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7 der zu Hause gebliebenen Räuber von allen Enden des Sees hervor kommend , sie eilten herbei und empfingen den Hauptmann, dem sie wie ihrem Könige begegneten. Die Fülle von Beute, die sie sahen, und die wunderbare Schönheit des Mädchens, die sie anstaunten, machte sie glauben, ihre Gewerbsgenossen hätten etwa Heiligthümer oder goldreiche Tempel geplündert und die Priesterin selbst mitgeraubt, oder vermutheten sie in ihrer Rohheit gar, daß das belebte Bild der Göttin selber entführt sei. Unter vielen Lobsprüchen auf seine Tapfer keit geleiteten sie den Hauptmann in seine Wohnung. Diese war ein von den andern entlegenes Jnselchen, welches für ihn und wenige Be gleiter zu seinem Quartier ausgesondert war. Hier angelandet, entließ er die Menge nach Hause mit dem Befehle, daß alle am folgenden Tage zu ihm kommen sollten. Er selbst bleibt mit seiner gewöhnlichen, nicht zahlreichen Begleitung zurück, setzt den Andern etwas vor und genießt selbst eine Kleinigkeit. Die Liebenden übergibt er einem jungen Helle nen , der vor Kurzem ein Gefangener der Räuber geworden war, um sich mit ihnen zu unterhalten: er weist ihnen eine Hütte in der Nähe an und trägt ihm auf, für den Jüngling im Uebrigen zu sorgen und das Mädchen vor jeder Unbill zu schützen. Hierauf legt er sich, von dem anstrengenden Wege ermüdet nnd mit Gedanken über die gegen wärtige Begebenheit beschäftigt, zur Ruhe. 8. In dem Sumpfe herrschte Stille und die Nacht war bis zur ersten Wache vorgeschritten; diese Ruhe vor Störungen benützten die Lieben den , ihren Klagen freien Lauf zu lassen, denn die Nacht steigerte bei ihnen die Empfindung ihrer Leiden, weil nichts Auge, noch Ohr anzog und die Seele sich nur mit dem Schmerz beschäftigen konnte. Nachdem das Mädchen viel bei sich geseufzt (auf Befehl des Hauptmanns war sie allein auf einer elenden Streu gebettet) und viele Thränen ver gossen hatte, sagte sie endlich: O Apollo, wie gar zu sehr und hart strafst du uns für unsere Vergehn: unsere vergangenen Leiden genügen deiner Rache nicht, der Verlust unserer Angehörigen, unsere Gefangen nahme durch die Piraten, die unzähligen Gefahren auf dem Meere, nun schon die zweite Gefangennahme auf dem Lande durch die Räuber, und noch Schlimmeres, als das Ueberstandene, haben wir zu erwar ten! Und womit wirst du dem ein Ziel setzen? wenn durch einen Tod, frei von Schande, so ist das Ende erwünscht; sollte aber Jemand