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30 S tragischen, ein komisches Ende. Der Vater, der seine Söhne mit Schwertern wider einander sollte streiten sehen, und das Unglück fürch tete, sie vor seinen väterlichen Augen einander so schrecklich erwürgen zu sehen, wurde jetzt der Vermittler ihrer Versöhnung, da er zwar unvermögend, demjenigen zu entgehen, was einmal das Verhängnis; bestimmt hatte, doch glücklich genug war, ihm eben zur rechten Zeit noch entgegen zu gehen. Die Söhne bekamen jetzt ihren Vater nach einem zehnjährigen Umherirren wieder und schmückten bald selbst mit allen Zeichen der Hohenpriesterwürde den Mann, der Ursache ge wesen war, daß sie mit tödtlicher Wuth um diese Würde gestritten hatten. Vorzüglich aber nahm sich der verliebte Theil des Schauspiels ans, Theagenes und Charikleia, diese so schönen, so liebenswürdigen jungen Leute, die einander jetzt so unverhofft wieder fanden und mehr, als alle Andern, die Augen der ganzen Stadt auf sich zogen. Alle Einwohner, jedes Alter und jedes Geschlecht, ergossen sich aus den Thoren und erfüllten das Nächstliegende Feld. Die Jünglinge, die eben zu Männern wurden, liefen dem Theagenes zu; die vom reiferen Alter, die schon Männer waren, dem Thyamis, den sie vielleicht vor her gekannt hatten: die mannbaren Jungfrauen folgten Charikleia, und die Alten und Alles, was zur Geistlichkeit gehörte, stand um Kalasiris umher. Auf diese Weise war sogleich und ohne weitere Vor bereitung ein Aufzug versammelt, der den Kalasiris als Hohenpriester mit Anstand in die Stadt hineinführte. Die Einwohner von Bessa schickte Thyamis zurück, indem er sie zugleich seiner Dankbarkeit für den guten Willen versicherte, den sie für ihn gezeigt hatten, und ihnen das Versprechen gab, bei dem ersten Vollmonde Jedem von ihnen zehn Drachmen und dem ganzen Volke hundert Ochsen und tausend Schafe zu senden. Hierauf bog er die Schulter unter die Hand seines Vaters, um ihm den Gang zu erleichtern und die Schritte des Greises, die vor unverhoffter Freude wankten, zu stützen. Dasselbe that auch Petosiris auf der andern Seite, und so wurde der Alte unter brennenden Fackeln, der heiligen Instrumente sich hören ließ und die wilde Jugend zum Tanz entzückte. Auch Arsace blieb nicht von dieser Prozession zurück, ---