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59 Hellenen dem Bagoas, der sie zu mir bringen soll. Uebergib sie ihm, mag Arsace wollen oder nicht. Widrigenfalls wisse, daß der Befehl gegeben ist, dich gefesselt vor mich zu schleppen und dein Amt dir zu nehmen. Mit diesen Briefen, die mit des Statthalters Wappen versiegelt waren, damit in Memphis keine Schwierigkeit gemacht werden könnte, ihrem Inhalte zu gehorchen, begab sich Bagoas auf die Reise. Zu gleicher Zeit setzte sich auch der Statthalter mit seinem Heere wider Aethiopien in Bewegung, und befahl dem Achämenes ihm zu folgen, den er so lange unvermerkt bewachen ließ, bis die Wahrheit seiner An gabe bestätigt sein würde. In Memphis geschah inzwischen folgendes in denselben Tagen. Gleich nachdem Achämenes entlaufen war, hatte Thyamis schon ganz die Hohepriesterwürde übernommen und galt dadurch als der erste Mann der Stadt. Wie er die Bestattung des Kalasiris vollendet und dem Vater in den bestimmten Tagen die üblichen Ehren erwiesen hatte, kehrte er zu dem Gedanken wieder zurück, Theagenes und Cha- rikleia aufzusuchen, als ihm das bei Priestern geltende Gesetz schon verstattete, mit den auswärts Stehenden zu verkehren. Und da er auf mühsame Erkundigungen in Erfahrung brachte, daß sie in dem Palaste des Statthalters einquartiert seien, eilte er, so schnell er konnte, zu Arsace und verlangte die Auslieferung der Fremdlinge, die ihn aus vielen andern Gründen angehn, vornehmlich aber, weil sein Vater Ka lasiris ihm auf dem Todtenbette die inständigsten Weisungen gegeben hätte, für dieselben zu sorgen und sie in seinen Schutz zu nehmen. Er bekannte sich ihr zu Danke verpflichtet, daß sie die jungen fremden Hellenen während der Zwischentage, in denen der Aufenthalt im Tem pel den Nicht-Priestern verboten war, in ihrer menschenfreundlichen Güte ausgenommen habe, nun aber verlangte er das, was er in Ge wahrsam gegeben, wieder zurück zu empfangen. Hierauf entgegnete Arsace: Ich wundere mich, daß du mir mein treffliches und menschen freundliches Benehmen einerseits bezeugst, und dann mich wiederum der Gefühllosigkeit bezüchtigst, wenn ich für die Fremdlinge nicht sorgen und ihnen die geziemenden Dienste nicht erweisen will oder kann. Das nicht, versetzte Thyamis: ich weiß sehr wohl, daß sie hier in größerem Ueberfluffe als bei mir leben werden, wenn sie überhaupt bleiben