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Sächsische Volkszeitung : 07.12.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-12-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193912074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19391207
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19391207
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-12
- Tag 1939-12-07
-
Monat
1939-12
-
Jahr
1939
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.12.1939
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die Für Leid-u'ch-'st immer noch . als T-unk und Karten« Fortsetzung folgt. am Ende der berühmten Allee, von den Kaskaden neben dem Schlosse und dem märchenhaften Luststiick, das mit herrlichen Blumenbeeten, Standbildern und Basen geschmückt sein sollte und dem Gartentheater, das eine Sehenswürdigkeit war. Der Sohn des Dresdener Kunstgärtners, der selbst eigentlich wie sein Baler Kunstgärtner hatte werden sollen, war in Dresden reichlich verwöhnt worden, — aber Herronhausens Gartenschön heit übertraf alle seine Erwartungen. Und als er bei einem märchenhaften Sommernachtssest als Hoboist mitzuwirken hatte, zuerst auf den Terrassen am großen Luststück, dann im Insel garten, bald Im Rosengarten, bald im Springwassergarten, dann wieder vor dem weißen Pavillon, dann auf der kleinen Kas kade und hinter dem Gartsnthcater spielte — während die an mutigen Damen Im Rokoko-Kostilm mit den Offizieren, den hohen Beamten und den anderen erlauchten Mästen in der lauen Iuninacht lustwandelten, — als die unzähligen Spring brunnen und die große Fontäne ihre silbernsunkelndcn Waller garben zum Himmel schleuderte, — da war er so hingerissen von all der bezaubernden Herrlichkeit, daß er meinte, in Han nover das Paradies wiedercntdrckt zu haben. Es mag sein, daß er an seine junge Braut, die blonde, blauäugige Hanno veranerin, dachte, wenn er In einer Panse des großen Orchesters dem Liede einer Sopran-Sängerin lauschte „Nsqchc lädt die Waldvöglein ein" oder hingerissen mar von Wecksclgesängen aus Opern Meister Händels. In dem unwirklichen Glanz dieser Der Wetlerinstinkt der Tiere ist so ausfallend, daß man aus ihrem Verhalten auf ausgezeichnete kurzfristige Wettervor hersage schließen kann. Besonders gellen kleine Tiere aus Grund völkerlanger Beobachtungen im Urwissen des Volkes als Baro meter, die ihm gleichsam meteorologiscl)e Wetterberichte ansag ten. In ausfallender Gleichförmigkeit sinden sich Spinncnorakel aus der Art und Zeit ihres Erscheinens und Webens mit teils günstiger und ungünstiger Auslegung bei allen Völkern der Erde bis in unsere Zeit. Die Wetterfühligkeit der Spinnen ist auch von der Wissenschaft bestätigt. So überraschte ein unga rischer Gelehrter und Meteorologe der Landesuniversität die wissenschaftlicl>e Welt mit einer genauen Darlegung Uber dir Spinnen als Barometer, nachdem er süns Jahre sic mit der größ te» Aufmerksamkeit beobachtet hatte. Er kam zu folgendem Er gebnis seiner Forschung: Wenn Regen oder Wind zu erwarten ist, dann verkürzt die Spinne regelmäßig ihre großen Fäden, die dazu dienen ihr Netz zu halten. Vor schönem Welter aber «ver- den diese Fäden ein wenig verlängert. Mitunter bleibt sie völlig untätig, ivas regelmäßig für ein Zeichen bevorstehenden Regens gilt, da dann die Bedingungen des Wetters das Erscheinen von Insekten ausschließen. Beobachtet man eine Spinne, die noch vor Einbruch der Dämmerung des Abends ihr Netz erheblich ver stärkt. dann kann man überzeugt fein, daß e-ne klare »nd nicht allzu kalte Nacht bcvorsteht. Auch wenn sie sich häutet, bleibt schön Wetter bestehen, da bei schlechtem Wetter das schutzlose Tierchen dem Untergang geweiht wäre. Engmaschige und nach Süden osscne Netze sind Vorboten guten, nach Norden offene An zeichen regnerischen Welters. Suchen im Herbst ausfallend viele Spinnen Häuser und Ställe aus. so stehl ein strenger Winter bevor. Die prophetische Wetterfühligkeit wird durch «in geschicht liches Ereignis bestätigt. Der französische (tzeneral Quatrcmere hatte während seiner Gefangenschaft von 88 Atonalen in Utrecht ivegen seiner Tcilnahnie am Ausstand der holländisä)«» Patrio ten beim Einrücken der Preußen sestgestellt. daß die Winkel spinne. die ihr kunstloses Netz in Ecken und Ritzen setzt, je «vei- ter vorn sie in ihrem Netz sitzt und je weiter sie die Vorderl«eine ausslreckt, auf desto anhaltenderes Schönwetter zu rechnen ist. Je weiter sic sich aber mit ihrem umgekehrten Leib in ihr Schlupfloch zurückziehl, desto schlechter wird das Wetter. Die Wetterfühligkeit seiner Winkelspinne soll ihm die Besreiung ans dem Kerker gebracht haben. Als im Wmter 1784 der Führer der sr<mzösiscl)tn Revolutionsarmee Pichcgru sich durch plötzlich eintrctcndes Tauwelter gezwungen sah, seinen Vormarsch nach Holland über das Gis auszugebcn und schon kapitulieren wollte, ließ ihm Quntremärc durch einen gel-eimen Boten aus dem Kerker am 16. Januar 178b melden, daß seine Spinne ihm ein spätestens in 14 Tagen eintrelendes Frostwetter prophezeie. Pichcgru glaubte an die Prophezeiung, und tatsächlich trat nach 12 Tagen ein so heftiger Frost ein. daß das Eis aus Flüssen und Kanälen zu solch starken Decken zusror, daß sie selbst die schwer sten Kanonen tragen konnten. Am 18. Januar zogen die Fran zosen in Utrechi ein und Qi atremöre erhielt die Freiheit. Bei vielen Tiere,, wissen wir nicht, woher sie ihr geheimes Wetterwisscn beziehen. Bei der Spinne rührt ihre große Wetter fühligkeit offenbar wie auch bei manch anderen Tieren von der Empfindlichkeit ihrer Nerven sür den Feuchtigkeitsgehalt der Lust und den gesteigerten Lustdruck her. Noch vor mehreren Christian Bach, die Söhne des Meisters. Nicht nur die Lebens schicksale werden ausgezcigt, sondern auch der Charakter der musikalischen Leistung jedes der Söhne Johann Sebastians gewürdigt, die sür die Entwickelung der deutsche» Musik von Johann Sebastian Bach zu Haydn, Mozart und Beethoven von höchster Bedeutung gewesen sind. — In den Bannkreis der sächsischen Silbermann-Orgcln führt uns Franziskus Nagler, der Sachsen als ..das klingende Land" so schön und kenntnis reich gewürdigt hat. in seiner Studie „Von Organisten und andere» Musikanten". In einer nur scheinbar formlosen Plaudcrweise erzählt Nagler von der Entwickelung der Organistcnstandes in Sachsen, von großen und kleinen Musicis zu Dresden, Leipzig, Zittau und anderwärts. Anek doten machen die Erzählung bunt und sarbig. Und wenn wir mit der fesselnden Lektüre fertig sind, haben wir ein recht bedeutendes Kapitel Musikgeschichte kennen gelernt. „Helden und Heerführer" heißt der Titel des vierten der neuen vier Bände. Wir möchten meinen, daß jetzt in der Kriegszcit die Auslage dieses Bändchens in kürzester Zeit vergriffen sein müßte. Generalmajor a. D. Bock von Wül fingen gibt hier geschickt gewählte Ausschnitte aus der ruhm reichen Geschichte der alten sächsischen Armee, die jedes Salda- tenherz erfreuen müssen. Kurfürst Moritz, dem Dresden seinen Rang als Landeshauptstadt verdankt, macht den Anfang in der Reihe. Johann Georg III., der Gründer des stehenden Heeres In Sachsen, weiter der Marschall von Sachsen, Moritz, Benckcndorsf, der Held von Kolin, Ferdinand von Schill: lauter Namen von großartigem Klang! An den Krieg von 1870/71 erinnert ein adliges Dreigestirn: Kronprinz Albert, Meneral- feldmarschast von Manteuffel und Kricgsminister Graf von Fabrice, an den Weltkrieg «ine Würdigung des Generalobersten Freiherr von Hausen. Diese gehaltvollen Bändchen verdienen dankbare Leser und werden sic sinden. Jeder der im Verlag Heimatwerk Sach sen — v. Baensch-Druckerel erschienenen schmucken Mtt'pbände kostet nur 1,50 NM. Dr. G. D. Hellen, linden, duft- und klangdurchwogten Sommernacht fiel ihm ein Bibelwort ein: „Hier ist cs gut für uns, hicr wollen wir Hütten bauen..." Er lächelte, nahm heimlich einige der schönsten Rosen aus einem nahen Noscnbusch und steckte sie unter die Jacke, um sie am frühen Ntorqen seiner Braut zu überreichen. Zwei Monate später, Im August 1782, heiratete Isaak Herschel Anna Ilse Moritzen. Die Hochzeit fand in der ehe maligen Kirche des Hospitals St. Spiritus au der Schmiede straße statt, die seit längerem Garinsankirche war. denn der Hoboist des Gardercgiments gehörte selbstverständlich zur Gar nisongemeinde. Am Hochzeitsabcnd erfreuten die Musiker kameraden das junge Ehepaar mit einem Ständchen. Ein Streichguintctt spielte eine lusliae „Feldmusik" von Iah. PH. Krieger und ein vorzüglicher Baritonsänger sang: ..Der am Abend Dankende", das Chr. Strattncr vor genau 40 Jahren komponiert hatte Frau Herschel war «in» fleißige, rechtschaffene .Nausfrau. An den geistigen Interessen ihres Mannes nahm sie wenig Anteil. Sie verstand cs nicht, daß ihr Mann non einem schier unbegrenzten Wissensdurst beseelt war, aber sie war klug ge nug, ihn gewähren zu lassen. Wenn er das durch Knnierte und Privatstundcn nebenher verdiente Geld teilweise für Bücher ausgab, wenn er bis in die tiefe Nacht in dis Bücher des Phi losophen Leibniz vertieft war oder wenn ältere Bürger bei ihm z» Gast waren und reichlich bewirtet wurden, weil er sich mit ihnen über den etwa 20 Jahre zuvor verstorbenen Leibniz un terhalten wollte. — so brummte sie manchmal wähl ein wenig über die ihr absonderlich erscheinenden Gedanken ihres Mannes, aber sie tröstete sich damit, daß diese erträglicher wäre sür eine Hausfrau spiel. Dichter, Musiker, Heerführer Bom Schaffen großer Sachsen zur Ehre Deutschlands Die Schriftenreihe „Große Sachsen — Diener des Rei ches", die das Heimatwerk Sachsen in verdicnstvoiler Weise hrrausgibt, ist um vier kleine Bände bereichert worden. Im Hinblick auf den Gabentisch des Christfestes verdienen diese inl)altlich wertvollen, auch äußerlich fcixmuck gestalteten Bänd chen besondere Beachtung. Gar mancher wird sie sür besonders geeignet finden, um als Buchgabe einen beim Heere stehenden Derivandten oder Freund mit einem Hcimatgruß zu erfreuen. und Ostlandfahrcr" steht uns Kurt Arnold Find- dieses begabten Mannes geworden, aber er hat edelster Lyrik geschenkt. wie hoch — wie tief? Grenze» des Lebens Die großen Projekte sür Ausstiege in die Stratosphäre und sür Abstiege in die Batysphärc der Meere, werden wohl vor« erst für einige Zeit zuriickgcstellt werden müssen. Denn die Menschheit hat andere Sorgen, als die, den Gclnnmnissen der Tiefe nachzujagen. Aber cs ist nicht ganz glcicirgUUig. ob diese Probleme früher oder später geklärt werden. Denn die genaue Kenntnis der Höhe ist für die Luftfahrt unbedingt notwendig. Und die Untersuchung der Mcercsliescn kann dein U-Boot-Faä). mann nicht gleiciMittig sein. Bis zu welcher Tiefe kann also das Leben im Wasser ge- ged-ihcn? Wir haben theoretisch mit dem Echolot und mit im merhin möglichln Meßfehlern auch mit dem Bleilot Tiefen von über 10 000" Meter im Pazifik gemessen. Aber die Versuche, aus diesen Tiefen a« ch Proben — also Tiere und Wasser. Pslanzcn und Boden — mit emporzuholcn. mußten zuriickgeslclll werden. Aber ma» ist heute ganz und gar davon überzeugt, daß auch -n den größten Tiefen noch Lebewesen Hansen und sich dem gewal tigen aus ihnen lastenden Druck angezmßt haben. Der jähe Wechsel in der Farbe der Lebensarten setzt schon bei 200 Meter Tiefe ein. Nach unten hin sieht man also praktisch keine Lebensgrenze — weder im großen noch im kleinen. Doch nun in umgekehrter Richtung: wir sind aste vom Ursprung her dem Master entstie gene Wcsen, die sich entsprechend umsormten. die vom Sauer stoff abhängig sind. Deshalb sind nach oben hin die Grenzen viel enger zu ziehen. Nllerhöchstens sind gewisse Samen und Sporen in der Lage, van einer hoäxzewirbelten Vulkanasche getragen in grö ßer« Höhen emporzuklettern, als wir sie bisher mit unseren bemannten Flugzeugen oder Bostons erreichten. Aber auch ihre Grenze lieg! etwa da, bis wo die letzten unbemannten Ballons s36 000 Nieter Hohes hinkamen. Theoretisch wird freilich ange nommen daß die feinsten der Sporen durch Strahlendruck be wegt und in den Weltraum hineingefchlcudert auch Planeten- entfernumzen zu überwinden vermögen — als Bote des Lebens, aus denen eines Tages neues Leben zu entstehen vermag. „P aul Fleming, der Dichter im Mittelpunkt der Schilderung, di« eisen von dem Streben und Dichten gibt. Nur 31 Jahre alt ist Fleming seinen« deutschen Volke einen Scl)gh Wie kaum ein anderer Dichter des 17. Jahrhunderts hat er es verstanden, ureigenem Erleben den Cl-arokter des Volks- lirdhasten zu geben. Das Liebeslied „Ein getreues Herze missen hat des höchsten Schatzes Preis" ist heute ebenso noch lebendig wie das Kirchenlied „In allen meinen Taten laß ich den Höch sten raten". Fleming hat seine Gesundheit vorzeitig aufgerie- ven, als er sich an der ersten deutschen Handclscxpcdition in den Orient beteiligte, der Gesandtschaft des Herzogs von Hol- stein-Gottorp nach Rußland und Persien. Fleming hat bei dieser Expedition Kühnheit und Unternehmungsgeist, Beharrlichkeit und hohe sittliche Reise gezeigt. Den Sühnen Johann Sebastian Bachs ist die Studie des Dresdner Musikschriststellers Karl Laux gewidmet: „Der Tho- n« as Kantor und seine Söhn e". In knapper und klarer Darstellung zeichnet uns Laux die Porträts von fünf Mitglie dern der großen Niusikersamilie Barl): de» Thomaskantor Johann Sebastian selbst, ferner Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Christoph Friedrich und Johann Ve* ein« und -er andsre Zwei ganz schivere Jungens, di« in Alcatraz «:>»geliefert wurde», trete» i» eine verbotenc Flüstcrunterhaltung: „Pst — weshalb bis du hier?" — „Ich habe bei Bankier Morton i» der Bank cingebrochen — das ist alle». Und iver bist du?" „Ich bin Bankier MortonI" Wilhelm und Laroline Herschel Von Pvofessov Dtto Urbach Es war das ereignisreiche Jahr 1620. In Mähren, das Idenso wie das mit ihm politisch verbundene, benachbarte Böhmen erfüllt war von einer fieberhaften Spannung, die auf die religiösen Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten zurückzuführen war, lebte eine angesehene deutsche Hand- »erkerfamilie Herschel. Hans Herschel klammerte sich in jenen schrecklichen Zeiten, die über sein Heimatland Mähren kamen, an das Wort Christi: „Wenn ihr am heiligen Ort den Greuel der Ver wüstung seht,... iver das liest, der verstehe es wohl! — dann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge... Wehe den Müttern, die die Geburt erwarten, und denen, die stillen in jenen Tagen. Betet, daß eure Flucht nicht in den Winter faste. Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt noch nicht gewesen ist. noch sernerhin sein wird". Die furchtbare Schreckcnszeit, die nun anhub, dauerte dreißig Jahre. Mit seinen beiden Brüdern schlug er sich durch, so gut oder so schlecht es ging. Es war ein Leben von Unruhe und Sorge, ohne festen Wohnsitz, ein Leben voll Angst und Schrecken, in beständiger Wanderschaft. Als endlich 1648 die beiden Religionspartelen, Protestanten und Katholiken, Frieden schlossen, war Deutschland vollständig erschöpft und blutete aus tausend Wunden. Hans Herschel, der auf seinen endlosen Wanderungen durch das verödete deutsche Vaterland manches Handwerk erlernt und manche Tä tigkeit ausgeübt hatte, ließ sich zwei Wegstunden von Dresden, in Pirna, als Bierbrauer nieder. Er heiratete und wurde Vater zweier Söhne, denen er, einer Zeitsitte entsprechend, bib lische Namen gab. Sein 1681 geborener Sohn Abraham Herschel wuchs heran und wurde, nachdem er das Gärtncrhandwerk erlernt hatte. Landschaftsgärtner in den Königlichen Gärten. Der säch sische Hof entfaltete unter den Kurfürsten Johann Georg dem Zweiten, Dritten und Vierten einen unerhörten Glanz, der sich unter Friedrich August I., mit Beinamen August der Starke, dein späteren König von Polen, ins Angemessene steigerte. Die Kurfürsten sparten nicht mit dem Gclde ihrer Untertanen; die ins Riesenhafte steigenden Kosten der prächtigen Hofhaltung belasteten die Staatskasse. Aber der Wille des Kurfürsten und Königs Friedrich August, seinem Lande ein neues „Augusteisclzcs Zeitalter" zu schenken, das mit dem Glanze des kaiserlichen Rom zu wetteifern sich vermaß, hatte sür die Nachwelt einiges Gute: Dresden wurde zu einer der schönsten Städte Deutschlands, ja des Abendlandes: Baukunst. Gartenkunst und Kunsthandwerk blühten. Die neuerworbcne Kenntnis der Porzellanverarbeitung gab der Wirtschaft neue Erwcrbszwcige. Abraham Herschel konnte seine Talente als Kunstgärtner reich entfalten In seiner freien Zeit arbeitete «r Entwürfe für Gärten von hohen Beamten, Offizieren, Kauf leuten und Künstlern aus Bon allen Seiten erhielt er gut bezahlte Aufträge. Vier Kinder entsproßen seiner Ehe. Seine Tochter Apollonia konnte er mit einem adeligen Gutsbesitzer, von Thümer. verheiraten. Sein jüngstes, nm 14. Januar 1707 geborenes, Kind Isaak Herschel schickte der Vater auf die besten Schulen und ließ ihm eine gründlicl)e Bildung zuteil werden. Als Isaak Herschel elf Jahre alt war, verlor er seinen Dater. Die Angehörigen wünschten aus ihm einen tüchtigen Kunstgärtner zu machen. Der Beruf des Vaters war äußerst einträglich, befriedigend und zugleich auch ehrenvoll. Jedoch der Junge war von grenzenlosem Wissensdurst erfüllt und liebte die edle Musik noch inchr als die Gartenkunst. Jede Gclcaen- heit nützte er aus, um sich iin Biollnspiel zu üben, und neben her ließ er sich von einem Hoboisten des Königlichen Musik korps im Hoboespiel ausbilden. Als er 21 Jahre war und über seinen Lebensweg selbst bestimmen konnte, nahm er Ab schied von den Seinen und wanderte nach Berlin. Zunächst verdiente er seinen Lebensunterhalt als Hoboist. Der Berus sagte ihm aber noch nicht zu; er fühlte, daß sein Wissen nm die Kunst und seine Technik im Spiel noch unvollkommen waren. Darum ging er nach Potsdam, wo der damals weit und breit berühmte Kapellmeister Pabrich wirkte. Bei ihm studierte er über ein Jahr lang fleißig Musik. Er schrieb an seine Mutter und seinen Bruder Eusebius sowie seine Schwester Apollonia Briefe mit der Bitte um Studienbeihilfcn. Mutter und Schwester schickten alsbald und gern soviel sic senden konnten. Der ältere Bruder machte sich die Sache einfacher: Er begnügte sich, ihm gute Ratschläge zu geben und Briefe rum Lobe der Sparsamkeit zu schreiben. Aber Not brauchte Isaak nicht zu leiden. Er kannte lein Studium abschkicßcn und an schließend. im Juli 1731, nach Braunschweig; und, weil er dort nichts Passendes fand, einen Monat später nach Hannover reisen. Dort traf er es günstig: Das Mnsikkorps des Garde regiments suchte gerade einige tüchtige Musiker und Isaak Herschel erhielt sogleich eine Anstellung als Hoboist. Der königlich hannoversche Hoboist Im Mnsikkorps des Gardcreglments, Isaak Herschel, gewöhnte sich schnell ein in Hannover. Die Erinnerung an die Glanzzeit der Re sidenz unter der Kurfürstin Sophie und ihrem Berater Leibniz «var in der Stadt noch frisch und lebendig. Isaak Herschel hatte oft auf seinen Wanderungen, die ihn mit Leuten aus asten Ständen znfammenführten, vom deutschen Musenhof in Herrenhausen gehört, von dem prächtigen Großen Garten Spinne ain Abend Jahrzehnten, vor Erfindung des Barometers, verließ man sich sür Wettervorhrrsagungcn vielfach auf die Spinnen. So befrag- len Hausfrauen vor dem Tag der Wäsclu' die mit viel Scharfsinn und Geduld beobachteten Spinnen in ihrer Tätigkeit. Als best« Deobachtungszeit sür ihre Arbeit sollen die Morgenstunde» zwi« scheu 8 und 10 Uhr gellen. Viele Bauern- und Wetterregeln bestätigen im allgemeinen gemachten Beobachtungen: „Wenn die Spinnen im Regen spinnen. Wird er nicht lange rinnen." Oder: „Wenn die Spinnen fleißia im Freien weben. Werden «vir bald schönes Wetter erleben." Sicherer Beobachtung entstammt auch die Regel: „Fangen die Spinnen an ihr Netz zu vernichten. An langen Fäden in ihre Schlupswinkel zu flüchten, So weiß inan, im Sommer ganz gewiß. Daß aus Sturm in Kürze zu rechnen ist." Frost scheine» die Spinnen besonders empfindlich zu sein! „Ziehen die Spinnen ins Gemach, Kommt gleich der Winter nach." Ganz anders sind die Anschauungen des Aberglaubens über di« Spinne als Orakeltier im Glauben der Volker. Die Römer trugen Spinnen ans Gold, Silber oder Edelstein, mit einer dar aus eingravierten Spinne als Lieblingsamulette. Ais heiliges Tier der allheidnischen Göttin Freya ist sie die Glücksspinne bis heute geblieben. Besonders gilt die Kreuzspinne, das Mut tergottestierchen. ivie cs die Tiroler nennen, als glückbringend. Sie schützt vor Blitz und zieht Krankheit und Fieber an sich nach Volksglauben Spinnen, die sich an den Brautkranz hängen, sollen nach landläufigem Aberglauben die Ehe glücklich machen. Eine Spinne töten, bring« Unglück. Deshalb läßt der Bauer sie im Stolle und Hausfrauen zerstören nach diesem Aberglauben wohl das Gewebe, setzen al«er das Tierchen leibst ins Freie. Ich selbst kannte einen Bibliothekar, der beim Reinigen der Bücher di« Spinnen sorgfältig schonte. Wenn auch die Bedeutung der Spinne als Angangstier im Aberglauben bei manchen Völkern schwankt, je nachdem sie groß oder klein ist. nin Morgen oder Abend erscheint, so darf doch dem Tier aus keinen Fall etwa, zuleide getan werden. Die fast niloemein bekannte Regel: „Spinne am Abend. Eraickend urd labend. Spinne am Morgen. Bringt Kummer und Sorgen", gilt nicht dem Tierchen, sondern dein früher gemeinsamen Spin nen in den Spinnstuben zur Winterszeit. Philipp Schmidt.
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