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Mittwoch, 4. Januar 1988 Sächsische Volkszeitung Nummer 4. Seite 7 ^DieSchweKerir N Manester M M HchirksÄsroman von Kans Emst UrheberrechlSlchud durch VerlagSanstalt Manz. München. L8. Fortsetzung. Annas feinempfindende Frauennatur fühlte sehr bald wie ihr die Seele des geliebten Mannes Stück um Stück entglitt. Kein Zweifel, eine andere Frau beschäftigte sein Denke,' und Fühlen Wer mochte es wohl sein? Ihr Stolz bäumtr sich auf, al» sie erfuhr, wo ihr Mann die letzten Nächte ver brachte: Im Kabarett mit der Sängerin Gritta Lind Und niemand in der fremden Stadt, dem sie ihr Leid klagen konntel Aber hatte nicht Gerda Böhm ihren Besuch angekllndigt? Eben wellten ihre Gedanken bei der Freundin, da fuhr ein Wagen vor und Gerda Böhm kam freudestrahlend die Treppe herauf. ,^)a bist du fa, Anna! Gottlob, ich dachte schon daran, ich müßte die Stadt verlassen, ohne dich zu treffen. Wie aebt es dir?" „Danke," sagte Anna, gewaltsam ein Lächeln versuchend. „Es geht mir — sehr gut." Anna bückte sich zu dem Kleinen Nieder. „Gib schön das Händchen her, Bubi." „Ein goldiger Kerl," lobte Gerda. „Schau, ich hab dir was Schöne» mitgebracht." St« gingen miteinander ins Haus zurück. Anna freute sich wirklich über den Besuch. Wenigstens «in Mensch, der mir vertraut ist aus vergangenen Tagen, dachte sie. Sie wußte aber auch zugleich, daß Gerda nie und nimmer von ihrem Kummer erfahren dürfe! Sie wurde im Laufe de» Nachmittag» auch froh und aufgeräumt, als wär« k«tn Funken Leid in ihr. Gerda hatte sonderbarerweise noch nicht nach Georg ge fragt. Nur am spaten Abend meinte sie so nebenbei: „Georg ist wohl noch im Opernhaus?" „Ja, natürlich — im Opernhaus," sagte Anna schnell und fühlt« dabei wieder einen Stich im Herzen. „Schade, ich hätte ihn gerne wieder einmal getroffen," sagte Gerda und fügte dann schnell hinzu: „Du sollst aber nicht meinen, Anna, ich s«i noch verliebt in ihn Das is, längst vorbei. Nur gesehen hätte ich ihn gerne nach so lan ger Zett." „Er müßt« eigentlich schon zurück sein." gestand Anna „Aber vielleicht wurde er dienstlich aufgehalten." Eine heftige Unruh« kam über sie. Immer wieder sal sl« auf di« Uhr. denn es war die Zett, zu der Georg sonst zum Abendbrot zu kommen pflegte.. Ach, wo waren sie Hin tz,kommen, di« friedvollen Abend« im Familienkreise! „Ich hätte einen Vorschlag für heute abend," sagte sie in einem plötzlich gefaßten Entschluß. „Bitte, Anna, ich bin zu sedem Unfug bereit." „Ins Kabarett Eden wollte ich nämlich schon lange und —" „Gilt, ich gehe mit," sagte Gerda, und eine Stunde spä ter verließen sie das Haus. Eie gingen zu Fuß in das Kabarett, weil Georg den Wagen mitgenommen hatte. „Nun will ich mir einmal die ansehen, die mir seine Liebe nahm," dachte Anna, während sie in der Garderobe den Mantel ablegte. Dabei wußte sie aber nicht, daß es diese Frau fein könnte, die sich hinter ihr mit dem Eeschästs- ktibrer unterhielt- Nachdruck verboten. 2a, da stehen sie nebeneinander, zwei fremde Frauen, die nichts voneinander wißen! In nichts sind sie zu verglei chen, nur an Schönheit kommen sie einander gleich. Aber auch hier wäre es schwer zu erraten, wem der Preis ge bühre: diesem dunklen oder jenem lichten Haupt. Hier leuch tet aus stillen, klaren Augen ein starkes Herz und eine große Seele — dort bricht aus verschüttetem Dunkel ein ungestill tes Feuer Nun leben sie einander sogar flüchtig in die Augen — gehn aneinander vorbei — zwei fremde Frauen — die einander nicht kennen...! Anna betrat mit Gerda den In gleißende Lichter getauch ten Raum und näherte sich einem kleinen Tisch, der halb von einer Säule verdeckt war. „Ich will nicht mitten unter den Menschen sitzen." sagte sie. „Und hier können wir ganz ungestört plaudern " Das Programm hatte bereits begonnen. Nummer um Nummer rollte vorüber und Anna be reute es schon im stillen, hierbcrgekommen zu sein, denn die innere Unruhe, die sie nun hatte, war kaum noch zu ver bergen. „Welche mag es wohl sein?" dachte sie. „Ist es eine von den Tanzgirls, oder eine von den Akrobatinnen? Die Tän zerin etwa, oder gar die Parodistin, deren Stimme so weich und dunkel klang wie das verhüllte Spiel einer Hirtenslöte, und die die Menschen so still machte, so still, daß man kaum atmen hörte? Eine unbestimmte Ahnung sagte ihr, daß es diese Frau dort sein müße, die mit ihren weißen Händen unbedacht und schrankenlos hineingriss in ein Glück, das vor wenigen Wo chen noch gefestigt schien gegen alle Stürme des Lebens. Plötzlich zuckte Anna zusammen. An der Eingangstüre stand Georg. Sie schaute aus die Uhr. Ja, die Oper kann nun zu Ende fein, und er muß sich sofort hierher begeben haben. Ganz unbeweglich stand er dort, die Augen nach vorne gerichtet. Er bewegte sich erst, als nach beendigtem Lied der Applaus etnsetzte, und begab sich nach vorne, als wäre dort der Platz für ihn reserviert. Gerda, die den Kapellmeister nun auch gewahrt hatte, wollte ihn rufen, aber Anna legte die Hand auf den Arm der Freundin und sagte: „Laß nur, Gerda, ich will ihn spater überraschen. Er weiß nämlich nicht, daß wir hier sind " Und dann sah sie plötzlich, daß die Sängerin neben Georg saß. Ihr Ahnen hatte sie also doch richtig vermuten lasten. Sie sah, wie er ihr Feuer reichte, wie er feinen Mund an ihr Ohr neigte und ihr etwas zuflüsterte. Wie eine Flamme leuchtete sein Helles Haar neben ihrem dunklen. Er mußte etwas sehr Lustiges gesagt haben, denn ihre Augen strahl ten ihn an und ihre weißen, ebenmäßigen Zähne blitzten im verführerischen Lachen. Mein Gott, es ist doch schlimmer, als sie gedacht hatte! Sie griff nach dem Weinglas und stürzte den Inhalt hinunter. „Mich friert, ich muß trinken," lachte sie und wen dete Gerda das blutleere Gesicht zu. Gerda wurde es mit elnemmal klar, daß sie da mitten in eine stumme Tragödie hineingeraten war. Anna wurde immer lebhafter und sing zu lachen an, so daß die Leute auf sie hersahen. Nur einer blickte nicht um, hörte sie nicht, hatte über haupt keine Ahnung, daß sie hier iei. Lragen hinter der Wand Freundliche Antworten für humorige Leute Hans und Hanse B. R. in E. — „Ist der Vorname Hans deutschen Ur sprunges oder aus einer fremden Sprache entlehnt? Hängt die einst berühmte „Deutsche Hanse" mit Hans zusammen?" — Die „Deutsche Hanse", der im 14. und 15. Jahrhundert mächtige Bund der niederdeutschen Städte, leitet seinen Namen her von althochdeutsch „Hansa", d. i. „beivafsnete Schar". Ter Vorname Hans hat mit dieser Wurzel nichts zu tun: er ist aus dem biblischen Vornamen Johannes sd. l. „Gott ist gnädig") entstanden. Wir können noch ganz genau seststellen, wenn der Vorname Johannes, der noch im frühen Mittelalter in Deutschland nach dem Zeugnis der Quellen ganz selten war, bei uns gebräuchlich geworden ist. Er wird in den Kreuzzügen üblich, als die Reliquien Johannes des Täufers 109g nach Genua übergeführt worden waren. Es gab schon damals Mode strömungen tn der Namensgebung; so wird der Name Johannes des Täufers aus einmal in Italien, Frankreich, England und Deutschland so beliebt, daß er alle anderen zurückdrängt. Im Etadtbuch von Kiel aus den Jahren 1264—08, einem der älte sten Dokumente dieser Art, ist Johannes der häufigste Tauf name. Die Vorliebe für Kurzformen, die wir bei allen Ruf namen beobachten können sFriedrich: Fritz; Heinrich: Heinz; Elisabeth: Liese) hat zu mannigfachen Kürzungen des Namens Johannes geführt. Entweder fällt die letzte Silbe weg, dann gibt es Formen wie Johann, Ian, John, oder die erste Silbe wird verschluckt: Hannes und Hans. Die letzte Form ist die gebräuchlichst geworden; sie hat neben der ursprünglichen Form «ine solche Bedeutung erlangt, daß wir ruhig von einem völlig ringeoeutschen Namen reden können. Die Häusigkeit führte dazu, daß „Hans" jahrhundertelang schlechthin als Bezeichnung für .Mensch" gebraucht wurde. „Der große Hans, ach wie so klein, Lag hlngeschmolzen ihr zu Füßen , heißt es von Goethes Jaust, der doch mit Vornamen Heinrich heißt. „Große Hansen" wird gleichbedeutend mit „großen Herren". Doch kann Hans auch rin Schimpf- oder Epottwort werden: „Prahlhans", „Schmal hans", „Dummerjahn" uff. Auch als Umschreibung für Leute, die man nicht gern nennt, ist Hand verwendet worden: „Hans Knochenbein" ist der Tod, „Meister Hans" der Henker. Endlich ist Hans zum Familiennamen geworden: Han», Hansbauer, Hönisch, Hentschel usf. Engel mit Flügeln M. P. in D. — „Wie kommen die Künstler dazu, die Engel mit Flügeln abzubilden? Und ist es eigentlich richtig, die Engel als männliche oder weibliche Personen darzustellen?" Engel sind nach christlicher Lehre Boten Gottes; ihr Name kommt von griechisch „angelos", d. h. der Bote. Da also die Engel aus der überirdischen Welt kommen, sind'sie an sich körperlos und geschlechtslos zu denken. Eine Darstellung eines Engels in der Malerei oder Plastik ist daher an sich ebenso unmöglich wie eine Darstellung Gottes. Doch ist es ja eine der schönsten Aufgaben der bildenden Künste, das Uebersinn- lichc sinnlich anschaubar zu machen. So wie man selbst den dreieintgen Gott sinnbildlich dargrstellt hat, so ist auch ein Weg gefunden worden, Engel zu malen oder abzubilden. Dabei knüpften die Künstler an die Art an, wie man tn der Antike die Genien und die Psyche, also auch an sich körperlos gedachte Geister, dargrstellt hatte. Ursprünglich erscheinen auf allchrist lichen Bildwerken die Engel als ideale Iünglmgsgestalten. Seit dem 4. Jahrhundert werden diesen Gestalten Flügel hinzu gefügt. Weibliche Engel stellt die bildende Kunst erst seit der Renaissance dar; die Anlehnung an antike Vorbilder wird hier besonders deutlich. Ebenso wird damals der Engel in kindlicher Gestalt gebräuchlich, der zweifellos einer Umwertung der kleinen geflügelten Liebesgötter der Antike, der Eroten, seine Entstehung verdankt. Geflügelte Engel in Kindergestalt gibt es vereinzelt allerdings schon im Zeitalter der Spätgotik. Als Gewand tragen die Engel auf den ältesten christlichen Bildern Tunika und Palli«»> später byzantinische Hostracht, Dtakonkleldung und endlich ein Idealgewand. Arlecchino P. S. in L. — „Die Neuberin hat im 18. Jahrhundert den Harlekin von der deutschen Bühne verbannt. Ader kannst Du mir sagen, wie diese lustige Person überhaupt aus die deutsche Bühne gekommen ist und was ihr Name bedeutet?"-— „Arlecchino" heißt die lustige Person in der italienischen Gerda wurde die Situation unerträglich „Wir wollen gehen. Anna " fagte sie und faßte sie un- term Arm Anna folgte ihr willig wie ein Kind und ließ sich in der Garderobe den Mantel reichen Draußen aus der Straße fragte Gerda: „So sag mir doch, was ist mit dir heute? Willst du mir nicht alles jagen, Anna?" „Genügt dir nicht, was du gesehen hast?" meinte Anna unter einem gequälten Auslachen „Ein Mann, der leine Frau vergiß« und sein Kind... Die Welt wird das schon öfters erlebt haben und ist nicht darüber zusammengestürzt." „Mein Gott, das ist ja furchtbar! Vielleicht kann ich dir irgendwie helfen, Anna? kenne Georg schon viele Jahre, und — vielleicht hör« " ' „Nein. Gerda — ich kenne ihn bester. Ich danke dir sür deinen guten Willen, aber da kann niemand Helsen. Siehst du, es gibt einfach nichts Vollkommenes aus der Welt. Georg wird wieder zurückkommen zu mir.. " Ihre Stimme schwankte plötzlich und dann preßte sie den Kopf an Gerdas Achsel und begann herzzerbrechend zu weinen. Gerda tröstete, so gut sie konnte. „Gewiß wird Georg wieder zu dir finden Diese fremde Frau bleibt doch nicht immer hier. Wer weiß, wo sie näch sten Monat wieder gastiert, in welcher Stadt oder in wel chem Land " Anna beruhigte sich schnell wieder Aber als sie dann allein daheim in der Wohnung war, fiel die ganze Verlassenheit über sie her. Sie konnte den Gedanken einsach nicht fasten, daß sich Georg herausriß aus diesem geordneten Leben und sich einem unbekannten Abe» teuer in die Hände warf. Sie saß am Bette ihres Kindes und überdachte ihr gan zes Leben. Was vorher war, ist schnell überdacht. Das Le ben gewann ja für sie erst Bedeutung, als Georg Ihren Weg kreuzte. Sie sieht ihn noch deutlich vor sich stehen, als er so dringend um eine Unterredung bat. Und dann der Weg durch den leuchtenden Herbsttag! Sie weiß noch alles, was er damals gesagt hat Sie denkt auch noch an die Tage in dem kleinen, stillen Dors im THUringerwald. Wie arm haben sie damals gelebt, und wie glücklich! Sie sieht sich mit Georg zur Kirche schreiten, die etwas auf dem Berge lag. Ein einfacher Bauersmann und Erwin Engesser, die beiden gingen hinter ihnen, waren Zeugen einer Handlung, die sie und Georg für ein ganzes Leben verbinden sollte. Erwin Engesser! An ihn denkt Anna nun Wenn er hier wäre, vielleicht wäre es bester. Er hat Einfluß auf Georg. Wenn sie ihm schreiben würde? Schon sitzt sie über dem Schreibblock. Aber dann zerreißt sie den vollgeschriebenen Vogen wieder. Warum andere Menschen um Hilfe rufen? Erwin ist feit einem halben Jahr verheiratet und wohnt in Uberlingen am Bodensee. Wer weiß, ob er nicht selber auch irgendeine Sorge zu tra gen hat. Anna kann es schon garnicht mehr glauben, daß es Menschen gebe, die keinen Kummer hätten. Schon schlug es zwei Uhr und Georg war noch nicht da. Endlich, um halb drei Uhr fährt das Auto vor. Wenige Minuten später betrat Georg die Wohnung. Er ist ein we nig verlegen, als er sie noch wach findet. „Ach —?" sagt er unsicher. „Du bist noch auf?" Anna schaut ihn ganz ruhig an und erschrickt nun doch ein wenig. Auch das mattgedämpste Licht vermag sein ver ändertes Wesen nur schlecht zu verhüllen Um seinen Mund laufen zwei scharfe Linien und sein Blick ist unstet und flackernd. Wirr hängt die blonde Locke ihm in die Stirne. „Du warst lange aus," sagt sie tonlos. Georg wirst Hut und Mantel aus einen Stuhl und be ginnt seine Krawatte loszunesteln. „Ach — wir hatten noch eine Besprechung nach der Oper. Schrecklich langweilig, sag ich dir." Anna lächelt matt, schaut dann starr nach seiner Hemd brust und nimmt mit zitternde» Finger» ein dunkles, ge ringeltes Haar fort, das sich am Hemdknopf verfangen hatte. sForUekung folgt.« Komödie. Die Bedeutung des Namens ist umstritten. Jeden falls ist es ein altes romanisches Wort, das auch im Franzö sischen s„hellcquin") und im Spanischen („arlequin") vor kommt. Die einen deuten es als „Glieder.nann", die andern versuchen eine tiefsinnige Bedeutung in ihm zu finden und bringen es mit althochdeutsch „Helle", d. i. „Hölle", zusammen. Im 17. Jahrhundert, dem Zeitalter des 30jährige» Krieges, wird Deutschland von fremdländischen Truppen nicht nur. sondern auch von fremdländischem Gedankengut überflutet Tie bldensiändige deutsche Komödie und ihre zentrale Figur, der Hanswurst, müsse» der italienischen Komödie und dem Har lekin weichen. Etwa hundert Jahre lang herrscht der Harlekin auf der deutschen Bühne. Es war das eine Zeit allgemeinen literarischen Tiefstandes in Deutschland. Sache des Harlekins nmr der grobe Spaß, die derbe ost unflätige Posseurcißerei. Es ist darum zu verstehen, wenn Dichter wie Gottsched und Theaterleute wie die Neuberin im 18. Jahrhundert die Ver bannung des Harlekins von der Bühne als eine wesentliche Voraussetzung für einen Wiederaufstieg des deutschen Theaters betrachteten. — Die Kleidung des Harlekins ist bekannt: rautenförmig geschecktes Gewand und eine Kappe mit schellen tragenden Zipfeln. Von der Schellenkappe Hot eine P'Ianzcn- art sdie sonst „Knabenkraut" genannt wird) und von dem gescheckten Wams sogar eine — Wanzenart s„eimex stolidus") de» Namen „Harlekin" erhalten. „Er, der Herrlichste von allen" A. S. In D. — „Im Gespräch hört man oft, meist mit einem ironischen Unterton. die Wendung „Er, der Herrlichste von allen" für einen Bräutigam. Zweifellos handelt cs sich um ein Zitat. Aber wo ist das Zitat her?" — Aus Adelbert von Chamissos Licdzyklus „Frauen-Licbe und -Leben". Um 1827 entstanden, haben diese Lieder de» Ruhm des Dichters begründet und waren eine Zeitlang außer ordentlich beliebt, jedem geläufig und daher oft zitiert. Heute, da sich die Aufgaben der Frau in einem Jahrhundert natur gemäß hinsichtlich der äußeren Erscheinungsform vielfach ge wandelt haben, sind wir leicht geneigt, diese Poesie, von der die Biedermeierzeit entzückt war, zu ironisieren. Man sollte aber nicht vergessen, daß die wirklichen Ausgabe» der Frau, Liebe und Ehre, im Wesen immer dieselben bleiben. Wenn man sich das vor Augen hält und den geschichtlichen Abstand bedennt, wird man auch heute noch Chamissos „Frauen-Liebe und -Leben" gerecht würdig«» können. Es sind viele Zitate daraus noch lebendig, ohne daß man meist gleich weiß, woher sie stammen: „Seit ich ihn gesehen, Glaub ich blind zu sein..."