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Sechstes Buch. 1. kalasiris und Knemon begaben sich auf der Seite des Hauses, die die Männer bewohnten, zur Ruhe: und da der übrige Theil der Nacht ihnen zwar langsamer, als sie wollten, doch schneller, als sie glaubten, vorüberging, weil der größte Theil bei dem Schmause und den langen Erzählungen, deren sie nicht satt werden konnten, ver strichen war, so kamen sie, ohne den Tag recht abzuwarten, zu Nau- sikles, und forderten ihn auf, ihnen anzuzeigen, wo er glaube, daß sich Theagenes aushalte, und sie so schnell als möglich zu ihm zu führen. Er gehorchte und machte sich mit ihnen auf den Weg. Charikleia bat inständig, sie begleiten zu dürfen, doch ließ sie sich bestimmen, an Ort und Stelle zu bleiben, weil Nausikles sich verbürgte, daß sie sich nicht weit fortbegeben und sogleich mit Theagenes zurückkehren würden. So lassen sie das Mädchen schwankend zwischen Betrübniß über die Tren nung, und Freude über ihre Hoffnungen daselbst zurück. Als sie eben aus dem Dorfe waren, und die Ufer des Nil entlang gingen, sahn sie ein Krokodil von der Rechten zur andern Seite kriechen, und mit großer Heftigkeit in das Bett des Flusses uutertauchen. Die klebrigen hielten das, was sie gesehn, für etwas Gewöhnliches, und ließen sich dadurch nicht beunruhigen; nur verkündete Kalasiris, daß ihnen da- dadurch irgend ein Hinderniß auf dem Wege angedeutet würde. Kne mon aber gerieth bei dem Anblick in heftige Bestürzung, obgleich ihm das Thier gar nicht einmal genau erschienen, sondern eher ein niedri ger Schatten an ihm vorbeigelaufen war. Wenig fehlte, so wäre er davongeflohn. Während nun Nausikles aus Leibeskräften zu lachen anfing, sagte Kalasiris: Ich glaubte, mein lieber Knemon, daß die 1*