Volltext Seite (XML)
12 mir doch gar zu unschuldig zu sein, Knemou. Wenn du es für schlimm hältst, daß ich, ein Dienstmädchen und eine Kaufsklaviu, bei dir ertappt werde, welcher Strafe würdig wirst du die erklären, die Ehebruch treibt, trotzdem daß sie von edler Herkunft zu sein behauptet, ihren gesetzmäßi gen Mann hat und weiß, daß ihr Vergehen mit dem Tode endigt? „Schweig," rief ich: das kann ich nicht glauben. Und doch werde ich dir, falls es dir recht ist, den Buhlen auf der That zeigen. Daun ist es etwas Anderes, wenn du willst, entgegnete ich. Ich werde es, sagte sie, sowohl weil du von ihr so gemißhandelt bist, als auch eben so sehr meinetwegen: ich habe von ihrer thörichten Eifersucht immer das Aergste auszustehn. Sieh aber zu, daß du ein Mann bist, wenn du ihn kriegst. 12. Nachdem ich es versprochen, ging sie damals fort: in der drit ten Nacht weckt sie mich aus dem Schlafe und zeigt mir an, daß jetzt der Buhle darin sei. Der Vater, sagte sie, sei in Folge eines plötzlichen Geschäftes hinaus auf das Feld gegangen, und jener habe, wie er mit Demänete verabredet, sich eben hineingeschlichen: ich müsse mich auch auf Gegenwehr einrichten und nicht unbewaffnet hingehn, damit der Uebelthäter nicht entweiche. So that ich, nahm meinen Dolch und ging, während Thisbe mir mit einer Fackel voranschritt, nach dem Schlaf zimmer. Bei meinem Herannahn schimmert ein Lichtstrahl wie von- einer Lampe von innen heraus, und ich reiße die verschlossene Thür, zornig wie ich war, mit Gewalt auf. Mit dem lauten Ruf: Wo ist der Verbrecher? der herrliche Liebhaber dieses Musters von Keuschheit? stürze ich hinein und trat vor, um Beide zu durchstoßen. Doch, ihr Götter! aus dem Bette kommt mein Vater hervor, wirft sich mir zu Füßen und sagt; Halt ein wenig an, mein Sohn! habe Erbarmen mit deinem Vater! schone die grauen Haare, die dich ernährten. Wir haben dich beschimpft, aber deine Rache muß nicht bis zu unserm Tode gehn. Laß dich nicht ganz von dem Zorn übermaunen, und beflecke nicht deine Hände durch den Mord des Vaters. In diesen und noch andern Wor ten flehte er kläglich: ich aber stand wie vom Blitz getroffen, sprachlos, gelähmt da, ich sah mich nach Thisbe um, die sich, ich weiß nicht wie, aus dem Staube gemacht hatte, betrachtete Sopha und Zimmer rings um und wußte nichts zu sagen, vermochte nichts zu thun. Auch das Schwert fiel mir aus der Hand: und dies raffte Demänete schnell auf. Der Vater aber, als er nichts mehr zu befürchten hatte, packte