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Sächsische Volkszeitung : 13.12.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193912138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19391213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19391213
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-12
- Tag 1939-12-13
-
Monat
1939-12
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 13.12.1939
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vorbedeutenden ie nachdem das oder am Abend Der In Frank- Vorbild und «ine glän» «Fortsetzung solgt.) Nachmittage des triiben Apriltages mit den anderen Konsir- mandinnen einen Spaziergang durch die Leinewiesen machte, angetan mit einem schivarzseidcnen Kleide, das mit künstlichen Blumen geschmückt war, mutzte sie immerfort an ihren Lieb lingsbruder Wilhelm denken, der bereits viele Stunden unter wegs war auf der Reise nach dem — ach so fernen — England. Tagelang, wochenlang lebte Caroiinchen wie in einem düsteren Traum. Sie sah nicht, wie der Mai die Wiesen, Felder und Gärten mit Blüten, Blumen und jungem Grün überzog, sie verträumte den Juni, wo die Rosenknospen aufsprangen und die Lerchen ihr Lied zum Himmel sandten. Mechanisch verrichtete sie ihre Hausarbeit, bis sie durch ein jähes Unglück aus allen Träumen wachgerüttelt wurde. Der Vater erlitt im August einen Schlaganfall und verlor den Gebrauch seiner Gliedmatzen fast gänzlich. — Zwar erholte sich Vater Herschel nach langen Monaten der Qual ein wenig. Nach einem halben Jahre konnte er wieder einige Schüler annehmen, aber seine glänzende Fähigkeit im Violinspiel war für allemal dahin. Er blieb in einem traurigen Zustande des Leidens und der Hilf losigkeit. Wohnungsvcrändcrungen. die sich bald als nachteilig erwiesen, Sorge um das Wciterkommcn Alexanders, Verdrntz über verschiedene Torheiten Jakobs, Entfremdung mit Gries bachs. tiefer Schmerz darüber, datz sein Töchterchen nicht die Erziehung und Ausbildung erhalten hatte, wie er cs von Her zen gern gewünscht hatte, legten sich wie dunkle Schatten aus seine letzten Lebensjahre. Immer noch kopierte er Noten, besuchte auch noch hier und da Konzerte, wohin man ihn führen mutzte wie einen hilflosen Greis, und gab Unterricht, bis er das Bett nicht mehr verlassen konnte. — Der Tod erlöste Vater Herschel im gleichen Jahre, wo auch der greise Bürgermeister Grupen die Augen sür immer schloß. Aus seinem Sterbebette segnete er Carolinci>en und sagte zu ihr mit schwacher Stimme: „Sag Wilhelm, datz ich aus ihn meine ganze Hossnung sehe. Er möge vollenden, was mir zu erreichen nicht vergönnt mar. Sei ihm eine treue, liebende Schwester, wie er dir ein treuer, liebender Bruder sein soll! Am 22. Mai 1767 hauchte er seine müde Seele aus, im Alter von 60 Jahren 2 Monaten und 17 Tagen. Drei Tage später wurde er aus dem Friedhof der Garlengemeiudc bcigesetzt. Er hinterließ seinen Hinterbliebenen kein Vermögen, aber ein leuchtende zcnde Erziehung. Lin Vorschlag Es war die Zeit, in der die berühmt« Pianistin Laura Rappoldt noch ihren bürgerlichen Namen trug. Liszt hörte die Fünfzehnjährige spielen und lud sie gleich in sein Haus. Da» junge Mädchen hätte mit allem, was sich bot. zufrieden sein können, jedoch die Wiener selbst enttäuschten sie. Sic liebten keine klassische Musik. Beethoven-Sonaten zum Beispiel, wie Laura sic spielt«, wollten sie nicht hören. Das war cs, was die künftige Pianistin heftig betrübte, und sie hielt mit diesem Kum mer auch nicht vor ihrem Beschützer und Förderer zurück. Liszt hört« aufmerksam zu. Herzhaft und ermunternd meinte er dann zu ihr und durchaus im Ton« echter Ueberzeuqung: .Wissen'» was, Laura? Spielen 'S halt einen Schmarren von Liszt! Dann werden 's schon da eapo schreiens" , (4. Fortsetzung) Wilhelm Herschel schrieb all die Jahre hiirdurch fleißig und regelmäßig von London an seine Angehörigen in Hannover. Er war seit seiner abenteuerlichen Flucht aus Hannover noch nicht wieder in der Heimat gewesen und hatte Vater, Mutter und die -aheimgebliebenen Geschwister seit sieben Jahren nicht mehr ge sehen. Damals hatte er injolge der Umstände alles zu Hause zu- rücklassen müssen, zu seinem Leidwesen auch die ihm iiebgeivor- denen Büä)«r, Erdkugeln, Karten mrd selbstversertigten Instru mente. Die Mutter sandte ihm zivar später Uber Hamburg den Koffer nach — aber der Kosser enthielt nur gutes Leinen, Tuch, Räucherspeck und schmackhajte hannoversche Dauerwurst. Di« Globen uird Instrumente überließ Mutter Herscl-el den kleineren Geschwistern als Spielzeug, und die Bücher gab sie ihnen zum Kritzeln und Malen. Nur das Werk von Locke, das der 18jährige sich aus seiner ersten Fahrt nach London gekauft hatte, blieb wie durch ein Wunder von dem mutwilligen Zerstörungstrieb der Kleinen verschont. Wie mar es Wilhelm Herschel inzwischen ergangen? Mit einem einzigen Kronenstück in der Tasche kam er in der Stadt an, wo es Musiker im Ueberslusse gab. Zwar die englisch« Sprache macht ihm keine Schwierigkeiten, aber er mutzt« zu nächst sich als Notenschreiber regelrecht durchschlagen und durcl). hungern. Mit der Zeil fand er Musikschüler und endlich sogar Anschluß an ein Orchester. Nach drei äußerst schwierigen Jahren ging es aufwärts. Ein neuausgestelltes Regiment benötigte eine Musikkapelle. Wilhelm erfuhr rechtzeitig davon, stellte sich zur Verfügung und schielt den ehrenvollen Auftrag, diese zusammen zustellen und einzuüben. Er bewies dabei ein solä-es Talent und Geschick, daß angesehen« und einsluhreich« Persönlichkeiten aus ihn aufmerksam wurden. Lin bedeutender Organist, der Her schels musikalisä-e und organisatorische Begabung erkannte, setzte sich sür ihn ein. Bald waren die Konzerte, in denen Wilhelm Herschel austral oder seine glänzenden Kompositionen ausführen ließ, Ereignisse des Tages. In seinen Briesen, die Will)elm an die Mutter schrieb, teilte er das Wichtigste aus seinem Privatleben mit. Caroiinchen durfte der Mutter vorlesen, datz Bruder Wili-elm Hoffnung hatte, di« gutbezahlte Organistenstelle an der Oktagon-Käpelle im Badeort Bath zu erhalten. Vater Hersä)el erklärte seinen An gehörigen an Hand der Bücher und Landkarten, datz Bath ein Bischofssitz und berühmter Badeort in Südivestengland wär«, „Am Abhang bewaldeter Hügel steigt die Stadt im Halbkreis aus vom Tale des Flusses Avon", bemerkte er. — „Vater", unterbrach Carolincl-en, „ist nicht auch der grotze englisä-e Dich ter, von dem du uns Julius Cäsar und König Lear vorgclcsen hast, am Flusse Avon geboren?" — „Freilich, mein liebes Kind chen. Du meinst Shakespeare, der aus Straisort am Avon stammt. Aber das ist ein anderer Fluß gleichen Namens." — Der Vater erzählte von der altehrwürdigen gotisä)«n Kathedrale in Bath, deren Orgel Wilhelm künftig auch wohl manchmal zu spielen hatte, von dem erst vor einem Jahrzehnt miede re ntücck- ten und frcigelcgten Bad aus der Römerzeit, mit seinen sechs heißen aus der Erde l-crvorsprudclnüen Quellen, an denen man sich verbrühen kann und die doch wegen ihrer Zusammensetzung heilkräftig und gesund gegen Gicht und Rheumatismus, Ischias und Nierenleiden sind. „Schon zur Zeit des römisci-en Kaiser reiches ivar Bath, das damals Aquae calidae Sulis hieß, be rühmt. Seit einigen Jahren aber ist Bath das Modebad der vor nehmen Welt Englands; so Gott will wird Wilhelm dort sein Glück machen." — Wie stolz war Carolincijen, als es erfuhr, Wilhelm habe die ersehnte Stelle erhalten und sei außerdem beauftragt, die großen Kurkonzerte des eleganten und anspruchs vollen Badeortes zu leiten. Mit seinem Bruder Jakob korrespondierte Wilhelm in englischer Sprache. Diese Briefe enthielten vorwiegend kunst philosophische und wissenschaftliche Ausführungen, z. B über das Wesen der Musik, Musiktheorie, Lehre vom Schall und derglei chen. Er schrieb auch von seinem Plan«, in absehbarer Zeit ein mal wieder besuchsweise zu den Angehörigen zu kommen. Jakob antwortete, das sei ein lobenswerter Entschluß, denn die Kräfte des kränkelnden Vaters nähmen stetig ab, und die Familie sehne sich danach, Wilhelm wiederzusehen. Wilhelm schrieb dann noch an sein Schwesterchen Caroiinchen. datz er, wenn nichts dazwiscl)en käme, zu ihrer Konfirmation am Sonntag, dem 8. April, In Hannover sein würde. Durch diese fröhliche Bot schaft wurde die Familie in einen Freudentaumel versetzt. — Richtig traf Wilhelm am Montag, dem 2. April 1764, in Hanno ver ein. Carolinchen wurde fast krank vor lauter Aufregung, Freude und Stolz darüber, datz der liebste und teuerste von allen ihren Geschwistern gekommen war. Indes, sie hatte doch nur astzuwenig Gelegenheit, mit ihm zusammen zu sein. Tagsüber war sie viele Stunden in der Garnisonschule, im Konfirmanden- unterricht, im Handfertigkeitsunterricht, anschließend mutzte sie in der Küche helfen und selten nur kam sie dazu, sich zur Familie zu gesellen, wenn alle glücklich beieinander waren. Wilhelm veranstaltete auhevdem mit Jakob zusammen ein großes Kon zert, bei wclcl-em sie eigen« Kompositionen aussührten. Das war «in Ereignis für Hannover und ganz besonders für die Familie Herscl>el, der man von allen Seiten Blumen und Glückwünsche ins Haus brachte. Vater Herschel hatte darüber außerordentlici)« Freude, wenn auch seine Erwartung fehlschlug, einen tüchtigen WjjWWWWWjsjsjjsjjjjWjsWsjsjsjjsWWjjsjjsWWWjssDsssjjssWjssjsW Noch einmal: Spinne am Abend Der lehrreiche Artikel „Spinne nm Abend" von Philipp Schmidt sS. B. 288, 7. Dezember 1030) schloß mit der Dar legung: „Die fast allgemein bekannte Regel: Spinne am Abend Erquicket) und labend, Spinne am Morgen Bringt Kummer und Sorgen gilt nicht dem Tierchen, sondern dem früher gemeinsamen Spin nen In den Spinnstuben zur Winterzeit." Ost findet man bei dieser Regel noch den Zusatz: Spinne am Nachmittag Glück auf dem dritten Tag. Handelt es sich wirklich nm das Spinnen In den Splnnstubcn, oder ist nicht am Ende doch an die kleine Spinne gedacht, die der Hausfrau morgens — mittags — abends in die Quer löuft? , . Tatsächlich Ist dieser Spruch — wie es scheint — zwansp los auf die Spinnstube zu deuten. Der schöne Volksbrauch der Spinnstube ist, wo er unverfälscht erhalten und nicht aus geartet ist, „erquickend und labend". Dagegen kann sich dieser Vers scheinbar schwerlich auf die Spinne beziehen. Wer schon früh morgens spinnen muß, hat einen sauren Broterwerb, — oder ihn drückt anderer Kummer, wie z. B. das Mädchen im bekannten schwedischen Volksliedc: „Spinn spinn. spinn Töchterlein", jenes von früh bis spät für die Aussteuer spin nende Mädchen, zu dem nlcmals der Freier kam. Und doch befindet sich, wie uns scheint, der um die Der- aus die gesamte Organisation der Weltausstellung geleitet wird. Die klaren, rechtwinkeligen Linien des (Gebäudes werden nur im Erdgeschoß durch gewölbte Lanbcngänge unterbrochen. Die glatte Fassade ans Travertin hebt sich säst unmerklich aus einem leicht erhöhten Rahmen. In seiner äußeren wie inneren Ausstat tung ist dieser Bau eine steincre Verwirklichung der autark;- scl-en Wirlschaftsfoidcrnng. wie sie das faschistische Italien aus gestellt hat und befolgt. Der Wartcranm sür die Besucher im Erdgeschoß gleicht einem Saal. Die zahlreichen Büroräume öffnen sich aus lange Gänge, wo Marmor, Glasscheiben und Li noleum einen spiegelnden Glanz erzeugen. Den gleichen Ein druck von blitzender Sauberkeit gewinnt man auch im Unter geschoß, wo die technischen Anlagen vereinigt sind: List und Telephonanlagen automatische Lüslnng und Rohrpost. 500 An gestellte arbeiten in diesem Bau; in einem einzigen Raum kön nen mehr als 60 Zeichner nntergebracht werden. Rui» die Arbeit einmal für einen Augenblick, so iritst der Blick erneut aus sie, sobald er durch die hohen Fenster schweisi. denn draußen bewegen sich die Kräne, die schweren Lastwagen, die die Pinien mit Wur zeln und Krone transportieren, die Erdarbeiter, die ganze Hügel von Lehm und Sand von -er Stelle schassen. Insgesamt arbei ten 5000 Mcnsä-en hier mit Spaten oder an Maschinen, auf schwindelnden Gerüsten oder in den dunklen Stollen der unter- irdiscl)en Kanalisationsleitungen. Diejenigen, die nicht aus Rom selber sind, sind in dem modernen Arbeiterdorf der Ausstellung untcrgcbrachl, dessen praktische und schöne Anlagen sich mit einer Reihe notdürftig hcrgerichteter Baracken auch nicht im ent ferntesten vergleichenlassen. Zu welcher endgültigen Entwicklung das Werdende drängt, erficht man jetzt nur erst aus den Plastiken, den Planen und Modellen der in Ausführung begriffenen Banlcn. Tie tOcsaml- släche des Ausslellungsgeländcs ist so groß, daß eine Stadt von 50 000 Einwohnern aus ihr Platz finden könnte. Die Größe, die ser Maße ist aus der Erwägung bestimmt, daß tatsächlich an' die ser Steile ein neues Viertel Roms entstehen soll. Nur aus diesem Grunde haben Stein und Marmor Holz und Stuckarbeit ver drängt, denn das Material, das zwar den Anforderungen der Ausstellung genügen würde, wäre für eine in die Zuknnsl hin einwachsende Stadt nicht von allzu langer Dauer. Auch di« Via Imperiale in ihren monumentalen Ausmaßen ist mehr als bloße Zrigangsstratzc zum Gelände der Weltausstellung, sie ist gleichzeitig die Verbindung Roms mit dem 'Meere und dem Strand von Castcl Fusano. Aus der Piazza dc'll'Impero. die sie durchquert, fänden die Piazza Venezia mit dem marmornen Prachtbau des Viktor Emanuel Denkmals ohne Schwierigkeit Raum. Die Ausstellungsräume sür Wohnkultur, die später in die ersten Privatwohnungcn umgcwandclt werden sollen, wer den ergänzt durch -ie Kirche dieses wachsenden Stadtviertels. Der See, der den Parkanlagen angeschlossen ist. füllt eine kleine Talnic-crung aus. Die großen Bauten -er Ausstellung haben schon jetzt ihre Bestimmung in dem zukünftigen Stadtteil, der sowohl über einen prächtigen Thcatcrbau. wie über eine Frei lichtbühne verfügen wird. Museen und Kulturinstilnte, dar unter das Museum für moderne Kunst, werden hier ihren Sitz haben. Der römische Faschismus wind hier sein Parieikans er- lwlten, und das Institut sür soziale Fürsorge wird von hier aus seine Tätigkeit Uber Rom und Italien ausdehnen. Daß an den vorbereitenden Arbeiten sür die Weltausstellung des Jahres 1042 trotz des Kriegsgespcuistcs über Europa immer noch wcitcrgcschasst wird, lrezcugt das Vertrauen des faschisti schen Italiens in die Zukunst. Man zweifelt keinen Augenblick daran, daß die sich immer höher steigernden Bauten in abseh barer Zeit den Zweck erfüllen werden, für die man sie bestimmt Hatz Trotz der durch dcn Krieg verursachten allgemeinen Lahm legung des Verkehrs baut man an der römischen Untergrund bahn weiter, die Scharen von Touristen unmittelbar vom Haupt bahnhof zum Auostellunqsgclände überführen soll. Schöpsungen ans Jahrtausenden haben Rom zum Ziel so mancher Reisen und Fahrten werden lassen. Durch die Organisation der römischen Weltausstellung gibt auch die Gegenwart dazu einen ebenso großzügigen wie bewundernswerten Beitrag. <Dr. Frhr. Raih v. Frenh.) Wilhelm und Larsline Herschel Von jpvofessov Otto Urbach Verleger sür Kompositionen zu finden. — Leider war Wilhelms Zeit äußerst knapp bemessen — kaum sieben Tage standen ihm zur Verfügung, und es war in dieser kurzen Zeit alles zu er ledigen! Drei volle Tage muht« er sich bei seinem Schwager Griesbach avfhalten, der damals in Coppenbrügge zwischen dem Osterwald und dem steil aufsteigenden Ith ansässig war. Aus gerechnet an» Tage von Carolinchens Konfirmation fuhr der Postwagen nach Hamburg, mit dem Wilhelm wieder abreiscn muht«! Caroiinchen war untröstlich. Am Sonntagmorgen sprach Wilhelm ihr -ie besten Glückwünsä)« sür die Zukunft aus. Er unterhielt sich über eine Stunde mit -cm Kinde und überreichte ihr, als er Abschied nahm, viele sci>öne und brauchbare Geschenke. Stolz und ermutigt darüber, daß Wilhelm ihr Aussehen und ihr Konfirmationskleidchcn hübsch befunden hatte, verließ sie das Haus und eilte zur Gnrnisonkirche, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Die Tür nach der Schmiede straß« stand während des Gottesdienstes offen. Gegen 11 Uhr, als die Konfirmanden ge rade in das Lied einstimmten: „Erhalt uns Herr bei Deinem Wort Und steure Deiner Feinde Mord, Die Icsum Christum Deinen Sahn. Wollen stürzen von seinem Thron", und die Glocken leise dazu läuteten fuhr der Postwagen kaum ein Dutzend Schritte vor der offenen Kiräientür vorüber, der den geliebten Bruder mit sich führte. Der Postillion stieß schmetternd ins Horn. Carolinä>cn stürzten die Tränen aus dcn Augen. — Es war für die kleine Konfirmandin ein trauriger Tag. Jakob war beruflich verhindert und kam nur zum Mittagessen, und um sich umzukleiden noch einmal am Spätnachmittag. Auch Alexan der war dcn größten Teil des Tages abwesend. Der neunjährige Dietrich zog das Spiel mit seinen Kameraden vor. Die Mutter weinte und der Baler sprach kein Wort. Als Carolinchen am breitung des volkskundlichen Wilsens so hochverdiente Forscher Philipp Schmidt mit seiner Behauptung im Irrtum. Sehr richtig ist, was PH. Schmidt über die Spinne als „Angangs- tier" sAngang ist erstes Zusammentreffen mit Dingen) sagt: Die Vorbedeutung der Spinne. Tiericin groß oder klein ist, ob cs am Morgen erscheint, ist bei vielen Völkern nachzuweisen. reich weit verbreitete Spruch: Aralgn^c le soir bon espoir; Araignse le matin ehagrin. zu sch: Spinne lTier) am Abend, Gute Hossnung; Spinne sTier) am Morgen, Kummer. bezieht sich natürlich in keinem Faste auf die Spinnstube, denn „spinnen" und ..Spinnen" sind lediglich im Deutschen, nicht ober im Französischen Homonyme, d. h. gleichlautende Wörter von verschiedener Bedeutung und fmeist) verschiedener Herkunft. Der französische Spruch ist aber mindestens ebenso alt wie der deutsche! sVergl. auch Otto Urbach, Das Reich des Aberglaubens S. 24/25 Homburg v. d. H. 1038 Sie mens.) Daß die Wendung „erquickend und labend" auf Spin nen sTiere) nicht zu passen scheint, beweist nichts dagegen. Der Volkgmund schafft, um des Reimes willen oft genug unmögliche Gebilde, z. V. in dem bekannten Verse vom Klingen der Ohren: „Link' Ohr — Kling-Ohr; recht' Ohr — schlecht Ohr". Die Beziehung des Spruches von der Spinne am Morgen auf die Spinnstube "scheint eine spätere „rationalisie rende" Deutung der Volkskundler zu seinl O. Urbach. Eine Weltausstellung wächst einxor Rom, im Dezember 1030 Noch bis vor kurzem herrschte das Schweigen -er einsamen Campagna in -em welligen Hügellano, -as sich südlich von Rom zwischen der Abtei von Tre Fontane und dem Tiber ausdchnr. Nur im Frühjahr und in der wärmenden Sonne des römischen Herbstes brachten Besucher -er altehrwürdigen Benediktiner- abtci etwas von dem Leben mit sich, das hinter dem Campanile von San Paolo pulsierte, wo das Auge nach dcn klaren Silhou etten der römischen Basiliken ausschaut, nach dcn versclxwim- niendcn Linien der Berge, von denen der Monte Cavo den ur alten heidnischen Opfcrstcin auf seinem Gipfel trägt und schließ lich in entgegengesetzter Richtung den Silberspicgel der See ent deckt. Heute jedoch sind die Wei-cgriin-c im Tal, wo man nur hin und wieder aus eine geruhsame Herde stieß und die Hügel kämme, aus denen sich hier und dort ein ärmliches Gehöft ab zeichnete. in einen einzigen großen Arbeitsplatz verwandelt. Unverändert blieb nur der Eukalyptuswald, der zur Abtei ge hört und den Banlcn der römifclscn Weltausstellung zum Hinter grund werden wird. Das Tal, durch -ns die Straße zur Pforte des Klosters führte, hebt sich langsam zu gleicher Höhe mit sei ner Umgebung empor.. Die gesamte Fläche, die die Ausstellungs stadt zu tragen bestimmt ist, gewinnt von Tag zu Tag ein ande res Aussehen. Sie bedeckt sich mit Straßen und Plätzen und mit verstreuten Baumgruppen, während Scharen von Arbeitern in der Runde beschäftigt sind, um immer neue Erdmassen zu be wegen. Trotzdem soll das Gelände seinen hügeligen Charakter bewahren, wenn auch nicht so. wie ihn die Willkür der Natur geformt hat, sondern in abtzemesscnem Steigen und Fallen. In dem so die Oberslächc modelliert wird, schreiten auch unter -er Erde die Arbeiten unaufhaltsam vorwärts: Wasserleitungen und Abflutzkanäle werden gelegt. Elcklrizitäts- und Tclephonleitun- gcn gebaut. Ucbcr die neuangelcgtcn Straßen gehen die mächti gen Walzen aus und ab. und an -en Wegrändern reihen sich die sür die römische Landschaft charakteristischen Pinien aneinander. Eie werden samt ihrem ganzen Wurzclwerk in die neue Erde verpflanzt und nehmen ihr unterbrochenes Wachstum in diesen milden, seuchtcn Dezcmbcrtngcn schnell wieder auf. Wer -ie jeden Morgen von neuem in Angriff genommene, mühsame Arbeit und das langsame, wenn auch stetige Empor wachsen der neuen Bauten versoGt. -er sieht zwar, daß diese Ausstellung keineswegs wie ein Pilz aus der Erde schießt, wi« man dies anderen nackzurühmen pflegt: allerdings bietet sie auch einen ganz anderen Anblick als jene. Hier werden keine Stuck verkleidungen über einen Unterbau von Pfählen und Brettern besestigt. Mächtige Kräne bewegen sich längs -es hochrmzend-n Baues für Empfänge und Kongresse und schassen die schweren Marmorvlotten herbei, mit denen -ic Mauern schon zum Teil bcdeckt sind Der Palast der italienisclien Kulturarbeit steht noch in seinem Eisengcriist. von dessen oberen Brücken man auf der Plattform -ic langsam gegen -ie Via Ostiense bin absälll. schon ein Stück -er neuen Stadt sieht: die gewaltige Kanzlei, von -er
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