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137 wollte sie sich umbringen, und wurde blos von der geringen Hoffnung, daß der Jüngling vielleicht am Leben bleiben könnte, davon zurück gehalten. Mir Armen blieb nicht einmal die Zeit, etwas zu sagen und zu erfahren, ich konnte ihr Unglück nicht durch Trost erleichtern und nicht wenigstens, soweit die Umstände es zuließeu, für sie sorgen, weil den Unglücksfüllen auf dem Meere die auf dem Lande unverzüg lich folgten. Als ich eben mit dem Erscheinen des Tages den Hügel herunterging, lief eine egyplische Räuberbande von dem über uns lie genden Gebirge, wie es mir vorkam, herab und hatte bereits die jungen Leute in ihrer Gewalt und führte sie etwas später fort: aus dem Schiffe schleppten sie, so viel sie tragen konnten, davon. Zwecklos folgte ich von fern nach, mein und ihr Schicksal beklagend, sie beschützen konnte ich nicht, und mich zu nähern hielt ich nicht für gerathen, weil ich mich für die Hoffnung eines künftigen Beistandes aufsparte. Doch nützte ich ihnen nicht; wie hätte ich das können? Damals blieb ich zurück, weil meine alterschwachen Beine nicht vermochten, die Egypter einzuholen, und jetzt verdanke ich die Auffindung der Tochter der Gnade der Götter und deinem Wohlwollen, mein lieber Nausikles, ich selbst war außer Stande, etwas beiznsteuern, und hatte für sie nur Thränen und Klagen die Fülle. Nach diesen Worten weinte er selbst, es weinten auch die An wesenden, und das Gelage löste sich in eine gewisse Wehmuth auf, die nicht ohne Wonne ist und die der Wein selbst befördert, bis Nausikles dem Kalasiris also Muth einsprach: Für die Folge magst du nur ge trost sein, lieber Vater: die Tochter hast du schon erhalten, den Sohn zu sehen, hindert dich nur die Nacht. Mit dem Morgen werden wir zu Mitranes gehen und auf jede Weise versuchen, dir den besten Thea genes zu befreien. Möchte es geschehen, versetzte Kalasiris. Für jetzt wollen wir, da es Zeit ist, das Gastmahl auszuheben, uns an die Götter erinnern und die Schlußspende herumgeheu lassen. 34. Das geschah, und damit endigte das Mahl. Kalasiris sah sich nach Charikleia um. Wie er sie bei Beobachtung der vorübergehenden Menge nicht fand, begab er sich endlich auf die Anzeige, die ihm ein gewisses Mädchen machte, in das Heiligthum; hier traf er sie an der Statue des Gottes festgekauert; durch ein langes Gebet und von Schmerz angegriffen, war sie in einen tiefen Schlaf versunken. Ihm