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48 leben kann, und mir seh' ich den Tod schon bereitet, da ich sie bisher mit falschen Verheißungen geblendet und mit Unwahrheiten betrogen habe. Nunmehr siehst du, mein Sohn, warum ich betrübt bin. Kannst du mir eine Hülfe schaffen, so thue es, wenn nicht, so sorge wenigstens für mein Begräbniß, wenn ich nicht mehr sein werde. Soll ich aber auch eine Belohnung bekommen? versetzte der Sohn; denn ich muß es dir nur gerad heraus sagen, und jetzt ist keine Zeit, dir meinen Beistand mit vielem Wortgepränge und in Um schweifen zu versprechen, da du in solcher Angst und Verzweiflung bist. Erwarte jede Belohnung, die du selbst wünschen magst, antwortete die Alte. Mir zu Gefallen hat dich Arsace schon zu ihrem ersten Mund schenk ernannt. Strebst du aber nach einer noch höheren Würde, so sage es mir nur. Denn Reichthum sollst du mehr bekommen, als du zählen kannst, wenn du die Unglückliche rettest. Schon lange habe ich die ganze Sache vermuthet, sagte der Sohn hierauf, aber ich habe ge schwiegen , weil ich das Ende noch erwartete. Das, wonach ich strebe, ist weder Ehre noch Reichthum. Das Mädchen, das man die Schwester des Theagenes nennt, ist der Lohn, den ich verlange. Gibt mir Ar sace diese zur Frau, so soll Alles nach ihrem Wunsche gehn. Meine Mutter, ich liebe sie mit der äußersten Liebe; und unsere Gebieterin, die diese Leidenschaft aus Erfahrung kennt und weiß, von welcher Art und wie mächtig sie ist, hat um so viel mehr Ursache, mir in einer Krankheit, die der ihrigen gleich ist, zu helfen, da ich überdem ihr einen so wichtigen Dienst verheiße. Sei versichert, versetzte die Mutter, daß Arsace nicht einen Augenblick anstehn wird, deinen Wunsch zu erfüllen, da du ihr Wohlthäter und ihr Retter sein willst. Vielleicht können wir gar selbst und ohne sie das Mädchen bereden. Aber sage mir, wie du der Arsace helfen willst. Das kann ich nicht eher sagen, ant wortete der Sohn, als bis sie mir das Mädchen mit einem Eide ver sprochen hat. Bei dieser aber mußt du dir jetzt noch nichts merken lassen, denn ich sehe wohl, daß sie hohe Gedanken hat, damit du nicht etwa die ganze Sache verdirbst. Es soll Alles geschehen, sagte hier Cybele eilig zu ihrem Sohne, lief sogleich in Arsace's Schlafgemach, warf sich zu ihren Füßen und sagte: Sei gutes Muthes, meine Ge bieterin, Alles wird gut gehen, wenn die Götter wollen. Befiehl nur, daß mein Sohn Achämenes vor dich gerufen werde. Laß ihn herein-