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V. Selbständige Eisenkonstruktionen. A. Gebäude aus Eisen. Als die ersten ganz aus Eisen hergestellten Gebäude möchten die englischen Treibhäuser zu betrachten sein; dieselben hatten bereits im Anfänge unseres Jahrhunderts eine solche Berühmtheit erlangt, dafs die französische Regierung im Jahre 1833 den Architekten Rohault und den Professor der Botanik Mirbel nach England entsendete, um für den Bau des naturhistorischen Museums in Paris Studien zu machen, speziell um die daselbst mit grofser Vollkommenheit und Zweckmäßigkeit ausgeführten Treibhausanlagen kennen zu lernen. In diesen Studien wird besonders hervorgehoben, wie zweckmäfsig es sei, den Glaswänden eine gekrümmte Gestalt zu geben, und erreichte man solche Krümmungen der Eisensprossen ohne Anwendung von Maschinen. In der Försterschen Bauzeitung vom Jahre 1837 sind die Resultate der Reisestudien Rohaults über die berühmtesten Gewächshäuser von Lod- diges, Cottam, Lee, Kenedy u. s. w. in ausführlichster Weise mitgeteilt und müssen wir uns darauf beschränken, auf diese interessanten Mitteilungen hinzuweisen, wie wir dies auch tliun in bezug auf die Treibhäuser und Gallerieen, welche seiner Zeit als Erweiterung des naturhistorischen Museums in Paris, und zwar infolge der eben erwähnten Studien erbaut wurden *). Die zwei grofsen Pavillons für die Palmen haben im Grundrifs eine Frontlänge von 20,0 m, eine Tiefe von 12,5 m und eine Höhe von 15,0 m, sie bestehen in ihrem Hauptgerüst aus Säulen von Gufseisen, welche sicli in den Umfassungswänden in Entfernungen von 4,00 m von Mitte zu Mitte wiederholen; auch im Innern befinden sich in gleich-weiter Anordnung 8 frei stehende Säulen, welche einerseits zur sicheren Unterstützung des Glasdaches dienen, andererseits einen aus der Mitte des Daches hinausreichenden Aufbau gestatten. Die äufseren Säulen tragen eine auf Konsolen vorgekragte gufs- eiserne Dachrinne, welche dem Treibhause als Hauptgesims dient, zugleich aber so viel Platz gewährt, um als Gang für die Gärtner benutzt zu werden. Zwischen den gufseisernen Säulen befinden sich Felder aus gewalztem Falz eisen, in welchen das Glas unmittelbar eingekittet ist. *) Der grofse Pavillon für die Palmen und tropischen Pflanzen mit den damit verbundenen Treibhäusern ist abgebildet und beschrieben in Försters Bauzeitung 1837, S. 271, Blatt 146. Vollständige Darstellung der Einrichtung des Museums mit allen Details findet man in dem Prachtwerke von Roliault bei K. F. Köhler in Leipzig. Gottgetreu, Hoclibaukonstruktion. III. 13