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verabredet war. Außerdem, falls sie auch hier wären, würde ich sie dir doch nicht zeigen, wenn ich nicht meinen ganzen Lohn bekommen habe: willst du sie also sehen, so erfülle dein Versprechen und führe deine Erzählung zu Ende. Ich scheue mich auch sonst vor einer Sache, die mich an viel Betrübendes erinnert, entgegnete der Alte, und glaubte dich zu ermüden, da du einer so langen Erzählung überdrüssig sein könntest. Weil du aber gern zu hören scheinst und dich an einer schö nen Geschichte nicht sättigen kannst, so will ich da weiter fortfahren, wo ich aufhörte. Laß uns aber zuvor die Lampe anzünden und den Göttern der Nacht den Schlaftrunk spenden, damit wir nach Vollendung der üblichen Gebräuche furchtlos die Nacht bei unfern Erzählungen zu bringen können. 5. So sprach der Alte: und als auf seinen Befehl eine Dienerin eine brennende Lampe hereinbrachte, goß er die Spende aus, indem er andere Götter und nach allen den Hermes anrief. Er bat um eine Nacht mit guten Träumen und flehte, daß ihm wenigstens im Schlafe seine Liebsten erscheinen möchten. Nach Vollendung dieser heiligen Handlung fuhr er fort: Als sich nun, mein lieber Knemon, der Aus zug um das Grabdenkmal des Neoptolemus aufgestellt und die Jüng linge dasselbe zum dritten Mal umritten hatten, stimmten die Frauen einen Klagegesang, die Männer ein Kriegsgeschrei au. Sodann wur den , wie auf ein gegebenes Zeichen und wie mit einem Streiche, Rin der, Lämmer, Ziegen geopfert. Auf einem Altar von ungewöhnlicher Größe häuften sie eine Menge von Scheiten, legten alle üblichen Stücke der Opferthiere hinauf und ersuchten den Priester des pythischen Gottes, die Spende anzufangen und den Altar anzuzünden. Charikles sagte, die Spende liege wohl ihm selber ob, den Altar aber müsse der Führer der Prozession anzünden und dazu sich die Facket von der Priestern: reichen lassen. Das sei so die Verordnung des vaterländischen Ge brauches. Mit diesen Worten brachte er die Spende dar : und als Theagenes das Feuer in Empfang nahm, da wurde es uns durch die That beglaubigt, mein lieber Knemon, daß die Seele etwas Göttliches ist und aus dem Himmel stammt. Denn in demselben Augenblick, als das junge Paar sich sah, liebte es sich auch, wie wenn die Seele bei der ersten Begegnung das Gleiche erkannte und dem ihr an Würde Verwandten entgegeneilte. Zuerst standen sie, wie von einer plötzlichen