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Sächsische Volkszeitung : 11.01.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194101112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410111
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410111
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-01
- Tag 1941-01-11
-
Monat
1941-01
-
Jahr
1941
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.01.1941
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Die Bohinisch-inährisehe Aivche Völker In der Tschecho-Slowakei, die Sudelendeutschen. Slo waken und Ruthencn und es mar z. B nicht möglich, neben den vier tschechischen Diözesen in Prag. Königgrätz, Olmütz und Mährisch-Ostrau. auch in nichttschechischea Gebieten ein Bistum zu errichten. Besonders für die Slowakei sollte in Preßburg Nach 20jährigem Bestand ist vor kurzem die „Tschcchoslo- wakisä)« Kirche", die in der Revolutionszeit nach dem Welt krieg entstand, in die „Böhmisch-mährische Kirche" umbenannt worden. Diese Kirche hat nach der Auflösung der Tscl>echo- slowakischen Republik ihre Organisation und ihre Mitglieder zahl ungefähr aus der alten Höhe erhalten können. Der Be stand der Gläubigen war schon immer fast ausschließlich auf das Gebiet Böhmens und Mährens, also auf das l>eutige Pro tektorat, beschränkt, und die außerhalb dieses Gebiets in den übrigen tschecho-slowakischen Landestcilen, im Sudetenland, in der Slowakei und in der Karpatho-Ukraine, sich zu der Kirche bekannten, waren gleichfalls fast nur Tschechen, meist Beamte, die mit der politischen Neuordnug in das Protektorat zurilckgeivandert sind. So zeigt die Kirche organisatorisch und zahlenmäßig heute noch das gleiche Bild wie vor Jahren; sie scheint von den Ereignissen unberührt geblieben zu sein, und der jetzt angenommene Name könnte den Anschein erwecken, als sei die „Mährisch-böhmisckp! Kirche" die Hauptktrche des Protektorats oder als beständen begründete Hoffnungen, daß sie es einmal werden könnte. So jedoch liegen die Dinge nickt. Das Hauptkennzeichen der „Böhmisch-mährischen Kirche" ist, daß sie wohl immer noch einen Zustrom von Gläubigen zu ver zeichnen hat, aber gleichzeitig auch einen ebenso großen Ab gang, so daß Zustrom und Abgang sich die Wage hallen. Ein absolutes Anwachsen findet sei« mehr als 10 Jahren nicht mehr statt, und wenn auch in dem Gehen und Kommen sich ein fort währendes religiöses Göhren im tschechischen Volk ausdrückt, wobei die zu der neuen Kirche Uebertrctenden in der Mehr zahl aus dem katholischen Lager kommen, aber mir aus dem Lager der städtischen freisinnigen Katholiken, so hat anderer seits die katholische Kirche auch einen immerwährenden Zugang aus dem Lager der Konfessionslosen zu verzeichnen, wodurch ihr Abgang wettgemacht wird Die katholische Kirche nimmt also Monsck-en auf, die die Abkehr von der Mutterkirche in vollstem Ausmaße kennen gelernt haben, und die nun zur Einsicht kommen, daß sie ohne sie nicht leben können. Bon den 6,8 Millionen Tschechen im Protektorat sind lmmerbin noch über 4.5 Millionen Katholiken, etwa 900 000 bekennen sich zur „Böhmisch-mährischen Kirclie", und die Zahl der Konfes sionslosen beträgt gegen 700 000. Seit der Errichtung des Protektorats Ist von Katholik-Ker Seite Verschiedenes versucht worden nm eine neue Verbindung zwischen den beiden Kirchen herzustellcn Die Trennung er weist sich aber als zu groß, als daß auf leichtem Weae eine Wiedcrübereinstimmung erzielt werden könnte. n>eil zu den an fänglichen kirchlichen Unterschieden mittlerweile eine ganze Reihe neue HInzugetretcn ist. Schon In den 90er Iohren des vorigen Jahrhunderts war innerhalb des »schechis-k»'n Katho lizismus eine „moderne Bewegung" entstanden Diese führte bald zu Zusammenstößen mit der kirchlichen Obrigkeit, fand aber zunächst ein vorläufiges Ende, als Pins X 1907 und snäter 1910 den katholischen Modernismus jeder Art mit dem Ban» belegte. Die letzte Tagung der tschechischen Moderne, die im Beisein von 150 Personen, Priestern und Laien, stattfand, war in Prerau In Mähren 1906 abgehalten worden, und die meisten Anhänger unterwarfen sich nach dem näpstliclien Verbot, wäh rend nur 19 aus der Kirche ausgeschlossen werden mußten Die Bewegung schien damit erledigt, zumal keine breiteren Volks massen bis setzt hinter den „Modernen" gestanden hatten. Dann kam der Weltkrieg. Und mit dem Ausaang des Welt kriegs kam die Gründung des tschecho slowakischen Staates, die dem tsärechischen Volk eine so große Fülle an Macht brachte, daß im Taumel der revolutionären Vorgänge auch die oste Bewegung im neuen Gewände ans Licht trat. Sie suchte sich Geltung zu verschaffen in der tschechischen Priesternereinionng Iednota wo sic alsbald die Führung erlangte Zu dieser Prie- sterverelnigung gehörten nicht weniger als 90 Prozent aller tschechischen Priester, und es lag eine um so größere Verant wortung auf der Iednota, als 1918. während der Revolution, das eigentliche tschechische katholische Kirchenregiment an der Amtsausiibung weitgehend gehindert war. Der Erzbischof von Prag. Graf Hujn. hielt sich in Eaer auf, wo er fast nichts ans- richtcn konnte, und der Erzbischof von vlmüß. Kardinal Skrbensk«) svon 1899 bis 1916 ebenfalls Fürst-Erzbischof von Prag), mar seinerseits als österreichischer Adeliger den Tsche chen nicht genehm und wurde zur Untätigkeit verurteilt. Beide entsaaten später dem Bischofsamt. Die Fednota fühlte also ihre Macht und versuchte non sich aus mit Rom zu verhandeln, nm dem Vatikan die Bedingungen der „Moderne" aufznzwin- gen. Der revolutionäre Staat unter Masarnk. der die Parole ausgnb: „Wir haben mit Oesterreich abgerechnet, wir werden mit Rom abrechnrn", besänftigte diese Bestrebungen. Aber Rom ging seine eiaenen Wege und ernannte den kirchentreuen Praoer Professor Kordatsch im September 1919 zum Erzbischof von Prag, worauf dieser foaleich mit starker Hand die Zügel erariif Dis Fednota löste ücb auf und die gesamte Leitung unterwarf sich schlieklich d"r Kirche. Aber aus der Zahl der Vereinsmitglieder bildete fick setzt eine radikale Mrupve. die auf zwei Forderungen geaenüber Rom bestand, ans Aufhebung der priesterlichen Ehelosiokelt und Einführung der tschechi schen Kirchenspracs^, auf Forderunaen, die vom Vatikan nicht erfüllt wurden worauf dann am 8. Januar 1920 zur Grün dung der „tschechosloivakischrn Kirche" geschritten wurde. Die Idee dieser Kirche lief zunächst darauf hinaus, eine romfreie, aber dock katholische Kirche in dem Sinne zu schaf fen, daß sie die allgemeinen katholischen Glaubenslehren bei behalten sollte. Aber schon bald verlief die Entwicklung an ders Während einerseits die Regierung Masargks und die liberalen Parteien sich zu Propagandisten der Kirche machten und dadurch die Zahl der Gläubigen zunächst schnell anstieq, wurden iw Zuge der liberalistischen Ideen wesentliche christ liche Grundlaaen erschüttert. Es trat vor allem in der Auf fassung der Person Christi eine Wandlung ein. Es erhoben sich die Stimmen, di«, zuerst leiser, dann immer stärker, dl« Gottl)«>t Christi bezweifelten und später seugneten. Christus wurde von ihnen für ein religiöses Genie erklärt, aber nicht mehr für den Sohn Gottes, und man reihte ihn unter die so genannten bedeutenderen reltoiösen Geister der Weltgeschichte ein. Vor allem trat die Gestalt des böhmisclnm Reformators Hus immer mehr in den Vordergrund, und man suchte das „nationale" El'ment mit in die Wagschale zu werfen, weil Hus bei den Tschechen in erster Linie als nationaler Heros galt und gilt, weil er sich zu seiner Zeit gegen das in Böhmen mächtig gewordene Deutschtum wandte. Das Prager Parla ment aarantterte den Geistlichen die Gehälter und verpflich tete sich, so hohe Zuschüsse für die Kircize zu zahlen, wie sie keiner anderen Kircl-e in der Tschecho-Slowakei gewährt wur den. Steuern brauchten von den Gläubigen darum iabrelang nicht erhoben zu werden, und schon In den ersten 10 Jahren konnten 80 Kirchen und kleine Bethäuser entweder angekauft oder neu erbaut werden. Unter anderem wurde auch die präch tige St Niklasklrcke am Altstädter Ring In Prag übereignet. Die Zahl der Gläubigen, die kurz nack der Gründung Im Jahre 192t l»ereits 525 000 betrug, wovon allein auf Böhmen als auf das Kernland der Kirche 410 000 entfielen, erhöhte sich bei der Volkszählung 1990 auf 800 000. wovon wieder auf Böhmen allein weit Uber 600 000 kamen. Die damals erreichte Zahl schien auf den ersten Blick hoch zu sein, aber mittlerweile war bereits im Jahr« 1926 der erste Stillstand eingctreten, und zwar mit dem Tode des eigentlichen Gründers der Kirche, Dr. Farfky des früheren Pilsener Religionsprofessors, der zum ersten Patriarchen der Kirche gewählt worden war. Dieser hatte alles auf eine großzügige Organisation aufgebaut, da er selbst ein Organisationstalent ersten Ranges besaß, jedoch nach seinem Tode zeigte es sich, daß die innere Idee bereits ihre ursprüngliche Werbekraft für die großen Massen verloren hatte Dr. Farski; hatte die ganze Tschecho-Slowakei in vier Diö zesen eingeteilt, mit se einem Bischof, die nicht mehr gesalbt, sondern einfach gewählt wurden, und in bezug auf die Bi schofswürde war etwas Bemerkenswertes vor sich gegangen. Die Kirclze hatte, da kein Bischof von der katholischen Kirche zu ihr abgesallen mar, sich bemüht, auf irgendeine Weise gültig gesalbte Bischöfe zu erhalten, um sich die apostolische Nachfolge zu sichern. Sie hatte sich aus diesem Grunde an verschiedene apostolische Kirchen gewandt, so an die anglikanische und Alt katholische. aber überall vergebens, bis endlich mit der scr- bisci-en orthodoxen Kirche Verhandlungen zustande kamen, in deren Verlaus tatsächlich der in Mähren beheimatete tschechische Priester Pavlik zum ersten Bischof der „tschecho-slowakiscizen Kirche" non serbischen Bischöfen in Belgrad geweiht wurde. Dieser Geweihte legte sich den Namen Gorozd bei, weil so der Nachfolger des heiligen Slawenapostels Methodius, der in Möh ren gewirkt hatte rind dort begraben liegt, geheißen hatte, und Morazd war der letzte Erzbischof des tschechischen Großmähri schen Reiches gewesen. Aber die dann von den Serben ge stellte Forderung, daß die neue „Tschechoslowakische Kirche" sich als einen Ziveig der serbischen zu betrachten habe, zer schlug wieder alles. Garazd selbst neigte zur Orthodoxie, iveil In der tschechischen Kirche die Gloubenswerte immer mehr zu wanken anfingen, und er sagte sich schließlich vollends los und trat zur Orthodoxie über. Domit kam die tschechische Kirche gänzlich unter den Einfluß der böhmischen Richtung Dr. Farskns. und die Kirche hatte seitdem keine gültig geweihten Bischöse mehr. Die Entfremdung van der katholischen Lehre schritt weiter und weiter voran, und nach dem Tode Farskns kam do-u das allmähliche Nachlassen der äußeren Werbe kraft. Entsci-eidendcn Widerstand leisteten die nichttschechischen ein eigener Bischofssitz errichtet werden, ein Plan, der oon den katholischen Slowaken vereitelt wurde. Es hat überhaupt während des Bestandes der tschecho-slowakischen Republik an nichttschechischen Mitgliedern nur wenige Hundert gewb.uu so nur etwa 700 Deutsche, ebensoviele Slowaken, .900 Buchenen und einige wenige Palen und Ungarn. Als die Auslegung der kirchlichen Glaubens vohrheiten im Jahre 1995 ihren gefährlichsten Höhepunkt erreicht hatte, ließ dir Prager .Kirchenleitung folgende These als kirchliche Fuudameutallehre verkünden: „Die tschechische Kirche wird von Christen gebildet, die die sittlichen Bestrebungen und die wis senschaftlichen Erkenntnisse mit dem Geiste Christi erfüllen «vol len. wie er in der Heiligen Schrift und der olle,, christlichen Neberlieferung erhalten und dem tschechischen Volk durch die husit tische Bewegung und die böhmischen Brüder über mittelt worden ist" Damit wurde die Verbindung mit dem Reformator Hus offiziell aufgenommen. Der Umstand, daß die Gläubigen der neuen .Kirche 'Ke mals Katholiken waren, und daß heute noch eine Anzahl von Katholiken periodenmäßia zu ihr übertreten, hat an die katho lische Kirche besondere Aufgaben gestellt Dir Hauptaufgabe besteht in einer immer tieferen geistigen Erfassung der Gloubenswahrheiteu seitens der Kathalikeu. «veil nur infolge großer geistiger Mängel, die seit den Taoen der Aufklärung in Böhmen Platz gegriffen hatten, der Abfall von der katho lischen Kirche vor sich gehen konnte. Daß aber In dem tief greifenden nationalen Umbruch des tschechischen Volkes, der mtt den neuesten Umwälzungen in Mitteleuropa lick vollzieht wo das tschechische Volk sich neu zu besinnen hat, die 1920 gegrün dete Kirche nicht zum zweiten Male einen öffentlichen Auf schwung erlebt, das beweist uns, daß die innere Werb- Kraft dieser .Kirche In der Tat von den revolutionären Ideen nach dem Weltkriege genährt worden ist. Eine ernstere Zeit «nacht die Geister ernster und läßt sie tiefer blicken. A. Wenn ein Meister spielt ... Beethoven «var ein großer Meister der Tone und lebte in der Musik stobt Wien. Auf einem seiner gewohnten abendlichen Simziergänge Kan« er durch eine Gasse der Altstadt. Gauz in seine Gedankenwelt versunken, sah und hörte er kaum, was um ihn vorging. Seine Innenwelt «var viel reicher und schöner als die Welt um ihn. Plötzlich horchte er auf. Blieb stehen. Was «var dos? — Maren das nicht Bruchstücke seiner F Sonate? Allerdings wurde sie nicht gespielt, wie er es sich gedacht hatte, aber es klang aus dem Spiel so viel ehriici-es Wollen und kindliches Können, daß er aufhorchcn mußte. Auf einmal brach die Musik ab. Sa wie jemand sie ab bricht, der mit seinem Spiel nicht zufrieden ist. Und eine weiche, schwermütige Stimme sagte: „Ich würde mich unsagbar freuen, könnte ich diese So nate von jemand hören, der sie so spielt, wie der Meister sie ge spielt haben will'" Der Ton und die bescheidene Bitte rührte den Meister. Leise trat er ein. Es widerstrebte ihm zwar, als Unbekannter in das Heiligtum einer Familie einzudringen, obwohl er nicht eingeladen «rmr, aber die Bitte der Spielenden hatte es ihm angetan. „Verzeihung!" sagte er freundlich, um die Aufmerksam keit auf sich zu ziehen. In« Zimmer waren nur zwei Personen. Ein Mädchen, das an einem alten Klavier saß, und ein junger Mann, offenbar ihr Bruder Ernst, fast unwillig schaute dieser den Eintrcteuden an, als wollte er fragen, mit welchem Rechte er ungerufen ein dringe. Beethoven fürchtete schon, er würde ihn einfach hinaus weisen. Darum entschuldigte er sich rasch: „Nehmen Sie es nicht übel auf, daß ich herelnkomine. Wenn ich Ihnen sage, ivarum ich das tat, werden Sie mir ver zeihen. Ich hörte jemand sagen, er möchte das Stück gern von jemand gespielt haben, der cs so spielt, wie der Meister es will. Wurden Sie mir gestatten, das zu tun? Ich kann es spielen, wie Beethoven es gespielt imben will!" Dem jungen Mann kamen das Benehmen und die Worte des Fremde» ziemlich seltsain vor. Deshalb hatte er auch «venig Lust, seinem Verlangen nachzugeben. „Ich danke! Unser Klavier ist ziemlich schlecht und «vir haben auch keine Noten!" „Keine Noten? — Hat das Fräulein denn ausweudig ge spielt?" Statt der Antwort sclmute der junae Mann mit einem Blick voll Wehmut und Liebe nach seiner Schwester, die aufge- standen ivar und das Gesicht voll gegen den Meister richtete. Der sok nun zu seinem Schrecken, daß sie blind «var. „Ich bitte tausendmal um Entschuldigung", sagte er selt sam ergriffen, „ich wußte nicht, daß Sie nicht sehen können. Sie spielen also aus dem Gedächtnis?" „Ja. Es bleibt mir nichts ansercs übrig", entgegnete das Mädel,en mit einer Stimme, die wie feine, edle Musik klang. —> „Und wo haben Sie diese Melodie gehört?" „Ich hörte sie ein bißchen überall. Wenn die Fenster offen sind, fluten die Töne in «nein Zimmer von der Sirasze. aus den Nachbarhäusern. Ich versuche dann, sie uachzuspielen!" Beethoven antwortete nichts mehr, sondern setzte sich ans Klavier und spielte seine Sonate F. Spielte sie. wie er sie viel leicht niemals gespielt hatte. Mit tiefer Ergrisseuheit. iw Ge danken einem armen, braven Kinde eine Freude zu machen. Mit angehaltenem Atem lauschten die Geschwister aus das Tongewoge, das unter den Händen des Fremden aus dem alten Klavier herausströmtc. Sie kannten ihr Klavier nicht wieder. War das noch der alte Klimperkasten, den sie schon lauge weg gegeben hätten, wären sie nicht so arm gewesen? — Und nun sang und jubelte und betete cs aus dem Klavier, als wäre es das beste Instrument der Welt Das Mädchen stand mit verkiäriem Gesicht. Die Hände hatte cs gefaltet in heiliger Ergrifieuheit. Es «vor ihm. al» müßte es den ganzen Reichtum dieser Welt in sich auiuehmen, damit nichts, gar nichts verloren ginge. Eine solche Musik hatte es noch niemals gehört. Das «vor, wie «venu ein Engel nom Himmel gekommen wäre, um ihnen ein Füuklein von der himmlischen Musik zu bringen. Am liebsten wäre cs ihr geive- scn, «venu der Fremde niemals mehr ausgehör« hätte. Beethoven hatte geendet. Der junge Monn faßte dankbar seine Hand und sagte: „Wie können wir Ihnen nur danken für die große Freude, die Sie uns beiden bereitet haben? — Wunderbarer Mann, wer sind Sie?" Beethoven sagte nichts. Aber das Mädchen gab mit einem Iubeli'chrei die Antwort: „Oh so kann nur einer spielen, der Meister selber. Ach, es war nur zu kurz. Würden Sie uns die Freuoe machen, noch ein mal zu spielen? Nur noch ein einziges Mal! Sie könnten uns so glücklich machen! Wir haben beide Musik so gern!" Beethoven konnte nicht widerstehen. Nur zu gerne macht« er den beiden jungen Menschen eine Freude. Er sah ja. daß sie arm waren und die Musik die einzige Freude «vor. die ihr armes Dasein erhellte. — Niemals hatte er lieber gespielt als jetzt, wo er bestimmt wußte, daß ourch sein Spiel zwei junge Herzen froh wurden. In dem Zimmerchen «var es mittleriveis« dunkel geworden. Die Strahlen des Mondes sielen wie ein zar ter Hauch durch die Fenster und erhellten das seine Gesicht de» Mädchens, das in seligem Glück erstrahlte. „Ja Ich will noch ein Stück spielen", entgegnete er. „ich werde den Mondscl-ein spielen!" Er setzte sich wieder ans Klavier und beoanu eine schwer mütige, aber munderlmr biße Melodie, die das G-sticht de» Mädchens erhellte, wie die samten Strahlen des Mondes Wie der falteten sich die Käinde, so wie es jemand Int. der etivas Heiliges innerlich erlebt und keine Warle findet, um sein Glück auszusprecln'i«. Beethoven war längst gegangen, als die beiden Geschwi ster Immer noch schweigend im Dunkel losten, iedeo keinen Ge danken uachhäuaend Ihr Herz «var übervoll köeute abend nwchte keines mehr das Klavier auriihren. die Klö"oe des Mei sters lebten sa noch Im Raum, klangen weiter in ihren Kerzen lind sie klingen weiter in ollen Herzen, die jemals Beet hovens „Mondscl-einsonate" vernehmen. MiliiiMGWViWWjWWWW'Ml'iWiiijWWWWWWiiiiiMiW!!^ ' "V Der heroische Opfertod einer Forschers Von Rio de Janeiro wird demnächst eine neue Exivdition aufbrechen, um das geheimnisvolle Amazonien, das riesige, mit tropiscl-em Regenwald bedeckte und in der Regenzeit weithin überschwemmte Tiefland des Amazonas, zu erforscln». Die brasilianischen Zeitungen, die ausführlich über die Vorberei tungen berichten, erinnern aus diesem Anlaß an die furcht baren Schicksale, die vor 15 Jahren eine andere Expedition in diesen Gegenden erlitt, und an den Heldentod eines For schers. der sich selbst für die Rettung seiner Gefährten opferte. Neun Brasilianer hatten sich zu dieser Expedition zusnm- mengefunden, als noch ein Freund, der italienische Musiker Emanuele Macclni, an sie herantrat und sie bat ihn mitzu nehmen. Sie ivollten zunächst nicht, da er ihnen zu schwächlich zu sein schien, aber er bat so dringend, daß sie ihn schließlich mitgehen und auch seine Geige mitnehmen ließen. In den ersten Tagen ging die Reise befriedigend vor sich. Aber ain 27 Juni 1925 kamen die Forscher in ein ungeheuer sich ausdehnendes Sumpfgebiet mit einer pestilenzialiscszen Luft, und sie sahen sich von tausend Gefahren umgeben. Als man den Rückmarsch antreten wollte, begannen um sie herum, aus dein dichten Urwald geschleudert, die schrecklichen vergifteten Blasrohrpfeile der Indianer zu zischen, so daß ihnen auch der Rückweg abgeschnitten war. Zehn Tage lang suchten die zehn Männer verzweifelt nach einem Ausweg, aber wohin sie sich auch wandten, immer wieder stießen sie nur auf Siimpfe und feindliche Indianer. Ein Teil der Forscher «vor bereits voin Troz»enfieber ergriffen, und nur der kleine Musiker schien voll ständig immun. Mitte Juli erreichten die Forscher das User eines Sees, von dem ein reißender Stroin ausging. Aber wi« hätte» sie sich diesem Wasserlaus, der häufig von Wasserfällen unter bräche»« wurde, anvertrauen können? Sie mußten also auch auf diesen Rettungsweg verzichten Und immer wieder wurden sie dabei aus dem Gebüsch mit Giftpfeilen überschüttet Nur noch wenige Tage konnten die zehn Männer aushalten, dann wäre ihr Schicksal l»esiegelt gewesen. Aber eines Morgens mußten die Forscher seststellen. daß der kleine Italiener verschwunden war. und mit ihm ein Falt boot; er hatte auch die Karte mitgenommen, auf der die Stelle angegeben «var, an der sich die Expedition befand. Die Män ner waren jedoch schon so abgekämpft, daß sie nicht lange mehr darüber nachdachten. Es »ergingen weitere sechs Tage; drei Männer schienen mit dem Tode zu ringen, die anderen erwar teten ergeben das unvermeidliche Ende und schossen nur noch aulomatisch ihre letzten Kugeln gegen die Indianer ab. als sie plötzlich ein Donnern am Himmel hörten Ein wunderbar Gesck-ehen. V'er Wasserflugzeuge setzten bald darauf auf den See auf. und den Verzweifelten nahten die Retter mit reich lichen Vorräten und Heilmitteln Dann nahmen die Flugzeuge die Forscher an Bord und brachten sie nach Rio de Janeiro zurück. Wie aber konnte sich dieses Wunder ereignen? Ein klei ner, halbverhungerter Mann, der eine Geige mit sich trug, hatte sich auf dem Faltboot in die reißenden Strudel des Flusses gewagt, so berichteten die Flieger, und er «var, ängst lich seine Karte au seine Brust drückend, schließlich in einer kleinen Stadt gelandet. Der Befehlshaber am Orte hatte sofort die Karte im Kraftwagen nach Rio de Janeiro geschickt, wo das Fliegerkommando benachrichtigt wurde und das Rettung»- n»erk begann. Maccini «var jedoch so krank und so völlig am Ende seiner Kräfte, daß er, sobald er seinen Bericht erstattet hatte, bewußtlos zu Boden sank, und am folgenden Tage «vor er 'tot. Tief erschüttert hörten die geretteten Forsct^r den Be richt von dein heroischen Opfertod Macclnis, der sein eigene» Leben dahingegeben hatte, um das Ihr« zu retten.
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