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117 walter, als wie ein Richter. Aber sieh zu, daß du nicht durch die Auflösung des einen Zweifels den andern dafür erregest, einen grau samen Zweifel, der nicht leicht zur Ehre meiner Gemahlin anszulösen sein möchte. Wie haben wir, da wir beide Aethiopier sind, gegen alle Wahrscheinlichkeit ein weißes Kind zeugen können? Sisimithres sah ihn hier mit einem höhnischen Lächeln an und sagte: Ich weiß nicht, welche Leidenschaft dir eingibt, mir aus der Vertheidigung dieses Kindes, die mir in der Lhat wichtig ist, einen Vorwurf zu machen; denn dies eben ist das Kennzeichen eines wahren Richters, daß er die gerechte Sache vertheidigt. Und wie siehst du nicht, daß ich noch mehr für dich, als für das Kind spreche, da ich mit Hilfe der Götter zu zeigen suche, daß du Vater bist, und diese Tochter, die ich dir in den Windeln gerettet habe, jetzt, da sie gerettet ist und in der Blüthe ihrer Jahre nicht vernachlässige? Doch du magst von mir urtheilen, wie du willst, ich achte nicht darauf: wir Gymnosophisten machen uns nicht, was andern gefällt, zur Vorschrift unserer Hand lungen, wir folgen den Gesetzen der Weisheit und Tugend, uns selbst zu beruhigen. Was deinen Zweifel über die Farbe des Kindes be trifft, den löst dir die Schrift des Tuches, wo Persina bekennt, daß der Anblick einer Andromeda bei der Zeugung des Kindes ihr ein ähn liches Bild in die Phantasie geprägt habe. Und wenn du sonst über zeugt werden willst, so hast du das Urbild noch in deinem Palaste, du darfst nur die Andromeda betrachten, die du dem Kinde vollkommen ähnlich finden wirst. 15. Auf diese Worte des Sisimithres gingen sogleich einige Bediente in den Palast, brachten das Gemälde der Andromeda und stellten es neben Charikleia auf. Hier entstand plötzlich ein Lärm und ein Beifall gebendes Geräusch unter dem Volke, indem alle, die nur etwas weniges von der Sache gehört hatten, einander aus das Bild und die Gefangene hinwiesen und über die genaue Aehnlichkeit vor Erstaunen und Freude außer sich waren. Hydaspes selbst konnte nun nicht mehr zweifeln, sondern stand lange Zeit unbeweglich, von Vergnügen zugleich uud von Verwunderung gefesselt. Sisimithres aber sagte: Noch eins ist uns übrig, denn wir können nicht sicher genug gehen, die Sache betrifft die Erbfolge des Reiches, und was noch wich tiger ist, die Entdeckung der Wahrheit. Entblöße deinen Arm, liebes Mädchen, er muß über dem Ellbogen ein schwarzes Mal haben;