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dern als hätte er auf einmal Alles vergessen, was er mit Charikleia verabredet, schien diese persische Pracht nur seinen Stolz zu reizen. Ohne zur Erde niederznfallen, ohne auch nur sich zu beugen, sagte er mit aufgerichtetem Haupte: Freude dir, Arsace, königlichen Geblütes. Als die Anwesenden alle mit Unwillen bemerkten, daß Thea genes nicht zur Erde niedergefallen war und ein drohendes Gemurmel wider ihn als einen Tollkühnen und Verwegenen erhoben, sprach Ar- saee lächelnd zu ihnen: Verzeiht einem Fremdling, der an unsere Ge bräuche nicht gewöhnt ist, dem man in Allem den Hellenen ansieht, der uns nach den Vornrtheilen seines Landes verachtet. Zugleich nahm sie das Diadem sich vom Haupte, ungeachtet des starken Einspruchs aller Anwesenden, da dies bei den Persern das Zeichen ist, durch wel ches sie die empfangenen Ehrenbezeigungen erwidern; und nachdem sie dem jungen Hellenen durch einen Dollmetscher (denn sie verstand Hel lenisch wohl, sprach es aber nicht,) hatte sagen lassen, daß er getrost sein und Alles entdecken möchte, was er nöthig haben könnte, weil ihm nichts versagt werden sollte, so gab sie den Verschnittenen mit einem Winke den Befehl, ihn wieder fortzuführcn. Er wurde jetzt aus seinem Rückwege von Trabanten begleitet, und Achämenes, der ihn hier wieder zu sehen bekam, erkannte nunmehr ihn ganz deutlich, und bewunderte die äußerste Ehre, die ihm widerfuhr, deren Ursache zu errathen ihm nicht schwer wurde. Doch schwieg er und that, was er sich vorgenom men hatte. Arsace behielt die persischen Näthe zur Tafel und schien ihnen diese Ehre nicht anders zu bezeigen, als weil sie es sonst auch gewohnt war; in der That aber wollte sie nur diesen Tag ihrer ersten Be kanntschaft mit Theagenes jetzt feiern. Diesem sandte sie nicht nur die gewöhnlichen Gerichte von ihrer Tafel, sondern auch verschiedene Tep piche und gestickte Kissen, die alle von lydischen und sidonischen Händen gearbeitet waren. Ueberdem gab sie ihm auch einen jungen Menschen und der Charikleia ein junges Mädchen, beide aus Jonien und in der ersten Jugend, ihnen als Sklaven zu dienen. Der Cybele, die sich selbst schon keine Muße gab und den Theagenes von allen Seiten an- griff, lag sie dringend an, ihr Werk zu beschleunigen und es schnell auszuführen, denn sie könnte die Leidenschaft nicht länger tragen. Die Alte gab dem Jüngling anfangs Arsace's Liebe nicht offen-