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10 als Mutter, in den Tändeleien enklärte sie sich unumwunden als Lieb haberin. 10. Die Sache nahm nun folgendes Ende. Bei der Feier der großen Panathenäen ^), wann die Athener das Schiff zu Lande au Athene schicken, befand ich mich unter der Zahl der Jünglinge: nachdem ich den gewöhnlichen Hymnus auf die Göttin mitgesungen und die üblichen Ceremonien in der Procession mitgemacht hatte, begab ich mich in der Tracht, die ich anhattc, in dem Staatskleide und mit dem Kranz auf dem Kopfe nach Hause. Wie sie mich sah, gerieth sie ganz außer sich, verbarg ihre Liebe gar nicht mehr, sondern lief in unverhüllter Be gierde auf mich zu und sagte, mich umarmend: O mein junger Hippo lyt, mein Theseus!^) Wie glaubt ihr, daß ich damals geworden sei, da ich jetzt noch bei der Erzählung erröthe? Des Abends ging der Vater in das Prytaneum essen und wollte bei dem Feste und dem allgemeinen Gelage die Nacht über da zubringen. Nachts kommt sie zu mir und will von mir etwas Unerlaubtes erlangen. Wie ich aber durchaus widerstand und gegen alle Liebkosungen, Versprechungen und Drohungen sestblieb, entfernte sie sich mit einem tiefen, schweren Seufzer. Nur die Nacht ließ die Schändliche vergehen und begann dann sogleich ihre Nachstellungen gegen mich. Erstlich stand sie gar nicht aus dem Bette auf: als der Vater kam und nach dem Grunde 8) Es gab zwei Feste des Namens Panathenäen bei den Athenern: die klei nen wurden alljährlich gefeiert, die großen alle fünf Jahre. Bei diesen wurde ein Schiff, an dessen Mast der kunstvoll gewebte Peplos der Athene hing, auf Walzen durch den Keramik»? geführt. 2) „Theseus zeugte mit der Amazone Hippolyte den Hippolytus. Nach ihrem Tode heirathete er die Phädra, die Tochter des Minos, mit der er nach Trözen flieht, weil er den Pallas, einen seiner Verwandten, ermordet hatte. Hier sah Phädra den Hippolyt, der bei Pittheus erzogen wurde, und verliebt sich in ihn. Diese Liebe gab dem Euripides das Sujet zu feiner Tragödie Hippolytus. Da nun Heliodors Damänete sich mit Phädra, den Knemon mit Hippolyt vergleicht, so müßte ihr Mann Aristippus, Knemons Vater, mit Theseus verglichen werden. Vielleicht war einst anstatt, „o mein Thesus" „o Sohn des Theseus" geschrieben. Diese Schreibart stimmt besser mit der Mythe und mit Euripides' (Hippolytus 520) überein." Ooräss. 10) Ein Staatsgebäude in Athen, wo täglich fünfzig Mitglieder des oberen Rathes, an Festtagen der ganze Rath und andere verdiente Bürger auf Staats kosten gespeist wurden.