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Sächsische Volkszeitung : 04.01.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194101043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19410104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19410104
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-01
- Tag 1941-01-04
-
Monat
1941-01
-
Jahr
1941
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.01.1941
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Sonnabend/Sonntag, 4./S. Januar 1941 Sächsische Volkszeitung Nummer 4. Seite S Kudosteuropa Vie neue Rangfolge dev Staaten u. Völkev Die Slowakei weist eine Fläche von -IN »00 Quadratkilometer auf mit 2,7 Millionen Einwohner», wobei die Slowaken über 80 Prozent der Aesamtbevölkerimg ausmachen, denen sich noch 5 Proz. Deutsche, 3 Proz. Tschechen, 3 Proz Ukrainer, 2>» Jin südöstlichen Europa hat sich die Rangfolge der Staa ten und Völker nach den letztjährigen Umwälzungen wesent lich verändert. Die nunmehr durchgeführten Erhebungen in den 8 Staaten, die den Südostraum bilden, ermöglichen uns einen genaueren Ueberblich über die Ländergrötze, die Bevölkerungs zahl und ihre wichtigsten Belange. Der grötzte Staat des SUdostens ist setzt Jugoslawien. Das Königreich Jugoslawien umfatzt einen Flächenraum von 218 000 Quadratkilometer (Deutschland 635 000) mit 14,5 Mil lionen Einwohnern. Die äutzcren Grenzen des Staates sind die alten geblieben, aber im Innern wurden ja dasür die Macht befugnisse zwischen den zwei Hauptvölkern, de» Serben und Kroaten, ganz neu aufgeteilt, und diese beiden Völker machen setzt genau 75 Proz. der Gcsamtbevölkcrung aus, wovon die Serben und die Kroaten 14 behaupte». Daneben gibt cs 8.5 Proz. Slowenen, 5,5 Proz Deutsche, 5.3 Proz. Albaner und 4 Proz. Ungarn. >4 der gesamten jugoslawischen Bevölkerung sind noch als Bauern tätig, und die natürliche Volksvermeh- rung (Geburtenübcrschutz) betrug in den letzten 10 Jahren von 1930 bis 1940 zwischen 11—12 Proz. Autzerhalb Jugoslawiens leben nur winzige Reste von Serben und Kroaten, sodatz für diese beiden Völker ein sogenanntes Minderheitenproblem nicht besteht. An zweiter Stelle steht nunmehr der früher grösste Staat des Südostens: Rumänien. Das rumänische Land misst eine Fläche von 200 000 Quadratkilometer (früher fast 300 000) mit 13)4 Millionen Einwohnern (früher 20 Millionen). Die Rumä nen machen in ihrem Lande seht rund 80 Proz. der Gesamt bevölkerung aus. während ihr Anteil früher nur 66 Proz. betrug. Neben ihnen gibt es noch 5 Proz. Deutsche (stärkste nichtrumänische Volksgruppe). 3 Proz. Ungarn, 3 Proz. Juden, 0,8 Proz. Türken, ebensovicle Zigeuner und kleine Teilchen von Serben und Kroaten. Nach wie vor sind in Rumänien fast 80 Proz. der Bevölkerung in ländlichen Berufen beschäf tigt, und die natürliche Bolksvermehrung betrug im letzten Jahrzehnt ebensoviel wie in Jugoslawien, nämlich 12 Proz. Ausserhalb des Landes, und zwar In dem zu Ungarn gekom menen Siebenbürgen, werden noch 1 Million Rumänen gezählt, die aber in allen lebenswichtigen Dingen Sonderrechte zuge- standcn erhalten haben. Dann folgt an dritter Stelle Ungarn Während Ungarn früher erst an fünfter Stelle marschierte, verfügt es heute über einen Flächenraum von 160 000 Quadratkilometer früher nur 93 000) mit 1314 Millionen Einwohnern (früher 9'/s Millionen). Cs hat bekanntlich die meisten Gewinne aus den Umwälzungen im Südoste» gezogen, weil es nach dem Weltkrieg auch die grötzten Verluste erlitten hatte. In der Einwohnerzahl über trifft es setzt sogar um ein Weniges Rumänien. 75 Proz. sind reine Ungarn, und der Rest verteilt sich auf 8 Proz. Rumänen. 514 Proz. Deutsche, 4 Proz. Ruthenen, 3 Proz. Slowaken und auf ganz kleine Volkssplitter. Da in Ungarn, als dem einzigen Staat des Südostens, die Industrialisierung stärker fortgeschrit ten ist, so sind nur etwa 70 Proz. in ländlichen Berufen tätig, eine Zahl, die vor Jahren noch tiefer gesunken mar. aber durch die Angliederungen agrarischer Landstriche sich wieder gehoben hat. Die natürtiche Volksvermehrung beträgt von 1930 bis 1940 8 Proz., liegt also um etwa 14 niedriger als in Jugoslawien und Rumänien. Durch die Eingliederung der länd lichen Volkskreise wird diese Zahl aber ohne Zweifel wieder beträchtlich ansteigen. Autzerhalb des ungarischen Mutterlandes leben In der Hauptsache nur noch 400 000 Ungarn in Rumänien, ebensovicle in Jugoslawien und 900 000 in den Vereinigten Staaten von Amerika. Der äutzeren Grötze und Volkszahl nach kommt nun an vierter Stelle Griechenland. Grenzrcgulierungcn haben In Grie chenland bekanntlich vor Ausbruch des griechisch-italienischen Krieges nicht stattgesunden, und das Land umsatzt 130 000 Quadratkilometer mit 7,5 Millionen Einwohnern. Während die Deutsches Vslkssz»: Vas Gberufsw gebürt fpil Eine deutsche Weihnachtsltturgie. Im ganzen Inseldeutschtum des europäischen Südostens finden sich Reste uralter Volksspielc, von denen die voll ständigsten und besten das „Christi gebürt sptl" und das „Paradetsspil" in Obcrufer, einem deutschen Dorfe östlich von Prchburg, nahe der ungarischen Grenze, sind. Diese Spiele haben sich wie ein Wunder durch die Aufklärung des Josephi nismus hindurch in diesem abgeschiedenen Winkel des deut schen Sprachgebietes bis auf den heutigen Tag lebendig erkal ten und es ist schönste Aufgabe, sich zur Freude und zur Be lehrung diese Spiele zu erneuern. Der Lehrmeister. Ging im Herbst die Arbeit zu Ende, so kamen — wie der „Lehrmeister" in Oberufer einst dem Prckburger Germanisten Professor R. I. Schräer berichtet« — die Alten zu ihm, ob er nicht ein Spiel zusammenbrtnge, schaden könne es den Bur schen nicht, sich einmal wieder ein bitzchen in der Schrift zu oesleihtgen und hieraus die heiliaen Gesänge einzuüben: was sie In der Schule gelernt, hätten sie eh vergessen. Sind akku rat die richtigen Burschen genug vorhanden, so ruft der Lehr meister sie zu sich doch darf jeder, der mitsplesen will: erstens nicht mit Mädln gehen, zweitens keine Schelmcnltedl singen, di- ganze heilige Zeit über, drittens mutz er ein ekrsanws Leben führen, viertens dem Lehrmeister folgen. Für alle Fehler beim Spielen ist nach bäuerlicher Manier eine Geldstrafe festgesetzt. Beim Lehrmeister-Bauern, einer aus dem mittel alterliche" Meistersang l"b'»dig gcblteb"""» Gestalt vererbt"» sich die Rollenschristen, Kleidungen und Gerät von Generation zu Generation. Woher Wort und Meise des Spieles stammen. Die Oberufererspiele haben am ursprünglichsten Gestalt und Gehalt der mittelalterlichen Volksspiele bewahrt Schon Schräer. der 1862 die Spiel« zum erstenmal — allerdings lei der ohne Melodien — aufzeichnete, zeigte nach Inhalt und Spielart den Zusammenhang etwa des Paradeisspiclcs mit einem in kateinisck^r Sprache überlieferten anglonormannischen kirchlichen Drama „Adam" aus dem 12 Jahrhundert. Wesent liche Liedbcstandtcile des Chrlstgeburtspielcs weisen In die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück« so die Wechselgespräckie und Gesänge zwischen Joseph und Maria. Wiegenlieder und Gesänge der Hirten und der heiligen drei Könige, andere ge hören dem 16 Jahrhundert an. Anfänglich mündlich weiter vererbt wurden die Spiele bald niedergeschrleben. Die Hand schriften, die die Spiele enthielten, sind in einem furchtbaren Dorfbrand Im Jahr« 1877 vernichtet worden. Aber 12 Jahre später erneuerten die Bauern das Spiel au» dem Gedächtnis und führten «« wieder auf. Griechen den Hauptanteil der Bevölkerung stellen (90 Proz.), gibt cs doch noch eine starke Gruppe von Albanern und Bul garen. deren Zahl allerdings nicht genau fcstgestellt werden kann, da sie in den bisherigen Statistiken als Griechen gejährt wurden. Teile von Mohammedanern und Juden schlichen sich an. Die eigentlichen Griechen sind bekanntlich Mischlinge ans Altgriechcn, Slawen (Bulgaren) und Albanern, und nur 60 Proz. sind noch in ländlichen Berufen tätig, wogegen die übri gen als Seefahrer, Händler, Kaufleute und Handwerker die kleinen und mittleren Städte bewohnen. Der natürliche Volks überschutz im letzten Jahrzehnt liegt unter 10 Proz. Autzerhalb Griechenlands sind nur kleine verfprengte Gruppen von Grie chen zu finden. Zu einem neuen grötzeren Staat ist auch Bulgarien heran gewachsen. Bulgarien steht nun an fünfter Stelle im Südosten, und während cs früher nur den dritten Teil von Rumänien ausmachte, ist es heute mehr als halb so grotz wie das neue Rumänien und umfatzt 110 000 Quadratkilometer mit 7 Mil lionen Einwohnern. Die Bulgaren machen 82 Proz. der Gesamt bevölkerung aus, und somit ist Bulgarien der slawische Südoststaat, wo das Staatsvolk den höchsten Prozentsatz unter allen anderen Völkern im Staate einnimmt. An Nichtbulgaren gibt cs noch 10,5 Proz. Türken. 2,5 Proz. Zigeuner. 1,8 Proz. Pomaken und kleine andere Volksteile (auch 5000 Deutsche). Die bulgarische Bevölkerung ist zu 83 Proz. in ländlichen Be rufen tätig, und der Bevölkerungszuwachs, der schon 1920 bis 1930 über 20 Proz. betrug, hat sich zwischen 1930 nnd 1940 fast auf der gleichen Höbe aehalten. So gekört Bulgarien in benölkerunasvolltischer Hinsicht zu den stärksten Staaten im Südostcn. Bei weitem nicht alle Bulgaren leben im Mutter land. denn es gibt noch 1,8 Millionen in anderen Ländern: besonders in Griechensand, Jugoslawien und In der Europä ischen Türkei. Von den drei dann noch verbleibenden südöstlichen klei neren Ländern ist die Slowakei an erster Stelle zu nennen. Proz. Ungarn und kleine Gruppen von Inden und Zigeunern anschlietzen. Auch die Slowakei ist zu 80 Proz. bäuerlich, und die Volksvermehrung im letzten Jahrzehnt betrug 12 Proz. Diesen Slowaken des Mutterlandes stehen noch etwa 500 000 in Ungarn und 1 Million in Amerika gegenüber, die alle engste Verbindungen mit ihrem Mutterland unterhalten. Dann folgt Albanien. Das kleine Albanien steht an vor letzter Stelle unter den Südoststaaten und meist 27 000 Qua dratkilometer mit 1.1 Millionen Menschen auf, wovon 90 Proz. Albaner (Nachkommen der alten Iilqrer) sind Neben ihnen gibt es seil der Schutzherrschaft Italiens eine starke (gruppe von Italienern, die als Kolonisten, Kaufherren und Ingenieure ins Land kamen. 75 Proz. der Bevölkerung sind in der Land- und Waldwirtschaft, mit zahllosen kleinen ländlichen Hand- iverkcrbetrieben tätig, mährend im übrigen der Ausbau des Verkehrswesens (Eisenbahn und Strntzen) eine steigende Volks zahl in Anspruch nimmt. Die von 1920 bis 1930 zu Tage ge tretene aussergewöhnliche Bolksvermchrnng van 27 Proz. hat im zweiten Jahrzehnt, wenn auch nicht in voller Stärke ange holten. Van den Albanern leben noch stärkere Teile, wie schon erwähnt, in dem benachbarten Griechenland. Endlich an letzter Stelle folgt die Europäische Türkei. Dieses kleine Südostland, das von den letztjährigen Uniwäl zungen unberührt blieb, umfatzt 24 000 Quadratkilometer Fläche mit ebenso viel Einwohnern wie Albanien, nämlich 1.1 Million. Die Türken machen etwa 85 Proz. der Bevölkerung aus, neben denen es an fremden kleinen Volksgruppen vor allem noch Griechen und Juden gibt. Nur die Hälfte des Volkes übt einen ländlichen Beruf aus. während die übrigen meist als Händler und Kaufherren in den Städten wohnen. Die Valksverni-'rung ist ebenso hoch wie in Albanien, und autzerhalb des Landes leben noch etwa 1.5 Millionen Türken über falt alle Länder des Balkans verstreut. Die Gesamtbevölkerung des Südolteus in den 8 Stcwten beläuft sich nunmehr ans 61 Millionen Menschen. A. Aus der Geschichte der Reliquien der Hl. Drei Noch strahlt der Stern von Bethlehem im Chor des hohen Doms zu Köln, da öffnet sich das Gitter am „Dreikönigenaltar" und zeigt uns wiederum den herrlichen „Dreikönigenschrein" in seiner glcitzenden und schimmernde» Pracht, in seiner maje stätischen Würde und Erhabenheit, der die Reliquien der drei Könige umschliesst. ... Es war in den Iulitagen des Jahres 1164, als die alte Bischofsstadt Köln zu einer Feier ganz besonderer Art rüstete: gar wertvolle Reliquien sollten zu Schutz und Heil der Stadt am Rhein eingeholt werden! Ein Brief des Erz bischofs Reinald von Dassel, des Kanzlers des Kaisers Barba rossa. war an das Kölner Metropolitankapitcl mit der tren digen Mitteilung gelangt: Neben anderen Erweisen seiner Freigebigkeit, mit der er (der Kaiser) uns früher bereits reich- lich bedachte, hat er uns jetzt wahre Kleinodien verliehen, nämlich die ruhmvollen Leiber der hl. drei Weisen und Könige, die dem Herrn in der Krippe ihre kostbaren Gaben darbrach ten, die Erstlinge der Heidenwelt. Vorbilder und Vorzeichen der Kirche, die dereinst aus den Heiden sich bilden sollte . . ." Bereits am 11. Juni waren die Reliquien aus der Kirche des el zu Weihnachten Bauern spielen. Jin Jahre 1928 war der 67jährige Landwirt Michael Wen delin als „Lehrmeister" der Träger der uralten Uebcrlieferung. Mit ihm zogen die Singer nach dem Herkommen um Weih nachten an den Werktagen zum Spiel in der ganzen Gegend herum, während sic sonst an den Sonntagabenden vom 1. Adventssonntag bis Dreikönigstag Im Dorf selbst spielten. Der ersten Ausführung ging «in feierlicher Auszug der „Com panie" von Spieler» und Singern aus dem Hans des Lehr meisters voraus. Voran wird der Baum des Paradieses, ein Wacholderbaum, neben ihm ein goldener Stern an langer Stange getragen. Bis 1910 wurde das Spiel mitten im Raum aufgeführt. Erst später wurde es auf die Bühne gedrängt. Datz die Gestalt der heiligen Maria von einem jungen Mann dargestellt wurde, ist ein Beweis mehr für das höhere Alter der Oberuferer Spiele gegenüber ähnlichen Spielen in der Steiermark. Der Eintritt kostete früher zwei Kreuzer, für Kinder die Hälfte. .Das reick-e zur Bestreitung der Auslagen", meinte der ölte Lehrmeister. Die Companie zieh« auf. In rührender Einfachheit stellt- die Bühne örtlich Aus- «Inanderliegendes zusammen und deutet mit kurzen Worten grotze Vorgänge In köstlicher ilnmlttelbarkelt an. Der „Sterngesang" — die Ansprache des ländlichen Meistersingers an seine lieben Singer — bebt mit ihnen zu einem Grütze» nnd Ansinnen an. dos von Gott Vater sich durch alle Welt bis zum Lehrmeister erstreckt Die feierlich-starre Art. mit der die Snieler cinziehe» und die Verse bei einem gehobenen Auf- und Absckreiten singen oder sprechen, hat etwas Liturgisckzes an sich Beim Eintritt in den Raum wird das Lied „Unseren Eingang segne Gott" gesungen. Der Verkündigung folgt das Zwiegespräch Josephs und Marias vor der Herbergsuckze. Das eigentliche Spiel gliedert sich In die .Haupttelle. Christi Ge burt das Htrtenspiel. das Dreikönigspiel samt des Herodes Schuld und kläglichem Ende. Maria und der Engel singen, Joseph und die anderen Versonen sprechen, soweit nickt alte und neuere Lieder zum Weckselgesang veranlassen. Für die Kumpanen gilt cs für die Umzüge durchweas zu singen. Die Dreizakl spielt bei der Personenanzahl eine Molle: Drei Hirten, drei Wirte, drei Magier, drei feindliche Mächte. Wie der Engel das Weihnachtsspiel einseitet, so svricht er auch als Schlntzwort einen feierlichen Gutenachtgrntz. Bewahrung und Erneuerung. Die Oberuferer Spiele sind im letzten Grund gottesdienst liche Handlung aus dem urtümlichen religiösen Sein und Le ben des Volkes kcraus. Das Auslandsdeutschtum, das heute zurückkehren darf, hat uns diese Erbgüter bewahrt und da durch bewiesen, datz es einer Heimholung voll und ganz wür dig ist. Wer der Väter Art treu bleibt, gehört heim ins Reich. Dort kann uns allen ein solches Spielen und Singen von „Mar>a und Jesse" Vorbild sein bei dem Erwackzen von me- scnsfrisck^m neuverinnerlichtem Christentum im gesamtdeut schen Raum. Martin Kuhn. Aönigc hl. Eustorgius in Mailand erhoben und über die Alpen gebracht worden. Am 23. oder 24. Juli wurden die Reliquien an der Stelle, wo heute noch das „Dreikönigenpförtchen" die Erinnerung fest- hält, in das heilige Köln hereingetragen und unter dem östlichen Bierungsturm des alten romanischen Doms niedergestcllt. Einige Jahre später wurden sie in dem herrlichen „Dret- königenschrein" geborgen, der in den Jahren 1175 1215 in der berühmte» Benediktinerwerkstätte von St. Pantaleon als die glänzendste Leistung dieser Zentrale mittelalterlicher Gold- schmiedckunst entstanden war. Als der Schöpfer gilt der be rühmte Meister Nikolaus von Verdun. Der Schrein zeigt im Aufbau eine dreischiffige romanische Basilika mit überhöhtem Mittelschiff, wodurch die horizontale Doppeltcilung des Innern, das neben den Reliquien der drei Könige auch jene der Mnrtqrer Felix und Nabor und des Gregor von Spoleto umschlicht, zum Ausdruck kommt. Wenn auch der Schrein zu Beginn des 19. Jahrhunderts um ein Joch gekürzt und der ursprünglichen Bedachung beraubt worden ist, fo ist er auch so noch ein Werk von hinreitzcnder Pracht. Aus dem blendenden verwirrenden Glanz dieses wundersamen Wer kes tritt doch ein einheitlicher Ausbau heraus: Arkaden in Rnnd- oder Kleeblattbogen gliedern die Flächen nnd bergen, herrlich gearbeitete Silbcrstatuetten. in denen die hoheitsvolle Würde des ernsten romanischen Stiles zum Durchbruch gelangt, unten die Propheten, oben die Apostei. Ans der vorderen Schmalseite erscheint unten die Gottesmutter mit dem Kinde, der sich von links die drei Könige mit Otto lV. nahen. Im oberen Blendbogen thront ein Salvatorbild von königlicher Erhabenheit. Die rückwärtige Schmalseite zeigt unten Gettze- lung und Kreuzigung und oben ein hoheitsvolles Christusbild mit Felix und Nabor, deren Reliquien ebenfalls im Schreine ruhen. Immer Inniger verwuchsen nun die „drei Könige" mit Geschichte und Kunst der Stadt Köln, das die Heimat des „Drcikönigenbildes" geworden ist. in deren Stadlwappen sich „drei Kronen" finden. Als im Jahre 1248 der östliche Teil des romaniichen Domes ein Raub der Flamme« wurde, brachte man den Drei- königenschrein in den vom Feuer verschonten westlichen Teil des Gotteshauses. Denn im Osten wuchs noch im gleichen Jahre die neue Mctropolitankirche empor. Denn der Besitz dieser einzigartigen Reliquien hatte längst schon Wunsch nnd Gedan ken laut werden lassen, den gnadenspendendcn Magiern ein Haus der Verehrung zu schaffen, das an Grötze und Schönheit alle Kirchen übertreffen sollte. Zu dieser neuen Domkirche, der vierten Bischofskirchc des Erzbistums, legte der Erzbischof Konrad von Hochstaden im Jahre 1248 den Grundstein, die in gewaltigen Äusmatzen emporwuchs in den Formen der him melstürmenden Gotik und nach ihrer späten Vollendung vor sechzig Jahren dasteht als das gewaltigste Bauwerk auf deut- fcher Erde, ein Symbol deutschen Geistes, deutscher Kunst und deutscher Einheit. Als im Jahre 1322 der Cbor vollendet und der gottes dienstlichen Bestimmung übergeben worden war. wurde auch der Goldschrein in den neuen Dom gebracht Nack dem Bericht des Chronisten mutz es eine autzerardentlick feierliche Begeben heit gewesen sein, als der Zug, in dem sechzehn Reliquien schreine aus Kölner Kirchen dem Dreikönigenschrein voran getragen wurden, sich dem neu vollendeten Gotteshaus uäherte. In der „Dreikönigenkapelle" hinter dem Hochaltar wurde der kostbare Schrein niedergestellt und später vom Er-bischof-Kur« fürst Marimilian Heinrich ans dem Hause der Wittels bacher mit einem barocken Marmorgchäuse umfriedet. Aber auch hier sollte die endgültige Stätte noch nicht sein Beim Herannahen der Franzosen im Jahre 1794 wurde der kostbare Sckrein in der Prämonstratenserkircke zu Wedinghausen ver borgen Im Iabrc 1804 konnten die Reliauien nnn zum zweiten Male ihren Einzug in die Kölner Bischofsstab» Kalten. Der Schrein wurde im Jahre 1807 wiederum in der Dreikönigcn- kavelle aufaestellt. von wo er im Iakre 1864 in die Schatzkam mer gebracht wurde. Hier im nördlichen Querschiff des Dome» erstand auch der ..Dreikönigenaltar" aus dem früheren Mar morgehäuse. in dellen geöffneter Altarwand bei festlichen An fällen — am 6. Januar und am 23. Juli — der herrliche Schrein gezeigt wird Die Geschichte dieser Reliquien ist mit Köln eng ver bunden, wie es schon In der Koelhossschen Chronik heitzt: „Don der Zeit an hat die heilige Stadt von Köln sehr zugenommen an Ehren und zeitlichen Gütern, und zwar in dem geistlichen Staate wie in dem weltlichen Staate." Dr. W. R
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