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15 wie ich ohne Worte meine Vergebung erhalte. Nein, diese innige Verwandt schaft unserer Seelen ist nicht aufgehoben; nein, sie vernehmen einander noch wie ehemals, wo kein Wink nöthig war, um die innersten Bewegungen sich mitzu- thcilcn. Marie — Marie — Marie! - (Beaumarchais teilt auf.) Beaumarchais. Ha! Clavigo (ihm entgegen fliegend). Mein Bruder! Beaumarchais. Du vcrgiebst ihm? Marie. Laßt, laßt mich! meine Sinne vergehn. (Man führt sie weg.) Beaumarchais. Sie hat ihm ver geben? Bnenco. ES sieht so aus. Beaumarchais. Du verdienst dein Glück nicht. Clavigo. Glaube, daß ich's suhle. Sophie (kommt zurück). Sie vcrgiebt ihm. Ein Strom von Thronen brach aus ihren Augen. Er soll sich entfernen, rief sie schluchzend, daß ich mich erhole! Ich vergeb' ihm. — Ach Schwester! rief sie, und fiel mir um den Hals, woher weiß er, daß ich ihn so liebe? Clavigo (ihr die Hand küssend). Ich bin der glücklichste Mensch unter der Sonne. Mein Bruder! Beaumarchais (umarmt ihn). Von Herzen denn. Ob ich euch schon sagen muß: noch kann ich euch nicht lieben. Und somit seid ihr der Unsrige und ver gessen sei alles! Das Papier, das ihr Mir gabt, hier ist's. (Er nimmt'S aus der Brieftasche, zerreißt er, und gicbt'S ihm hin.) Clavigo. Ich bin der Eurige, ewig der Eurige. Sophie. Ich bitte, entfernt euch, daß sie eure Stimme nicht hört, daß sie sich beruhigt. Clavigo (sic rings umarmend). Lebt wohl! Lebt wohl! — Tausend Küsse dem Engel. (Ab.) Beaumarchais. Es mag denn gut sein, ob ich gleich wünschte, es wäre an ders. (Lächelnd.) Es ist doch ein gut herziges Geschöpf, so ein Mädchen — Und, meine Freunde, auch muß ich's sagen, es war ganz der Gedanke, der Wunsch unsers Gesandten, daß ihm Marie vergeben, und daß eine glückliche Heirath diese verdrießliche Geschichte endigen möge. Guilbert. Mir ist auch wieder ganz wohl. Bnenco. Er ist euer Schwager, und so Adieu! Ihr seht mich in eurem Hause nicht wieder. Beaumarchais. Mein Herr! Guilbert. Buenco! Buenco. Ich hass' ihn nun einmal bis an's jüngste Gericht. Und gebt Acht, mit was für einem Menschen ihr zu thun habt. (Ab.) Guilbert. Er ist ein melancholi scher Unglücksvogel. Und niit der Zeit läßt er sich doch wieder bereden, wenn er sieht, es geht alles gut. Beaumarchais. Doch war's über eilt, daß ich ihm das Papier zurückgab. Guilbert. Laßt! Laßt! Keine Grillen! (Ab., Vierter Akt. Clavigo's Wohnung. (Carlos allem.) Carlos. ES ist löblich, daß man dem Menschen, der durch Verschwendung oder andere Thorheiten zeigt, daß sein Verstand sich verschoben hat, von Amts wegen Vormünder setzt. Thut das die Obrigkeit, die sich doch sollst nicht viel um uns bekümmert, wie sollten wir's nicht au einem Freunde thun? Clavigo, du bist in Übeln Umständen! Noch Hofs' ich! Und wenn du nur noch Halbweg lenksam bist, wie sonst, so ist's eben noch Zeit, dich vor einer Thorhcit zu bewah- ren, die bei deinem lebhaften empfind lichen Charakter das Elend deines Le bens machen und dich vor der Zeit in'S Grab bringen muß. Er kommt. (Clavigo »achdenkcnd.) Clavigo. Guten Tag, Carlos. Carlos. Ein schwermüthiges, ge preßtes: Guten Tag! Kommst du in dem Humor von deiner Braut?