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Sächsische Volkszeitung : 11.01.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194101112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410111
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-01
- Tag 1941-01-11
-
Monat
1941-01
-
Jahr
1941
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.01.1941
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Sonnabend/Sonntag, 11/12. Januar 1941 Sachs,»«*.. «N"'f,sze?»un<, Nummer 10. Zelte S prsMrfthe HsuMstt Was wird aus unserm Mädel? Ländliche Berufe besonders aussichtsreich. — Kleine Winke. Das letzte Viertel des Schuljahres hat begonnen. In die sen Wochen tritt die Berufsfrage für unsere aus der Schule scheidenden Madel immer lebhafter in den Kreis der Erörte rungen. Selbstverständlich brennt jetzt der grösste Teil unserer Heranwachsenden Jugend darauf, möglichst schnell irgendwo einen kriegswichtigen Einsatz zu erreichen. An die eigene wei tere Zukunft denken sic in ihrer schönen Begeisterung über haupt nicht. Um so ernster beschäftigen sich die Eltern, als die natür lichen Berater ihrer Kinder, mit jedem Für und Wider der in Frage kommenden Berufe. Vermöge ihrer reiferen Ueber- lcgung wissen sie, datz es gerade in der heutigen Zeit ganz besonders wichtig ist. der Jugend eine ernste, umfassende Be rufsausbildung zuteil werden zu lassen. Damit erst wird die Möglichkeit zum wertvollen Einsatz gegeben und der gefürch teten Abschlussprüfung sollte niemand versuchen aus dem Wege zu gehen. Sind doch die Zeugnisse für alles Gelernte das ein zige Kapital, das uns. selbst in allen Unbilden und Zufällig keiten des Lebens, keiner nehmen kann. Als aussichtsreich für die Zukunft sind noch auf viele Jahre hinaus alle Frauenberufe auf dem Lande anzusehen, denn selbst nach dem siegreichen Ende des Krieges ist der Man gel an Arbeitskräften dort in absehbarer Zeit noch nicht zu be heben. und gerade hier wird sich der Dienst am Volk in glück lichster Weise mit dem aussichtsreichen eigenen Ausstieg ver einen und somit die jungen Menschen 'n ihrem Berufsleben wirkliche Befriedigung finden lassen. Datz Leben und prak- tisck>e Betätigung auf dem Lande für die körperliche Ertüch tigung unserer Töchter sich als vorteilhaft erivies. ist zur Ge nüge bekannt Und viele unter ihnen, die das Pslichtjahr auf dem Lande ableistcten. werden auch Verständnis und Interesse für das Landleben bekommen haben, und manch einem jungen Mädel wird die Liebe der Bauern zur Scholle wie eine Offen barung aufgeganaen sein. Sie lernen dann auck die dörfiscke Gemeinschaft schätzen, jeder kennt jeden nimmt Anteil an Lxid und Freud des andern, keiner geht völlig fremd und gleich gültig am andern vorüber. Diese selbstverständliche Gemein schaft begreift jeden in sich, sofern er sich nach kurzer Zeit nur einigermassen bewährte und dann immer weiter festeren Futz zu fassen, liegt ganz und gar im eigenen Vermögen. Bringt «in junges Mädel dann noch etwas angeborenen praktischen, wirtschaftlichen Sinn mit. so ist es eigentlich wie geschaffen zur Ausübung eines ländlichen Berufes, da gerade diese Berufe von derartiger Vielheit sind, das; jede den für sie geeigneten finden kann. Da ist erstens einmal die ländliche <äauswlrtsckaftsgehilfin. Zu deren Obliegenheiten gehören neben Küche. Hausarbeit und Wäschebehandlung auch Garten und Geflügelhof Je nach den gegebenen Verhältnissen wird dieses oder jenes Gebiet im Vor dergrund ihrer Tätiakeit liegen, hie und da wird sie anch bei vorhandenem Interesse Schweinefütterung und -aufzucht. auch melken lernen können. Ihr biete» sich später verschiedene Auf- stieamöglickkeiten. als geprüfte Wirtschaftlerin, staatlich ge prüfte ländliche Haushaltspflegerin Lehrerin der landwirt- sciraftlichen Haushaltungskunde, auch als landwirtschaftliche Rechnungsführerin, — je nachdem, wo Stärke der Begabung und Neigung liegen. Dann gibt cs die staatlich geprüfte Gart- erin und Lehrerin für hauswirtschaftlichcn Gartenbau d,e ach bestimmter G-Hilfenzett und Fortbildung eine Gartner- nei terprüfung oblegen kann. Mit etwas erspartem Kapital dürfte hier die Selbständigkeit besonders locken. - Geflügelzucht und Imkerei sollen hier nicht vergessen n,l>ri><>» da sie für manches junge Madel viel Verlockendes haben,. ' Besonders Letzteres ist als zusätzliche Ausbildung sehr wertvoll für eine Anstellung sowohl, als auch für eine eigene Gärtnerei oder späteren eigenen landwirtslt)aftlick)eii Besitz. Ueber Ausbildung. Anstellungs- und Aufstiegsmöglichkei ten im einzelnen erteilen alle Berufsberatungsstellen der Ar- beitsämtcr, sowie die Landesbauernschaften der einzelnen Gaue Au-Kunft. die selbstverständlich auch für die üblichen Beso dün gen genauestens Bescheid wissen, deren manche auf tariflicher Grundlage stehen, andere wieder auf privater Vereinbarung beruhen Jedenfalls sind die Bezahlungen derar, das; es ,c- dem jungen Menschen leicht möglich ist, ganz ansehnliche Spar- groschen zurückzulcgcn. Mii Rai und Tai Wie man sich gegen Mäuse schützt Eine Katze im Haus ist noch immer der beste Miniseschutz, aber nicht überall ist dieses gute Mittel anwendbar. Wo die Katze fehlt, mutz die .Hausfrau sich auf andere Weise gegen die lästigen Nager schützen. Wenn man sich zur Regel macht, „Le bensmittel niemals frei und unzugedeckt herumstehen zu lassen, so dal; die Mäuse nichts zu fressen finden, so wird man deiner- Ken datz sie sich nickt besonders angezogen fühlen. Nutzendem aber mutz mau alle Löcher, die man an den Wänden findet, gut verstopfen. Man tut das, indem man zunächst etwas grüne Echeucrscife in das Lock, sckpniert und dann einen Brei darüber streicht den mau aus gleichen Teilen Gi»n und Kreide, sowie etwas Wasser angerührt hat und in den man zerkleinertes Glas mischt. Mit dieser Mischung füllt man das Loch. Sobald sie gut getrocknet ist, verschlietzt inan alsdann das Loch mit reinem Gips, den man in Wasser anrührt und dann mit einem Messer glatt aufträgt. Stockflecke in Wäschestücken Sehr ärgerlich sind die Stockflecke, die Wäschegegenstände in feuchten Räumen bekommen. Bei wcitzer Wäsche soN inan einen Versuch machen, diese Flecke zu entfernen, indem man aus Wasser, Hefe und etwas Roggenmehl einen dünnen Teig aurührt, damit die stockfleckigen Stellen belegt uns das ganze nun in Zimmertemperatur 24 Stunden stehen lässt, worauf man den Fleck auswäscht, ihn sehr gut spült und den Gegenstand dann in der Sonne trocknen lässt All diese Gegenmittel wirken natürlich am besten bei frischen Flecken, aber man kann sie auch bei älteren versuckren Zitronen- und Apfelsinenschalen nicht wegwerfenf Zitronenschalen mit ihrem KMickum Aroma sollte man niemals wegwerfcn. Sie werden, nachdem man die Zitrone sauber gcwasckum hat, dünn abgeschält und an warmem Ort ge trocknet. Man hat damit «ine vorzügliche Würze für Mehl- uno Fruchtspeisen, für Glühwein. Punsch usw. Hat man einen genügenden Vorrat getrockneter Sckmlen. die man im Leinen, beutelck^n hängend an luftigem Ort aufbewahrt, so kann man auch die frische Zitronensck-ale schichtweise mit Zucker in kleine Gläser packen. Diese gezuckerte Schale hält sich allerdings nicht sehr lange, ist aber, klelnzerschnttten, besonders als Beigabe zu Kuchenteig köstlich. — Eine andere Verwendungsmöglichkeit für Zitronensckmlcn ist, das; man die ausgeprefsten Zitronen. Hälften, ungeschält, ausbeivahrt und jedesmal beim Kochen von Wäsche in das Seiscnwasscr tut. Man wird sehen, datz die Wäs-.he durch dieses einfache Mittel viel iveitzer wird. Kleine Winke für den Haushalt Wenn Rbizinusöl eine Zeitlang gestanden hat. i-'l cs als Arznei nicht mehr zu verwenden. Man braucht es jedoch nicht wegzuschütten, sondern Hann es gut zum Schmieren von krei schenden Türangeln. Kinderwagenrädern usw benutzen.. Auch das Leder der Sckxstt stiefel wird besonders weich und geschmei dig, wenn inan cs mit al'gewordenem Rbizinusöl einreibt. — Koksascke kann man, nacktem man sie gesiebt und dadurch die grössten Schlacken entfernt hat. als Füllmaterial für Wände von Hühnerställen und ähnlichen kleinen Gebäuden verwenden. Wenn man sie In genügend dicker Sckicht auf die Gartenwege bringt, so wird sie Asche mit der Zeit hart wie Zement, so datz auf den Wegen kein Unkraut wächst. Die Verwendung von Butterschmalz Das Butterschmalz, das wir jetzt reichlicher bekommen, ist eigentlich fast zuscl-ade, um verkocht zu ivcrden, und wir können es auch sehr gut als Brotaufstrich verwenden, allerdings nur dann, wenn wir einen pikanten Aufstrick darauf tun, also Har zer Käse, Sardellenbutter, pikant gewürzten Quark, Räucknn:- sisch o. dgl. Dann aber lätzt sich das Butterschmalz sehr sparsam aufstreichcn, und man reicht ziemlich weit. Man kann es auch an warmem Ort zerlaufen lassen und dann mit feingewieqter Petersilie oder Dill oder anderen Gewürzkräutern verrühren ft Esstöffel Kräuter auf 6N Gramm Butter), man kann nutzer- dem t Etzlösfel Zitronensaft und Salz nach Geschmack fje nach Beschaffenheit des Butterschmalzes) hinzutun. Auch mit Toma- tenmark gewürzt, gibt Buttersmalz cineu wohlschmeckenden Brotaufstrich. Ostpreutztscher Speisezettel 5W v. Ehr. Ueber den ostpreusstschen Speisezettel vor 2500 Jahren hat die Untersuchung des Magen- und Darminhaltes einer neuer dings in Ostpreussen aufgefundenen Moorleiche interessanten Aufschluß gegeben. Es handelt sich.bei dicker Moorleickre. die bei Eniwässerungsarbeiten an einem ostvrentzischen Moor von Arbeilsüienstmännern gefunden wurde, um ein etnxr tbjährigea Mädchen. Infolge der konservierenden Eigenschaften des Moo res war die Leiche noch autzerordcnklick, gut erhalten, es konn ten nicht nur Röntgenuntersuchungen, sondern auch Eröffnun gen der Körpcrhöhlen vorgcnommen werden, bet denen sich zeigte, datz die Inneren Organe kaum wesentlich Veränderun- gen zeigten. Die Untersuchung des Magen- und Darminhaltes konnte einwandfrei durchgesührt werden. Hierbei fanden sich Blattreste von Wildgemüscn wie Huflattich und Sauerampfer, Lungenkraut und Habnenfutzgewächse, aber auck, Blütenvollen von Birken, Erlen und Hasclstaudcn. Aber nicht nur Wildge- milse. auch Weizen und Erbsen gehörten zum Speisezettel, wo bei der Metzen in einer Form nackaewiesen wurde, der dessen Vermahlung voraussctzt. Da auszerdem einzelne Fleischfasern und tierisches Fett vorhanden waren, dürfte cs sich um ein sehr leckeres Mahl aus Gemüse, Erbsen, Weizcumehlbrei und Fleisch gehandelt haben, eine Mahlzeit, die zweifellos auch an heutigen Vorstellungen gemessen dnrck-aus wertvoll, unter Umständen so gar als vorbildlich angesehen werben kann. Interessant ist über dies. wie in Forschungen und Fortschritt mitaeteilt wird, datz dos Mädchen an einer auch heute unter bäuerlichen Verhältnis sen weit verbreiteten Wurmkrankheit litt und datz sowohl vom Spulwurm wie vom Peitschcnwurm zahlreich Eier nachgcwle- scn wurden. Verdunkelung vom 11. 1. 17^0 Uhr bis 12. 1. S.Ü7 Uhr. Verdunkelung vom 12. 1. 17.11 Uhr bis 13. 1. SM Uhr. Die Aalte ertragen lernen Plauderei am Mochenende von Marabu. Abwechslungsreich wie alles hier auf Erden ist auch der Winter. Er beschert uns Tage mit Schnee, da die ganze Welt mit meitzcm Zucker überzogen zu sein scheint, und solche ohne Schnee, in denen die Landschaft in Tauwärme und Regen zcr- flietzt. Tage, an denen die Räder im Schnee klingen und die Knochen des winterlichen Wanderers knacken vor Kälte, aber auch wieder andere Tage, da man den Wintermantel meg- schmeitzen möchte, da er bei der milden Art des Föhnwetters fast unerträglich wird. Dem Menschen freilich ist es nie recht zu machen; auck, der Winter vermag das nicht. Wenn der eine das Tauwetter fürchtet mit seinen Erkältungsgefahren, so hat der andere die stärkste Abneigung gegen die harte Wut der trockenen uner bittliche» Kälte. Nur in einem sind sich wohl alle Menschen einig: datz Frieren kein angenehmes Gefühl ist und datz man «s auf jede Art zu vermeiden suchen muh. Schreckgespenst für so manchen Als wir neulich abends bei Kilian zu Gast waren, kamen wir daraus zu sprechen. Nicht eigentlich des Wetters wegen — mir hatten von ganz anderen Dingen geredet. Nämlich von der Kunst im allgemeinen und der Kunst des Erzählens im Beson deren. Von Gespenstergeschichten hotten wir gesprochen und davon, ob denn ein Dichter es einem gebildeten Leser zumuten könne, an Gespenster zu glauben. Der nüchterne Klaubauter- mann hatte das energisch bestritten. „Die Extreme berühren sich", spottete daraus Chrysosto- mus. „So kluge Leute wie Du sind so vernünftig, dah sie schon wieder beinahe dumm wirken. Ihr glaubt nicht an Ge spenster, an körperlose Wesen, die durch Mauern hindurch gehen und sich ohne Gliedmatzen dem Menschen fühlbar machen können. Aber an die Kälte, die an unfreundlichen Tagen durch alle Wände dringt und sich höchst handgreiflich bemerkbar macht — an die mühte Ihr ja wohl glauben." „Die Kälte ist dock, kein Gespenst!" wehrte Klaubauter- mann ab. Da jand er aber Widerspruch. „Und ob sie ein Gespenst ist!" sagte Kilian nicht ohne Trauer. „Für mich ist sie eines der ärgsten Schreckgespenster. Kälte bedeutet unfreundliche Zimmer mit ansgekühlten Futz- böden, eingefrorener Wasserleitung und sonstigen Annehmlich keiten. Kälte bedeutet Schwinden der kostbaren Kohlenvorräte und steigenden Bedarf an Unterwäsche Kälte bedeutet hun gernde und frierende Vögel und Waldliere dranhen in der Natur. Geh mir weg! An Gespenster glaube ick, sonst nicht — ober an die Kälte, dah die ein Gespenst ist. das glaube ich wohl." „Immerhin ein Gespenst, gegen dos man sich wehren kann", bemerkte Klabautermann trocken. „Solche Gespenster lob« ich mir. Für unzulässig und unwirklich halte ich nur Ge spenster, die einer anderen Welt angehören als wir und uns mit der Autorität des Uebersinnlichen entgegentreten. Die Kälte aber wendet sich an die Sinne; sie kann von den Sinnen her ergriffen und unschädlich gemocht werden." Die alten Hausmittel „Da sind die alten Hausmittel die besten", behauptete Kilian: „Wollene Socken für die Beine und ein warmer Korn für den Bauch. Oder ander« Methoden, die den gleichen Ge bieten der inneren und äuheren Art angehören." „Die Natur ist unsere Lehrmeisterin", mischte nun ich mich ins Gespräch. „Wir brauchen nur die Tiere zu beobachten: Schwäne und Enten auf dem Master, die sich wirksam zu schützen wissen, oder Spatzen auf der Stratze, die ihr Gefieder aufplustern ... Ich habe da ein Gedicht gemacht . . „O weh", sagte Kilian, „jetzt wirst Du gleich selbst Dein Gefieder anfplustern." „Es ist ein schönes Gedicht", vermeldete ich unverzagt, und heisst: „Elegie auf einen Schwan." Ihr kennt doch den Schwan im Grotzen Garten, der jetzt im Winter aus einen, Seitenarm des Carolasees schwimmt? Ihm habe ich diese Verse gewidmet. Hört zu: Im weihen Parke ruht ein weiher Schwan Auf eisumkränztem Teich und schaut Dich an. O Wandrer, macht« Dir es auch Vergnügen, So mit dem Bauch im kalten Wasser liegen? Indessen Du ihn anstaunst, lieber Mann, Zeigt Dir der Schwan, wieso er solches kann. Er beugt diskret sein Haupt zum Wasser nieder lind fettet voll Behagen sein Gefieder- Drum Wanderer, präpariere Deinen Bauch. Mit inneren Mitteln kannst Du das ja auch. Denn das ist die Moral von der Geschickt: Wer richtig „fett" ist, spürt die Kälte nicht.« „Gor nicht so Übel", meinte Ehrysostomus. „Nur muh inan wissen, datz „fett" in solchem Zusammenhangs eine be gossene Nase andeutet. Aber ich denke doch, auch beim Men schen sind die äuheren Mittel zur Abwehr der Kälte wichtiger als die inneren. Ein Grog, mag er noch so steif gewesen sein, hält nur eine Weile vor. Eine Strlckweste aber bleibt ein wert volles Hilfsmittel in asten Lebenslagen.* „Sofern man nicht gerade in der Strahenbahn neben oder aus die Heizung zu sitzen kommt", lachte Klabautermann. „Da kann einer lernen, dah aste Güter dieser Erde von zweifel haftem Werte sind, selbst die geliebte Strickweste . . ." Auf die Haut kommt es an „Das Gescheiteste wäre, der Mensch hielte Winterschlaf", behauptete Kilian. „Wenn es nach mir ginge, dann würde man im Winter Mist zwischen die Fenster schütten und keinen Schritt vor die Türe gehen, ehe nicht die ersten Anemonen den Frühling ankünden." „Du bist ja krank!" empörte sich Klabautermann. „Solch unmännliche Furcht vor de, Kälte würde ganz der grohen Tradition unseres Erdteils widersprechen. Im Kamps gegen Eis und Kältenot ist unsere Raste groß geworden. Wir Europäer stammen ja von den Renntierlägern ab, die von den Nöten der Eiszeit sich nicht haben klesn Kriegen lassen. Und wir ent arteten Enkel sollten cha vor ein paar lumpigen Grad unter Null verzagen? Schaut euch die alten Höhlenzeichnungen an der Steinzeit an: da könnt ihr die milden Jäger jener grauen Vorzeit sehen: mit dicken Fellen auf den Schultern, aber mit nackten Beinen. Die Kerle hatten keine Angst vor der Kälte!" „Diese Begabung ist auch heute noch nicht ausgestorben", lächelte Chrysostomus. „Schau nur unsere Damen an! Die tragen auch die dicksten Pelzkragen aus den Schultern und die dünnsten Florstrümpse auch bei grimmigem Frost an den Beinen." „Und ziehen sich auch die schönsten Erkältungen, wenn nicht gar sehenswerte Bauch- und Rippenfellentzündungen zu!" ergänzte Kilian. „Nein, das wichtigste ist, dah man die Wärme des eigenen Körpers nicht sinnlos vergeudet. Mo-stichst den Körper warm einpacken und warm halten, das ist das Wesen! liche. Selbst das Waschen einschränkcn oder cinsi-llen wie die Eskimos, dann friert man nicht an Ohren und Nase." „Selbstverständlich! Denn Dreck hält warm!" murrte Kla bautermann. „Dieses zweite Rezept patzt zu dem ersten von dem Stallmist zwischen den Doppelfenstern. Im Gegenteil: Gerade im Winter bedarf die Haut der Anreaung und Durch blutung. um ihrer Aufgabe, den Ausgleich zwischen Innen- und Auhcntempcratur Herzustesten, ganz gerecht werden zu können Aus dem Bett heraus den Schlafanzug herunter und den Kör per ganz rasch kalt abreiben — das ist gerade für kalte Tage bas richtige. Wenn man dann in seine Sachen fährt wird man auch im kalten Zimmer eine wohlige Wärme verspüren, die den ganzen Tag über anhält." „Ein richtiges Rezept!" stimmte Christostomus zu. „Ebenso wie es richtig ist, die Temperatur in den Räumen, in denen man sich aushält und arbeitet, nicht allzu hoch steigen zu lassen. Man verwöhnt sich sonst, zumal wenn man warme Unterwäsche trägt. Selbstverständlich darf die Zimmertemperatur namentlich in solchen Räumen, in denen im Sitzen gearbeitet wird, auch nicht soweit sinken, datz man bei der ruhioen Hal tung anfängt zu frieren. Aber sie darf immer so eingerichtet sein, datz bei allen Anwesenden das Vorhandensein warmer Unterkleidung angenommen wird. Der Wintermantel als warme Decke für das Gehen Im Freien darf nur ein zusätzliches warmes Bekleidungsstück, aber keineswegs das einzige sein." Freud» am Winter „Kühle weckt die Tätiakeit. Tätigkeit verkürzt die Zett", zitterte Kilian und lachte: „Wenn man warm genug sttst, kann man sich die Zeit auch damit verkürzen, datz man über die Kühle pfaudert. Aber ich wäre froh, wenn es erst wieder hlctze: Komm lieber Mai und mache die Bäume ivieder grün . . „Und wer hindert Dich, dem lieben Mai mit diesem Liek schon jetzt Vorschutzlorbecren zu geben?" fragte Klabautermann nicht ohne leisen Vorwurf. „Es sind ja doch kaum noch zehn Wochen Minter. Das wird vorbei sei», ehe wir's «ns versehen haben. Im Sommer wird sich dann mancher von euch, wenn die Hitze recht drückt, etwas winterliche Kühle wünschen . . ." „Also tun wir das eine, ohne das andere zu lassen'" ries Chrqsostomus fröhlich. „Träumen wir von Bltttensch"»«, aber seien mir auch dankbar für die Zauberpracht les echten Schnees, der uns tn winterlichen Tagen erblüht. Denken wir mit Behagen an sommerliche Wärme, aber nehmen wir auch die winterliche Kälte als dankenswerte Uebung hin. Hoffen wir auf den Frühling — aber freuen wir uns auch de» Winters!"
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