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ner hat mir den Auftrag gegeben, an jedem Orte, wo ich durchreiste und Ge legenheit fände, einen Briefwechsel zwi schen ihnen und den besten Köpfen des Königreichs zu stiften. Wie nun kein Spanier bester schreibt, als der Verfasser der Blätter, die unter dem Namen: der Denker, so bekannt sind, ein Mann, mit dem ich die Ehre habe zu reden — Ela Vigo (macht eine verbindliche Beu gung). Beaumarchais. Und der eine be sondere Zierde der Gelehrten ist, indem er gewusst hat, mit seinen Talenten einen solchen Grad von Weltklugheit zu ver binden; dem es nicht fehlen kann, die glänzenden Stufen zu besteigen, deren ihn sein Charakter und seine Kenntnisse würdig machen — Ich glaube meinen Freunden keinen angenehmcrn Dienst leisten zu können, als wenn ich sie mit einem solchen Manne verbinde. Clavigo. Kein Vorschlag in der Welt konnte mir erwünschter sein, meine Her ren: ich sehe dadurch die angenehmsten Hoffnungen erfüllt, niit denen sich mein Herz oft ohne Aussicht einer glücklichen Gewährung beschäftigte. Nicht, daß ich glaubte, durch meinen Briefwechsel den Wünschen Ihrer gelehrten Freunde genug thun zu können; so weit geht meine Eitel keit nicht. Aber da ich das Glück habe, daß die besten Köpfe in Spanien mit mir zusammenhängen, da mir nichts un bekannt bleiben mag, was in unserm weiten Reiche von einzelnen, oft ver borgenen Männern für die Wissenschaf ten, für die Künste gethan wird: so sah ich mich bisher als einen Colporteur an, der das geringe Verdienst hat, die Er findungen anderer gemeinnützig zu ma chen; nun aber werd' ich durch Ihre Dazwischcnkunst zum Handelsmann, der das Glück hat, durch Umsetzung der ein- heimischen Produkte den Ruhm seines Vaterlandes auszubreiten, und darüber cs noch mit fremden Schätzen zu be reichern. Und so erlauben Sic, mein Herr, daß ich einen Mann, der mit sol cher Freimüthigkeit eine so angenehme Botschaft bringt, nicht wie einen Frem den behandle; erlauben Sie, daß ich frage, was für ein Geschäft, was für ein Anliegen Sie diesen weiten Weg geführt hat? Nicht, als wollt' ich durch diese Jndiscretion eine eitle Neugierde befrie digen; nein, glauben Sie vielmehr, daß es in der reinsten Absicht geschieht, alle Kräfte, allen Einfluß, den ich etwa ha ben mag, für Sie zu verwenden: denn ich sage Ihnen zum voraus, Sie sind an einen Ort gekommen, wo sich einem Fremden zu Ausführung seiner Geschäfte, besonders bei Hofe, unzählige Schwierig keiten entgegensetzen. Beaumarchais. Ich nehme ein so gefälliges Anerbieten mit allem Dank an. Ich habe keine Geheimnisse für Sie, mein Herr, und dieser Freund wird bei meiner Erzählung nicht zu viel sei»; er ist sattsam von dem unterrichtet, was ich Ihnen zu sagen habe. Clavigo (betrachtet Saint George mit Aufmerksamkeit). Beaumarchais. Ein französischer Kaufmann, der bei einer starken Anzahl von Kindern wenig Vermögen besaß, hatte viele Correspondcnten in Spanien. Einer der reichsten kam vor fünfzehn Jahren nach Paris, und that ihm den Vor schlag: „Gebt mir zwei von euren Töch tern, ich nehme sie mit nach Madrid, und versorge sie. Ich bin ledig, bejahrt, ohne Verwandte, sie werden das Glück meiner alten Tage machen, und nach meinem Tode hintcrlass' ich ihnen eine der ansehnlichsten Handlungen in Spa nien." Man vertraute ihm die kälteste und eine der jüngeren Schwestern. Der Va ter übernahm, das Haus mit allen fran zösischen Maaren zu »ersehn, die man verlangen würde, und so hatte alles ein gutes Ansehn, bis der Correspondcnt mit Tode abging, ohne die Französinnen im geringsten zu bedenken, die sich denn in dem beschwerlichen Falle sahen, allein einer neuen Handlung vorzustehen. Die älteste hatte unterdessen gehcirathct, und unerachtet des geringen Zustandes