24 vollendet wird. Ob es noch früher geschehen soll, überlasse ich deiner Erwägung: nur möge ich zuvor im Stande sein, die vaterländischen Gebräuche zu erfüllen. Ich weiß, daß du mir es bewilligen wirst, da du von Jugend auf, wie du sagst, dem heiligen Stande gewidmet bist und die Frömmigkeit gegen die Götter hochhältst. 23. Damit schloß sie ihre Worte und sing zu weinen au. Bonden Anwesenden stimmten ihr alle klebrigen bei, hießen es so machen und gaben durch Geschrei ihre Bereitwilligkeit kund; auch Thyamis willigte ein, halb freiwillig, halb unfreiwillig. Wegen seines Verlangens nach Charikleia hielt er selbst den gegenwärtigen Augenblick für einen Auf schub von unendlicher Länge: ihre Worte hatten ihn aber wie der Ge sang einer Sirene bezaubert und zwangen ihn beizustimmen, zugleich erinnerte er sich an seinen Traum und vertraute, daß seine Vermäh lung in Memphis stattfinden würde. Nachdem er die Beute vertheilt und viel Auserlesenes bekommen hatte, das ihm die Andern freiwillig überließen, hebt er die Versammlung auf. 24. Aus den zehnten Tag befiehlt er ihnen zum Zuge nach Memphis fertig zu sein. Den beiden Hellenen wies er ihr früheres Zelt an und Knemon wohnte auf seinen Befehl mit ihnen von nun an nicht mehr zu ihrer Bewachung, sondern um ihnen Gesellschaft zu leisten. Für ihren Unterhalt sorgte Thyamis in feinerer Weise als gewöhnlich, und ließ aus Rücksicht für die Schwe ster den Theagenes an demselben Theil nehmen. Charikleia hatte er beschlossen nicht häufig zu sehen, damit ihr Anblick nicht seine Sehnsucht entflamme und ihn zwinge, den Beschlüssen und seinen Aeußerungen zu wider zu handeln. Weil er es für unmöglich hielt, das Mädchen zu sehen und die Besonnenheit zu bewahren, so entsagte er in Folge dessen ihrem Anblick. Sobald alle sich entfernt und nach den verschiedenen Punkten des Sees sich zurückgezogen hatten, brach Knemon auf, um in einiger Ent fernung vom See das Kraut zu suchen, welches er am Tage zuvor dem Theagenes versprochen hatte. 25. Diese Zeit der Ruhe benützte Theagenes um zu weinen und zu klagen; zur Charikleia sagte er zwar kein Wort, doch rief er unablässig die Götter als Zeugen an. Auf ihre Frage, ob die Ursache ihr gewöhnliches und bekanntes Unglück, oder ob ihm etwas Neues widerfahren sei, entgegnete er: Was könnte es wohl Un erhörteres und Unbilligeres geben, als hie Uebertretung der Gelöbnisse