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38. Jahr« Nummer 58 Urjchaliü > «al «SchanINch. Meeallichar vezugapr«!, nutz kiS,,, «infchl. « Vf, « VI,. rrlgnlahn l.70; »ar» »la Vck t.7» ainfchllabNch PaftUdirwaücmgqabW, pljOgllch « Vfg. P°ft-B<ft<llgell>. »I«j«i-K,. lv Pf,., Sonnabaed. und FMag^ri,. » Pf«, «bbaftellunza» MÜH«, fpftkftan, alne Wach, »«, «blauf dar v«> ig»z«It fchrlstllch beim Verl-, «Ingegan,«» fal» Unfer» Lrl,« dürfe» kalna Abbestellun,«, an!,e,«nne-m,». gür Platzwllnfch« llnne» volfssettung Schrlfllellu,,: Dratten-«., Pollerftrabe l7, Fernruf W7ll ». »lftir Dil-düft,stell,, vrull und Verlag: Sennanta vuch»ru«er«I und Verl», Itz. und S. Winkel. PoNerftratz, l7. Farnruf »wir. PastfcheS: vr. WS, vant: Sladlbank Deeode» Ar. »»717 Mittwoch, -en 8. MSrz 1SZS Im Salla von hdderer Tewall, Verb»». «Inlrelendn vettled« flSrungen Hal der v«,Ieh,r »der werbunglretben», lein« iinjprüche, fall» die Zellun, in destrrnllein Umian,«, »ar» Ipälel oder ni»l «riihelnl Sr,llllun,,ar« ist vr » e » » » Vorstoß gegen das AeuiralUASgesetz Bezeichnende Erklärung Roosevelts Der demokratische FraktlonSvorslhende fordert die Einmischunaspolltik . Washington, 8. März. Die von Roosevelt gegen das Neutralitiitsgesetz begon- neue Attacke geht weiter. Auf der Pressekonferenz war an Roosevelt die Frage gerichtet worden, ob „das Bestehen der amerikanischen Neutralitätogesetzgebnng die Sache des Weltfriedens gefördert" habe. Der amerikanische Präsident verneinte diese Frag« und behauptete dartibcr hinaus, der amerikanische Einstich auf die Weltbesrledung in de» letzten drei Jahren seit Inkrafttreten dieses Neutralitäts gesetzes wäre wahrscheinlich größer gewesen, wenn das Gesetz nicht existiert hätte. Der Rede R^asevelts auf der Pressekonferenz am Diens tag folgte eine zweistündige Rede des demokratischen Frak tionsführers Berkeley im Senat. Berkeley erklärte dort wörtlich: Amerikas Außenpolitik bestehe nicht nur darin, den Frieden auf der westlichen Hälfte der Erdkugel zu erhalten, sondern auch zur Erhaltung des Friedens in anderen Weltteilen beizn tragen. Die „Newyork Times" schreibt dazu, d-ch die Erklärungen Roosevelts und Berkeleys zweifellos ans Grund einer gemein samen Besprechung erfolgt leien und die Einleitung zu dem Versuch darstell'en, das Neutralitntsgeseh zu wi derrufen, zumindest aber zu revidieren. Amerikanische Gewerkschaften gegen Eonferenclers Verspottung von Notstandsarbeitern sott nicht mehr geduldet werden Newyork, 8. März. Die Leitung der Gewerkschaft amerikanischer Schauspieler tat nunmehr ihren mehr als 1OOOO Mitgliedern ein striktes Anbot erteilt, die „WPA", wie die „Bundesbehörde für pro duktive Erwerbslosensürsarge" kurz genannt wird, weiterhin zum Mittelpunkt ihrer Witze und Glossen in Theatern, Kaba retts oder Kaffees zu machen Die „WPA", von der rund drei Millionen Notltandsarbel- t:r betreut werden, ist seit ihrem Bestehen ein beliebtes Thema für den beißenden Spott jüdischer Conferenciers oder Nacht klubkomiker. Diesen Witzemachcrn ist es heute bereits gelun gen. die Notstanüsarbeiter, unter denen sich viele anständige und arbeitswillige Amerikaner befinden, als faule und unnütze Glieder der Gesellschaft hinzustellen. Die Annahme einer WPA- Arbeit gilt heute bereits als das Zeichen des tiefsten sozialen Sturzes! Diese Aktion verdient in Deutschland darum besondere Beachtung, da die amerikanische Presse auf die kürzlich erfolgte Suspendierung deutscher Conferenciers hin geschlossen über Deutschland herficl und u. a. behauptete, in Deutschland habe man überhaupt keinen Sinn mehr für Humor. Immerhin wird das Vorgehen der Gewerkschaften von den Zeitungen dazu benutzt, sämtliche bisher bekanntgewordenen Witze zu veröffent lichen. Daß die WPA diese Witzliste allerdings auch selber bereicherte, sei hier am Rande vermerkt. Erst am Dienstag hat nämlich eine Arbeiterkoionne der WPA in Brooklyn ein falsches, einer Sparbank gehöriges neues Haus abgerissen, das für den Abbruch bestimmte, baufällige Haus jedoch stehen lassen. USA will den südamerlkanlschen Staaten Kriegsschiffe bauen Reue Wersten geplant. Newyork, 8.'März. Wie „Daily Mirror" aus Washington berichtet, beabsich tigt das Staatsdepartement, die amerikanischen Marinewerf ten den ibero-amerikanischen Staaten zum Bau von Kriegs schiffen zur Verfügung zu stellen. Das Staatsdepartement, so erklärt man, wollte verhindern, daß z. B. Brasilien oder Ar gentinien bei anderen Ländern ihre Bestellungen aufgeben. Da aber die Werften der Vereinigten Staaten auf Jahre hinaus voll beschäftigt feien, plane man den Bau neuer Wersteu ausschließlich zu diesem Zweck. Ein entsprechender Gesetzes vorschlag sei auch bereits von den leitende» Männern des amerikanischen Staates bei einer vertraulichen Vorlage gut geheißen worden. Oie „Partei des ungarischen Lebens" Ueberführuna der ungarischen Aealerunaspartel - Saranyi und Zmredy in der Parteiführung Budapest, 8. März. In Gegenwart des Ministerpräsidenten und der Kalunettsmitglieder hielt die Regierungspartei gestern abend eine Konferenz ab, die nunmehr auch formell die Ueber- sührung der bisher unter dem Namen „Partei der nationalen Einheit" wirkenden Regierungspartei in die kürzlich gegründete ..Partei des ungarischen Lebens" vollzog. Zum Vorsitzenden der Partei wurde Baron Ladislaus Vay ge wählt. Die früheren Ministerpräsidenten Daranyi und E m - redy werden auch weiterhin in der neuen Regierungspartei als führende Persönlichkeiten wirken. Ministlrpräsidcnt Graf Teleki betonte, daß auch die „Par tei des ungarischen Lebens" die Verwirklichung der Ideen des verstorbenen Ministerpräsidenten Göinbös anstrcbe. Nur die Formen und die Leiter änderten sich, die Idee aber bleibe un verändert. Die heutige Regierung gehe von den Zielsetzungen Gömbös' nicht ab, wenn sie Form und Nahmen der Partei der Zeit gemäß ändere. Der Ministerpräsident wies darauf hin, daß innerhalb eines Jahres das Mandat des Reichstages ablaufe. Es werde daher innerhalb dieses Jahres durch die Wahlen zur Aeußerung des politischen Willens kommen. Am Schluß der Sitzung erfolgte die Aufnahme der neu in die Regierungspartei elngetretenen neuen Abgeordneten. Dem ungarischen Parlament gehören 261 Abgeordnete an. wovon dis Regierungspartei jetzt 120 und die oberungarischen Abgeordneten 16 Sitze innehaben. Dle Vapftkrönung am Sonntag Rom, 8. März. Die Krönung des neuen Papstes, die auf den kommenden Sonntag festgesetzt ist, wird nach Blättermel dungen in der Form von der bisherigen Uebung abweichen. Bisher war der feierliche Akt in seinem ganzen Umfange in der Peterskirche vor sich gegangen. Bet der Krönung Plus XII. wird die feierliche Veranstaltung in zwei Abschnitte geteilt: die eigentlichen liturgischen Handlungen finden im Innern der Pe- tcrskirche statt, die Krönung selbst aber wird auf die mitt lere Loggia der Peterskirche verlegt, damit die Masse des Volkes, die auf dem weiten Platz versammelt ist, unmittel bar an dem feierlichen Akt teilnehmen kann. Der Rangälteste der Kardinaldiakone, Kardinal Caccia Dominioni, wird dabei dcm neuen Papste die dreifache Krone der Tiara aufsehen, als Z.ichen der dreifachen päpstlichen Gemalt. Der Papst selbst 'N Inhaber dieser Gewalt nach kirchlichem Rechte bereits von b, u Augenblick an, wo er im Konklave die Wahl angenom- u:.m hat. Die Krönung hat also nur zeremoniellen Charakter. I'nncrlstn bealnnt mü ihre.» Tag die Regierungszeit de» P'pstss amtlich zu zählen. SS-Exvediiion Emil Schäfer verlädt Lhasa 50 Tage Gast der tibetanischen Regierung. Schanghai, 8. März. Die SS-Expedition Ernst Schäfer verläßt Lhasa am 0. März, nachdem sie sich dort l>0 Tage als Gast der tibetanischen Regierung ausgchalten hat. Die Ne gierung Tibets genehmigte der SS-Expedition den Besuch von Falnng-Phodang der ehemaligen Hauptstadt Tibets, in der Nähe des Tsangpo-Tals sBrahmaputra). Von dort wird die deutsche Expedition über Schigatse und Gjantse nach Gangtok In Sikkim zurückkehren, wo sie Ende Mai einzutreffcn hasst. Schwere Schneefchäden tm Allgäu . Zahlreiche Störungen im Fernsprechverkehr. Füssen, 8. März. Am Dienstagnachmittag ging über Füssen und Umgebung ein stundenlanger heftiger Schnee fall nieder. Durch den nassen und schweren Schnee wurden zahlreiche Licht- und Fernsprechleituugen beschädigt, so daß die Perbindungen nach mehreren Richtungen hin empfindlich ge stört wurden. Innerhalb des Stadtgebietes wurden eine Reihe von Lei tungsmasten umgclegt und die Leitungen unter dem Druck der schweren Schneeweissen buchstäblich zerrissen. Auch die Stromzufuhr geriet Ins Stocken, so daß die Straßenbeleuchtung an vielen Stellen längere Zeit außer Betrieb gesetzt war. Der Schneefall dauerte bei sinkenden Temperaturen die ganze Nacht über an, so daß im Tal bereits 20 bis 25 Zen timeter Neuschnee liegen. Auch am Mittwochmorgen schneit es bet minus 3 Grad weiter. 22 Wann starke Trägerkolonne von einer Staublawine ersaßt Bier Tote. Lenk l. Simmental, 8. März. Am Dienstagabend wurde ein« Trägerkolonne des Winterwiederholungskurses der Ge- birasbrlgade 11, di« eine Tagesportlonsverpslegung von der Ifsingeralb nach der Wlldhornhütte in den Berner Alpen an der Grenz« gegen das Wallis tragen sollte, in der Nähe der Hütt« von einer gewaltigen Staublawine erfaßt. Von der 22 Mann starken Kolonne konnten 18 gerettet werden. Die übri gen vier, «in Oberleutnant, zwei Leutnants und «in Wacht meister, konnten nur als Leichen geborgen werden. Verwirrung der Gefühle Bon unserem Vertreter. Paris, Anfang März. Französische Politiker stellen in össentlichen Reden immer wieder mit Nachdruck sest, daß die Dritte Republik für die Erhaltung der Freiheitsprinzipien der Revolution von 1789 kämpfe, deren 150. Jahrestag in diesem Sommer festlich begangen wird. In Wirklichkeit vollzieht sich die französische Besinnung und offensichtliche moralische Er holung durchaus nicht im Zeichen der Ideale von 1789, sondern unter dem Einfluß totalitärer Er da nkengänge, die sich der einzelne Franzose fast un bewußt zu eigen macht. Allerdings wird der Mann auf der Straße niemals zugeben, daß die Erfahrungen und Methoden des Deutschen Reichs und Italiens für gut und nachahmenswert erachtet würden: dies würde seinen Nationalstolz, sein Bewußtsein von der französischen Or,- ginalität und Ueberlegenheit verletzen; aber er stellt immerhin nicht in Abrede, daß das Volksfrontexperiment und die ganze sozialistische Aera ein falscher Weg gewesen ist und in erheblichem Ausmaß zur Schwächung Frankreichs beigetragen hatte, und diese Kollektiveinsicht bedeutet im Lande der individuellen Freiheit einen entscheidenden Schritt zur Bildung einer neuen nationalen Disziplin, der sich unser westliches Nachbarvolk in der neueren Geschichte immer nur in Ausnahmefällen zu unterziehen pflegte. Man wird schwerlich in Abrede stellen können, daß nach der französischen Mentalität die nationale Einigkeit und das disziplinierte Zusammenwirken des gesamten Volkes nur als notwendiges Uebel vorübergehend „ertragen" wird, und daß für die Verbreitung und Festigung dieser Idee um ihrer selbst willen nur wenig Neigung besteht. Hierin liegt eine gewisse Gefahr, deren schädliche Auswirkungen schon heute sichtbar werden: wenn die führenden Politiker wegen der internationalen Konjunktur überzeugt sind, daß Frankreich sich keine inneren Unordnungen leisten kann, malen sie das Gespenst der äußeren E-esahr in kräftigen Farben an die Wand; denn erst die Schaffung und fleißige Unterhaltung einer Psychose bringt jenen moralischen Umschwung mit sich, der die ge samte Nation zur nützlichen Einheit stempelt. Wenn auch die offizielle französische Außenpolitik An- griffe auf fremde Staaten tunlichst vermeidet, so gelingt es ihr doch nicht, zu verhindern, daß gegen gewisse Natio nen, die ihre Lebensintcressen anmclden, — welche in der Einbildung Frankreichs nicht mit den Interessen von Paris konform gehen —, in den breiten Schichten Haßgesühle ge weckt werden. Es genügt, daß die Minister und führenden Parlamentäticr — sei es pharijäerisch, sei es in gutem Glauben — immer wieder versichern, daß Frankreich an der internationalen Unruhe keineswegs schuldig sei, daß es nichts sehnlicher wünsche, als mit allen Nachbarn in Frie den zu leben, daß es an niemanden territoriale Forderun gen stelle usw., um die „logische" Schlußfolgerung aufkom men zu lassen, daß eben die Nachbarn dafür verantwortlich gemacht werden müssen, daß die Steuern für 1989 um zehn Milliarden Franc erhöht wurden, daß die bequeme Vicr- zigstundenwoche nur ein schöner Traum gewesen ist. daß der Staat kaum an etwas anderes denkt, als an die fieberhaf ten Rüstungen... Dazu kommen noch die verschiedensten Prognosen, ge. wisse Leute wollen prophezeien können, daß das Frühjahr schwere internationale Verwicklungen mit sich bringen, und daß die Widerstandskraft Frankreichs auf eine harte Probe gestellt würde. Endlich wären noch die Erklärungen der internationalen Kriegshetzer, die sich als Freunde Frank reichs und als Garanten seiner Sicherheit und Freiheit auf spielen, zugleich aber ihre Anbiederungsbemühungen mit Beleidigungen und Verdächtigungen der totalitären Staa ten verbinden: alle diese Erscheinungen haben eine ge fährliche Atmosphäre geschaffen, und der Vorteil einer pro gressiven Aufreibung marxistischer Ideologien wird durch den Nachteil zunichte gemacht, daß sich diese Selbstbesinnung nicht in einer gesunden Atmosphäre vollzieht, sondern daß sie von einer neuen Kriegspsychose begleitet wird. Die juristische Anerkennung der Regierung Franco durch Frankreich und England kann nicht als Beweis dasür hingenommen werden, daß sich Paris und London für ein» außenpolitische Neuorientierung im Sinne der europäischen Notwendigkeiten entschlossen hätten. Gewiß gibt es am Quai d'Orsay verantwortliche Persönlichkeiten, die den Not- wendiakeiten und tatsächlichen Gegebenheiten nüchtern in» Auge sehen, und die ehrlich davon überzeugt sind, daß di» Münchener Abkommen die Möglichkeit einer europäische» Befriedung eröffnet l>aben, aber die Zahl ihrer Gegner ist leider recht groß, und man kann sagen, daß sie im Gefolge der italienischen Forderungen noch gewachsen ist. Diese Politiker bilden sich ein, daß die enge Freundschaft, die zwischen der spanischen Nationalregieruna und den Achsen, möchten besteht, in absehbarer Zeit für Frankreich gesähr- lich werden könnte, weil man nicht allein die Veränderung