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73 merkte er. Sie erkannten ihm den zweiten und dritten Preis zu, ver setzte ich, für die Krone und das Auge des Aufzuges erklärten alle deine Tochter. Hierüber freute sich Charikles und ich gelangte durch die Wahrheit zu meinem Ziele, da ich durchaus wünschte, daß der Mann zu mir Vertrauen habe. Lächelnd sagte er: Ich gehe jetzt zu ihr. Wenn es dir genehm ist, so komm mit und laß uns sehen, ob die Unerfreulichkeit des Gedränges sie nicht etwa angegriffen hat. Freudig willigte ich ein und gab zu verstehen, daß ich mich durch ein anderes Geschäft nicht habe abhalten lassen, ihm zu willfahren. 7. Als wir in ihre Wohnung gelangten, treffen wir sie beim Ein treten auf dem Bette sich hiu und her werfend und mit schmachtenden Augen. Nachdem sie den Vater in der gewöhnlichen Weise umarmt hatte, entgegnete sie ihm auf die Frage, was ihr denn fehle, sie werde von Kopfschmerzen belästigt und würde es gern sehen, wenn man sie ungestört ließe. Charikles, hierüber in Besorgniß versetzt, gebot ihren Dienerinnen, sich ruhig zu verhalten, und verließ mit mir ihr Zimmer. Nach wenigen Schritten, die wir vom Hause gemacht, sagte er: Was ist das, mein guter Kalasiris? von welch' einer Krankheit ist meine liebe Tochter befallen? Wundere dich nicht, war meine Antwort, wenn sie in dem Aufzuge unter so vielen Leuten ein scheeles Auge auf sich zog, welches ihr etwas anthat. Also du bist auch, wie der Pöbel, der Meinung, daß es mit der Scheelsucht etwas auf sich habe? fragte er mit höhnischem Lächeln. Ja, wenn ich sonst irgend etwas für wahr halte, versetzte ich: es ist auch so. Diese um uns ergossene Luft, die durch Augen und Nase, durch die Lungen und die andern Gänge in die Tiefe des Körpers dringt, führt auch von den äußeren Beschaffen heiten mit sich und erzeugt, wie beschaffen sie einströmt, einen solchen Affekt in denen, die sie aufnehmen, so daß, wenn Jemand das Schöne mit Neid ansieht, er die umgebende Luft mit schädlicher Beschaffenheit anfüllt und diesen Gifthauch von sich auf den Andern schleudert. Der selbe dringt wegen seiner Feinheit bis zu den Knochen und dem Marke. Bei vielen bewirkte der Neid eine Krankheit und bekommt dann den eigenthümlichen Namen Scheelsucht. Erwäge schon auf dies einmal, Charikles, wie viele sich eine Augenkrankheit holten, wie viele sich bei einer Epidemie ansteckten, ohne die Kranken irgendwie zu be rühren, ja ohne in demselben Bette zu schlafen und an demselben