Volltext Seite (XML)
MM WM. - alt. dazu „Eigener Herd Ist Goldes mcrtl). Ist er sä)on arm, Ist er doch warm/ sie der Vater, obwohl selbst am Gehen behindert, an war- Tagen ins Grüne vor der Stadt. Carolinchen wurde am 1k. März 1764 vierzehn Jahre Nach der Landessitte sollte sie konfirmiert werden und mutzte sie zunächst den Vorbereitungsuntcrricht in der Garnisonkirche besuchen. In diesem Jahre mar sie von den Pflichten in der Haushaltung nahezu befreit. Freilich klagte die Mutier häufig über die unnötige Zcitversäumnis. — Alexan der war in den letzten Jahren von seinem Schwager Griesbach in London in Musik ausgebildet morden. Er kam nun nach Hannover zurück, wo er als Stadtmusikus angestcllt wurde. (Fortsetzung folgt.) von einem deutschen U-Boot tovpedievt Der britische Zerstörer „Jersey", 1690 Tonnen Wasserverdrän gung, Ist, wie die britische Ad miralität bestätigt, durch ein deutsches Unterseeboot torpe diert worden. tPresse-BIId-Zentralc. M.) Lisnieve säubern ein von den Franzosen geräumte» Dorf Spähtrupps haben festgestcllt, datz der Franzmann dieses Dors geräumt hat. Zur Beseitigung von Hindernissen wurde eine Sprengladung angebracht, und die Pioniere gehen nun i» Deckung, um die Sprengung abzuwarten. (PK. Tritschler-Sä)erl. M.) Deutscher Geist in deutschen Hausinschriften „Wir bauen alles fest. Doch nicht ans das Best'; Wo wir sollen ewig sein, Da bauen wir gar wenig ein." „Du nöthigst Gott so ost Und gehst doch immer aus, Wenn er dich dann besucht. So bist du nicht zu Haus." Darum gibt es nur eine einzige richtige Bewertung des Irdischen Besitzes, die sich genügen lätzt mit dem, was Gott der geruhigen Arbeitskraft geschenkt. „Ich setze meinem Gott kein Ziel. Er geb' mir wenig oder viel Wohl dem, der sich genügen lätzt, Der lebt contcnt aufs Allerbest." „Hab ich ein Haus und etwas Feld, So ist es gut für mich bestellt, Nehme den Pslug und Spaten dazu. Arbeite sleihig und lebe in Rnh." „Das Ist meiner Wünsche Ziel: Nicht zu wenig, nicht zu viel." Manches Haus tut auch leinen Mund auf und kündet dem Wanderer Ruf und Wert des Bewohners. Tas tut besonders das breit und selbstbewutzt an der Hecrstratze liegende Bauernhaus. Selbstzufriedenheit, ost auch echter, prächtiger Bauernstolz, haben die eckigen Verse diktiert: „Das beste Wappen in der Welt Ist der Pflug im Ackerscid." Wo das Haus steht, sieht der Vorübergehende, aber der hei tere Gesell', der zwischen Psarrhos und Wirtshaus wohnt, macht roch besonders aus die günstige Lage seines Hauses ausmerksain: „Sehr selten hals jemand wie ich: Ein Naä-bar betet täglich für mich, Der andre reicht mir guten Wein. Soll ich dabei nicht fröhlich sein?" Gilt der Satz: „Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst", so gilt auch der andere: „Willst richten, datz du Gott ^fällst, „So richt den Nächsten wie dich selbst." Wer sich überwindet und die Lieb« nicht verletzt, der hat schon seinen Lohn auf Erden: „Wer seiner Zungen hat Gewalt, Der wird mit Ehren grau und alt." Das Volk erkennt, datz die wichtigste Licbespslicht gegen den Nächsten die Bewahrung der Zunge ist. Sie kann und mutz seder Mensch, auch der ärmste, üben. Wem es gegeben ist, der mutz auch die höhere Liebe in den Werken der Barmherzigkeit pflegen: „Hilf den Annen aus der Not. Denn sy erschuf der höchste Gott, Christus will dein Lohne sein." Nebst den Gottesgedanken ist in den Hausiuschristen kei ner so oft vertreten wie der vom Neid und der Mitzgunst der lieben Nörgler beiderlei Geschlechts. Der eine gibt's den Kritikastern fein, der andere gröber: „Du darfst nicht, lebst du recht. Nach bösen Mäulern fragen; Es lieget nicht an uns. Was der und jener sagen." „Es wird kein Ding so wohl gemacht, Es kommt doch einer, der's veracht'. Wärst du erst gekommen, Hält' ich bei dir Rat genommen." „Wer will alles tadeln und begaffen, der ist ein rechter Maulaffen." Sind die Nutzeren Hausiuschristen vornehmlich für di« Vorübergehenden bestimmt, so reden die Sprüche im Innern „Gedenk des Tods und jüngsten Gerichts, Sei fromm, trau Gott, sonst Hilst dir nichts." Daher auch die mahnende Klage über das Abweichen vvM Ideal: (3. Fortsetzung.) Das Jahr 17öS war sür England und Hannover ereignis- reich. England war in Kanada mit Frankreich in einen Krieg verwickelt, der sieben Jahre dauern sollte. Auf dem Festlands begann der Siebenjährige Krieg zwiscl-en Preutzen und einer Welt von Feinden. König Georg II. sorgte für die Interessen eines Stammlandeg Hannover. Diese, ebenso wie die welt politischen Interessen Englands im Kolonialreiche, veranlatzten hn, sich mit seiner Kriegsmacht auf die Seite Friedrichs des Groben zu stellen. Den Oberbefehl über die hannoversch-eng lische Armee übernahm der Herzog von Cumberland. Er hatte vor allem den Auftrag, das Stammland Hannover vor dem Ein fall und Durchmarsch der Franzosen zu schützen. Friedrich der Grotze aber hatte selbst seine liebe Not, sich gegen die lieber macht der Oesterreicher, Sachsen, Russen und Franzosen zu wehren; seine Hilsstruppen blieben aus. So konnten die Fran zosen unter Führung des Generals d'Eströes ungehindert bis Hastenbeck an der Haste, fünf Kilometer südlich von Hameln, vordringen. Die Armee des Herzogs von Cumberland trat ihnen hier entgegen, wurde aber am 26. Juli 1757 nach ver zweifeltem Kampfe geschlagen und erlitt schwere Verluste. Langsam aber siegreich marschierten die Franzosen auf Han nover zu. Schon in England hatte sich gezeigt datz der kaum lüjäh- rige Wilhelm Herschel nicht die körperliche Kraft befatz, uni die furchtbaren Strapazen eines Krieges mitzumachen. Autzerdem hatte Vater Herschel immer die schreckliche Erinne rung an die Regennacht nach der Schlacht bei Dettingen. Auch noch ein anderer Gedanke kam dazu. Der Krieg zwischen Friedrich dem Grohcn und der Kaiserin Maria Theresia war für Pater Herschel ein deutscher Bruderkrieg. Er, dessen Vater aus den Staninilanden der Kaiserin, und er selbst aus Sachsen, das gegen Friedrich kämpfte, stammte, war erfüllt von tiefen Zwei feln, ob er in diesem Bruderkriege Partei ergreifen dürste. Die Eltern beschlossen daher, Ihren Sohn Wilhelm heimlich aus Hannover zu entfernen, noch ehe die allgemeine Aushebung zum Kriegsdienst erfolgte. — was allerdings nicht so einfach war. Zunächst einmal mutzten die Kleinen möglichst ferngehaltcn werden. Carolinchen, die mittlerweile sieben Jahre alt gewor den war, satz auf der Schwelle der Haustür, als Wilhelm, van der Mutter begleitet, in einem grauen Rock davonschlich. Die Mutter trug ein grotzcs Paket unter dem Arm. Tatsächlich gelangten sie unerkannt und unbemerkt an der letzten Schild wache in Herrenhausen vorbei. Wilhelm wechselte irgendwo im Felde die Kleider und wanderte zur Küste, um nach Eng land zu gelangen. — Wcnlge Tage später, allerdings auch reich lich spät angesichts der drohenden Gefahr des französischen Vor marsches. wurden alle kriegstauglichen Männer zum Kriegs dienst ausgehgben. Nicht einmal die Geistlichen, soweit sie kein Pfarramt hatten, waren vom Dienst befreit. Carolinchen und Alexander besuchten rcgelmätzig täglich bi» 3 Uhr nachmittags die Garnisonschule, das Mädchen autzer- dem noch eine andere Schule, um Handarbeiten zu erlernen. In der wenigen freien Zeit mutzte die Siebenjährige entweder Strümpfe stricken für die Brüder oder Briefe an den — als Hoboisten im Reservedienst tätigen — Vater schreiben. Auch manche des Schreibens unkundige arme Soldatenfrau in der Nachbarschaft wandte sich an das Kind mit der Bitte, Briese an ihren im Felde stehenden Mann zu schreiben. — Für Caro linchen begann eine harte Zeit: sie war noch zu klein, datz, wenn sie sich hinstellte, das erste Paar Strümpfe, welches sie sür Alexander strickte, bis auf den Boden reichte, als sie die Spitze am Fuhr zumachte. Jakob, der von jeher anspruchsvoll war, wurde durch die Unruhen des Krieges nervös und manch mal unleidlich. Wenn er auf kurzen Urlaub kam, konnte die ihn bedienende kleine Schwester nichts recht machen. Das Kind bekam manche Ohrfeige von ihm. wenn es sich dumm anstcNte. Dazu kam, datz die Mutter fast immer weinte, denn die Nach richten von der hannoverschen Armee waren fast nur traurig. Die Franzosen rückten von Hameln aus vor. Am 9. August zogen sie in die Stadt ein, die sie sieben Monate lang besetzt hielten. Jedes Haus wurde mit Einguartierung belegt, alle verfügbaren Betten wurden von ihnen beschlagnahmt, — moch ten sich die Bürger mit einem Strohlager begnügen. Dazu for derten sie Unmengen von Lebensmitteln sür die Soldaten, Futter sür die Pferde und eine hohe Krlcgsabgabe in Geld. In dem Hause, wo Familie Herschel ihr hartes Schicksal nur in aller Stille beklagen durfte, lagen 16 gemeine Soldaten und 4 Offiziere cingnartiert. Datz die Offiziere die besten Zimmer innehatten, bedarf kaum der Erwähnung. Marschall Riche lieu versuchte auf jede Weise Geld zu erpressen und oft, wenn er aus der Stadtkasse Geld geraubt hatte, zwang er den Bür germeister, ihm zu bescheinigen, datz er kein Geld gefordert habe und datz sein Verhalten immer korrekt gewesen sei. Der einzige anständige Offizier der Feinde war der Herzog von Randau, den die Bürger in jenen Schreckens,eiten ihren „guten Randau" nannten. Er hielt auf strenge Mannszucht seiner Soldaten, und als Herzog Ferdinand am 28. Februar 1758 die Franzosen aus Hannover vertrieb. Netz Randau vor dem Rück züge Korn und Mehl unter die Armen verteilen. — Noch ein mal versuchte eine Streifschar von 406 französischen Husaren unter dem Oberst Fischer vergeblich, am 14. September 1758 Hannover zu überfallen. Diesmal aber blieb die Stadt ver schont. Der Bürgermeister Netz alle Zugbrücken aufziehen und war bereit, die Stadt bis aufs Aeutzerstc zu verteidigen. Jakob war während der Franzosenzeit zu seinem Bruder Wilhelm gereist. Beide lebten in der Folgezeit in England. Im vierten Jahre des Siebenjährigen Krieges, im Mai 1760, kehrte Vater Herschel, zwar mit gebrochener Gesundheit und er schöpft von den Anstrengungen, aber stark an guten Vorsätzen zurück. Aufs Neue widmete er sich der Ausbildung seiner Kin der. und er nahm wieder Musikschüler an. Sein Ruf. einer der besten Mustklehrer der Stadt zu sein, hatte keine Einbutze er litten. Auch Jakob kam aus England zurück. Er fand eine gutbezahlte Stelle als erster Violinspieler im Königlichen Or chester. Allein das einstige Familienglück bestand nicht mehr Wilhelm und Laroline Herschel Von j>rof«ffsv Otto Urbach wie früher. Die lange Trennung, die schrecklichen Erlebnisse der Kriegszeit hatten manches verändert. Der Vater fand eine hilflose und ziemlich zerrüttete Familie vor. Wenn Jakob zum Mittagessen kam, war die Mutter, schon ehe er wieder ging, ebenso zornig über seine Unverschämtheiten wie er über die angeblich zu harten Beefsteaks und über das dumme Caro linchen, das es angeblich nicht verstand, Messer und Gabel mit Ziegelmehl blank zu putzen. — Dor Vater lietz sich In seiner Sorge für alle seine Kinder trotzdem nicht beirren, denn er war ein Mann von denkbar edlem Charakter. Sein körper liches Leiden steigerte sich ost bis zur Unerträglichkeit, dennoch füllte er alle Freizeit bis in die tiefe Nacht mit Notenschreibcu oder Unterricht aus. Dem kleinen, inzwischen fünfjährigen Dietrich unterrichtete er im Violinspiel, auch Carolinchen unter richtete er gern. Das war indessen nicht leicht zu bewerk stelligen. denn die Mutter durste davon nichts missen. Die gute, aber geistig wenig interessierte Frau wollte aus Carolinchen nichts als eine tüchtige Hausfrau machen, die zwar ein wenig lesen, schreiben und rechnen, im übrigen aber nur Hausputz, Kochen, Backen und Handarbeiten zu machen lernen sollte. Alles andere erschien ihr als höchst üborsiiissig und vielleicht sogar schädlich. Vater Herschel mutzte seiner Frau darin nach geben, wenn er nicht dauernd Streitigkeiten haben wollte, aber er tat es schweren Herzens. War aber die Mutier einmal ab wesend, oder ging er — so lästig dem leidenden Manne die Anstrengung des Ausgehens siel — einmal mit Carolinchen aus, dann rechnete er, zeichnete, las oder musizierte er mit dem Töchterchen, das er so innig liebte. Und wenn die Schüler des Vaters sich manchmal versammelten, um kleine Konzerte auf- zuführen, dann konnte er ihr doch bei irgendeiner Ouvertüre die Geige in die ,<5and legen und sagen: „Komm Carolinchen — spiel die zweite Violine". Und wenn es Irgend ging, richtete es der Vater so ein, datz das Mädchen bei den Uebungsstunden und beim Unterricht mit ihrem Strickzeug still in einer Ecke sitzen und zuhören konnte. — Als das Kind im Sommer 1761 an Typhus erkrankte und nach der Genesung so sehr geschwächt war, datz es noch Monate lang nachher vor lauter Schwäche nur ans Händen und Fiitzen die Treppen hinaufkricchen konnte, trug men Die Spruchweisheit ist zu allen Zelten eine grotze Führerin der Völker gewesen. Aus dem Volksgcist wächst sie für die Volkssitt« hervor und ist «in leuchtendes Zeugnis für den Cha rakter des Volkes. Wie osfenbart sich nun der Geist des deutschen Volkes 'm alten Haussprüchen? — Vor allem schätzt der Deutsche die Ge- mütlichkeit eines eigenen Heimes in der angestammten Heimat: „In Nord und Süd De Welt is wit. In Ost und West Dat Hus is't best." „Nlein Nest ist das Best'!" Steht das Hans, so sei es vor allem Gott und seiner Ehre geweiht, der alles Geschaffene dienen mutz. Die Sprüche dieses Inhalts sind wohl die zahlreichsten: „Nimm aus, o Herr, wenn ich begehr, All Schritt und Tritt zu deiner Ehr." Ist das Haus Gott geweiht, so mutz er es auch beschützen. Neben den landläufigen Bitten um Gottes Segen, finden wir auch recht ursprüngliche und von Lebenserfahrung zeugenoe Sprüche. Wer einmal ein Haus gebaut oder mit Wiedcrhcrstel- lungsarbciten zu tun gcl-abt hat, der kann dem Spruchdichter das Gebet nachsühlcn: „Behüt' uns Gott vor Feuersbrunst, Vor Mitzwachs und vor teuerer Zeit, Vor Maurern und vor Zimmerleut'." Zu Pfersee bei Augsburg stand unter einem Muttergottes bilde neben der Synagoge die Inschrift, die der fromme Dichter wohl unter einem harmlosen stillen Schmunzeln gemeitzelt hat: „Mach' du heil'ger Morgenstern, Datz die Juden sich bckehr'n, Irrthum lassen. Endlich fassen, Datz ein Gott. Personen drei, Christus der Messias sei." Das gute deutsche Volk liebt Heim, Hmis und Hof; aber es ist nicht so dem Irdischen verfallen, datz es das richtige Augenmatz für seine Abschätzung verloren hätte. Sein weltbesie gender Idealismus blüht über alles Erdhafte zum Geistigen und Ewigen empor: „Seh nicht dein' Freud' Ein Einigkeit." Sonst hast du Leid Auf diese Zeit, „Dies schöne Haus ist Sand und Stein; Wie werden die im Himmel sein?"