Eine großzügig gedachte Sport- und Spielplatzanlage soll in Verbindung mit den Echwansee- anlagen und der Festhalle hier geschaffen werden. Die ganze Anlage ist gewissermaßen als Erinnerungszeichen an den Weltkrieg gedacht. Der Plan ist von hiesigen Ingenieuren entworfen: er soll die Schwan- seeanlagen in Verbindung bringen mit einer modernen Dadcanlage, einem Sportplatz, Spielplatz, Turnhalle und Vergnügungsplatz, alles umsäumt von gärtnerischen oder Parkanlagen. Recht und Gericht König!. Schöffengericht t Der gefährlichen Körperverletzung, des verbotswidrigen Ver lassens des ihm angewiesenen Aufenthaltsortes und der Verweigerung der ihm aufgetragenen Arbeit war der aus Russisch-Polen stammende landwirtschaftliche Arbeiter Joseph Swionlek angeklagt. Swiontck ist aus dem Riltergule Lößnig beschäftigt, und er darf sich ohne behörd liche Erlaubnis nicht aus dem Ortsbezirk entfernen. Trotzdem fuhr er, ohne ein Wort zu sagen, am 27. Januar nach Zeih, um seine Braut zu besuchen; erst am folgenden Tage ist er zurückgekommen. Am 1. Februar hatte ihm der Hofmeister K. den Auftrag erteilt, seine beiden Pferde zu putzen: das hat Swiontck indessen so liederlich gemacht, daß er noch einmal putzen sollt:. Als er dazu keine Anstalten traf. Iahte ihn der Hofmeister am Arme und drehte ihn nach dem Stalle herum. In der Meinung, daß Swiontck seinem Befehle Nachkommen werde, ging K. dem Hoflore zu. Plötzlich erhielt er von hinten von Swiontck, der ihm nachgeschlichen war, mit der Faust oder mit einem Stock oder einem andern harten Gegenstand einen so heftigen Schlag gegen die rechte Kopfseite, daß er einen Augenblick das Bewußtsein verlor und zu Boden stürzte. Das Schöffengericht verurteilte den An- geklagten zu zehn Wochen Gefängnis.
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