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Sächsische Volkszeitung : 07.12.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193912074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19391207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19391207
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-12
- Tag 1939-12-07
-
Monat
1939-12
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.12.1939
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Donnerstag, 7. Dezember 1939 SSchstsche Volkszeitung Nummer 288, Seite 5 IL» von ' "öömrlgdt d, Karl Köhler » To„ Berlln^chmargenborf. iMachdrock »erdolr») ollem, was mir heilig, bei dem Leben meiner Kinder schwöre ich dir, daß es zu keinem Ehebruch gekommen ist!" Heftig schüttelte Ernst llllmer den Kops. „Ich kann cs nicht glauben — nein — ich kann es nicht glauben, und ich werde auch nie darüber hinwegtonunen, dast du hinter meinem Nucken mit diesem anderen " „Aber ich habe ja nichts mit diesem anderen gehabt, Ernst", fiel ihm Iennn leidenschaftlich ins Wort. „Das wird auch Lütgen beschwören müssen, wenn er bei dem Scheidungstermin vor Ge richt geladen ist! Der Schein ist gegen uns, Ernst — nichts weiter als der Schein! Und wenn du nur noch einen Funken von jener Liebe sür mich übrig hast, die uns einst zusammengesührt hat, dann wirst du mir verzeihen, das, ich leichtsinnig gewesen bin; denn ist bin ja bereit, zu büßen, zu sühnen und gutzumachen! Ernst, hab doch Erbarmen mit mir! Last es genug sein der Strafe, die ich seht in diesen Wochen erlitten habe! Last uns noch einmal von vorn beginnen, Ernst; um unserer Kinder willen ver zeih mir!" Jenny war so erregt, so im tiefsten Inneren ausgewühlt, daß sie vor ihrem Manne aus die Knie siel, das; sie leidenschaftlich seine Hände umtlammerte und noch einmal mit erstickter Stimme flehte: „Um unserer Kinder willen, Ernst, last uns Frieden schlichen!" Mit todblassem Gesicht stand Ernst Ullmcr da, schaute über Jenny hinweg und stöhnte: „Ich kann über das alles nicht Hinwegkommen — ich kann es nicht!" „Aber wenn Lütgen schwört, dast nichts, dast gar nicht» zwischen uns gewesen ist, Ernst, dann — dann mustt du doch ein sehen, dast du zu hart gegen mich bist!" „Bin ich denn sicher, dast Lütgen keinen Meineid schwört?" „Ernst, kannst du denn glauben, dast jemand in solchen heili gen Dingen falsch schwört?" Stumm schüttelte Ullmer den Kops. „Ich bin an allem irre geworden — in mir ist alles zer brochen!" „Dann schickst du mich also wieder fort? — Dann gibst du mir auch nicht die kleinste Hoffnung mit, Ernst?" Abermais herrschte minutenlanges Schweigen, herzbeklem mende Stille zwischen ihnen, dann murmelte Ulimer: „Wenn Lütgen beschwört, dast nichts — nichts Ehewedriges zwischen euch war, dann — vielleicht!" Doch er wagte nicht weiterzusprechen, rist sich los, und ehe ihn Jenny noch zurückhalten konnte, stürmte er davon. Eie starrte ihm sekundenlang fassungslos nach, dann aber richtete sie sich lang sam auf, und der erregte Ausdruck in ihrem Gesicht glättete sich. — Bestürzt und in höchster Verwunderung kam Doktor Brand herbei und schaute Frau Jenny fragend an. „Erzählen Sie doch! Was haben Sie zusammen ge sprochen?" Langsam, stockend, sich East für Sah abringend, berichtet« Jenny Ullmer von allem, was zwischen ihr und ihrem Manne er örtert worden war. Aufmerksam hörte ihr der Rechtsanwalt zu. Als Frau Jenny schwieg, streckte er ihr die Hand entgegen und erklärte: „Hoffen wir also, dast sich beim Scheidungstermin druck die Aussage des wichtigsten Hauptzeugcn alles zum Vesten wendet und es zwischen Ihnen und Ihrem Gatten zu einem Vergleich kommt." lFortsetzung solatl Nlemasg halte Ernst Ullmer früher ln einem so barschen Tone zu ihr gesprochen! Niemals hatte er sie so mitleidlos angesehen! Das verschlang ihr die Stimme. Sie wollte sprechen, wollte alles sagen, was sie sich sür den Fall zurechtgelegt hatte, wenn sie Ernst wieder einmal gegenüberstehen würde. Doch sie brachte kein Wort hervor. Wohl bewegten sich ihre Lippen, aber jeder Ton erstarb. Wieder vergingen bange, schwere Minuten. Dann lachte Ullmer plötzlich hart auf und erklärte: „Wenn du mir nichts zu sagen weiht, bann hättest du sa gar nicht hierher zu kommen brauchen, dann wäre es klüger gewesen, die ganze Angelegenheit ihren Gang gehen zu lasten!" Da aber stiest Jenny mit erstickter Stimme hervor: „Nein, Ernst, das hätte ich nicht länger ertragen! Der Gedanke, bah es den Kindern nicht gut ergeht, treibt mich zum Wahnsinn!" „Was fällt dir ein? Wie kommst du zu einer solchen Be- bauptung? Bildest du dir etwa ein, bah es den Kindern bei dir besser ergehen würde? — Du hättest doch auch nur an deinen Liebhaber und an die Vergnügungen, die er dir bietet, gedacht — die Kinder und deren Wohl wären Nebensache gewesen!" „Nein, Ernst, nein, das ist nicht wahr! Das kannst du nicht von mir glauben, denn du weiht genau, dast mir das Wohl unserer Kinder das Höchste und Heiligste gewesen ist!" „Wäre das der Fall, bann hättest du sie nicht Abende lang allein gelassen, wärest nicht mit Lütgen in Tanzlokalcn und Kinos umhergeschwirrt!" „Das ist doch nur wenige Male der Fall gewesen, Ernst! Da war ich wie verblendet, bin der Versuchung unterlegen: aber glaube mir, bah ich das alles bitter und schwer bereue und keinen heißeren Wunsch habe, als zu sühnen, alles wieder gutzumachen, was ich verschuldet habe! Wie die niedrigste Dienstmagd will ich dienen, Ernst, aber — nimm mich nur wieder bei dir aus! Last mich wieder mit den Kindern zusammensein! Last mich sür sie forgen! Niemand als ich — die Mutter — wird sie ordentlich betreuen! Du mustt doch selber sehen, bah eine Fremde unseren Kindern niemals die Mutter ersetzen kann, und die Kinder werden dir ja auch bestätigen, dah sie längst nicht mehr so gut versorgt werden wie durch mich! Ich habe mir die besten Bisten vom Munde abgedarbt, nur, um sie den Kindern zukommen zu lasten! Aber das tut diese Frau Rohberg nicht! Das wird auch keine andere tun! Und wenn du schon keine Gemeinschaft mehr mit mir haben willst und kannst, Ernst, so lah mich wenigstens bei den Kindern bleiben! Ich kann ja nicht leben ohne meine Lieblinge!" Ullmer streifte sie mit verächtlichem Blick. „Du hast doch Lütgen! Er wird dir doch für alles, was du verlierst, reichlich Ersah bieten!" Jenny stöhnte schwer auf. „Einer Mutter kann niemand die Kinder ersetzen, Ernst! Tie Hälfte meines Lebens würde ich freudig dafür hingeben, wenn ich damit auslöschen könnte, was ich getan habe! Und was habe ich denn Schlimmes getan, Ernst? — Gewih, ich bin leichtsinnig ge wesen, ich hätte die Einladung Lütgens abschlagen müssen! Es war nicht recht von mir, bah ich mit ihm ausgegangen bin! Aber, glaube mir doch, dast es auher jenem Kuh, bei dem du uns da- mals in jener verhängnisvollen Nacht überrascht hast, zu keinen Zärtlichkeiten gekommen ist! Wir haben miteinander gelacht und gescherzt, Lütgen hat mir verliebte Worte gesagt — denn verliebt war und ist er in mich, — aber das ist meine ganze Sckuld! Bei 2V. Fortsetzung. Nasch schloß Doktor Brand dann ble Doppeltür, die sein Arbeitszimmer von dem Büro trennte. Minutenlang herrschte herzbeklemmendes Schweigen. Ernst Ullmer war bis zum Fenster zurückgewichen, hatte ble Arme über die Brust gekreuzt und stand da mit finsterem Gesicht, in dem sich deutlich der schwere, innere Kampf, den er in diesen Minuten durchkämpfte, widerspiegelte. Jenny war vor Erschöpfung auf einen Stuhl nlebergesunken, hielt ihre Hände ineinander verkrampft und stiest zwischen den zuckenden Lippen in heiserem Tone hervor: „Ernst! Ernst! Hab Erbarmen! Höre mich an! Höre mich an!" Doktor Brand schaute fragend von einem zum anderen. Da Ulimer nicht antwortete, erkundigte er sich: „Wie ist es, Herr llllmer, wollen Sie Ihrer Frau ble er betene Aussprache gewähren?" „Ich wüstte nicht, was wir uns noch zu sagen hätten!" „Du haft mir vielleicht nichts zu sagen, Ernst", schluchzte Jenny, „aber ich habe so viel auf dem Herzen." „Dann hören Sie Ihre Frau an, Herr Ullmer", rlct Doktor Brand. „Sie sollen sich ganz ungestört und unter vier Augen aussprechen können. Ich laste Sie hier mit Ihrer Frau allein." Als der Rechtsanwalt sah, dast Ullmer abermals eine heftige, abwehrende öandbewegung machen wollte, trat er nahe an ihn heran, legte ihm wie mahnend die Rechte aus die Schulter und fuhr in eindringlichem Tone fort: „Bedenken Sie, Herr Ullmer, dast Sie eine lange Strecke Weges miteinander gewandert sind! Bedenken Sie, dast Sie durch drei Kinder aufs innigste mitein ander verbunden sind! — Erinnern Sie sich daran, dast Sie viele, sehr viele schöne Stunden miteinander verlebt haben, und ver gessen Sie einmal für kurze Zeit den Zwist, der Sie und Ihr« Frau auseinander gebracht hat! Nehmen Sie diese Stunde als Schicksalsbestimmung, und sprechen Sie sich einmal mit Ihrer Frau aus. Sie können dann immer noch tun, was Sie sür richtig halten!" Ernst Ullmer vermochte sich den eindringlichen Worten seines Rechtsanwaltes nicht zu entziehen, senkte schicksalsergeben den Kopf und murmelte: „Also gut — ich will meine Frau anhören!" Aufmunternb nickte ihm Doktor Brand noch einmal zu, bann »erliest er bas Zimmer. Jenny und Ernst Ullmer waren allein — zum ersten Male nach bangen, schweren Wochen wieder allein. Sekundenlang schien es, als wollte Ernst Ullmer seinem Rechtsanwalt nach stürzen, als fürchtete er sich vor diesem Alleinsein mit Jenny. Nachher aber warf er trotzig den Kopf in den Nacken und schaute Jenny hart und mitleidlos an. — Und hart und mitleidlos klang seine Stimme, als er In die frostige Stille fragte: „Also rede! Was hast du mir zu sagen? Was willst du von mir?" Jenny prestte ihr Gesicht in beide Hände und stöhnte schwer auf. Das kleine Mißverständnis! Bei einem grossen Empfang in London wollt« die Dam« des Hauses den Gästen etwas ganz besonderes bieten und hatte «inen Feinschmecker und Spezialisten für schönst« Tafelgenüsse «ingeladen. Dieser Mann wurde nun als „König der Gastrono men" herumgereicht. Nach einer Stunde nähert« sich ihm eine ältere Dame. „Ach, ich bin ja so froh, Sie endlich kennenzu lernen. Ich wollte schon immer einmal gern das Observatorium besuchen!" Die Brückensprenaung Es war also so iveit, die alte Brücke mutzte am nächsten Morgen in die Luft fliegen. Das war im Programm des Stra- tzenbaus an dieser Stelle vorgesehen. Als höslick>e Leute begaben sich zwei Ingenieure in «In nahes Haus und meinten zu der Fran, die Ihnen cntgegentrat: „Morgen früh wird die Brücke dort drüben gesprengt. Wir weisen Sie daraus hin. damit Sie nicht erschrecken, wenn die Detonation ertönt." — „Wann wird denn gesprengt?" „Um 8 Uhr genau!" „Meine Herren, können Sie das nicht um 8 Uhr machen. Mein Gatte kann nämlich so schwer wach werden. Ich würde dann einmal den Wecker nicht stellen!" Aucb ein neuer Beruf Mr. Geo Wilson aus Manoslane hat eine ungewöhnliche Gabe der Nachahmung. Als er jüngst einen Schwertschlucker bewunderte, wollte er unbedingt wissen, wie sich das absplele. Er trainierte solange mit Gummistäben, bis er seinen Schlund soweit abgehärtet hatte, dah auch er sich ein Schwert In den Rachen stohcn konnte. Aber dabei blieb er nicht. Er Ist heute In der Lage, Glassplitter. Nägel, Stücke Holz und Rasierklingen zu „ver zehren". Er geht sogar soweit, zu behaupten, dah jeder ge sunde Mensch diese Kunststücke zustande bringe — voraus gesetzt, dah er einen guten Gaumen und gute Nerven habe. Denn solange ein Mund feucht und sein Gaumen van Speichel benetzt sei, könne ihm nichts passieren Im gegenteiligen Fall freilich könne er für nichts Garantie übernehmen. Geo Wilson will nun aus seinen Erfahrungen Nutzen ziehen und sich dem neuen Beruf eines Allesfressers widmen. Prinz Geizkragen Die Süßigkeiten des Orients zeichnen sich durch einen ungewöhnlich hohen Zuckergehalt aus. Sie sind so süh. dah die Perser und Türken und Afghanen gewöhnlich ein Stück dieser Süßigkeiten In den Mund nehmen, um dann Wasser oder Kaffee hindurchzuschlürfen. Was an die Sitte der Lannen erinnert, den Kaffee mit Salz zu kochen, damit man den süßen Geschmack des Zuckers, den man in den Mund nimmt, um so besser empfindet. Einem der Söhne des Shak Muzzaffer-Ed-DIn (der übri gens 70 Söhne hatte!) trug seine Sparsamkeit einen Svitznamen ein, den man noch heute einem Geizhals In Persien gibt. Prinz Geizkragen wurde beschuldigt, im Jahre nur knapp 4 Millionen Mark für Nüsse und Süßigkeiten auszugeben. Seine Brüder verbrauchten viel höhere Summen. Deshalb taufte man ibn Geizhals, Prinz Geizkragen — ein Titel, der ihm auch blieb, als er später Gouverneur der Provinz Fars geworden wor. Dah ein Mensch so wenig Zuckerzeug ah, wollte den Per sern, und vor allem den Brüdern nicht in den Kopf. Sie tranken aus Gummischläuchen Die schönen Tage Im Staatsgesängnis von Danville sind zu Ende. Die böse, di« trocken« Z«it hat begonnen. Man hatte nämlich mehrere schiver Fälle von Trunkenheit in der Straf- anstalt scftgesteNt. Irgendwo muhten die Gefangenen stark« Getränke herbekommen Aber von wem? Di« Zufuhr auf nor malen Weg« wurde genau überwacht. Endlich kam man daraus, dah die meisten Zellen nach einer Straße hinausgingen. Nun hatten di« Gefangenen Fäden hinaus gelassen, an die unten die Freunde Gummischläuckx von beschei denem Durchmesser aber guter Leitfähigkeit anknüpsten. Waren diese Schläuche erst einmal in der Zelle, dann brauchte der Mann am oberen Ende nur kräftig zu saugen, um sofort eine schöne Ladung Alkohol zu erhalten. Jetzt sind die Zugänge auf der Straße so gelegt morden, daß das Spiel nicht mehr in dieser Form durckgesührt werden kann. Der Rausch in Tanvilles Strafanstalt ist im Rückgang be griffen. Der durchsichtige Gegenstand Der Lehrer erklärte die Begrisse durchsichtig und undurch sichtig. Er hatte eine Stund« erläutert. Endlich wagte er es, Fragen zu stellen: „Jean Dupont, nenn wir einmal einen durch sichtigen Gegenstand, durch den man hindurchschauen kann, sa wie Ich es euch eben erklärt habe . . ." „Eine Leiter!" — strahlt Jean und setzt sich — im Bewußtsein, es wirklich gut gewußt zu haben. Sie waren sich absolut einig Ueberall in der Welt und in jeder größeren Schulklasse gibt es ei» oder zwei Faultiere, die aber nicht immer die grüßten Schafe zu sein brauchen. So hatte auch ein Lehrer in Stockholm mit zwei solchen faule» Geschöpfen seinen Kummer. Er Hotts nun kürzlich eine Hausarbeit im Rohmen des Zeichenunterrichts aufgegeben, wobei vorausgesetzt wurde, dnß jeder dos Thema selbst erfinden und ohne Unterlage» und Vorlagen aus'ühre. Alle gaben sich schreckliche Mühe — mit Ausnahme der beiden Faultiere. Der «ine lieferte ein Blatt ab. auf dem nur weiße Farbe verstricken mar. Der andere überreichte ein ganz schmarzes Blatt. Dein Lehrer stände» di« Haare zu Berge Aber er wollte noch hören, wie sic sich herausrcdeten. Er rief den ersten aus: .Was soll das sein — einfach ein weißes Blatt?!" — „O nein, das sind Eisbären in der Arkliy!" — „Aber wo sind denn die Eisbären?" — „Aber Sie haben uns doch in der letzten Zoologie-Stunde erzähl!, daß die T'er« im Cis ganz unsichtbar sind!" . . . Der Lehrer biß sich auf die Lipnen und rief den zweiten Faulsrelz: „Und hier — ein schmarzes Blatt?" — „Wieso? — das Ist die Negerschlacht im Tunnel!" Medizinische Rundschau Bist du degeneriert? Eine der am meisten mißverstandenen Lehren der mo dernen Medizin Ist wohl die von den Degcncrationsmerkmalen geworden, mit denen in weiten Kreisen heftiger Unsinn ge trieben wird. Es sind darunter Merkmale verstanden, die man häufig bei Schwachsinnigen, Idioten und anderen Geisteskranken gefunden hat und zu denen man gemeinhin vielfach die Luchs ohren. das angewachscne Ohrläppchen, die Schwimmhäute zwi schen den Fingern, den hohen Gaumen und ähnliche kleine Ab weichungen von der körperlichen Norm gerechnet hat. In einer interessanten Untersuchung, die nun neuerdings von Erbbio- logen durchgeführt wurde, hat sich ober gezeigt, daß diese Merkmale bei völlig Normalen, in keiner Weise irgendwie Degenerierten oder Belasteten in fast gleich großer Menge auf gesunden werden wie bei Geisteskranken, so daß Ihnen, was ärztliche Erfahruna schon seit langem erkannt hatte, in keiner Weise irgendeine Bedeutung zugcmessen werden kann. Aegyptische Augenkrankheit in Polen. Zu den vordringlichsten Aufgaben, die einem deutschac- führten Neuaufbau im ehemals polnischen Gebiet gestellt wer den können, wird neben anderen die unbcdtnat notwendige gesundheitliche Sanierung seiner Bevölkerung gehören. Werden unter den bisher ln diesen Gebieten herrschenden Verhältnisse» doch unübersehbare Menschenmassen alljähr'ich allein durch eine Reihe von Krankheiten ansteckender Art getötet, die in fast allen anderen Gebieten Europas zu den Seltenheiten ge hören, sa, in Deutschland so gut wie unbekannt sind. Biele davon wie der Flecktyphus und das Rückfallfieber werden durch Läuse übertragen, vor denen in Kongreßpolen kaum einer be wahrt ist. Eine der furchtbarsten polnischen Krankheiten stellt die ägyptische Auaenkrankheit sTrachem oder Körnerkrankheit) dar, die In Deutschland so unbekannt ist. daß setzt soaar den Aerzten hierüber erst Aufklärung gegeben wurde. Diese stellt eine Erkrankung der Aunenbindedäute dar. ans denen sich kleine Knötchen bilden, die später in Eiterung übergehen und schwere, verunstaltende Narben hinterlassen. Dadurch werden die Augen lider schließlich nach innen gewendet, können nicht mcbr ge schlossen werden und nicht mehr ihre Schulzsunktioncn erfüllen. Die Folge hiervon ist dos liebergreifen der Erkrankung auf den Augapfel selbst, der schließlich soweit zerstört werden kann, daß die Sehkraft völlig verloren gebt. Auch diese Krankheit ist In hohem Maste ansteckend, hat einen schleichenden Beginn und ist unter polnischen Schulkindern so sehr verbreitet, daß ganze Klassen davon befallen werden. Die ilcbertragung der Krankheit erfolgt im allgemeinen nur bei direkter Berührung und kann leicht an der Entzündung der Lidränder erkannt werden. Es ist selbstverständlich, daß die deutsche Acrztcschast nicht nur bemüht Ist. das llebergrcifen dieser furchtbaren, außer In Polen fast nur noch in Aegypten bekannten Krankheit, zu verhindern, sondern auch alles tun wird, die in Polen be stehenden Herde derselben in Kürze zu vernichten Daß dies nicht unmöglich ist, haben die großen Erfolge gezeigt, die deutsche Wissenschaftler im Kampf gegen die in Polen heimische Maul- und Klauenseuche erfochten haben. Silber ist — Gift für Bakterien! Eine der eigenartigsten Erscheinungen der Natur ist wohl die, daß es Metalle gibt, die seit Jahrtausenden von Menschen gebraucht werden und erst neuerdings in ihrer wahren Bc» deutung bekannt geworden sind. So wissen wir beispielsweise, daß die Römer, um sich vor ansteckenden Darmkrankheitcn wie Typhus. Ruhr usw. zu schützen, in jeden Krug Wasser, d-r, sie aus dem Brunnen holten, silberne Geldstücke warfen. Sie be haupteten. daß das Wasser dadurch gesegnet werde. In der Tat hat sich nun in der Erforschung sogenannter ..Spuren elemente" aezeigt. daß diesem Verhalten ein wahrer Kern inne wohnt. Silber ist tatsächlich Gift für Bakterien und seine Ver wendung zu Speisegcschirren nun auch wissenschaftlich gerecht fertigt worden. Wenn man nämlich eine Silbermünze in eins Reinkultur von Bakterien legt, so bildet sich rings um die Münze ein bakteriensrcier. steriler Hof. weil die gering?» Teile Silber, die sich in der Flüssigkeit auflösen. ausreichend stark sind, die Bakterien zu töten. Das gleiche gilt unter anderem für Gold und Kupfer, wobei dem letzteren nach neuesten Un tersuchungen eine große Bedeutung Im Kampf gegen die Lun gentuberkulose zuzukomincn scheint. In den Lungen Lungen kranker wurde nämlich auffallend wenig Kupfer gefunden, weniger sedenfalls, als in gesunden Lungengcweben. Zu den Spurenelementen gehört außerdem das Eisen, ohne das der Mensch bekanntermaßen keinen roten Blutfarbstoff bilden kann. Alle diese Metalle sind In geringsten Mengen in unserem Kör«! per enthalten, sie stellen zusammen nur wenige Milligramm« Prozente überhaupt dar. haben aber, wie schon in crwähntenij Beispielen gezeiot, eine so große Bedeutung, daß unsere aus reichende Versorgung damit von größter Wichtigkeit ist. DIesS wird aber allein durch ausreichende Mengen von Gemüse ge« sichert.
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