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57 er schon seit einiger Zeit wie zu einem andern Kriege bereit hielt, ohne Jemand seine wahren Absichten zu entdecken. Sobald er vermachen konnte, seine Gesandtschaft müsse schon durch Philä gekommen sein und die Besatzung nebst den Einwohnern sicher gemacht haben, da sie die Nachricht überall ausbreitete, daß sie mit Freundschafts- und Friedens vorschlägen an den Statthalter abginge, so erschien er plötzlich vor der Stadt und warf die Besatzung hinaus, nachdem sie etwa zwei oder drei Tage sich gehalten und darauf der überlegenen Anzahl der Belagerer und ihrem schweren Geschütz sich ergeben hatte. Er besetzte die Stadt sogleich mit seinen Truppen, ohne den Einwohnern den geringsten Schaden zuzufügen. Unter diesen Umständen kam Achämenes vor Oroondates. Er fand ihn sehr beunruhigt wegen des Geschehenen, das ihm die Ueber- läufer berichtet hatten, und beunruhigte ihn selbst noch mehr, da er so ganz unerwartet und ungerufen vor ihm erschien. Auf die Frage, die der Herr an ihn that, ob der Arsace etwa ein Unglück begegnet, oder sonst etwas Uebles im Hause vorgegangeu wäre, gab er zur Antwort, daß in der That etwas vorgegangen wäre, daß er es ihm aber allein sagen müßte. Der Statthalter ließ sogleich alle Andern abtreten und Achämenes erzählte darauf die Sache mit allen Umständen, wie Thea genes von Mitranes zum Gefangenen gemacht und an ihn, den Statt halter, geschickt worden wäre, damit er ihn, wenn er es gut fände, dem großen Könige zum Geschenk senden sollte, denn der Jüngling wäre werth, in des Königs Palast und an seiner Tafel sich zu zeigen; wie dieser von den Ränhern von Bessa beraubt worden, nachdem sie vorher den Mitranes selbst getödtet hätten; wie er nachher nach Mem phis gekommen, und hier folgte die ganze Geschichte des Thyamis. Zum Beschlüsse kam endlich Arsace's Liebe zu Theagcnes, alle die Höf lichkeiten , die ihm erwiesen, wie er in den Palast ausgenommen und zum Mundschenk gemacht worden sei. Noch ist zwar, fuhr Achämenes fort, vielleicht nichts Unerlaubtes vorgegangen, da der Jüngling sich bisher immer wiedersetzt hat. Aber es ist große Gefahr, daß er end lich gezwungen, oder auch durch langes Anhalten erweicht werden wird, wenn man nicht zuvorkommt, ihn aus Memphis entfernt und der Ar- sace den Grund ihrer Leidenschaft entreißt. Ans dieser Ursache bin ich heimlich aus Memphis entwichen und habe mich beeilt, vor dich zu