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47 Cybele der Arsace wieder neuen Muth zugesprochen und ihr gesagt, das; sie das Beste nunmehr hoffen könnte, da Theagenes selbst schon einige Hoffnung gegeben hätte. Sie kam nachher in ihr Zimmer zu rück und sprach diesen Abend nichts mehr von der Sache. Aber in der Nacht ermahnte sie Charikleia, die mit ihr zusammen schlief, von neuem ihr beizustehn und fragte darauf des Morgens erst den Thea genes, was er beschlosseu hätte. Da er jetzt Alles geradezu ausschlug und nicht die geringste Hoffnung gab, eilte Cybele traurig zur Arsace und gab ihr die grausame Nachricht. Arsace befahl sogleich, die Alte die Treppe hiuabzuwerfen, warf sich auf ihr Bett hin und zerfleischte sich den ganzen Leib mit ihren eigenen Händen. Der Alten aber, die eben aus dem Gemach ihrer Gebieterin trat, kam ihr Sohn Achümenes entgegen und fragte, da er sie betrübt und in Thräncn sah: Es ist uns doch nicht etwa ein Unglück begegnet, meine Mutter? ist Arsace vielleicht über eine schlimme Nachricht ver drießlich? oder hat man üble Nachrichten von dem Heere? ist der Statthalter vielleicht in dem Kriege gegen die Aethiopen unglücklich? Und von dieser Art Fragen that er eine Menge. Was für Geschwätz, sagte die Alte, und lief vorüber, ohne weiter auf ihn zu hören. Aber er ließ sie nicht, sondern ging ihr nach, faßte sie bei den Händen, die er ihr küßte, und bat sie, doch ihrem Sohne zu entdecken, was sie betrübe. 23. Hierauf entfernte sie sich mit ihm in einen entlegenen Theil des Gartens und sagte: Keinem Andern würde ich mein und meiner Ge bieterin Unglück entdeckt haben. Da sie aber in der größten Gefahr ist und ich selbst die Gefahr meines Lebens vor Augen sehe (denn ich weiß wohl, daß alle die Wirkungen ihrer Verzweiflung und Wuth auf mich fallen werden), so bin ich gezwungen, dir es zu entdecken, ob du vielleicht der Mutter, die dich zur Welt gebracht und an dieser Brust genährt hat, eine Hülfe finden könntest. Arsace liebt den fremden Jüngling, der bei uns ist, nicht mit einer Liebe, die noch zu ertragen wäre, die sich noch zurückhalten ließe, sondern mit einer völlig unheil baren Liebe, die zu befriedigen wir uns Beide bisher umsonst bemüht haben. Daher kam die große Güte, die mannigfaltigen Höflichkeiten gegen die Fremdlinge. Aber da der Jüngling als ein Thor, ein Ver wegener , ein Unmensch ihre Liebe verachtet, so seh' ich nicht, wie sie