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124 s und bestürmte mich als Vater mit Forderungen und Bitten, ihm Chari- kleia zur Frau zu geben, wobei er sich sehr herausstrich und thcils sein berühmtes Geschlecht herzählte, theils seinen gegenwärtigen Reichthum vorrechnete, daß das Kauffahrteischiff sein Eigenthum sei, daß der größere Theil der Ladung, die aus Gold, kostbaren Steinen und serischen Ge wändern bestehen, ihm gehöre; nicht wenige Male nannte er als Zu gabe seines guten Nenomms auch den Sieg in den Pythien u. dergl. m. Als ich meine gegenwärtige Armuth vorschützte und erklärte, ich würde mich nie dazu verstehen, dem Bewohner eines andern Landes und dem Angehörigen eines Volkes, welches so weit von Egypten entfernt wäre, meine liebe Tochter zu geben, versetzte er: davon höre auf, Vater. Wenn ich das Mädchen bekomme, so werde ich glauben, die Mitgift, viele Tausende und allen Reichthum, den es gibt, empfangen zu haben, mein Volk und Vaterland werde ich mit dem eurigen vertauschen, die Fahrt nach Karthago aufgebeu und mit euch schiffen, wohin ihr wollt. 20. Wie ich nun sah, daß der Phönizier nicht Nachlasse, sondern in seinem Wunsche über die Maßen feurig werde und keinen Tag aufhöre, mich über denselben Gegenstand zu belästigen, so beschloß ich für den Augen blick, durch gute Verheißungen mir Aufschub zu verschaffen, damit nns aus der Insel nichteine Gewaltthat widerfahre, und versprach, bei mei ner Ankunft in Egypten alles zu thun. Nachdem ich diesen auf ein Weilchen mir vom Halse geschasst, ließ die Gottheit auf diese Woge gleich eine zweite folgen. Nicht viele Tage später nahm Tyrrhenus mich an einen Vorsprung des Strandes und sprach also zu mir: Ich schwöre dir bei Poseidon und den andern Göttern des Meeres, mein lieber Kalasiris, daß ich dich als Bruder und deine Kinder als meine eigenen betrachte. Ich komme, um dir von einem zwar betrübenden Anschläge Mittheilung zu machen, den ich dir aber nicht verschweigen darf, da wir so lange unter demselben Dache gelebt haben, und den zu wissen dir durchaus nothwendig ist. Dem phönizischen Schiffe lauert eine Piratenbande, hinter der dieses Vor gebirge umschließenden Seite versteckt, auf, und einander ablösende Späher geben auf seine Abfahrt Acht. Hüte dich also und bedenke, was du thun willst. Deinetwegen, oder vielmehr um deiner Tochter willen, führen sie diese so ruchlose, bei ihnen aber gewöhnliche Thal im Schilde. Das mögen dir die Götter nach Verdienst vergelten, er-