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25 men Sic. Bedenken Sie die Gefahr, in der Sie schweben. Clavigo. Geh in die Hölle! Ich bleibe. Bedienter. O Carlos! O daß ich dich fände, Carlos! Er ist außer sich! (Ab.) (Clavigo. In der Ferne die Leichcnmänncr.) Clavigo. Todt! Marie todt! Die Fackeln dort! ihre traurigen Begleiter! — Es ist ein Zauberspiel, ein Nachtge sicht, das mich erschreckt, das mir einen Spiegel vorhält, darin ich das Ende meiner Berräthereien ahnungsweise er- kennen soll. — Noch ist es Zeit! Noch! — Ich bebe, mein Herz zerfließt in Schauer! Nein! Nein! du sollst nicht sterben. Ich komme! Ich komme! — Verschwindet, Geister der Nacht, die ihr euch mit änglichen Schrecknissen mir in den Weg stellt — (Geht auf sie los.) Verschwindet! — Sie stehen! — Ha! sie sehen sich nach mir um! Weh! Weh mir! cs sind Menschen, wie ich. — Es ist wahr — Wahr? — Kannst du's fassen? — Sic ist todt — Es ergreift mich mit allem Schauer der Nacht das Gefühl: sie ist todt! Da liegt sic, die Blume zu deinen Füßen — und du — Erbarm' dich meiner, Gott im Himmel, ich habe sie nicht getödtct! — Verbergt euch, Sterne, schaut nicht hernieder, ihr, die ihr so oft den Missethätcr saht in dem Gefühl des innigsten Glückes diese Schwelle verlassen, durch eben diese Straße mit Saitenspiel und Gesang in goldnen Phan tasien Hinschweben, und siin am heim lichen Gitter lauschendes Mädchen mit wonnevollen Erwartungen entzünden! — Und Lu füllst nun das Hans mit Weh klagen und Jammer! und diesen Schau platz deines Glückes mit Grabgesaug! — — Marie! Marie! nimm mich mit dir! nimm mich mit dir! (Eine traurige Musik tont einige Laute von innen.) Sie begin nen den Weg zum Grabe! - Haltet! haltet! Schließt den Sarg nicht! Laßt mich sie noch einmal sehen! (Sr geht auf's Haus los.) Ha! wem, wem wag' ich's unter'» Gesicht zu treten? wem in seinen Goethe, Clavigo. — Geschwister. entsetzlichen Schmerzen zu begegnen? — Ihren Freunden? Ihrem Bruder? dem wüthender Jammer den Busen füllt! (Die Musil geht wieder an.) Sie ruft mir! sie ruft mir! Ich komme! — Welche Augst umgiebt mich! Welches Beben hält mich zurück! (Die Musik fängt zum drittenmale a» und fährt fort. Die Fackeln bewegen sich vor der Thür, cs treten »och drei andere zu ihnen, dis sich in Ordnung reihen, um den Lcichen- zug einzufasse», der aus dem Hause kommt. Sechs tragen die Bahre, daraus der bedeckte Sarg steht.) (Guilbcrt. Buenco iu tiefer Trauer.) Clavigo (hervortretend). Haltet! Guilbcrt. Welche Stimme! Clavigo. Haltet! (Die Träger stehen.) Buenco. Wer untersteht sich, den ehrwürdigen Zug zu stören? Clavigo. Setzt nieder! Guilbcrt. Ha! Buenco. Elender! Ist deiner Schand- thaten kein Ende? Ist dein Opfer im Sarge nicht sicher vor dir? Clavigo. Laßt! macht mich nicht rasend! die Unglücklichen sind gefährlich! Ich MUß sie sehen! (Er wirst das Tuch ab. Marie liegt weiß gekleidet und mit ge falteten Händen im Sarge. Clavigo tritt zurück und verbirgt das Gesicht.) Buenco. Willst du sie erwecken, um sie wieder zu tödtcn? Clavigo. Armer Spötter! — Marie! (Er füllt vor dem Sarge nieder.) (Beaumarchais kommt.) Beaumarchais. Buenco hat mich verlassen. Sie ist nicht todt, sagen sie, ich muß sie sehen, trotz dem Leusel! Ich muß sie sehen. Fackeln, Leiche! (Er rennt auf sie los, erblickt den Sarg und fällt sprach los drüber hi»; man hebt ihn auf, er ist wie ohnmächtig. Guilbert hält ihn.) Clavigo (der ander andern Seite des Sargs aussteht). Marie! Marie! Beaumarchais (ausfahrend). Das ist seine Stimme! Wer ruft Marie? Wie mit dem Klang der Stimme sich eine glühende Wuth in meine Adern goß! 3