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Deutsche Äaiserstadt j)rag Au» de» tausendjährigen Geschichte Leu Hauptstadt Böhmen» — Vie älteste deutsche Universität Wenn man von der herrlichen, alten kaiserlichen Hof burg jenseits der Moldau den Blick schweilen iaht Uber die hohen Tilrme Prags, dann umspannt man ein ganzes Jahr tausend deutscher Geschichte. Diese altehrwürdige Stadt empfing schon im Jahre 1178 besondere Vorrechte, 1255 wurden ihr die Stadtrechte verliehen; noch keine 100 Jahre später war sie die Hauptstadt des Großreiches der deutschen Luxemburger. Mit unverwischbarem Stempel ist diese ruhmreiche deutsche Vergan genheit in die Züge des Gemeinwesens eingegraben. Als nach dem ersten Aufblühen unter dem Przemysli- denkönigen innere und und äuhere Wirren einsetzten, rief man deutsche Kaufleute Ins Land, die Handel und Wandel brachten und ordneten; ihnen folgten bald Handwerker, Gelehrte und Baumeister, die das deutsche Recht und deutsche Arbeit einführ ten. An der Furt über die Moldau gegenüber der Burg sie delten sich die Deutschen an und bildeten nach und nach die den wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung fördernde und be stimmende Schicht. Bet der zu Anfang des 13. Jahrhunderts nötig gewordenen Stadterweiterung wurde Eberhard, ein deut scher Münzmetster, mit der gesamten Planung betraut; später zog man zur Bebauung der Burghöhe ebenfalls Deutsche heran, so dah Prag auf diese Weise, städtebaulich betrachtet, sein deutsches Gepräge erhielt. Uns schlägt das Herz höher, wenn wir In der Geschichts chronik lesen, dah es in Prag um die Mitte des 13. Jahr hunderts unter König Ottokar II. und seinen nächsten Nachfolgern herging wie am Wartburqhofe Hermanns von Thüringen, der nicht nur für die schlesischen Piastenhöfe, son dern auch für die Prager Köniqsburg vorbildlich geworden Ist. Ottokar II. war unter den Przemysliden der Bedeutendste. Er folgte seinem Vater Wenzel I. 1253 auf den böhmisck>en Königsthron, kämpfte 1254 mit den Deutschordensrittern gegen heidnische Preußenstämme, gründete Königsberg, eroberte 1273 Kärnten und Kratn, lehnte jedoch die ihm hierauf angebotene Kaiserkrone ab. Als er Rudolf von Habsburg die Huldigung versagte, wurde er in die Acht erklärt, muhte die österreichischen Gebiete abtreten, erhielt Böhmen und Mähren zum Lehen und sagte dem Habsburger darauf die Fehde an: er wurde in der Schlacht auf dem Marchfelde geschlagen (1278) und fiel im Kampfe. Ottokar war ein begeisterter Freund des Deutschtums, dem er, wie ein zeitgenössischer Geschichtsschreiber berichtet, „Glück und Glanz zu danken wußte". Ottokars Nachfolger bevorzugten eine sogenannte „Herren kultur", die nicht vom Volke ausaing, noch weniger im Volke verwurzelt war; so muhte das Ansehen Prags wieder zurück gehen. Einen neuen Aufschwung und seine erste grohe Blütezeit erlebte die Stadt unter der Regierung Karls IV., der 1355 zu Aachen zum Kaiser gekrönt wurde. Er vergröherte eifrig seine Hausmacht, vereinigte Schlesien und die Niederlausitz und 1373 die Mark Brandenburg mit seinem Erblande Böhmen und be absichtigte, seine Vaterstadt Prag zur deutschen Kalserresidenz zu erheben. Sie sollte mehr werden als ein „caput regni" (Hauptstadt dos Reiches), er wollte kie zu dem machen, was etwa Rom im Süden war, zum geistigen Mittelpunkt der ger manischen Länder. Bereits als Herzog von Mähren hatte Karl Beziehungen zun fast allen bedeutenden Humanisten seiner Zeit; seine per sönlichen Verbindungen mit Petrarka, Rienzi und mit den füh rende» Köpfen der Universitäten zu Bologna und Paris sicherten seinem Planen und Tun eine starke Resonanz im geistigen Leben des Abendlandes. 1348 errichte er die erste deutsche Universität, die vorbildlich für alle späteren Hochschulen des Reiches werden sollte. Sie hatte eine eigene Gerichtsbar keit, die dem Rektor unterstand; ein „Generalstudium" war ihr nngegliedert, das in die vier üblichen Fakultäten aufgeteilt war. Karl IV. richtete auch die „Nationen" ein, das waren lands- männische Zusammenschlüsse der Studenten und Dozenten; da mals gab cs in Prag eine bäuerische, eine sächsische, eine böh mische und eine polnische „Nation" (Landsmannschaft). Rektor der Universität war der jeweilige Prager Erzbischof. Vier Jahre früher hatte Karl IV., nachdem es ihm ge sungen war, in Prag ein Erzbistum zu errichten, den Grundstein zu der herrlichen gotischen Kathedrale, dem St.- Veit s - D o m, gelegt. Als erste Baumeister berief er die deut schen Meister Matthias von Arras und Peter Parker aus Gmünd; ihr Werk ist der heutige älteste Teil des Doms. Durch die Hussitenkriege wurde der Bau für längere Zeit unter brochen, bei dem großen Brande der Burg hat er ebenfalls stark gelitten; erst 1872 konnte der „Domveretn" den Grundstein zu dem neuen Teil des Domes legen, der In den ersten Nachkrlegs- jahren vollendet wurde. Karl IV. beauftragte den schwäbischen Meister Parier iveiter mit der Bebauung desHradschin, der Errichtung der Burg, der Karlsb rücke über die Moldau und vieler anderer kirchlicher und profaner Bauten und gab so seiner Vaterstadt „das gotische Gewand". Alles Geschehen der Jahrhunderte kreiste um den Berg und die Burg, die Kaiser Karl so weit ausbauen lieh von Parker. Romanisch sind ihre ältesten Teile, in denen schon im 12. Jahr hundert Judith, eine thüringische Prinzessin, als Gemahlin Dladlslavs von Böhmen residierte. Der gotische Meister aus Gmünd gab dem von ihm erbauten Teile gotisches Gevräae, spätere Meister bauten im Barockstil, bis Maria Theresia ihr die heutige Gestalt lieh; aber welchen Teil man auch betrach tet, immer wieder bleibt das Grundelement deutsch, aus den Bogen und Fenstern, den Türmen und Schietzscharten blickt deutsche Vergangenheit uns an. Wenn mau durch die alten verwinkelten Gassen wandert, schreitet man wie durch Jahrhunderte. Uralte Bürgerhäuser mit schiefen Toren, versponnene Höfe, dazwischen Kirchen und Kapellen, und hier und da alte Paläste, die wie eine fremde Welt in dem Gassengewirr stehen. Das Wallen st einpa- lais erinnert an Wallenstein, den Herzog von Friedland, ein anderes an Piccolomini. Zehn schone Brücken über queren die Moldau, die „Königin unter ihnen" bleibt die Karlsbrücke, an der mehr als 500 Jahre wechselvoller Geschichte vcrüberzogen. Wenn man das alte Prag im Abendwerden durchwandert, spürt man, wie tief die geheimnisumwitterte Stadt im Bonnkreis deutschen Wesens steht, wie sehr aus allem des deutschen Volkes Seele spricht. Ja den Zeiten nach Karl IV. hat das Geschick der alten Stadt noch oft seltsame Wege gewiesen. Leidenschaftliche Zivei deutsck-e Kaiser aus der Weilde vom Mittelalter zur Neuzeit haben Grabdenkmäler gesunde», die weit Uber ihre kunsthistorische Bedeutung geradezu symbolischen Charakter ge wannen. Der eine ist Friedrich III. mit seinem Grabmal im Wiener Stcphansdom, der andere sein Sohn Maximilian I. mit dem Grabdenkmal in -er Innsbrucker Hofkirche — gegensätz lich wie die beiden Männer selbst, sind auch ihre Grabmälcr. Friedrich III., dieser Habsburger, der von 1415 bis 1403 lebte, hat in dem halben Jahrhundert seiner Regierungszeit von den dringenden Aufgaben, welche die Zeit mit sich brachte und deren wichtigste die Reichsreform gewesen wäre, keine gelöst; ewig zaudernd, keines Entschlusses fähig, ist er davor wie vor anderem zurückgewichen, sich und sein Reich dafür mit einer Mauer von Beharrlichkeit und Unveränderbarkeit umgebend, an der wieder Charakter, ja beinahe Grötze, zumindest aber Klug heit. sichtbar werden. Sehr negativ, aber großartig und ein prägsam in der Formulierung hat Ricarda Huch ihn beschrieben (in „Das Zeitalter der Glaubcnsspaltung"): „Versenkt man sich m die wunderliche Existenz dieses Habsburgers, so kommt einem wohl das Bild der Riescnschildkröte in den Sinn, die man zu weilen in Aquarien sieht. Ein gigantischer Klotz von phan- tastisch-urweltlichcm Umriß hängt im Wasser. Lebt dieses Ge schöpf, oder ist cs in Jahrtausenden versteinert? Wie lange man ihn auch beobachtet, er bewegt sich nicht; aber plötzlich sieht man, daß der Felsen Augen hat. aus denen es böse herausblitzt, ein unzugänglicher, tückisch-lauerndcr Wille". Nichtsdestoweni ger hat dieser Kaiser, der in seinen Mußestunden Edelsteine sammelte und Blumen züchtete, sein Oesterreich geliebt und um seinetwillen vor allem seinen Sohn und Erben Maximilian. Schon frühzeitig hat Friedrich III. der Gedanke an sein Grabmal bewogt. Lange bemühte er sich um den damals größ ten der deutschen Bildhauer, um de» von Leyden nach Trier und Straßburg eingewanderten Nikolaus Gerhaert (es stammen u. a. das Straßburger „Bärbel" sowie das grossartige Stein kruzifix bei der Spitalkirche in Baden-Baden von ihm), der sich erst nach vier Jahren des kaiserlichen Drängens entschloß, nach Wiener Neustadt, der damaligen Reichsresidenz, zu übersiedeln. Nur kurze Zeit ivar es Nikolaus Gerhaert dann vergönnt, an dem kaiserlichen Grabmal zu arbeiten: Er starb 1473, hatte aber den wichtigsten Teil des Denkmals, die Deckplatte mit der Kai sergestalt, bis dahin vollendet. Die Arbeit an der Gesamttumba hat sich noch über 40 Jahre hingezogen; erst 1513. zwei Jahr zehnte nach des Kaisers Tod, mar sie beendet. Friedrich selbst hatte aber noch als endgültigen Aufstellungsort den Stephans- dom zu Wien bestimmt. Trotz des wechselvollen Schicksals ist dieses Kaisorgrab von imponierender Einheitlichkeit, es stellt mit seiner die Tumba umschließenden, in Bogenstellungen aufragenden Balustrade, mit seinen.Heiligengestalten und Wappenschilden, seiner Ornamentik und seinem Getier ein erhabenes Dokument der ausgehenden Gotik dar. Ist doch der ganze künstlerische Reichtum dieser Epoche, in deren Vollendung sich schon Dekadenz und Erschöp fung ankündigen, in Nikolaus Gcrhaerts Grabplatte zusammen gefaßt. Zugleich aber ist die innere Ucbereinstimmung dieses Kunstwerks mit seinem Inhalt, mit der Person Friedrichs III. von verblüffender Wirkung. Wie an Friedrichs Regierung ist hier weder ein fest zupackender, gliedernder Wille, noch ein klar überschaubarer Aufbau sichtbar, es flimmert von Licht und Sckwiten, von Getier und Wappen, zu alledem tritt noch die Un ruhe des Materials — bunter Salzburger Marmor — hinzu. „Ein der Wikingerornamentik verwandter Geist", so schreibt der Interpret dieses Denkmals In der .Deutschen Kunst", Karl Oettinger, ^.zwingt den Blick des Betrachters, ihm keinen Rnhepunkt gönnend, zu dauernder kreisender Bewegung un drängt das Gegenständliche der Darstellung weit zurück«. Selbst wenn inan sich ganz nahe über den Kopf des Kaisers beugt, ist Kämpfe und Auseinandersetzungen ließen eine ruhige Größe nicht tmmer gedeihen; blutige Kämpfe wurden in und vor ihren Mauern ausgefochten, in friedlicheren Tagen blühte sie tmmer wieder auf Mit Ferdinand l. erlebte sie die Renaissance. Der deutsche Baumeister Wolmut schuf das Lust schloß des Belvedere und führte an dem Tom Ergänzungs arbeiten durch. Unter Rudolf ll gewann Prag ungeheure Kunstschätze aus ganz Europa. Fischer von Erlach baute in Prag, doch die bedeutsamsten Prager Barockbauten stammen von Kilian Ignaz Dicntzenhoser. Die Zeit des Klassizismus ebnete, glättete alles, ohne es jedoch nüchtern zu machen; die moderne Zeit stellte Industrierviertel. Arbeitervorstädte und Verwaltungsbauten hin, die das geschlossene Bild der Alt stadt keineswegs ändern konnten. Prags alte Straßen und Gassen die Brücken und Häuser haben deutsche Geschichte gesehen. Ob deutsche Studenten „zu Prag auf der Bruck" ihr fröhliches Wesen trieben, ob der Alte Fritz die kaiserliche Festung eroberte oder die Schlackt bet Prag gewann; ob schließlich der Prager Frieden den Bruderkrieg zwischen Preußen und Oesterreich beendete: immer wieder stand Prag im Mittelpunkt der deutschen Geschichte. Heute mögen in Prag noch etwa 25 000 bis 30 000 Deutsche ansässig sein. Sie stellen einen wesentlichen Bestandteil der geistigen Elite, sie unterhalten neben der deutschen Universität zahlreiche Bildungsstätten, öffentliche Einrichtungen und gesell schaftliche Zirkel. In ihnen lebt der Ruhm des Deutschtum» und eine tausendjährige Tradition, die niemals abreißen wird« es zunächst nur ein verwirrender Reichtum von unruhigeiti Einzclformen, den man wahrnimmt. Dann aber wächst be< längerem Zusehen das Antlitz dennock zu immer stärkerem Ausdruck und läßt die Größe des Bildhauers bewundern, der das Wesen des Kaisers so lies zu fassen und zu zeichnen ver land: in seiner Beharrlichkeit im Ausdauern bei so wenig Eist- chlußkrast zur Tat. in seiner kleinlich beschränkten Grämlich leit bei dennoch unbedingtem Glauben an die Gottgewolltheit einer Herrschersendung. Die Problematik, die Friedrichs ge- chichtlick-e Gestalt umgibt, hat in dein genialen Bildnis des Mei lers ihren gesteigerten Ausdruck gefunden." Es ist ungeheuer interessant, mit diesem Kaiser und seinem Grabmal das Grabmal seines von ihm so sehr verschiedenen Sohnes zu vergleichen, in dem sich eine völlig andere Person, zugleich aber ein neues Zeitalter kundtut. In „Deutsche Kunst" Deutsches Haus- und Schulmuseum IV, 3 (Angelsachsen-Verlag Bremen) hat Vinzenz Oberhammer ausgezeichnete Abbildungen mit einem erleuchteten Text zum Marximiliangrab heraus gegeben. Wir kennen Maximilian vor allem aus zwei Bildern, dem jugendlich weichen Porträt des vom Leben noch ungeprägten Prinzen von Lukas van Leyden, und dem Altersbild aus der Hand Dürers, das uns einen van den Erfolgen und Leiden eines ungewöhnlich erfahrungsreichen und aktiven Lebens Ge zeichneten zeigt. Gemeinsam ist beiden lediglich die große höckerige Nase, die den „letzten Ritter" so seltsam charakteri sierte. Während seines nur 60 Jahre währenden Lebens — Maximilian ist 1519 gestorben und halte seit 1493 regiert — war dieser Kaiser nicht nur unermüdlich als Politiker und Krieger tätig, er war auch ständig erfüllt van Plänen zu Dich tungen und Denkmälern, zu wissenschaftlichen Organisationen. In die Reihe dieser Pläne, die bereits den Stempel einer huma nistisch orientierten Epoche tragen, aber mit einer dem Kaiser eigene» Romantik vermischt sind, gehört der sicherlich auf antike Quellen zurückgchende Plan zn seinem eigenen Grabmal. Er weicht in jeder Hinsicht von allem Herkömmlichen ab In seiner Lieblingsstadt Innsbruck wallte der Kaiser eine neue Kirche errichtet haben, die als Ganzes den Grabmalgcdan- ken verkörpern sollte. In ihr tollten sodann 40 große Statuen seiner „Ahnen", von Julius Cäsar bis aus seinen Sohn Philipp den Schönen lKarls V. Vater) Ausstellung finden, um als die hervorragendsten Vertreter seines Stammes ihm das letzte Ge leite zu geben. Dazu sollten sich zwei Gruppen kloinercr Bild werke gesellen, nämlich 34 Kaiserbüsten. .in welchen den „Vor fahren im Stamm" die „Vorfahren am Reich", das sind die Vor gänger in der Kaiserwürde gegenübcrgestellt sind, und die hun dert Statuetten der Heiligen des Erzhauses als Fürbitter". An die Errichtung einer Tumba hat der Kaiser niemals gedacht, er wollte vielmehr unter dem Hochaltar begraben sein, „so daß der mcsselesende Priester ans seiner Brust zu stehen kam". Die ser ebenso eigenartige wie große Plan, mit dellen Ausführung man 1502 begann, ist zu Maximilians Lebzeiten auch nickt an nähernd vollendet, und erst 1582 stark verändert zu einem Ab schluß gekommen. Zunächst einmal hat es das Schicksal nickst gewollt, daß Maximilian in Innsbrnck beigesetzt wurde. Diese seine Stadt, in der er erschöpft vom Augsburger Reichs tag und schon kränkelnd heimkebren wollte,,verschloß ihm ihre Tore, weil er ihr viel Geld schuldete: von einem tödlichen Fieber erfaßt, ritt er weiter nach Wels, wo er am 12. Januar '519 starb. Er ist dann in der St.-Georgs-Kapelle zu Wiener Neustadt so unter dem Hockmltar begraben worden, wie er cs sich kür seine Innsbrucker Kirche gewünscht hatte. In dieser Innsbrucker Hofkirche aber kam nun, unter Be teiligung der verschiedensten Künstler und während eines langen, Geschmack und Stil verwandelnden Prozesses, das Grabmal — das eben wirklich nur ein Mal und nicht ein Grab darstellt — zur Ausführung. Daß ihm dennoch eine Geschlossenheit inne wohnt, die Oberhammer in der „Deutschen Kunst" veranlaßt, es mit den Gestalten des Naumburger Chores zu vergleick>en. in ihm „einen Höchstpunkt plastischer Gestaltungskraft, die glanz vollste Ausprägung zeitgemäßen Rittertums" zu sehen, beweist, von ivelch großer Wirkungskraft die leidenschaftsersüllle Idee Maximilians gewesen ist, so daß sie noch fast über ein Jahr hundert hin die Gestaltungsfähigkeit der Künstler zu leiten vermochte. Trotzdem aber ist Maximilian in einem wesentlichen Punkte mißverstanden worden: Es brauchte in dieser Grabmal kirche — noch dazu sie nun nicht einmal den Leichnam des Kai sers barg — keiner Tumba; dennoch hat man. ganz zuletzt nm 1561, eine Tumba errichten lassen, zu der drei Brüder Abel aus Köln verpflichtet wurden; ein Meck-elncr Bildhauer, Alexander Colin — vorher am Bau des Heidelberger Schlosses tätig — schmückt in Anlehnung an Dürers, von Maximilian ispirierte „Ehrenpforte" die Seiten der Tumba mit Marmorarbcilcn und entwirft die lebensgroße, aus dem Sarkophagdcckel kniende Figur des Kaisers, die dann von dem Italiener Ludovico de Duca 1582—1584 gegossen wird. Statt der geplanten 40 Ahnensiguren sind dann 28 aus geführt und zwischen den Säulen der Kirche, zu selten der Tumba, aufgestellt worden. Während aber die bisherige Kunslgeschichts- schrcibung fast nur die beiden von Dürer entworfenen und von Peter Vischer ausgeführtcn Figuren des Artus und des Theodo- rich, die denn In der Tat wunderbar sind in der freien nud rit terlichen Haltung, in der Mischung von gotischer Schwermut uü renuifsoncehafter Frisck>e, hebt Oberhammcr hauptsächlich den Anteil des Bildhauers Gilg Scsselschreiber hervor, in dem er den Berufenen sielst, der des Kaisers Plan kongenial hätte zur Ausführung bringen können. Aber auch Scsselschreiber starb früh — um 1540 — doch sind tatsächlich die von ihm hcrstam- menden Figuren von besonderer Vollendung. Es sind dies die Gestalten Ferdinands von Portugal — einer von Maximilian» mütterlichen Vorfahren —, Ernsts des Eisernen, des Pater» Der Bearbeiter süv all« zkvtten Fragen und de» Leibarzt de» Führer» in der Z)raa«v Burg Unser Bild zeigt Rcichskom- missar und Gauleiter SS- Gruppenführer Konrad Heu lein (links) und den Leib arzt des Führers Obersturm führer Dr. Brandt (rechts) in einem Augenblick der Er holung aus der Prager Burg. Konrad Henlein ist dem Oberbefehlshaber der Gruppe III als Bearbeiter für alle zivilen Fragen beigegebcn worden. (Associated Preß, M.) Friedrich III. und Maximilian I. Verühnrte deutsche Aaisergräber in Innsbruck und Wien