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64 jener Unerweichliche gibt nicht nach, er wird nnr immer noch frecher, hat den Namen der Charikleia stets im Munde, und tröstet sich da durch, daß er sie anruft, wie durch einen lindernden Balsam. Bist du damit einverstanden, so wollen wir, wie das Sprichwort sagt, das letzte Anker auswerfen und die aus dem Wege raumen, die uns im Wege steht; denn wenn er erfährt, daß sie nicht mehr lebt, so ist es wahrscheinlich, daß er sich unserem Willen bequemen werde, da er die Sehnsucht nach ihr aufgeben muß. 7. Arsace erfaßte den Vorschlag mit Begierde und sagte, indem der Zorn, den die Nachricht bei ihr erregte, die lange Eifersucht stei gerte: Du hast Recht, es wird meine Sorge sein, den Tod der Schänd lichen zu befehlen. Wer wird aber dir darin gehorchen? warf Cybele ein; obwohl du sonst alle Macht hast, so ist dir von den Gesetzen ver boten, ohne das Urtheil der dazu berufenen Perser hinzurichten. Du wirst dich also der Beschwerde und Mühwaltung nicht entschlagen kön nen, Anklagen und Beschuldigungen gegen das Mädchen zu erdichten, und dabei ist es ungewiß, ob man uns glauben wird. Ist es dir aber genehm, denn ich bin bereit, alles für dich zu thun und zu leiden, so werde ich durch Gift die Nachstellung bewirken, und durch einen Höllen trank die Gegnerin auf die Seite schaffen. Arsace zollte dem ihren Beifall und hieß sie es so machen. Cybele griff sogleich die Sache an. Und als sie Charikleia im Jammer und in Thränen fand, und nur mit Kummer und dem Gedanken beschäftigt, wie sie sich aus dem Leben schaffen könnte (denn sie hatte schon etwas von dem Schicksal des Thea genes gemerkt, obgleich Cybele sie zuerst täuschte, und bald diese, bald jene Vorwände ausdachte, dafür, daß er sich nicht sehen ließ und nicht mehr wie gewöhnlich sie in ihrem Zimmer besuchte), so sagte sie: Wun derliche, wirst du nicht aushören, dich zu plagen und dich umsonst auf zureiben? Sieh, Theagenes ist frei und wird heute auf den Abend kommen. Die Gebieterin war wegen eines Versehens, das er sich hatte beim Aufwarten zu Schulden kommen lassen, für einen Augenblick auf gebracht, und hatte befohlen, ihn einzusperren. Heute gebot sie, ihn loszulaffen, zugleich auf meine inständigen Fürbitten, und weil sie im Begriff ist, ein väterliches Fest zu begehn. Steh also aus, erhole dich und nimm wenigstens etwas Speise mit mir zusammen zu dir. Wie könnte ich das wohl glauben? erwiderte Charikleia. Denn der Um-