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42 und das Unglück nach, das es ihn erwarten ließ. Jndeß brachten einige Verschnittene einen Ueberflnß der köstlichsten Speisen in goldenen Gesäßen, die, wie sie sagten, von Arsace's Tafel kamen, und fügten hinzu: diese Gerichte sendet unsere Fürstill, ihre Gäste diesmal damit zu bewillkommnen. Sobald sie die Speisen auf einem Tisch in Ord nung gestellt, traten sie wieder ab. Die jungen Fremdlinge kosteten etwas Weniges davon, theils weil Cybele sie dazu nöthigte, theils auch, damit sie nicht das Ansehn haben möchten, als ob sie Arsace's Gastfreundschaft gering schätzten. Auf dieselbe Weise wurden sie den Abend und die folgenden Tage bewirthet. In voller Frühe am folgenden Tage kamen die gewöhnlichen Verschnittenen wieder zu Theagenes und sagten: Unsere Gebieterin läßt dich zu sich entbieten, Glückseliger, und hat uns geboten, dich vor sie zu bringen. Komme, das Glück zu genießen, das sie nur Wenigen und diesen nur selten vergönnt. Nachdem Theagenes hieraus einige Zeit geschwiegen, stand er wie mit Gewalt gezogen endlich auf und sagte zu den Verschnittenen: Sagte der Befehl, daß ich allein, oder daß meine Schwester hier mit mir kommen soll? Hierauf entgegneten sie: du allein; sie wird zu einer andern Zeit vorgestellt werden; denn jetzt sind einige der persischen Befehlshaber bei der Statthalterin und außer dem ist es Gebrauch, daß sie den Männern besonders und den Frauen auch besonders Gehör gibt. Hier neigte sich Theagenes zu Charikleia und flüsterte ihr heimlich zu: das ist weder schön noch sicher. Ans Charikleia's Antwort aber, daß er nicht gleich das erstemal sich der Arsace widersetzen, sondern ihrem Willen entgegenkommen und ihr Hoffnung geben müßte, daß er Alles thun würde, was sie wünschte, machte er sich endlich mit seinen Führern auf. Auf dem Wege belehr ten sie ihn, wie er sich der Fürstin nähern, wie er sie anreden müßte, daß es Brauch wäre, sobald man in ihr Zimmer träte, zur Erde nie- derznsallen. Doch auf Alles, was sie sagten, erwiderte er nichts. 19. Sobald er in das Gemach eintrat, sah er Arsace auf einem hohen Throne sitzen, in einem purpurfarbenen, mit Gold gestickten Kleide schimmernd, in dem Glanze kostbarer Juwelen und mit der Würde des Diadems prangend, mit aller Kunst des Putzes auf das Zierlichste geschmückt, mit der Leibwache vor ihr und den persischen Großen zu beiden Seiten. Dieser Anblick schlug ihn nicht nieder, son-