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134 Als er mir bereitwillig Gehör gab und mich hinführte, wo uns Nie mand belauschen konnte, begann ich: Höre mich in Kürze an, mein Sohn; die knappe Zeit gestattet nicht vieles Reden; meine Tochter liebt dich und das ist nicht zu verwundern, sie ist von dem besseren Manne überwunden worden; sie argwöhnt aber, daß der Hauptmann das Gelage zum Hochzeitsfeste bereitet; er ließ auch so etwas durch seinen Befehl merken, daß sie sich stattlicher schmücken möge. Sieh nun zu, wie du dies Hintertreiben und das Mädchen lieber dir ver schaffen kannst; sie sagte, sie werde lieber sterben, als den Trachinus heirathen. Sei gutes Muthes, gab er mir zur Antwort: ich habe längst für das Mädchen empfunden und wünschte nur einen Anlaß zu bekommen, daher wird mir Trachinus entweder freiwillig das Mädchen als ersten Preis überlassen, der mir gebührt, weil ich unter allen zu erst das Schiff bestiegen habe, oder er wird eine bittere Hochzeit haben und durch diese Rechte leiden, was ihm zukommt. Nachdem ich das gehört, eilte ich davon, damit kein Verdacht entstehe, und ermuthigte bei meiner Ankunst die Kinder durch die frohe Botschaft, der Plan sei in gutem Gange. 31. Etwas später aßen wir; und als ich merkte, daß sie schon be rauscht und zu Ausgelassenheiten geneigter seien, sagte ich leise zu Pelorus (in dessen Nähe ich mich absichtlich placirt hatte): Sahst du, wie das Mädchen geschmückt ist? Aus seine Antwort: Nein, durchaus nicht, fuhr ich fort: Und doch kannst du sie sehen, wenn du in das Schiff gehst, ohne daß dich Jemand bemerkt: du weißt, daß Trachinus es verboten hat. Die Artemis selbst wirst du zu sehen glauben; gib aber durchaus Acht, behutsam zu verfahren, damit du dir nicht selbst und ihr den Tod bringst. Ohne zu zögern, wie wenn ein nothwendiges Geschäft ihm Eile geböte, steht er auf und läuft unbemerkt in das Schiff. Als er nun Charikleia sah, die auf dem Kopfe einen Lorbeer kranz trug und in einem golddurchwirkten Gewände strahlte (ihr Kleid als delphische Priesterin hatte sie an, das entweder ihr Siegesgewand oder ihr Leichenkleid sein sollte) und alles um sie her geschmückt und zur Nachahmung des Brautgemaches hergerichtet, gerüth er natürlich von dem Anblick in Feuer, und es dringen Verlangen und Eifersucht zugleich auf ihn ein. Sogleich bei seiner Rückkehr zeigte sein Blick, daß er etwas Rasendes vorhätte. Kaum hatte er sich noch hingelegt,