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65 derselben, sagte er, es sei Zeit, dem Gott das Opfer darzubringen, da mit alsdann später noch möglich wäre, dem Heros das Todtenopfer und den dabei üblichen Festaufzug zu vollenden. Es soll geschehn, entgeg nen Charikles, und zu mir sagte er, indem er ausstand: Du wirst heute auch Charikleia sehn, falls du sie früher nicht sahst. Es ist üblich, daß die Priesterin der Artemis bei der Prozession und den dem Neoptole- mus dargebrachten Todtenopsern anwesend sei. Ich hatte das Mädchen schon oft gesehen, lieber Knemon, sie hatte die Opfer mit mir gemein sam verrichtet und mich mitunter über Gegenstände, die den Gottesdienst betrafen, befragt. Gleichwohl schwieg ich still und wartete die Zukunft ab. Zugleich brachen wir nach dem Tempel auf: die Thessalier hatten schon alles zu dem Opfer in Bereitschaft gesetzt. Da wir an den Altären waren und der Jüngling die Opferhandlung begann, während der Priester das Gebet sprach, ließ die Pythia aus dem innersten Heilig thum folgende Worte vernehmen: Sie, deren Name mit Anmuth beginnt und mit Ehre sich endigt, *2) Schauet sie, Delpher,, und ihn, welcher der Göttin entstammt. 2y Meinen Tempel verlassend, des Meeres Woge durchschneidend Werden sie kommen zum Land, 2si welches die Sonne geschwärzt. Finden sollen sie dort erhabenen Preis siir die Tugend Und sich mit glänzendem Band kränzen den bräunlichen Schlaf. 22) 36. Wie das der Gott verkündete, befiel die Umstehenden die größte Rathlosigkeit, weil sie nicht wußten, was das Orakel andeuten wolle. Man zog den Spruch nach verschiedenen Seiten: wie jeder wünschte, so faßte er ihn auf. Doch traf noch Niemand die Wahrheit; denn Ora kel und Träume werden meistens nach dem Erfolge beurtheilt. Außer dem waren auch die Gedanken aller Bewohner von Delphi so eifrig auf die prächtig ausgestattete Prozession gerichtet, daß sie die genaue Er forschung des Orakels vernachlässigten. 22) Der Name Charikleia von Anmuth und Ruhm. 22) eigentlich Sohn, dann Sprößling, Geschlechtsgenosse überhaupt. 2'') Nach Aethiopien. 22) Corass bezieht auf die Eltern der Charikleia: unge zwungener scheint, es auf Theagenes und Charikleia zu beziehn, deren Schläfe durch den Aufenthalt in Aethiopien von der Sonne gebräunt wurden. .Heliodor. I. 5