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124 23. Mit diesen Worten setzte er sich auf eine Erhöhung nahe am Zelte und hieß die Gesandten kommen und die Geschenke, die sie etwa bei sich führten, heranbringen. Harmonias, der das Geschäft hatte, die Meldungen zu thun, fragte, ob er befehle, daß sie alle zusammen, oder nach Völkern, oder auch eiuzelu vorgeführt werden sollten. Als der König sagte, es solle der Reihe nach gesondert geschehen, damit Jeder die ihm gebührende Ehre erlange, versetzte Harmonias wieder um : Zuerst muß also, o König, Meröbus, der Sohn deines Bruders, vortreten, der schon seit einiger Zeit angekommen ist, aber noch außer dem Kreise der Truppen wartet, bis er dir gemeldet sei. Warum hast du denn, du einfältiger und unbesonnener Mensch, fuhr hier Hydaspes den Harmonias an, ihn nicht sogleich gemeldet, da du wußtest, daß er nicht ein Gesandter, sondern ein König, der Sohn meines kürzlich ver storbenen Bruders ist, den ich auf seines Vaters Thron gesetzt und immer als meinen eigenen Sohn angesehen habe? Ich wußte dies, mein König, versetzte Harmonias, aber das Wichtigste schien mir, eine schickliche Zeit nbzuwarten, die man bei Vorstellung eines Besuchs, wenn irgendwo sonst, abzuwarten hat. Verzeiht mir also, wenn ich mich ge scheut habe, dich in deiner angenehmsten Beschäftigung in der Unter redung mit der Königin zu stören. Aber so eile denn nunmehr, sagte der König, da ich es befehle. Harmonias lief sogleich und kam bald mit Meröbus zurück. Meröbus erschien als ein Jüngling von sehr ansehnlicher Ge stalt, der eben den Knaben nuszog und das siebzehnte Jahr vollendete und schon eine solche Körpergröße besaß, daß er über alle Anwesenden hervorragte. Ein schimmernder Trupp Trabanten zog vor ihm her und der Kreis der äthiopischen Truppen machte sogleich Platz voll Bewunderung und Ehrfurcht vor dem Jüngling und öffnete sich, ihm einen freien Durchzug zu geben. 24. Selbst Hydaspes blieb nicht auf seinem Thron, sondern ging ihm entgegen, umarmte ihn mit einer- väterlichen Zärtlichkeit, ließ ihn neben sich Platz nehmen und sagte, indem er ihn bei der Hand ergriff: du kommst zu einer glücklichen Zeit, mein Sohn, du wirst unser Siegesfest und zugleich dein Ver mählungsfest mit uns feiern. Die Götter und die Helden, unsere Vorfahren und die Stifter unseres Geschlechts, haben mir eine Tochter pnd dir, wie ich hoffe, eine Braut gesandt. Doch diese Geheimnisse