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Sächsische Volkszeitung : 24.12.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194012241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19401224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19401224
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-12
- Tag 1940-12-24
-
Monat
1940-12
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 24.12.1940
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In den ^Ägen ä68 Köni§8 Herocl68 Von k^ranr IMekel ^Viliam In seinem bereits im 23. Tausend erschienenen und in acht fremde Sprachen übersetzten „Leben Jesu im Lande und Volke Israel" (Verlag Herder, Freiburg i. B.) schildert Franz Michel Willam dle Zustände im Heiligen Land zur Zeit der Ankunft des Erlösers sehr tressend und anschaulich. Wir geben dle Schilderung im folgenden wieder. „In den Tagen des Königs Herodes", so beginnt Lukas p, ö). In diesen Worten liegt ein Hinweis aus ein« Zeit der Drangsal. Herodes war ein Emporkömmling, der sich in gleich hohem Grade auf listige Muke und gewalttätige Unterneh- munaen verstand und vor nichts zurückschreckte, wenn es galt, sich selbst zu behaupten. Sein Vater, Antipater, «in Halbbeduine ans Edom, war noch in den Diensten des Herrschers Hyrkan gestanden, tat- söchltch hatte jedoch er den Regenten regiert. Bis ihn ein gewisser Malichug Antlpater vergiftete, tat er alles, um seine beiden Söhn« Phasael und Herodes vorwärts zu bringen. Herodes, noch viel begabter als sein Vater, setzt« das Werk fort. Sein Bruder siel in den Kämpfen um die Herrschaft, zum Glücke darf man wohl sagen; denn früher oder später wäre «ine Entzweiung der beiden Brüder doch unvermeidbar gewesen. Rücksichtslos schasste Herodes jeden aus dem Wege, der ihm gefährlich schien. Während er gegen die Nebenbuhler aus den Kreisen der Großen des Landes mit Schwert und Gift vorgina, suchte er die Gun» des Mischen Volkes, und was noch wichtiger war, das Wohlwollen der jeweiligen römischen Machthaber zu ge winnen. Wissend, daß der Tempel in Jerusalem nicht blotz den religiösen, sondern auch den nationalen Mittelpunkt des Landes bildete, lieh er ihn erweitern und auf das herrlichste schmücken. Di« prachtliebenden Morgenländer wären dadurch wohl geblendet worden, hätte der König nicht zur gleichen Zeit auch Tempel siir die Götter Roms und Tkwater für römisch« Spiele und Rennbahnen für römische Wettkämpfe bauen las sen und sich in feder Beziehung als ein Freund dieses Volkes gezeigt, das ein Feind Israels war. So wurde das Iudenland während seiner Regierung in jenen einzigartiaen Vorgang einbezogen, der an den Grenzen des römischen Reiches überall einsetzte: Die Länder gerieten zuerst unter „römischen" Einflutz und wurden durch die ein heimischen König«, welche mit der Weltmacht sympathisierten, halb römisch gemacht; es mutzte sich dann nur noch irgend ein Zwischenfall ereignen, so verschwanden die alten Herrscher, und man erklärte das Gebiet auch nach nutzen hin als eine römische Provinz. Und meistens gelang es der römischen Megierunas- kunst In kurzer Zeit die Einwohner zu „beruhigen", wie Cäsar sich ausdrückt, das heitzt, dem gewaltigen grotzen Organismus des römiscl)en Reiches einzuverleiben. Jedermann konnte unter Herodes fühlen, datz dessen Ne gierung «ine solche Uebergangszeit darstellte. Herodes lietz einen politischen Mord dem andern folgen, um seinem Ge schlechte den Thron zu sichern. Gerade dadurch wurde den Römern immer wieder Gelegenheit gegeben, sich In die Inneren Landesangelegenheiten einzumischen. Was die Einbeziehung In das Gebiet des römischen Reiches alles mitbrachte, Ist schwer erschöpfend zu schildern; nur die Umwälzungen auf religiösem Gebiete seien kurz an gebeutet: Mit der griechischen Sprache konnte man sich in allen Provinzen dieses unaeheuren Meiches verständigen: in Iern- wlem und am See Genesareth, am Euphrat und Tiaris. am NU und in den Oasen der Sahara,,in den Häfen Italiens und Spaniens und in den Bückten des Schwarzen Meeres, an der Themse, am Mein und an der Donau. Die Schranken zwischen den einzelnen Völkerschaften fielen. Kein Volk vermochte wäh rend solcher Verschiebungen den Glauben an seine alten, an gestammten Götter zu bewahren. Niemand mehr hielt in tiefem, einfachem Ernste an den Göttern der Heimat, den Be schützern eines kleinen Gebietes fest, da eben alle diele Gaue mit ihren alten Grenzen zu Klotzen Verwaltungsbezirken des einen römischen Reiches geworden waren Nachdem einmal der alt«, in seiner Art starke Götterglanbe, der die kleinen Staa- 1«n geschaffen hatte, für immer verschwunden mar, neigte man noch eher dazu, auf Götter zu vertrauen, die man nickt so gut wie die eigenen kannte. Man lanfckte ans die Berichte von Zuaewanderten: diese wiederum beriefen sich auf wunderbare Aufträae zur Werbung für Ihre Götter und zur Gründung neuer Tempel. Da entstanden neben Pen öffentlichen Zere monien und Festen für die alten Götter des Landes auch aller lei Winkelkulte für fremde Gottheiten. In so manclnm Lande hatten sich diese Vorgänge sckan vollzogen oder vollzoaen sich nach zu gleicher Zeit, als sie auch in Israes «insetzten. Aber die Begegnung Roms mit dem Volke Israel imrrde etwas vollkommen Neues, etivas, was auf alle Heiden aufreizend wirkte, mochten sie nun als Beamte non Rom oder als Händler vom Nil oder von Spanien oder als Söldner von Frankreich oder Deutschland — Herodes hakte sa auch Söldner aus unseren Gebieten I — in dieses Land kommen. Dieses lächerlich kleine Volk auf den steinigen Höhen zwischen den fruchtbaren Ufern des Nil und des Euphrat stemmte sich nun gegen die „Entwicklung". Es lietz seinen Golt Jahve keiner andern Gottheit gleichst«!!«». Der römiscl-e Jupiter war von den Griechen mit Zeus, von den Aeaypicrn mit Ammon und von asiatischen Völkerschaften mit Baal in Verbindung gebracht worden; Israel duldete keinen Götter austausch und wollte nichts wissen von einem Iupitcr-Ialwe. In. es behauptete sogar, de» einzigen und allein wahren Gott allein und einzia zu kennen, ibn, der Himmel und Erde er schaffen hotte. Er selbst hatte sich ihnen gcossenbart, hatte sie darüber belehrt, wie sie beten und opfern mutzten; alle an dern Götter waren nur Träume, Spuknestaltcn oder Dämonen; wer ihnen opferte, opferte wie ein Blinder. Jeder Heide, der Ins Land kam. mutzte sich, solange er nicht selbst an den gleichen Gott glaubte, an der Haltung des israelitische» Volkes stotzen. Und es war eine Tatsache, datz der letzte B-Itte»- dey Landes den vornehmsten Heiden noch als «Inen Menschen betrachtete, der gerade In den wichtiasten Fra gen des Lebens weniger wntzle als er selbst. Er galt als ein „Unbeschnittener", als ein nicht volloiiltiger Mensch. Der Mit telpunkt dieses Volkes war der Tempel zu Jerusalem. Dort gab es «In Allerheiligstes in einem Bau, der von weiten Vor höfen umschlossen war. Jedes Gebet, das an dieser Stätte ver- Krippenlleäer Krippenlieder! Nicht nur die Innigkeit, auch die Härte der Geburt Chcisti finden wir in ihnen versinnbildlicht. Im 13. Jahrhundert ging eine ungeheure Welle des Glaubens über Deutschland und Italien hin. In dieser Zeit erwuchs die Begeiste rung zum Krlppcnlied. Sie regte Maler. Krippenbauer und Dichter an, die meistens aus dem Volke kamen und unbekannt blieben. Mit diesen Kripponliedern zogen die grötzeren Kinder von Haus zu Haus und trugen sie unter mehr oder weniger schöner Begleitmusik vor: Heinrich von Lausenberg (um 1150) singt: In einem Krippli lag ein Kind; Do stund ein Esel und ein Rind, Do bei war auch die Magd so klar, Maria, die das Kind gebar. Jesus, der Herre min, Der war das Kindelin, Do singet Ihm der Engel Chor, Mit sützer Stimme vor: Gloria, Lob und Würdigkeit Sei Gott Im hohen Reich gefeit (gesagt). Jesu, der Herre min. Der war das Kindeltn. In Martin Luthers Krippenlied, dem ein altdeutsches Wiegenlied zugrundeliegt, heitzt cs: Des eigen Vaters einig Kind Itzt man in der Krippen sind, In unser armes Fleisch und Blut Verkleidet sich das ewig Gut. Den aller Welt Kreis nie beschloß, Der liegt in Mariens Schatz, Er ist ein Kindlein worden klein, Der alle Ding erhält allein. Das folgende Lied singt man heute noch auf Capri: Herz und Ohren macht nun auf, Auch die Speisekammer; Freudentag ist heute, Ein froher Gottestagl Ein Kind ward heut geboren Ganz arm und blotz; Mit Ihrem Atem wärmten Es Ochs und Eselein. Denkt dran, wie einst die Hirte» Und dle Magier aus Morgenland Sich vor der Krippe des Kindes Auf die Kniee niederlietzen. Datz schon vor mehr als zweieinhalb Jahrhunderten ita lienische Krippenlieder am Münchener Hofe vorgctragen wor den sind, ist bezeugt. Ihre grotzartigste Pflege erreichte die italienische Literatur am Münchener Hofe unter Ferdinand Maria und seiner Gemahlin Adelheid. Mit Adelheid (von Sa voyen) hielt 1662 die italienische Dichtung ihren Einzug in kreust euckl Bon Karl Heinrich Mohr Man schrieb den 23. Dezember. Gerd Nikolai, besten Häus lichkeit seit Tagen ble Vorfreuden des sich nähernden, einzigen Festes atmete^ hatte am Morgen frohgemut den Weg zur Arbeit angetreten. Mitzmutig und niedergeschlagen kehrte er am Abend zurück. „Was hast du nur, Liebster?" forschte Luise, erschrocken ob der ihr unerklärlichen Wandlung ihres Gatten. „Ach, latz mich i-", klang es müde und ausweichend zurück. ?lber dle Gute und immer um das Wohl ihrer Lieben Be sorgt« lietz nicht locker. Ihren Arm um seinen Nacken legend, bat sie herzlich und innig, sie doch Anteil nehmen zu lassen an dem, was ihm bedrücke. Unfähig, ihren lieben Worten länger zu widerstehen, erzählte Gerd nunmehr, welcl>cn Aerger er im Geschäft gehabt hatte. Es stimmte etwas nicht bei der Abrech nung, und der Verdacht einer Nachlässigkeit ivar auf ihn, der noch nie im Leben sich das geringste hatte zuschulden kommen lassen, gefallen! Da es nicht gelang, dle Angelegenheit auszuklä ren und morgen, am Tag des Heiligen Abends, das Kantor ge schlossen blieb, hatte der Chef bestimmt, die leidige Angelegen heit vis nach den Feiertagen ruhen zu lasten. Mit dem Ausruf: „Und da soll ich eine .fröhliche Weihnacht' feiern?!" beendete Nikolai seine Geschichte. Liebevoll strich ihm Luis« über di« Wangen. Dann lächelte sie ihm zu und sagte: „Ja Liebster, dennoch sollst du froh sein! Datz dein Gewissen rein ist, das weitz ich. das brauchst du mir gegenüber gar nicht zu betonen. Die Sache wird auch sicher ge klärt werden. Latz nur gut sein und schlage dir di« trüben Ge danken aus dem Kopf!" „Wenn ich da« nur könnte!" seufzt« Gerd auf. Halb trau rig, halb trotzig stietz er heraus: „Datz Gott dies zugelasten hat, das ist mir — eine sonderbare Bescherung zu Weihnachten!" „Aber —!" schalt seine Gattin mit erhobenem Finger, „wie kannst du so etwas sagen, Mann?! Haben wir nicht se und se die Gnad« des allglltigen Gottes erfahren dürfen? Und tut sie sich nickt gerade setzt, zum Geburtsfest des Heilands, wieder ganz besonders kund? Hat es se ein sckpineres, von größerer Liebe zeugendes Geschenk gegeben als das Erscheinen Christi?" „Ich weih sa, mein. Lieb", erwachte der Bedrückte nun endlich aus seiner Betäubung, „und Ich will mich auch bemühen, froh zu sein." Ein Jreudenschimmer huschte über das Gesicht des Mannes. Boller Güte und Liebe gemahnte die Gattin und Mutter: „veffne dein Herz nur gm^ dem Kindlein In der Krippe. Dann ist alles gut!" Der Rest des Abends verlief, nicht zuletzt dank Luisens gutem Beispiel sowie der Kinder unbekümmertem, munterem und erwartungsvollem Gebaren, in zunehmtnder Fröhlichkeit. Gerds Mltzqeschick schien vergessen. Am folgenden Morgen jedoch, als er gerade dabei mar, den Chrtstbamn auszustellen, wurde er mitten im schönsten Tun ganz unversehens an die Gesck-ehnisse des gestrigen Tages erinnert. Es klingelte plötzlich, und als er öffnete, stand kein anderer vor ihm als Herr Krämer, sein Chef! Nikolai ivar sprachlos, brachte kein Wort heraus. Allein Krämer löste sogleich die Spannung, indem er dem Verdutzten eröffnete, datz cs ihm in später Abend stunde, als er sich in aller Ruhe den Fall noch einmal varimhm, noch gelungen sei, ihn zu klären. Ein anderer habe sich einen Rechenfehler geleistet, das sei alles. Und so stehe er nicht an, das seinem bewährten, treuen Mitarbeiter widerfahrene Un recht wieder gutzumackcen, indem er ihm persönlich Besäßest) gebe. Damit das scköne Weihnachtsfett ja keine Trübung für ihn und die Seinen erfahret .Na. sichst du, Männck-en", frohlockte Luise, als Gerd ihr glückstrahlend die überrasch<mde Kund« brockte, „habe ick nickt gleich aesaat. datz zum Kopfhängenlassen keine Zeit ist am hei ligen Christfest?!" .Halt reckt. Liebling", rief Gerd bewegt gus, „ein Fest der Frecide soll es allemal kein, — wie l-abe ich hieran mich nur einen Augenblick lang irre werden können!" Und so wie Luise und Gerd, so sollen und wollen mich wir, wir alle in Stadt rnid Land, die mir an das hekre Ge burtstagskind glauben, uns über olle Beschwerden des Alltages hinweg treuen ob des göttlichen Geschenkes seiner Ankunft! Darüber hinaus aber geleite dankbare Freude das deutfche Volk durch die festlichen Tage und hinein ins neue Jahr! Denn alles, was das nun zu Ende gehende uns an Erfolgen im Kampf um Freiheit, Recht und Ehre mit dem Ziel eines lange währen den und gesicherten Friedens gebracht hat, iväre ohne des Him mels Segen nimmermehr möglich gewesen! richtet wurde, jedes Opfer am Morgen und am Abend, jede Feier am siebten Tage, am Sabbate, jede Echriftlesung und Gesetzerklärung, besonders aber jedes der großen Feste, zu de nen das ganze Volk In Jerusalem zusammenströmte, prägte es den Israeliten ein, datz sie das auserwählte Volk waren und blieben. Vom grotzen Brandopferaltar stieg beständig eine Rauch säule zum Himmel und verlor sich in seinem Glanze, wie in sein Inneres geheimnisvoll ausgenommen. Am Morgen und Abend wurde sie dichter; dann brachte man die vorgeschrie benen Opfer dar. Ein Priester ging in das Heiliatum und legte Weihrauch auf die Glut, welche ein anderer Diener des Heiligtums vom Brandopferaltar hineinaetragen hatte. Es ertönten die Posaunen; alles Volk warf sich nieder. Es mutz ein ähnlicher Anblick gewesen sein, wie er sich heute noch bietet, wenn die Beduinen der Wüste mit dem Antlitz ans der Erd« in Scharen beten. Ein gedämpftes Murmeln erfüllte die Vor höfe; ein vollständiges Verstummen bei solch feierlichen An lässen wäre für die Morgenländer gegen das innerste Emp finden. Es Ist kein Wunder, wenn dieses V-rbundensein des Volkes in seinem Glauben den Nichtglanbenden als eine Ver schwörung erschien, welche gegen alle andern Völker gerichtet war. Und dock lag nun die Macht Im Lande Israel in den Händen von Ausländern. Herodes, ein verhakter .emlbbeduine, gebot unter dem Schuhe der Römer über seine Gaue. Jetzt mutzte der große, von Gott verheißene Netter, der Messias, sich zeigen! Dos Volk war im Innersten ausgcwühlt und harrte auf sein Erscheinen Dies bedeuten die Worte: „In den Tagen, als Herodes König von Judäa war". au8 alter Leit München, wo italienische Kunst und Musik schon lange bekannt waren. In Archivakten sanden sich »eben Dichtungen Adcchcids auch einige Krippenlteder. Von der „Kantate", die der Gottes- mutter in den Mund gelegt ist, fallen die beiden letzt'» Stro phen durch ihre echte Mütterlichkeit auf: Du liegst in meinem Mutterarm, Der dich qls Wiege schützt und hält: Hier weile, frei von Schmerz und Harm. Wann und wie lang es dir gefällt. Nicht fanden wir in Bethlehem Herberg, kein Dach, von allem blotz, Co sei nun dein Jerusalem Mein Arm dir und mein Schoß! In Italien, in den Sabiner Bergen, nennt man die Schä fer Pifferari. Sie kommen kurz vor der Heiligen Nacht vomt Gebirge, um in den Straßen der Städte die Geburt des Gottes« Kindes anzukündigen. Gewöhnlich ziehen drei zusammen unh> spielen vor einem Madonnenbild auf drei Instrumenten: Oboe, Schalmei und Triangel. Nach Aufzeichnungen des Dichter« August Kopisch lautet das von den PIsserari meistgesungeni Lied: Als dort das Kind zu Bethlehem gebaren, War's Mitternacht, und schien doch Heller Mittag! Solcherlei Schimmer Sah man nimmer An den Sternen dazumal! Der am hellsten brannte, Der ging, die Weisen zu rufen im Morgenland« Die Schafe sahen alle an den Hirten; Der Engel aber, Heller als die Sonne, Als er erschienen. Sprach er zu ihnen: Wohlauf, nicht fürchtet euch. Freut euch und lachet, Die Erde ist wieder zum Paradies gewachst! Der 8t6pksn8t3g Da der Stephanstag auf den zweiten Wcihnacklsseicrtag und in die Zeit um die Wintersonnenwende sollt, die seit alter» her als die geheimnisvollste Zeit des ganzen Jahres gilt, so hat diesen Tag frühzeitig schon ein reiches Volksbrauchtum um« woben, das mit dem von vielen Legenden umrankten Leben des Apostels wenig zu tun hat. D-e Mytholoqen glauben hier Zusammenhänge mit der altgermanischen Wintersonnenwende zu finden und sehen in Stephan den Verdränaer beuv den vorchristlichen Nachfolger des am aleichzeitigen Iulfest die Erde mit Fruchtbarkeit segnenden Lichtgottes Frcnr oder auch des bei vielen.germanischen Stämmen obersten Gottes Wodan, der am Tage der Wintersonnenwende aus seinem Schimmel di« Fluren segnend dahinritt. Der wachsende Kult des Erzmartyrers Stephanus, dem man allenthalben Gotteshäuser weihte — es sei nur an die herrlichen Stephansdome in Wien und P-.slw erinnert —, machte ihn in weiten Kreisen beliebt und volkstümlich. So wurde St. Stephan der Pferdepntron. nach Hindringer der „älteste und patroziniumsgeschichtllck hervorragendste", dessen Bild im Lechrain häufig an den Stalltüren bangt. Er wurde auch der Schutzherr der Pferdeknechte und Kutscher, sowie auch der Maurer. Böttcher und Schlendcrcr. In manchen Gegenden herrschte noch im späten Mittel- alter die Sitte, daß die Bauern fasteten, damit die Fürbitte des Heiligen das Futter für das Dich im kommenden Jahre sicher stelle. Mancherorts „staffelten" die Bursck'n. d. h. sie trieden Mcrhand Unfug, sic verstellten Möbel und sonstige Ge genstände und machten großen Lärm dabei Iünaere Leute sangen von Haus zu Haus ziehend „Weihnockten" und. heisch ten Gaben dabei. Am Gedächtuistag des P'erdepatrons be schenkten die Pserdebcsitzer dm Armen mit Etepbansbrot. bc« sonders In Westfalen und Württemberg. Im ganzen germanischen Naum ins nach Skandinavien hinaus fand nm Thomastag die Haserweihe in der Kirche oder vor der Kirche oder im Freien statt lsie findet sick im Bres lauer Nitugl« noch im Jaime 18011; der geweihte Hafer wurde meist nm Stepbanstage selbst zum Schube aeaen Krankheiten unter das Viehfutter gemischt oder im Frühjahr in die Saat frucht gegeben. Einige Formulare erweitern die Hoierweihe zu einer Segnung von Futtermitteln. Samen oder Gcttcide mit Gebet um deren Gedeihen. Im Otten Deutschlands a->b es das Haferwerfen (Stekseln), das an dst Steinigung des >'l. Stepha nus gemahnen sollte. In der Kirche oder beim Austritt aus der Kirche wurde der Geistliche mit Hafer beworfen, ander wärts z. B. in Veutben überschütteten die Kirchenlu'sucher sich gegenseitig mit Hafcrkörncrn, manchmal auch mit Erbsen und Gerstenkörnern. Insbesondere erfolgte am Slephan-tage die Weihe von Salz und Wasser als der wirksamsten Sakramentalien gegen die Erkrankung der Haustiere. Mit dem Stepbnnswasser be- sprenatc der Priester die vor der Kirche ausgestellten Pferde und Haustiere. Der Bauer nahm sick Siephanswasser mit nach Hause, um Haus. Stall und Feld damit zu besprengen oder dem kranke» Vieh davon unter das Futter zu schütten. In Westböhmen pslegte man von dem „Stefselswalser* zu trinken. Velondere Kraft schrieb man dem Stephans-Salz zu. das entweder alelch unter das Futter gemengt oder zu einer Scheibe („Salzstcin") zusammcngepreßt im Stall aufbemahrt wurde, um davon dem Vieh beim Almauftricb und -Abtrieb
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