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Sächsische Volkszeitung : 23.03.1940
- Erscheinungsdatum
- 1940-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-194003236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19400323
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19400323
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1940
-
Monat
1940-03
- Tag 1940-03-23
-
Monat
1940-03
-
Jahr
1940
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.03.1940
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was die BIberacher Chronik von den BIberachern berichtet: „Die leuth brennen vil liechtlin vor dem grab, knien nieder und betten viel mit andacht: auch sind neben dem Grab »rohe Kerzen von den bürgern und von den ztinftcn gesteckt, die tag und nacht brennen, bis unser Herrgott uferstanden ist." Die heilige Osternacht brachte dann zwei sinnige Feier lichkeiten, die spezifisch deutsch waren: die zeitlich ältere der Besuchung des offenen Grabes durch di« Geistlichkeit in Pro zession und die jüngere der eigentlichen A u f e r sie h u n gs - feier mit dem Allerheiligstcn, das vom offenen Grab in feier lichster Prozession zum hohen Altar gebracht wird. An Kirchen, die nicht die genügende Zahl von Priestern hatten, dursten ehrbare Frauen als Vertreterinnen der drei Marien an der durchaus liturgisch gehaltenen Besuchung des offenen Grabes Mitwirken Sonst vertraten deren Stelle am Grab zwei Priester in Ornat, die Stelle der Engel zwei Dtakane in Levttengewän- dern und die nachher hinznkommenden Apostel zwei ältere Priester ohne Ornat. Die Vermutung spricht dafür, dah die jüngere volkhafte Auserstchungsfeier den Versuch des Volkes, den älteren Grabesbesuch der drei Frauen auf das ganze Volk auszudehnen, vereitelte und diese Volksszenen in die auskom menden Ost er spie le überleitete. Man hat den Eindruck, dah der mittelalterliche Mensch, wenn man ihm die Freiheit lieh, sein Frommes plastisch zu gestalten, sich in der Form leicht vergriff. Selbst in den Bolks-Vsterspiele,, wirkt die Szene des Wettlaufs der beiden Apostel und der Frauen, vor nehmlich wegen der Scherze, wclä)e die Apostel unterwegs machten, das Gefühl <>erlehend. Für die an sich schon spielfreudige Geistlichkeit war die Leidensgeschichte des Herrn eine gegebene Unterlage zum chorisch-deklamatorischen Vortrag ihrer Szenen. Kräfte hatten sie ja genug und aus ihren eigenen Spielen vom Stephans-, Johannes- und Unschuldigenkindertag reiche Erfahrung, wie man spielen müsse. Selbst einzelne Geistliche verspürten Lust, aus der Reserve herauszutreten, die ihnen der heilige Ort, an dem sie standen, und die Heiligkeit des Geheimnisses, das sie verkündeten, auferlegten, und mit den Zuhörern in Rede und Widerrede in Verbindung zu treten. Das sog. „Ost erge leich ter" bildet« nact)gcrade einen Bestandteil des Volks-Ostern und gehörte als solcher, wie Gesang und Gebet, zum Ostergot- tesdieiist. Der Geistliche flocht in seine Festansprache Scherze ein, die als Abschluh der Fasten und bet der bekannten Länge der mittelalterlichen Predigt Abwechslung und Entspannung bieten sollten. So z. B. ries der Festprediger der Klosterkirche zu Marchtal an der Donau am Ostersonntag des Jahres 1500 in die Zuhörerschaft, derjenige Mann, der zu Hause das Regi ment führe, solle den Ostergesang „Christ ist erstanden" anstim men. BctroWn schwiegen die Männer und keiner stimmte an. Als dann der Prediger dieselbe Frage an die Frauen richtete, stimmten alle anwesenden Frauen zugleich den herrlichen Oster- Hymnus an. Das Verbot der Kirche, Eier und Eierspeisen während der Fastenzeit zu gcniehen, weil man diese zu den Fleisch speisen rechnete, hatte naturgemäh zur Folge, dah sich in den Wochen vor Ostern als einer besonders guten Legezeit der Hühner grohe Mengen von Eiern «»sammelten, die man dann am Ostertag grohzügig Bekannten, Paten und Freunden schenkte, schon um sie vor Verderbnis zu bewahren. Als die Kirche gegen Ende des 15. Jahrhunderts den Gebrauch von Eiern auch in der Fastenzeit gestattete, hätte man annehmen sollen, dah die Sitte, Eier auf Ostern zu verschenken, abnchmen müsse: aber die Sitte blieb, wohl weil das Ei schon in den Ueberlieferungen der Völker von alters her eine wichtige Nolle spielte. Heute können wir uns keine christliche Ostern mehr denken ohne das Osterei. Es ist einerlei, ob es aus Holz, Porzellan, Zucker, Schokolade oder Marzipan hergestcllt ist, denn das Symbol liegt jetzt nur mehr in der äuheren Form und nicht mehr, wie vordem bei den Alten, im Innern. Os8 österlieke Hoelismt ä68 ?SP8t68 Die päpstlichen Gendarmen, die am vstermorgen an den Eingangstüren und in der Vorhalle von St. Peter den Zustrom der Menge ordnen, haben ihre Galauniform angezogen: an den langen Beinen schwarze Stulpenstiefel und enge weihe Hosen, ein dunkelblauer Waffenrock mit reichem Schniirwerk auf der breiten Brust, ein langer Schleppsäbel an der Seite und auf dem Kopfe eine rtcsige Bäreninützc aus zottigem Fell, lauter Hünen von Gestalt Im Mittelschiff der Kirche bildet die Palastgarde mit aufgepslanztem Seitengewehr Spalier: gutmütige römische Kleinbürgersleute, die heute mit Stolz den festlichen Tschako oder als Offiziere den Hut mit weihem Hnhnenfederbusch auf setzen, alle mindestens einen Kopf kleiner als die Gendarmen. Die weiten Hallen der Kirche liegen noch in dem matten Licht des mit Dunst und Wolken verhängte» Morgens. Von den Pfeilern die die Kuppel tragen, hängen lange schmale Teppiche aus rotem Damast mit goldenen Borten. Wenn sich in den scin- glicdrlgcn gläsernen Kandelabern, die davor wie an einer Perlenschnur aufgereiht sind, das Licht entzündet, scheint der Kuppelraum die Gesetze der Schwerkraft und der Masse in eine schwebende Harmonie nufzulösen. Der Geist des Barock macht den Marmor klingend. Die riesenhaften Figuren vor den Kuppelpfeilern läsen sich in verzüchter Gebärde aus der Starre des Steines. Ein Blick« In die Menschenmenge. Neben uns ein junger spanischer Geistlicher. Hinter uns zwei hagere amerikanische Pfarrer. Weiter vorn steigt eine Französin mit Spitzcnschleicr auf die Bank. Drüben an dem Pfeiler steht eine Gruppe junger Japaner in den schivarzen, rot ausgeschlagencn Talaren des Missionskollegs der Propaganda Fide. Vor dem Papstaltar mit Spich und Hellebarde zwei Schwcizergardisten mit silbrig schimmerndem Panzer. Eine Abteilung Nobclgarde zieht durch das Mittelschiff: rotseidene Uniformröcke, klirrende Orden, blinkende Metallhelme Ein italienischer Prälat mit schwarzen Augen und lebhaften Gesten gibt seiner Umgebung Erklärun gen. Ehrwürdige Missionspatres mit langen Bärten. Nickt weit davon der asketische Kopf eines Franziskaners. Neben den dunkelhäutigen Krausköpfen junger Abessinier vom äthio pischen Kolleg ein deutscher Tourist im grünen Lodenanzug. Die Welt gibt sich ein Stelldichein. Inzwischen ist es gegen halb zehn geworden. Vom Portal her schwirren scharfe Kommandoruse. Die Palastgnrdc kniet salutierend nieder. Silberne Trompeten blasen den Papst marsch. Der Papst hält seinen Einzug zum österlichen Hochamt. Erst sicht man nur brennende Kerzen. Dann entfaltet sich die Pracht des Zuges. Schivcizcrgardc voran. Vatikanische Diener In rater Damastlivree. Dann die Prokuratorcn der religiösen Orden und die führenden Figuren des Hofstaates: der apostolische Prediger, ein kleiner Kapuziner mit grauen« Bart, der Beichtvater des Hofstaates, aus dem Servitcnorden, Gcheimkapläne In Violett mit den Mitren des Papstes in den Händen, der päpstliche Hostheologe, ein Dominikaner, die Richter der Nota und die Prälaten der Signatur mit dem Papstkreuz und den sieben Leuchtern. Ein lateinischer und ein griechischer Subdiakon, ein lateinischer und ein griechischer Diakon. Die Beichtväter von St. Peter, denen als Symbol der richterlichen Gewalt blumengeschniückte Stäbe vorangetragcn werden. Dann in Chormänteln und mit leuchtend weiher Mitra Aebte, Bischöfe, Erzbischöfe. Patriarchen, Kardinale. Dann endlich unter einem Baldachin aus weiher Seide, auf dem Tragsesscl sitzend, der Papst in einem weihen Chormantcl, die dreifache Krone der Tiara auf dem Haupte. Väterlich segnend zieht er vorüber. In allen Sprachen der Welt bcgriiht ihn stürmischer Jubel. Auf einen« kleinen Throne an« linken Eingang der Apsis empfängt der Papst nach alten« Brauch die Huldigung der Kardinale, Patriarchen, Erzbischöfe, Bischöfe und Aebte. Während der Chor die Terz singt, legt er die Pontisikal- gewänder an. Dann beginnt das päpstliche Hochamt. Es ent faltet sich in dem Raume der Apsis, bald am Papsialtar, bald an dein Throne unter den« Stuhle Petri, in den liturgischen Formen, die dem bischöflichen Pontisikalamt ähneln, aber reicher entwickelt sind und viele Gebräuche aus dei« ältesten Zeiten be wahren, die sonst in der Liturgie der Kirche nicht weh«' erhalten sind. Epistel und Evangelium werden zuerst in lateinischer, dann in griechischer Sprache verlesen und spannen den Vagen der kirchlichen Einheit des Abendlandes und des Morgenlandes über den« Grabe Petri als Erinnerung und als Hoffnung. Seinen Höhepunkt erreicht das päpstliche Hochamt bei der Wandlung. Wenn das „Sanktus" verklungen ist, hört man leise Kommandorufe. Die Offiziere ziehen den Degen, die Garden salutieren, alles Volk sinkt in die Knie und hoch oben ans der Kuppel ertönt aus silbernen Trompeten eine wunderbare Musik. Es sind die feierlichste«« und eindrucksvollsten Minuten, die man in St. Peter erleben kann. Die Kommunion wird dem Papst vom Altäre zu seinem Betstuhl vor dem Throne gebrockt. Vor dein letzten Evangelium spendet der Papst den Segen. Mit dem feierlichen Auszug des Papstes geht das österliche Hochamt zu Ende. Cs geht ans ein Uhr zu. Auf dem Vetersplatz, den der vier gestaffelte Säulenoang zugleich ausweitet und zusammenhält, hat sich eine unübersehbare Menschenmenge versammelt. l'Zanz Rom ist auf dei« Beinen, die Einheimische«« und die Fremden. Alle Sprachen. Alle Nationen. Alle Ordenstrachten. An vielen Punkten des Platzes leuchte«« als Helle Farbflecken die krebs roten Talare der Germaniker und die weihen Hauben der Klosterfrauen Italienisches Militär in Varadeanfstcllung bat den Platz vor der Fassade abgespcrrt. Ans der Freitreppe lind die bunten Uniformen der Palastaarde und der pünktlichen Gen darmen ausmarschicrt. Ein wunderbares Bild. Nun wird an der Morgenschicht heim: Den Vornemann hals getrosfeni Bcrg- mannslos! Aber der Stein hatte Ihm das Rückgrat nicht — wie die Kameraden es für gewitz gehalten — zerbrochen. Irgendwie mutzte das gcivaltige Felsenstück im Niedersturz noch gehalten sein, dah seine Wucht nicht zerschmettert hatte. „Es ist beinahe unglaublich!" hatten die Kameraden bei ihren Besuchen im Krankenhaus immer wieder ihrem Verwundern Ausdruck gege ben, und auch den Aerzten war der „Fall" Bornemann seltsam, unerklärlich geblieben. Er selbst? Aus Beimihtlosigkeiten und Dämmerzuständen der ersten, schweren Wochen erwacht, hatte neben der Sorge «in« Fran und Kinder ihn nichts so beschäftigt, als das Geschehe«« im Schacht Was hatte die furchtbare, die Todesgefahr, nbge- wendet? Und «vao hatte ihn Im Krankenhause, als mit Schwäche und schweren Fiebern der Tod zum zweiten Male ihm so greifbar nahe gewesen, wiederum aus dem Schatten gelöst? Um den Sinn dieses Geschehens hatte er gerungen, rang er noch jetzt und so wenig klar er noch sah, so dunkel noch ihm die Zukunft scheinen wollte, eines verstand er in leiser Verwirrung doch: Anderes, als blindes Zufallsspiel, muhte hü tend, bewahrend hier gewaltet haben. Die Kinder kamen aus der Kammer, grühten munter den Vater, der so lange in dem großen Hause mit den vielen Belten gewesen. Dann leuchteten die blanken Augen über des lieben Osterhasen- bunte Nester, Uber Blütengerank und dei« Fcstkuchcn hin. Die beiden Kleinen jubelten laut. Martin nahm missend das kleine Geschenk entgegen. „Ich danke Euch!" späte er ein fach, und die Mutier trua lächelnd, reicher als die Kinder be schenkt, den Kaffee zu Tisch. Johannes Dornemann muhte sehr gut. mit welch geringen Mitteln die Frau seit seinem Unfall die Wirtschaft zu iükrcn gezwungen war. Es war nicht ihre Art, zu Klagen, und so hatte sic auch jetzt schwelgend mit mutiger Selbstsicherheit sich in die veränderte Lage hineingefundcn. Der Ostertisch war freundlich, wie immer, gedeckt und lächelnd, ermunternd sah sie >m Kreise, so heiter, als wisse sie von keinem Schatte«, über kommenden Tagen Barnemann seufzte leis«' und cs «vollte doch*zages Freuen in ikm aufkommen, heimliches Ausrichten an dem Starkmut dieser stillen Frau. Ruhig gingen die Gespräche. Dan«, mar die Rede, wie so ost In den drei Tagen, da er nun daheim mar, um das Un glück, um das seltsame Geschehen unten im Schacht. „Meine Freunde sagen, cs sei fast mic ein Wunder ge- mcsen, Vater!" Martin sagte es bedachtsam, so, wie man von feierlichen und besonderen Geschehnissen spriclst. —. Ein Wun der, Junge?" Vornemann mehrte unsicher. Ein Wunder an mir geringem Manne! dachte er dann leise verwirrt und bei nahe ehrfürchtig vor solch hohem Glauben der Kameraden, da von die Buben die Rede doch haben muhten. Frau Magdalene sah sinnend. „Dieses, wie manches, das uns begegnet, ist nicht mit ein paar nüchternen Worten zu erklären!" sagte sic dann. — „Solch schwerer Stein!" grübelte Marlin weiter. Die Blut ter, seinem Blick begegnend, nickte freundlich: „Ja, mein Kind, es geschehen viel seltsame, unbegreifliche Dinge «in« uns Ker, an jedem Tag, und auch in unserer Seele geschehen sic! Wir suchen alles mit dem Verstand zu erfassen, daher irren «vir und verwirren uns! Gottes Walten Ist in unser aller Leben spür bar. selbst im tiefste«« Schacht, und mehr in diesen, gütigen Walten, als wir mit flüchtigem Blick erkennen, ist herrlich und wunderbar!" Den Blick in die Blütcnbäume gehoben sah Johannes Bornemann, den Worten der Frau nachsinnend. Der Bub war noch nicht zufrieden In seiner Anschauung über den Unfall des Vaters «var noch eine Lücke. Da sagte aufatinend der Vater: „Es muh wirklich sein, wie Du sagst, Mutter! Es bleibt keine andere Erklärung, als dah eine allmächtige Hand... Er unterbricht sich vlötzltch, sitzt wie in leiser Verlegenheit. Da hat der Bub seine Einwendung zurcchtgelegt: „Der Herr Lehrer sagt, ein fallender Gegenstand strebt nach dem Gesetz der Schwere immer bis zum tiefsten Punkt! Das ist ein Natur gesetz! Es mar doch ein so mächtiger Stein, wie der Vater lasst!" Die Mutter lächelte gütig und warm „Ein Naturgesetz! Und glaubst Du nicht, dah Gottes Allmachtwille, wenn cs in seiner Absicht liegt, die Naturgesetze, die er. der Schöpfer, ja gegeben, aushebcn, unwirksam machen könnte? Ich denke an einen anderen, groh-mächtigen Steinl Der war mit den Siegeln dem Balkon der mittleren Loggia der Fassade der Pclcrskirche ein Teppich mit dem päpstlichen Wappen ausgchängt. Die Sonne ist durchgcbrochen. Zwischen zwei grohe» Fächern aus Strauhenfedern erscheint der Papst auf der Loggia. Lauter Jubel begrüßt ihn. Dani« wird es still. Durch die Lautsprecher am Obelisk hört man die Stimme des Papstes: „Der Segen des allmächtigen Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes komme herab aus euch und bleibe immer über euch." Osterzvsller Zwischen 17 Grad unter und 28 Grad über N >'l Wie wird das Wetter zu Ostern? Das ist eine Frage, die jedes Jahr die Menschen vor den« Fest beschäiNgt. Im allgemei nen verbinden «vir mit dem Auferstehungssest die Vorstellung des Wiedererwachens der Natur. Sind auch die Bäume im allge meinen um dicse Jahreszeit bei uns noch kahl, so möchten «vir doch zu Ostern das erste junge Grün au Büschen und Unterholz sehen, wir möchten die zarten Kinder des Lenzes Anemonen und Leberblümchen, Hasel- und Weidenkätzchen, begrüßen, vor allem aber möchten wir die zunehinende Krast der Sonne svüren und unsere Ostern unter blauen« Frühlingshimmel feiern Es gibt sa nun wirklich Jahre, die uns die schönste Er'üllung diele«- unterer Osterträume bringen, aber ach. wie ost ist das Gegenteil der Fall! Schon das Sprichwort „Grüne Weihnachten, weihe Otter««" be weist. dah Ostern im Schnee gar keine Seltenheit ist. Dazu braucht das Fest nicht einmal to ungewöhnlich früh zu liegen wie dieses Jahr. Die Veränderlichkeit des Osk'ctermins ist weni ger schuld an den extremen Schwankungen der Himmelstanne, die mir zu diesem Fest erlebe«« können, als die Berä>'e>-«-!ichKeit des Wetters um diese Jahreszeit. Das beweist zum Be«sveil die Tatsack>e, dah im Jahre 1884. als Ostern aut dei« 25 März kiel, herrliches warmes FrühlingsweUer herrschte, während das Olten, des Jahres 1805 mit dem besonders späten Termin des 23. April mit Schneegestöber cinzog. Eine merkwürdige Bestätigung der alten Bauernregel „Grüne Weihnachten, mcihe Ostern" brachte das Jahr 1853 Der ganze Winter 1852/53 einschließlich Weihnachten war besonders mild gewesen bis zvm Fastnachtstag. dem 8 Februar. Dann aber setzten Schneefälle und scharfe Fröste ein. die ihren Höhepunkt erst nach dem aslrrnomischen Frühliugsankang erreichten. Die Ostertage, Ostersonntag, -montag und dienslag, vom 27. bis 2l>. März, brachte«, eine für diese Jahreszeit ungewöhnliche Kälte, in Berlin z. V. Temperaturen von minus 12 Grad Cel sius. Aehnlich «var es im Jahre 1815 mit dem allerdings beson ders frühen Ostertcrmin des 23. März. D-el-r März 1815 «vor der kälteste Märzmonat des ganzen Ul Jahrhunderts. An, Palmsonntag hatte Berlin minus 17 Grad Celsius zu verzeich nen, andere Orte noch entsprechend niedrigere Temperaturen. Am Ostersonntag leibst, au dem in der Frühe l«, Berlin nach eine Kälte von 11 Grad geherrscht kalte, « nie in den Bormst- tagsstunden allerdings Tounüud ein. der dos Thermometer rasch zum Steigen brachte. Der Umschwung mar damals so »'üblich und m,haltend, die großen Schneemassen schmolzen so rasch daß verheerende Frühjahrsübcrkchivemmungcn die Folge waren Sogar lange nach Ostern kann manchmal der Winter bei uns noch sein hartes Zepter schwingen. So brachte im gahre 1837 der zweite Sonntag nach Ostern, an, 9. April, einen un geheuren Schneefall, dem strenge Fröste folgten. Dieser verspä tete Wintcrrückfall mit seinen verderblichen Folgen säe die ganze Bcgetation des Jahres hat sich ties in das Gedächtnis der Menschen cingeprägt, so daß noch lange Jahre danach davon ge sprochen wurde. Fritz Reuter, der als Opicr der „Demagogen verfolgung" der dreißiger Jahre die Naturkatastrophe als Ge fangener aus dem Marsch lebte, hat uns in seiner ..Festungstid" eine anschauliche Schilderung davon gegeben. Auch Jahre 1903 tobte am sogenannte«, „Weißen Sonntag", acht Tage nach Ostern, über Norddeutschland ei» surchtbnrer Schncesturm. der an der Ostsceküste schwere Schäden anrichtete. Das war am 19. April. Immerhin stehen diesen öiterlichen und nachösterlickzcn Wintcrtemperalmen in der Gelchichte doch auch eine grohe Reihe wirklich nrarmer und schöner Osterfeste gegenüber, ja sogar richtige srühsommcrliche Witterung können «vir zuweilen um diese Jahreszeit schon verzeichnen. Eines de« nu'sallendstcn Ve>- spiele dafür war das Jahr 1900, aus das viele von uns sich noch besinnen. Ostern siel in diesem Jahre aus den 15. Avei! aber schon die ganzen Tage vorher hatte geradezu sommerliche Wärme geherrscht" Eigentliche ..Sommcrleinpcralur" rechnet mau meteo rologisch von 2ü Grad Celsius au. und diesen Thcrmometerstand konnten manche, an sich keineswegs besonders warmen Orte, wie z. B. Lauenburg i. P., schon am Gründonnerstac: melden. Die beiden folgenden Tage waren noch wärmer, am Kar'reilag hatten zahlreiche Orte in Mittel- und Norzdeutichland Temm'ra- turen von 28 Grad zu verzeichnen. Sogar Königsbera hatte am stillen Sonnabend 25 Grad Celsius, eine völlig einzig dastehende Erscheinung. An den beiden eiaen,ticken Fciertaaen kerrkchie ebenfalls sekr schönes warmes Frühlingswetter. aber '-»ästige Hihegewittcr hatten doch die Temperatur etwas abgekühlt. Solckre verfrühte Sommrrivärme kommt aber n-chl nur Mitte Avril, sondern zuweilen schon im März vor V-li'-lich >kt es ein besonderer Zufall, daß diese meteorologische Seltenheit eines machtvollen Kaisers versiegelt und verschloß ein Felsen grab! Nicht um Fuiacrsbreite wäre er der Krast eines Men schen. mochts ein Riese sein, gewichen! Vor den, Grab hielten Soldaten, schwer in Waffen, die Wach'! Aber es war nach Gottes übermächtigem Willen, die Menschheit zu erlösen llebcr- windung des Todes und Auferstehung beschlossen' lind als der Morgen des dritten Tages kam und die herrliche Stunde, da war dem auferstandencn, verklärten Gottessohn der groß gewaltige Stein nicht anderes Hindernis, als rin Bliitenslöcklein oder das zarte Nctzlädlein einer Spinne! Ein Hauck seines Mundes und das Fiöcklcin verflog, das Fädlein zerriß! Mas sind kaiserliche Siegel, was gewaffnete Wachleute, was ist der groß-gewaltigste Stein vor seiner Allmachtgrößc und Herrlich keit?" Der Bub war entwaffnet und In Johannes Bornemanns Augen war unversehens Glanz und Leuchten wie Widerschein der strahlenden Ostersonnc. Das Gespräch um dei, Unfall war, als sei nun nichts mehr dazu zu sagen, beendet und Frau Mag dalene begann alles für den Gang zum Festamt zu bereiten. Borncinann beobachtete cs und er batte vlötzsich drängend den Wunsch, mit zur Kirche zn gehen. „Es macht Dir zu viel Mühe", sagte er wie in leisem Bedauern, „sonst möchte ich wohl mit Euch." Ucbcrrascht stand Frau Magdalene. „Das freut mich, Johannes!" sagte sie herzlich. „Es ist durchaus keine Mühe!" Kein Wort wurde weiter dazu gesprochen. Vornemann liebte es so wenig, wie sie selbst, solch tief-innerliche Dinge breit ins Gespräch zu ziehen. Als sie ihm dann aber In die sonntägliche Kleidung half, war wahrhaft festliches, österliches Freuen in ihr und tiefer Gottesdank. Eine dunkle Gruft «var geöffnet, ein schwerer Stein fortgcwälzt an diesem Hellen Auferstehlpigs- n,argen. Langsam über schmale Wicsenpsade unter blühenden Räu men dahin zur Kirche. Still gingen sie aber alle, auch der schwergetroffene Mann, trugen österliches Freuen mit. Neber ihnen war die Sonne und welthallend Getön der Glocken: Er Ist aufcrstanden! Der Helle Iubelruf der Erlösten um Christi, des göttlichen Ostcrsiegers ewigen Triumph über Grabnacht und Tod, der nicht verklingen wird bis zum Ende der Zcitciu
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